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Bang Your Head!!! 2005   23.-25.06.2005   Balingen, Messegelände
von Bernd Steiert (bs), Joachim "Joker" Schnurr (js) und Georg Lögler (gl)

"You're too dry, man!!!"

Donnerstag:

Nach dem Abriss der Discothek "World Of Motorcyles" an ihrem angestammten Platz, wenige Hundert Meter vom Festival-Gelände in Balingen entfernt, wurde die "Warm Up-Show" in das ca. 12 km entfernte Hechingen verlegt, wo das WOM nun ein neues Zuhause gefunden hat. Dies schien aber für viele Headbanger eine zu weite Reise zu sein ... (Ok, es gab wohl auch Probleme mit den Shuttle-Bussen.) Auch nicht gerade hilfreich war natürlich, dass die "größte" Band des Abends ebenfalls als Überraschung geheim gehalten wurde, jene hätte sicherlich mehr Leute gezogen, wenn es denn bekannt gewesen wäre ... Als ich tatsächlich durch ein Dorf namens "KILLER" (Kein Witz!) fuhr, dachte ich eigentlich, jetzt kann's nicht mehr weit sein, doch Irrtum. Denn wenn man den Ort dann mal gefunden hatte, schien es wie ausgestorben zu sein, keinerlei "langhaarige Bombenleger" unterwegs, die auf den Veranstaltungs-Ort deuten könnten.

Power from Down Under  Hätten mehr Fans verdient gehabt: Dungeon aus Australien
So waren es dann vielleicht gerade mal 80 Eiserne, die den Klängen der Australier DUNGEON (nicht zu verwechseln mit den Schweden von DUNGEN!) lauschten, als ich gerade zum 2. Song der Power-Metaller mit Thrash-Anleihen einlief. Sie hatten kürzlich immerhin MEGADETH supportet und mühten sich redlich, waren solide und auch großzügig im T-Shirt-Verteilen, aber wirklich vom Hocker reißen konnten sie nicht. Und zum Glück hat mich ein Kundiger belehrt, dass die von SLAYER direkt kopierte Stelle nur ein eingestreuter Gimmick und nicht eines ihrer eigenen Lieder ist, sonst hätte ich die Band wohl zu Unrecht des Plagiats bezichtigt.

Didn't piss me off at all: Chris Caffery  Virtuosität und Power: Ira Black und Chris Caffery
CHRIS CAFFERY, Gitarrist bei SAVATAGE und TRANS SIBERIAN ORCHESTRA (und DOCTOR BUTCHER - Yeah!) spielte meines Wissens seine ersten Solo-Shows in Deutschland im Vorprogramm von Metal Church und hatte sich mit einer virtuosen Band umgeben. Darunter gleich mehrere Multi-Tasking-fähige Leute, die eh praktischerweise vor Ort waren:
a) Ira Black, der nicht nur bei VICIOUS RUMORS oder auch HEATHEN Gitarre spielt, sondern auch demnächst bei einer anderen Band, dazu später mehr.
b) Nick Douglas, erst kürzlich mit DEADLY BLESSING auf dem "Keep It True" einen fabelhaften Eindruck hinterlassen habend und natürlich seit 13 (!) Jahren bei DORO Basser.
Dies sei mal als Beispiel aufgeführt, wie Musiker in mehreren Bands untereinander chargieren, das Deja-Vu-Gefühl "Den habe ich doch irgendwo schon mal gesehen" ist also durchaus begründet. Nicht zu vergessen natürlich SAVATAGE-Drummer Jeff Plate, mit dem Chris Caffery innerhalb von 9 Monaten gleich zwei Platten und eine EP herausbrachte. Und der blonde Muskelmann bewältige die Doppelbelastung von Gesang und Gitarrenspiel meines Erachtens sehr gut. Sein Gesang mag sicherlich an einigen Stellen recht rau, bisweilen kratzbürstig sein, und wir haben ja einen im Team hier, dem seine Live-Show gar nicht zusagte. Mir gefällt das brandneue Album "W.A.R.P.E.D.", das eine einzige Anklage gegen den Krieg ist, sehr gut. Es erschien 4 Tage vor diesem Gig, perfektes Timing. Chris rundete seinen Set nach "Pisses Me Off", seinem Song, in dem er alles rausschreit, was ihn so ankotzt, mit gleich zwei SAVATAGE-Klassikern ab: "Sirens" und "Power Of The Night". Logisch, dass hierbei die Reaktionen im mittlerweile besser gefüllten Club am euphorischsten waren.

