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No Silent Backlands Festival   24.-26.07.2008   Weißenfels
von rls

Alle Jahre wieder am letzten Juliwochenende organisiert die Jugendinitiative Weißenfels das No Silent Backlands Festival, das den Untertitel "Festival gegen rechte Gewalt" trägt - ein begrüßenswertes Motto und im ländlichen Sachsen-Anhalt strukturell durchaus von Relevanz, zumal in einem Ort dieses Namens, der eine Fokussierung der braunen Front mit dem Ziel der Schaffung einer "national befreiten Zone" geradezu nahelegen würde, zumindest deutlich näher als etwa in Wurzen, auf das sich ein wenig positiv belegtes Wort reimen läßt, das zudem in unsympathischem Zusammenhang mit einer Substanz steht, die die gleiche Farbe hat wie die nationalsozialistische Bewegung. Um nun die hiesige Jugend nicht allein aus dem Grund in selbige Bewegung abgleiten zu lassen, weil sie bei den Nationalsozialisten sinnvolle Freizeitbeschäftigungen geboten bekommt, fährt die Jugendinitiative übers Jahr ein breites Spektrum an Veranstaltungen auf, kulminierend eben im No Silent Backlands Festival. Der erste Tag gehörte einer kriminalpräventiven Puppentheateraufführung für die kleinen Weißenfelser sowie einer diskussionsbegleiteten Filmvorführung des Streifens "Roots Germania" von und mit Mo Asumang, am dritten Tag konnte man auf dem Markt diversen sportlichen Betätigungen nachgehen; die Berichterstattung hier soll sich auf die Abende des zweiten und dritten Tages konzentrieren, die zwei Open Air-Konzerten im Schloßhof gehörten.

Drei regionale Bands spielten am ersten Abend auf einer kleinen Bühne. Paperchampion bestiegen die Bretter mit einer halben Stunde Verspätung und hatten gleich bei ihrem ersten Gig überhaupt strukturelles Pech: Nach dem ausgedehnten Intro und dem gleichfalls ellenlangen ersten Song waren sie gezwungen, ein Break von einer Viertelstunde einzulegen, denn ein Gewitter drohte, und somit mußte der in gefährdeten Bereichen stehende Teil der Technik abgedeckt werden - eine weise Maßnahme, denn kurze Zeit später ging tatsächlich ein Platzregen nieder, der das Publikum unter die Pavillons und Getränkestände flüchten ließ, von wo aus man den Gig aber trotzdem sehr wohlwollend weiterverfolgte und freundlich applaudierte. Verdient hatten sich die vier Leipziger den Applaus allemal, wenngleich sie noch unter einem zweiten Faktor zu leiden hatten, nämlich dem leicht unausgewogenen Sound, der die Leadgitarre und die Effekte weitgehend ins Abseits stellte, was die Wirkung hatte, daß die Songs, die auch nach der Pause immer noch immense Länge aufwiesen, kaum mit Wiedererkennungseffekt aufwarten konnten. Das müßte man sich also auf alle Fälle noch einmal bei besserem Sound anhören, wenngleich dann vielleicht alles schon ganz anders klingt, denn das junge Quartett ist auf Sängersuche - dieser Gig blieb rein instrumental. Das Potential, das in diesen jungen Burschen steckt, ließ der Closer "Missing Pieces" vielleicht am ehesten aufblitzen: völlig obskurer Drumrhythmus im ausgewalzten Intro, dann ein schrittweises Anschwellen des Songs, ein ausgedehnter ruhiger Mittelteil und noch einmal ein anschwellender Soundwall gegen Ende hin. Freilich: Zur nationalen, gar internationalen Spitze der mehr oder weniger instrumental agierenden Soundwallexperten fehlt noch ein gutes Stück, aber ein Grundstein könnte gelegt sein.