Heute wie damals (1987 mit Malice) im MOTÖRHEAD-Shirt: Jay Reynolds von Metal Church  Ronny Munroe - die Metal-Kirche lebt!!!
Es hatte sich (aufgrund der Shirts am Merch-Stand!) herumgesprochen, dass METAL CHURCH der Headliner heute ist, und die Band aus Seattle, die eine Woche nach dem tragischen Tod ihres ex-Sängers zu dieser Tour gestartet war, stieg gleich mit "Start The Fire" fulminant ein. Sänger Ronny Munroe verfügt über ein charismatisches Bühnengebaren, ausladend und mit vielen Gesten, aber nicht großkotzig wirkend. Er ist sich bewusst, dass viele Leute die Klassiker der ersten beiden Alben als das Non-Plus-Ultra ansehen, und "Watch The Children Pray" wurde auch David Wayne gewidmet. Ein bewegender Moment, zumal das Stück gefühlvoll und absolut klasse rübergebracht wurde. In Kurdt Vanderhoof und Jay Reynolds (ex-MALICE) sowie dem Ur-Mitglied Kirk Arrington am Schlagzeug verfügt man ja auch über erfahrene Veteranen.
Aber METAL CHURCH haben auch ein (mittlerweile gar nicht mehr so neues) Killer-Album namens "Weight Of The World", aus dessen Fundus sie reichhaltig schöpfen. Ansonsten kam noch "Date With Poverty" von "The Human Factor" (1991, aus der Phase mit Mike Howe) zu Gehör, auch diesen Song interpretierte Ronnie powervoll. Klassiker-Time dann wieder zum Schluss: "Beyond The Black" (Ahhhh !!!) und "Metal Church" selbst beendeten den regulären Set. Und als dann auch noch das DEEP PURPLE-Cover "Highway Star", damals auch auf dem Debut, draufgesetzt wurde, blieb wirklich kein Wunsch mehr offen: HAMMER-SHOW!!!

Begnadeter Künstler oder durchgeknallter Spinner? Nasty Ronnie  'Psychopath': Richard Bateman von NASTY SAVAGE
NASTY SAVAGE, die fast zu spät gekommen wären, weil sie sich in Paris auf dem riesigen Flugplatz verlaufen hatten, sollten die Rolle des sogenannten Rausschmeißers übernehmen. Leider verließen aber viele der ca. 300 Anwesenden schon vorher freiwillig den Club, andere gingen kurz nach Beginn (!), so dass die Verrückten aus Florida letztendlich vor einer Meute von Die-Hards ihren vertrackt-komplizierten Thrash Metal zelebrierten. Außenstehende mögen da den Kopf schütteln (diese Reaktion war tatsächlich zu sehen), und ich glaube auch nicht, dass NASTY SAVAGE auch nur einen einzigen Fan dazu gewonnen haben, aber ich mag ihren verqueren Stil einfach. Man muss das Songmaterial von damals halt einfach kennen und nicht überrascht sein, wenn da ein fülliger Catcher in stampfenden Bewegungen über die Bühne wankt, im Kreis rumstolziert und mit dem Besen des Clubs die Bühne kehrt, um sich dann auf den Boden zu schmeißen, Grimassen schneidet und so vollkommen non-konform sich verhält um dann plötzlich wieder in hoher Tonlage zu jaulen. Spieltechnisch haben die Gitarristen Ben Meyer und David Austin nichts verlernt in all den Jahren, nein sie hacken dieses komplizierte Materal versiert runter. Die Frage war: Musste heute wieder ein Fernseher dran glauben?!? Antwort: JA - während "You Snooze, You Loose" (von "Abstract Reality", einer EP von 1988) nahm Ronnie das Match mit dem Zeitfresser und Energieabsauger (denn darum geht's ja!) auf und warf die Glotze hoch, und ließ sie sich von der Brust abtropfen. Das dies nicht ohne, ähem ... Schürfwunden abging, war klar, aber Herr Galetti war's zufrieden um dann nachher während "XXX" die blutverschmierten Einzelteile den Abgedrehtesten als "Trophäe" zu reichen. (gl)

Freitag:

Nur auf diesem Foto in Wartestellung: Charles Rytkönen von MORGANA LEFAY  Spielfreude, Power und Spaß dabei: MORGANA LEFAY
Das 10. Festival stand unter dem Motto, dass nur Bands spielen sollten, die schon einmal auf dem Bang Your Head zu Gast waren, und die Veranstaltung war mit 22.000 Personen (incl. Gäste und Arbeitende) AUSVERKAUFT. Nicht nur das wird aber der Grund gewesen sein, dass pünktlich um 10.00h vor der Bühne recht ordentlich Volk vertreten war, denn die Qualität von MORGANA LEFAY hat sich wohl - erneut - auf der kürzlich absolvierten Deutschland-Tour herumgesprochen. Darunter übrigens alle von LANFEAR (minus Sänger), die ja eben diese Tour mitgestalteten. Die Schweden ließen trotz der bereits jetzt hohen Temperaturen nichts anbrennen und bestätigten genau den Eindruck, den Thorsten von der Show in Bochum hatte: Ständig in Bewegung ließen sie keine Langeweile aufkommen und auch mein Lieblingslied von "Grand Materia", nämlich "Hollow" wurde runtergezockt - Danke!

'I am the beast' - Jaques Belanger von EXCITER  Auch wenn sie sich ab und zu mal an die Gurgel gehen - Still Heavy Metal Maniacs: Jaques und John Ricci von EXCITER
EXCITER hatte ich erst kürzlich in Heidelberg gesehen, dort hatten sie gerult und nun wieder hier. Jaques Belanger ließ es sich nicht nehmen, trotz der Hitze in einem schwarzen Mantel zu erscheinen, doch dies nur am Rande. Die Kanadier kloppten auch hier ihre alten Klassiker runter. Wie bei OMEN letztes Jahr sind sie eine Band, die auf einer derart großen Open Air-Bühne m.E. nicht passend erscheint, wenn ich auch mit dieser Meinung alleine stehe. Sie profitieren von Interaktivität mit dem Publikum, abgeklatschten Händen und durchdrehenden Headbangern, die es zwar heute auch gab, die aber zu weit weg von der Bühne waren. Ich mag die ersten 3 Platten sehr, von ihnen wurde der Löwenanteil des Sets bestritten. (Auch die 4. finde ich gut, aber logo, dass jene konsequent ignoriert wird, denn davon ist ja keiner mehr im Line-Up!) Es freut einen auch sehr für die Band, dass sie - nach 2000 - nach Balingen zurückkehren konnten, was im Verbund mit der Deutschland-Tournee sicherlich ein Hauptgrund dafür ist, dass es die Truppe um Urgestein John Ricci überhaupt noch gibt. Und ein ganz kleines bisschen vermisse ich immer noch die hohen Schreie vom Mann hinterm Schlagzeug (sorry, is' mir so rausgerutscht).