Hatten Paperchampion das Musiziertempo eher in unteren bis mittleren, nur selten mal nach oben ausbrechenden Regionen angesiedelt, erhöhten The Acting Apes die Schlagzahl beträchtlich. Sie intonierten klassischen Rock'n'Roll mit starker Rockabilly-Schlagseite (oder meinetwegen auch umgekehrt), der seine Livetauglichkeit vor allem aus dem zumeist sehr flotten, aber durchaus variabel gestalteten Grundbeat bezog, den im wesentlichen der Drummer prägte, da der Kontrabassist von den Bassdrums nicht selten ins klangliche Nirwana befördert wurde. Wußten die Tempoarrangements durchaus zu überzeugen, konnte man allerdings das Harmonieverständnis des Trios allenfalls wohlwollend mit dem Terminus "schräg" umschreiben - irgendwie hörte sich vieles an, als würden Kontrabaß (wenn man ihn denn hörte), Gitarre und Gesang nebeneinander, aber nicht miteinander agieren. Vor allem der Gesang des Gitarristen lag oftmals völlig neben der Spur - das machte der Gastsänger im vorletzten Song besser (auch er hatte ein äußerst eingeschränktes Stimmspektrum, bewegte sich innerhalb dessen aber recht sicher), und im letzten Song zeigte sich, daß die Band intern durchaus eine geeignetere Alternative hätte, denn da sang der Drummer und machte seine Sache durchaus gut, wenngleich auch er nicht zur Spitzenklasse der Vokalisten gehört, aber zumindest sicher seine Sache durchzuziehen in der Lage war. Selbiger letzter Song war übrigens ein cooles und nicht unbedingt erwartetes Cover: "Beating Around The Bush" von AC/DC funktionierte auch als Rockabilly-Version (den Refrain hätte man noch etwas scharfkantiger ausgestalten können, aber sei's drum), ebenso wie das nächste Cover, das die Zugabe bildete, nämlich der auch schon von Atrocity auf "Werk 80" gecoverte alte Eighties-Heuler "Tainted Love". Daß mitten im Set mal ein Riff auftauchen sollte, das etwas an das letzte eingeführte Hauptthema in Running Wilds Epos "Treasure Island" erinnerte, dürfte dagegen eher Zufall gewesen sein. Das Publikum ließ sich vom obskuren Harmonienebeneinander des Trios nicht stören, sondern feierte statt dessen eine Rock'n'Roll-Party, zumal mittlerweile auch der Regen wieder aufgehört hatte, die Temperaturen aber trotzdem nicht ins Bodenlose sanken.
Nach einer ellenlangen Umbaupause betraten Kleptocracy die Bühne und warfen wieder eine komplett andere Stilistik ins Gefecht: knochentrockenen Hardrock mit leicht alternativer Schlagseite, ohne allzutief im Grungesumpf zu versinken, statt dessen lieber hart geradeaus rockend und die Straße ebnend, ohne die Dampfwalzen der Stonerbands anwerfen zu müssen. Wer eine Band namens Gang Loco kennt, wird trotz sich deutlich unterscheidender Sänger musikalische Verwandte im Geiste entdeckt haben, wobei Kleptocracy, hier wiederum The Acting Apes ähnelnd, kaum mit einprägsamen Melodien arbeiteten. Im vierten Song wagten sie sich sogar kurz in Speedthrash-Gefilde vor, bauten in "Memories" einen hübschen Exzelsioreffekt ein und gönnten sich im Closer sogar noch Reggae-Ausflüge. Die Gitarrenarbeit wußte zu überzeugen und war auch gut durchhörbar, wohingegen der übrigens von einer Dame bediente Baß akustisch eher unterzugehen drohte. Der Sänger, eine forsch-fordernde Art an den Tag legend und skurrilerweise etliche Ansagen in Englisch haltend, wiederum erzeugte beim Publikum einen ambivalenten Eindruck, und obwohl sich das Auditorium nicht so richtig sicher war, ob es eine Zugabe hören wollte oder nicht, spielten Kleptocracy kurzerhand noch eine, deren Melodik irgendwie bekannt schien (ein Cover?). Damit endete der Abend, was Livemusik anbelangte, und die anschließende Disko trieb den rocksozialisierten Teil der Anwesenden mit Schoten wie "Sex Bomb" schnell in die Nacht hinaus.