Nicht in schwarz und ohne Heiligenschein (Halo): Khan von Kamelot  Thomas Youngblood und die Schwäbische Alb!
Die große Bühne betraten nun KAMELOT, die als "Ersatz" für die abgesprungenen VIRGIN STEELE den überaus guten Eindruck ihrer Tour im März bestätigten. Zwar sind KAMELOT zumal mit ihrem leicht theatralischen (Konzept-) Material auch eine Band, die definitiv von dunkler Hallen-Atmosphäre profitiert, aber es gelang der Band aus Florida, dies auch nach draußen zu transportieren. Unterstützt wurden sie dabei einmal mehr von einer Sängerin, nicht Simone Simons von EPICA und auch nicht Thomas Youngbloods Frau Annelise, sondern die Frau, die bei der Deutschland-Tour noch mit Schleiern verhüllt auftrat. Sie scheint nun als Bandmitglied zu gelten, denn sie saß bei der anschließenden Autogrammstunde mit am Tisch. Von einem Nebenstehenden wurde zwar das mangelnde Stageacting kritisiert, ich persönlich brauche bei einem solch charismatischen Sänger wie Khan keinen Derwisch, der pausenlos rumrennt, da überzeugt die Stimme allein und das tolle Songmaterial. Welches sich aus den letzten drei Alben zusammensetzte und seinen Höhepunkt in dem schnellen "When The Lights Are Down" vom neuen Meisterwerk "The Black Halo" hatte. Die Lichter gingen aber eher an, denn als ob es mit gefühlten 40° Celsius noch nicht heiß genug war, kamen bei KAMELOT erstmalig die vier Feuersäulen auf der Bühne zum Einsatz, was besonders eine Freude ist, wenn man 3 Meter entfernt davon im Fotograben steht! (gl)

Screaming in the DAY: Marc Storace / KROKUS
KROKUS versprühten vom ersten Akkord an eine unglaubliche Spielfreude. Neugitarrist Mandy Meyer ist ein mehr als gleichwertiger Ersatz für den vor kurzem ausgestiegenen Fernando von Arb. Seine Riffs und Solos sitzen punktgenau und so haben die Songs nichts von ihrem eigenen Charme verloren. Sänger Marc Storace fühlt sich eigentlich auf jeder Bühne wohl, besonders aber wohl auf Open Air-Bühnen. Sein tolles Stageacting lässt jedenfalls darauf schließen. Songs wie z.B. "Screaming In The Night", "Long Stick Goes Boom" oder "American Woman" wurden jedenfalls recht gut abgefeiert. (bs)

Metal-Discharge: Schmier  Destruction feat. Doro und Johan von Amon Amarth bei Jokers Lieblingsstück  Destruction feat. Doro bei Jokers Lieblingsstück
Auf den Auftritt von DESTRUCTION war ich sehr gespannt, da mir Schmier einige Tage vorher erzählt hatte, was sie vorhaben. Bei so einem Super-Billing musste "Germany's Finest Thrash Band" aber verdammt früh auf die Bretter. Diesen Nachteil wollte man durch eine besondere Darbietung wettmachen. Aber der Reihe nach: Mit "Curse The Gods", dem gewohnten Opener, ging es los. In der überarbeiteten Version von 2001 der perfekte Einstieg. Ein wild gestikulierender Schmier machte schnell klar, dass der Monitorsound alles andere als erste Sahne war. (Überhaupt schien dies ein großes Problem beim diesjährigen BYH zu sein. Kaum ein Sänger gab nicht irgendwelche Zeichen in Richtung Bühnenrand.) Mit Songs wie "Thrash Till Death" oder "Nailed To The Cross" näherte man sich dem Höhepunktes des Sets. Zu "Soulcollector", einem neuen Hammer-Song vom am 22. August erscheinenden neuen Album "Inventor Of Evil", betrat der "Mad Butcher" die Bühne, ein Typ mit Glatzkopf in Tarnhosen und blutverschmierter Schürze. In seiner Gefolgschaft schlängelte sich ein halbes Dutzend leichtbekleideter Mädels über die Bretter. Eine Darbietung, die bestimmt nicht wenige für überflüssig hielten, aber mit einem Mal war das Publikum über die Die Hard-Fans hinaus hellwach und gab seiner Verzückung durch lautes Johlen Ausdruck. Nach einem weiteren Song, bei dem sich der "Butcher" und die Mädels austobten, kam der aus meiner Sicht wichtigste Track der Metalgeschichte (hoppla, da ist wohl der Fan in Dir etwas durchgegangen - gl): "The Alliance Of Hellhoundz", ein weiteres brandneues Stück, bei dem es textlich um den Zusammenhalt der Metal-Fans unterschiedlichster Stilrichtungen geht. Dieses Stück kommt auf CD mit 10 (!) Sängern aus unterschiedlichen Metalbereichen. So wurden unter anderem Paul DiAnno, DORO, Biff, Peavy (Rage) und Mark (Death Angel) vors Mikro gebeten, und alle haben bereitwillig ihren Part zum Zusammenhalt der Szene beigesteuert. In der Live-Version vom BYH wurde Schmier von DORO, Johan (Amon Amarth) und Charles (Morgana Lefay) tatkräftig unterstützt. Leute, ich schwör's Euch, ich hatte Tränen in den Augen!!!

Als die unbarmherzige Mittagssonne so richtig gebraten hat, war es Zeit für das tonnenschwere Wikingerschiff von AMON AMARTH im "Balinger Hafen" festzumachen. Die fünf Nordmänner legten sich gleich mächtig ins Zeug. Man merkte es der Band an, dass sie in letzter Zeit oft on the road waren und sie bestachen durch ein Super-Zusammenspiel. Es ist auch immer wieder beeindruckend, wenn die drei Hinterleute von Johan Hegg zum berühmten Propeller-Banging ansetzen! Sehr geil!!! Die Songauswahl bezog sich hauptsächlich auf die letzten beiden Alben "Versus The World" und "Fate Of Norns". So wurden zum Beispiel Hits wie "Pursuit Of The Wikings", "Fate Of Norns" oder "Death By Fire" erstklassig vorgetragen. Ohne Zweifel gehören Amon Amarth für mich (und sicherlich auch für viele andere) zu den Entdeckungen der letzten Jahre! Besonders freut mich, dass viele junge Leute auf die Wikinger abfahren. So bestanden die ersten Reihen, auch beim Konzert in Pratteln letztes Jahr, aus auffallend vielen "Jung-Bangern". Nicht gerade alltäglich für eine Band, die mit Nu-Metal so viel zu tun hat wie ein Hahn mit Eierlegen!!! SKOL!!! (js)

Nick Douglas, Bass-Hans-Dampf in allen Gassen (DORO, Deadly Blessing, Chris Caffery ...)  Wirkt leider immer noch gekünstelt und gestellt bei ihren Ansagen: Doro  Na ja, komm, SO schlecht war sie nun auch wieder nicht!!!
DOROs Show war eigentlich ... -- wie immer! Obwohl sie eigentlich sehr oft live präsent ist, mobilisiert sie das Publikum mit Leichtigkeit zum bangen. Das ist fast schon unglaublich! Die Band feuerte einen Hit nach dem anderen ins Publikum und animierte sogar die hintersten Reihen zum Mitmachen. Aber auch hier hab' ich Pedant wieder ein Haar in der Suppe gefunden: DOROs deutsch-englische Mischmaschansagen gehen mir tierisch auf den Geist, was der tollen Show aber nicht geschadet hat!

U.D.O. ist live immer eine Bank und erntete mit seiner grandiosen Songauswahl aus ACCEPT- und UDO-Songs, das kann ich an dieser Stelle schon verraten, die mit Abstand besten Publikumsreaktionen des ersten Festivaltages. Einen großen Anteil daran (neben der tollen Songauswahl) trägt natürlich der weit über dem Schnitt liegende, perfekte und druckvolle Livesound. Ich habe U.D.O. nun schon seit seinen Anfängen mit der Band mehrfach in den unterschiedlichsten Locations gesehen und kann daher bestätigen, daß sein Livesound immer perfekt war. Wohl dem, der einen solchen Soundmann im Team hat!
Egal, ob man seine Reibeisenstimme nun mag oder nicht, er ist und bleibt ein sehr charismatischer Frontmann, der das Publikum mit ein paar kleinen Gesten sofort im Griff hat. Vor ein paar Wochen habe ich den ACCEPT-Auftritt beim übrigens absolut genialen ROCK HARD-FESTIVAL gesehen. Im direkten Vergleich kann ich aber nur hoffen, dass es bei dieser Festivalreunion bleibt, denn die Zukunft liegt eindeutig bei U.D.O., da hier das weitaus bessere Songmaterial vorhanden ist.
Ein neuer Song ("24/7" von der aktuellen EP) wurde auch noch vorgestellt. Dieser lässt auf ein wiederum starkes Album im Herbst schließen! "Burning" beschloss den leider viel zu kurzen, aber total mitreißenden Set des heimlichen Headliners.