Hatte der zweite Abend eine halbe Stunde verspätet begonnen, so standen Flesh'N'Blood am dritten Abend bereits fünf Minuten vorfristig auf der Bühne, so daß der zehn Minuten nach planmäßiger Anstoßzeit eintreffende Rezensent nur noch ihre letzten drei Songs mitbekam. Stilistisch dürfte sich an dem klassischen Punkrock aber wohl auch im ersten Setteil wenig geändert haben, lediglich die Frage, ob der eine deutschsprachige unter dem letzten drei Songs eine singuläre Erscheinung war, konnte so nicht eindeutig beantwortet werden. Freilich gönnten sich Flesh'N'Blood im Closer auch einen kleinen Schlenker in mittlere Tempogefilde, dort die Vokabel "Rock" deutlich stärker betonend als "Punk". Der mit einem nicht farbig gestalteten Iro ausgestattete Sänger bewies, daß er mit seiner leicht angerauhten Stimme durchaus zum Melodiehalten fähig war, und rundete so einen unterhaltsamen Auftritt ab, der dem Genre zwar nichts hinzufügte, ihm aber auch keine Schande bereitete, vom Publikum artig beklatscht wurde und vielleicht noch artiger beklatscht worden wäre, wenn man zu dem Zeitpunkt schon gewußt hätte, daß dies die einzige musikstilistische Auflockerung des ganzen Abends bleiben sollte.
Denn: Mit Empty Diary startete eine Reihe von sechs (!) Metalcorebands am Stück. Wobei das möglicherweise nicht ganz so geplant gewesen war, aber zwei Gründe führten letztlich doch dazu. Zum zweiten später mehr, der erste bestand darin, daß Bombsquad kurzfristig ausfielen und Empty Diary Knall auf Fall einsprangen - der Sänger und der Bassist sahen ungelogen so aus, als ob man sie direkt vom Baggerseestrand weggeholt hätte. Metalcore also, temposeitig recht variabel und vor allem an den Grenzen überzeugend: Zwei sehr speedlastige Songs eröffneten den Set, späterhin stieg die Tempowechseldichte (auch die der unvorbereiteten) stark an, und einzelne Parts kratzten sogar gekonnt am Doombereich. Von der Gesamtgewichtung her siedelten Empty Diary deutlich stärker im Metal als im Core, was vermutlich noch eine weitere Verstärkung erfahren hätte, wenn die Rhythmusgitarren etwas deutlicher zu hören gewesen wären. Von den Instrumentalisten fiel besonders der Drummer positiv auf; der Leadgitarrist sang vereinzelt auch Backings und arbeitete generell mit kaum einprägsamen Melodiebögen, und der Sänger kreischte und grunzte anfangs sehr energisch, baute gegen Setende allerdings etwas ab. Wiedererkennungswert ging dem Quintett freilich noch völlig ab, aber Potential ist zweifelsohne da.
Den letzten Satz könnte man auch auf Myra anwenden, allerdings hatten diese offensichtlich schon einen etwas größeren Teil ihres Potentials umgesetzt und zudem einige Fans vor Ort, was man anhand der Shirts schließen konnte. Der Sänger brachte es mit seiner fordernden Art fertig, nicht nur den weitaus größten Tel des Publikums vor der Bühne zu versammeln, sondern auch die ersten Circle Pits anzuzetteln, wobei generell festzuhalten ist, daß es trotz dieser und trotz späterhin immer stärker werdenden Stagediveralarms im Publikum, soweit es zu überblicken war, sehr friedlich zuging. Myras Metalcore hatte allerdings kaum mehr Wiedererkennungswert als der von Empty Diary, und erneut war die rechte Gitarre etwas zu leise abgemischt, was manche Passagen ungewollt leer klingen ließ. Der Drummer saß im Gegensatz zu seinem hinter einer riesigen Burg verschanzten Vorgänger hinter einem geradezu winzigen Kit, wütete aber trotzdem phasenweise wie ein Berserker, und der Sänger konzentrierte sich auf kreischende Artikulation. "New Blood" enthielt gar einen brav befolgten Mitklatschpart (Metalcore zum Mitklatschen ist man ja auch nicht wirklich gewöhnt), der Closer "Forsaken By Silence" sollte sich zum markantesten Song des Sets entwickeln (sehr schnell beginnend, war nach zweimaligem Herunterschalten ein relativ hymnischer Chorus erreicht), und die Kombination aus alten Songs mit noch nicht veröffentlichten ließ erkennen, daß sich bei Myra in näherer Zukunft stilistisch nicht viel verändern dürfte.