Manchmal ist der Blickwinkel in die andere Richtung interessanter als das Bühnengeschehen, denn auch hier wird schön 'mitgespielt'!!!
Kai Hansen absolvierte mit seiner Kapelle GAMMA RAY nun schon den vierten Auftritt auf dem BYH. Die anfänglichen Soundprobleme des zweiten Gitarristen Henjo Richter ließen das Stimmungsbarometer deutlich sinken. Es dauerte mehr als 5 Minuten, bis die Probleme wohl einigermaßen behoben waren. Die folgende Setlist mit Hits wie z.B. "Land Of The Free", "Man On A Mission" oder "Heavy Metal Universe" ließen das Stimmungsbarometer wieder stark ansteigen! Auch ein Song vom demnächst erscheinenden Album "Majestic" wurde gespielt. Er lässt auf ein starkes Stück Metal schließen. Abschließend kann eine tolle Show mit viel Unterhaltungswert attestiert werden.

Ich bin mir ja nicht sicher, ob es noch irgendwo in Deutschland einen Veranstaltungsort gibt, vom größeren Club bis zum Open Air, wo SAXON in nicht schon gespielt hätten. Trotz dieser Überpräsenz sind sie aber jedes Mal wieder eine Bank. So auch diesmal auf dem BYH. Nach dem Einstieg mit "Lionheart" brennen sie ein absolutes Best Of-Feuerwerk ab. Beim Song "747 / Strangers In The Night" räumte Drummer Jörg Michael kurzfristig seinen Posten und übergab zur Überraschung an Mikkey Dee von MOTÖRHEAD. Danach reihten sich Hits wie "Dogs Of War", "Strong Arm Of The Law", "Motorcycle Man", "Crusader" und "Princess Of The Night" aneinander und Sänger Biff sprühte vor Energie. Er hatte das Publikum mit seiner Ausstrahlung sicher in der Hand und spielte mit ihm nach Belieben. Auch SAXON hätten als Headliner gut gepasst!

MOTÖRHEAD hinterließen bei mir einen zwiespältigen Eindruck. (Nicht nur bei Dir! -gl) Zum einen kann man an der Setlist nichts aussetzen, da in der rund 30jährigen Bandgeschichte sicherlich viele Klassiker geschrieben wurden. Ein Großteil davon wie z.B. "Stay Clean", "No Class", "Killed By Death", "Ace Of Spades" oder "Overkill" war auch diesmal am Start. Aber auch sehr selten gespielte Songs wie "I Got Mine" oder "Metropolis" fanden diesmal den Weg in die Setlist. Die Performance war eigentlich wie immer: keine langen Reden, kurze kauzige Ansagen und voll in die Fresse! Was will ein echter Motörhead-Maniac mehr? Der Sound war zwar recht laut, aber einigermaßen differenziert. Das habe ich vor ein paar Jahren bei einer völlig überforderten Soundanlage an gleicher Stelle schon mal anders erlebt.
Was mir eigentlich sehr auf den Magen geschlagen hat, war Lemmys ständiges Maulen mit dem Soundmann, der für seinen Monitorsound zuständig war. So war ihm der Sound im tiefen Bassbereich angeblich zu laut, was er immer wieder für alle Festivalbesucher gut hörbar monierte. Ich kann einfach nicht glauben, dass Lemmy nach tausenden Konzerten mit dieser Höllenlautstärke auf der Bühne (hab' ich selbst schon erlebt) überhaupt noch im Stande ist, da entsprechende Unterschiede festzustellen. Nicht falsch verstehen, ich bin selbst ein Verfechter von heftigen Lautstärken. Aber bei seiner Erfahrung und Routine hätte ich da mehr Gelassenheit erwartet.
So endete der erste Festivaltag und man sah überall nur zufriedene Gesichter. (bs)

Der ungebetene "Special Guest" kam dann in der Nacht von Freitag auf Samstag in Form HEFTIGSTER Niederschläge, Sturm und Hagel mit erheblichen Folgen besonders für Camping-Platz 1, der evakuiert werden musste. Mit 2 Schwer- und 40 Leichtverletzten traten auch Personenschäden aufgrund herumfliegender Zeltteile auf, von all den Wasserschäden in den Zelten ganz zu schweigen. Dass "wir" es nur so in die Tagesschau und "heute" sowie sämtliche Zeitungen schafften, hatte beim abendlichen Bier sicher noch keiner gedacht, und nicht auszudenken, wenn dieses Inferno nur 3 Stunden eher als um 1.00h nachts passiert wäre ... Doch diese Gemeinschaft der Bang-your-head-Besucher erlebte in dieser Stunde auch durch gegenseitige Unterstützung, Hilfsbereitschaft und absolutes Engagement ein neues Hoch und widersprach so definitiv dem so gern bisweilen von Außenstehenden gepflegten dummen Klischee des "tumben rücksichtlosen Metal-Proleten". Im Gegenteil: Auch die Balinger Anwohner standen in dieser Horror-Nacht hilfreich zur Seite, stellten Garagen zur Verfügung, brachten Kaffee und Essen, was sicher keiner der Betroffenen vergessen wird!
Natürlich war auch das Festivalgelände (ein Merchandising-Stand komplett fortgeweht!), vor allem die Bühnenaufbauten "abgesoffen", so dass an einen pünktlichen Anfang (DEMON wollten bereits um 9:30 h beginnen!) nicht zu denken, war, da auch die Backline betroffen war. Die Crew hatte die ganze Nacht wie die Berserker durchgearbeitet, um zumindest einen Teil des Samstags zu retten, so stand sogar ein Notprogramm kurzzeitig zur Debatte, wenn überhaupt! Die meisten anderen Festivals wären zu diesem Zeitpunkt beendet gewesen - ein ganz großes Lob an die Zauberer, die es fertig brachten, dass es dann um ca. 12:30 h doch noch weitergehen konnte vor im übrigen friedlichen Fans. Kein Buhen, kein Murren, jeder hatte Verständnis. (gl)


Samstag:

In der Kürze lag die Würze: Dave Hill und DEMON  Nach der 'Night of the Demon' die passende Band dazu
Nach dem "INFERNO OVER BALINGEN"( tatsächlich gibt es mittlerweile "Kampfschwimmer"-T-Shirts im Matsch-Design!) in der Nacht zum Samstag hatten sich die Bands und der Veranstalter darauf geeinigt, mit jeweils kürzeren Spielzeiten den um ca. drei Stunden verspäteten Beginn wieder wett zu machen. Das war auch der Grund, wieso DEMON nur drei Songs zum Besten geben durften. So zockten die Mannen um Dave Hill trotzdem sehr engagiert "Night Of The Demon", "Don't Break The Circle" und einen Song vom aktuellen Album namens "Standing On The Edge". Trotz der sehr kurzen Spielzeit von nur 15 Minuten hinterließen DEMON ein begeistertes Publikum und wenn man im vermeintliche Negativen das Gute sehen will, auch ein sicherlich größeres Publikum, immerhin war es fast 13.00 h! Ja, das glaube ich gerne, dass sie direkt wieder eingeladen worden sind für 2006. (bs/gl)

Frischzellenkur für Vicious Rumors: Brian Connor  Haare ohne Ende und äußerst gefragter Gitarrist: Ira Black  Will's nochmal wissen: Geoff Thorpe (Vicious Rumors)
Gleicher Effekt: VICIOUS RUMORS - Also, ich hätte nach dem Totalausfall von "Sadistic Symphony" keinen Pfifferling mehr auf die Truppe mit ihren dauernden Wechseln gegeben, aber dieses Mal hat die Band die Energie von geplanten 40 Minuten in die ihnen zustehenden 15 Minuten gesteckt und ebenfalls abgeräumt. Ob es nur an den erfahrenen Musikern wie den Rückkehrern Larry Howe am Schlagzeug und Tommy Sisco am Bass sowie Gitarrenmaestro Ira Black lag, die Bandchef Geoff Thorpe unterstützten? Die Band schien in einen Jungbrunnen gefallen zu sein, so temperamentvoll ging man zu Werk. (Und da wundert es auch nicht, dass Ira Black demnächst Kurdt Vanderhoof bei Metal Church für die Tour mit W.A.S.P. ersetzt, weil jener mit TSO im Studio ist!)