Auch Crosscut spielten eine Kombination aus alten Songs und einigen neuen, noch unveröffentlichten Exempeln - lange waren sie weg vom Fenster gewesen, so daß "Director's Cut" immer noch ihren aktuellen Longplayer darstellt. Offenbar war ihnen auch ein wenig die stilistische Rolle des Auflockerers zugedacht gewesen, aber die Veranstalter hatten sicherlich nicht mit dem Stilschwenk der Band gerechnet, der in den Metalcore geführt hatte (böse Zungen mögen behaupten, daß Crosscut damit wieder einmal mit dem Trend gezogen sind). Der partiell hüpfkompatible Nu Metal war also weitgehend out, auch die älteren Songs im Set transportierten eine recht brachiale Attitüde, und der Fakt, daß die wenigen Samples kaum zu hören waren und auch die gelegentlichen Cleanvocals akustisch weitgehend untergingen (wofür freilich die Band nichts kann, obwohl sie ihren eigenen Soundmann dabei hatte - abgesehen von diesen beiden Punkten machte er seine Sache sehr gut), trug zur Legierung eines sehr harten Metalcorebrockens sein Scherflein bei. Nun mag man diesen Stilschwenk bewerten, wie man will, und man hat ja auch noch keine Studioversionen zum Gegenhören zur Verfügung - aber ein oft speediger Metalbrecher wie "First Come, First Blood" machte in der Liveversion zweifellos viel Hörspaß, auch das vielschichtigere, indes ebenfalls bisweilen sehr schnelle "Focus" überzeugte und stellte Teile des alten Materials durchaus in den Schatten, wenngleich auch der Closer "Roll The Dice" (von "Director's Cut") sehr gute Reaktionen beim Publikum erntete und begeistert mitgeshoutet wurde. Wie gesagt: Man mag den Stilschwenk strukturell durchaus kritisch betrachten, aber solange das Ergebnis derart überzeugt wie hier, kann einem das Strukturelle relativ egal sein. Hoffen wir, daß die Studioversionen diese Qualitäten konservieren können.
Cataract stellten die einzige Band des Festivals dar, die außerhalb Deutschlands residiert - doch halt, was war das? Cataract als Quartett? Es stellte sich heraus, daß die Schweizer Glück im Unglück hatten: Ihr Gitarrist war mit einer Autopanne unterwegs liegengeblieben, aber die Band hat ja zwei Bediener dieses Instruments in ihren Reihen und konnte daher trotzdem spielen (ohne Drummer etwa wär's deutlich schwieriger geworden). Einigen Melodiepassagen merkte man die fehlende zweite Gitarre zwar deutlich an, aber das sollte kein entscheidendes Manko darstellen, zumal die Band trotzdem jede Menge Druck entfaltete, obwohl oder gerade weil sie nicht ganz so speedlastig agierte, wie man das anhand der Platten "With Triumph Comes Loss" und "Kingdom" hätte erwarten können, wohingegen der aktuelle selbstbetitelte Release vor allem gegen Ende hin ja schon eine ansatzweise Tempoherausnahme angedeutet hat, ohne aber die Planierraupenwucht irgendwie abzumildern. Acht Songs plus drei eingespielte Intros umfaßte der auch vom Publikum begeistert aufgenommene Set, und der äußerst agile Sänger brachte das Kunststück fertig, zwar fast ausschließlich im Brüllspektrum zu agieren, aber trotzdem nicht ins Monotone abzugleiten. "As We Speak" widmete er all den Anwesenden, die drei Wochen zuvor schon den Gig der Schweizer beim With Full Force besucht hatten (das waren gemäß der geforderten Handzeichen nicht wenige), und Songs wie "Snake Skin" ließen im positiven Sinne keinen Stein mehr auf dem anderen - da bedurfte es nicht mal mehr gewisser Parallelen zum Intro von "Raining Blood". Lediglich seine Fluchdichte könnte der Sänger etwas reduzieren - schließlich spielt er nicht bei Children Of Bodom. Nach zwei, drei Songs, in denen vor allem die HiHat deutlich zu laut war und viel zuviel anderes niederschepperte, bekam der Soundmensch auch das generelle Klangbild in den Griff, das bis zum Ende des Sets, der trotz Forderungen nicht durch eine Zugabe verlängert wurde, zwar sehr laut, aber relativ klar bleiben sollte. (Lustig übrigens die Unterhaltung des Sängers mit dem Soundmenschen während des Sets in Schwyzerdütsch, blitzartig mit Publikumskommunikation in verständlicherem Deutsch wechselnd.)
Die Soundgrenze, wo mehr Lautstärke zu einer Verunklarung des Soundbildes führt, wurde dann bei Neaera unvorteilhaft überschritten, was zu einer Verringerung des Reizes führte, den das zuweilen recht verspielte Material der Münsterländer auf Konserve ausströmt. Zwar stimmte das Gesamtenergielevel der zehn Songs plus Zugabe zweifellos, aber zumeist übertönten die Drums viel von den Feinheiten der Gitarrenarbeit, und das ist gerade bei einer Band wie Neaera, die den Metalcore zugunsten des Melodic Death Metal eigentlich fast völlig hinter sich gelassen hat, sehr schade. Selbst die ungewohnt besetzte Gitarrenfraktion (die Band hatte sich Ali von Heaven Shall Burn "ausgeliehen") spielte sich nämlich, soweit man das vernehmen konnte, förmlich den Hintern ab. Die Setlist berücksichtigte alle drei Alben der noch jungen Band, wobei "Mechanisms Of Standstill" und "Spearheading The Spawn", die jeweiligen Opener der Alben zwei bzw. drei, wohl den stärksten Eindruck hinterließen. Neaera brachten darüber hinaus drei Neuerungen in den Konzertabend ein, nämlich zum einen das erste und einzige Baßsolo, zum zweiten die erste und einzige Wall Of Death und zum dritten einen Circle Pit nicht etwa vor der Bühne, sondern in der Mitte des Schloßhofes rings um das Areal, auf dem das Mischpult aufgebaut war - auch hier bewährte sich die friedliche Herangehensweise des Publikums, und es kam zu keinerlei Zwischenfällen, auch die Stagediver wußten sich halbwegs zu benehmen, wenngleich man spöttisch anmerken darf, daß man die Songs vielleicht schon irgendwie kennen sollte, um nicht unmittelbar vor einem Songende auf die Bühne zu klettern und dann sinnlos bis zum nächsten Song herumzustehen oder - noch paradoxer - unmittelbar vor einem Songende ins Publikum zu springen, um sich dann zu wundern, daß man nicht weit kommt, weil die Leute klatschen, anstatt einen weiterzutragen. Ein würdiger Headliner, zweifellos - aber mit Verbesserungsmöglichkeiten.
The Nothing Remains hatten ungeplanterweise die Aufgabe des Rausschmeißers übertragen bekommen, und die lösten sie auch konsequent, denn nachdem sie um 1.15 Uhr ihren Set beendet hatten, war im Schloßhof vielleicht gerade noch ein Viertel der Besucher anwesend. Selbstironisch diese Rolle kommentierend, spielte das Quintett nichtsdestotrotz Metalcore in seiner neuzeitlichen Urversion, klang also so, als ob es anno 2000 eine Platte auf I Scream Records veröffentlicht hätte. Die Melodien waren von so ergreifender Schlichtheit, daß man sie sich zumindest merken konnte, der Sänger grunzbrüllkreischte recht solide daher, ohne aber Bäume auszureißen (die zwischenzeitliche "Happy Birthday"-Einlage für ein Geburtstagskind im Publikum offenbarte, daß er gut daran tat, sich in den Songs nicht an Cleangesangsparts zu wagen), und auch die gegen Setende immer häufigeren Gastsänger rissen das Steuer nicht mehr herum, wenngleich sie dem Sänger die Möglichkeit gaben, im letzten Song phasenweise plötzlich auf Power Metal-Sirene umzuschalten (ein Album namens "City Of Evil" von Avenged Sevenfold ins Gedächtnis rufend). "Heartbreaking World" war selbstredend keine Ballade, sondern ein weiterer typischer Metalcorebrecher, wobei The Nothing Remains allerdings tatsächlich die Band des Abends verkörperten, die am häufigsten Akustikparts einbaute, und das will bei der relativen Seltenheit, mit der sie das taten, schon was heißen. Einzelne Enthusiasten feierten auch noch die sechste Metalcoreband am Stück ab, aber das Gros des Publikums begab sich langsam auf den Heimweg, ein über weite Strecken sehr gelungenes Festival rekapitulierend und sich sicherlich schon aufs nächste Jahr freuend - www.jugend-wsf.de hält den Interessierten über die bevorstehenden Aktivitäten auf dem laufenden.



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