Ronnie 'Willenlos' Galetti: 'Nasty?' - 'SAVAGE!' - 'Nasty?' - 'SAVAGE!'  Die größte Bühne seiner Karriere: Richard Bateman (Nasty Savage)  Still 'Psycho Psycho' after all these years: David Austin (Nasty Savage)
Wie schon oben beschrieben, sind NASTY SAVAGE nicht jedermanns Sache, was auch bei Tageslicht deutlich wurde, denn nun war weniger los als bei der Vorgänger-Band. Doch jetzt hatte Ronnie zum Glück wesentlich mehr Platz in seinem Revue-Körper und den kurzen Hosen die Bühnenbretter mit seiner geballten Präsenz auszufüllen. Besonders gefreut hatte sich übrigens Drummer Curtis Beeson, da er beim letzten Mal, als die Florida-Jungs 1998 bereits beim BYH auftraten, nicht dabei war. Mit einem kleinen Ausschnitt des Konzerts von vor 2 Tagen erfreute man wohl die gleiche Klientel und ein paar Dazugekommene. Logo, dass es auf der Open-Air-Bühne keine TV-Zerstörungs-Arien geben konnte (wäre auch bei regulärer Spielzeit nicht drin gewesen).

Professionals: Gute Stimmung im Lager von Jag Panzer (trotz Anflug aus Amerika für 15 Minuten Spielzeit!)
Tja, JAG PANZER - und ich habe keinen Bericht, denn das wenige vom wie immer (!) energiereichen und engagierten Auftreten der stets sympathischen und fan-nahen Colorado-Urgesteine, was ich sah, reicht nicht für eine Einschätzung. Bernd war unterwegs und Joker auch! Dass bei solch einem unvorhergesehen Szenario auch hinter den Kulissen sehr viel aus den Fugen gerät, könnt Ihr Euch denken, so kann man auch keine Interviews mittendrin abbrechen. Ich nehm's also auf meine Kappe und gelobe, der Band JAG PANZER beim Keep It True 5 einen auszugeben, da es mir peinlich ist, zumal sie zu meinen Faves gehören!! (gl)

Für fast schon entsetztes Staunen sorgte Gerre, Sänger der "Äppelwoi-Thrasher" TANKARD: Wo um Himmelswillen ist denn sein Brauerei-Geschwür geblieben?!? Noch im letzten Jahr, in dem er als Besucher anwesend war, konnte man seine stattliche Wampe begutachten - und heute ziert nur noch eine Hautfalte seinen Bauch. Angetrieben von der fehlenden Leibesfülle, fegte er über die Bühne wie ein Derwisch. Eine Band wie Tankard kann in Sachen Songauswahl eh nichts falsch machen. In ihrer langjährigen Karriere haben sie bestimmt zwei Dutzend Smash-Hits und Gassenhauer geschrieben, welche sie auch zahlreich präsentierten. So hatten sie mit "Rectifier", "Empty Tankard" oder "Freibier" leichtes Spiel bei den versammelten Thrash-Fans und boten einen durch und durch gelungenen Gig.

Pünktlich um 10.00h morgens am Jackie-Stand: Die Jungs der Band HUMAN ZOO
Hoppla, noch ein Sänger, der ziemlich viel an Gewicht verloren hat. Ein spindeldürrer Warrel Dane, seines Zeichens Frontmann bei NEVERMORE begibt sich "on stage". Bei ihm ist das Abspecken wohl auf gesundheitliche Gründe zurückzuführen, so war zu lesen, dass er Probleme mit der Bauchspeicheldrüse hatte, weswegen er seither dem Alkohol abschwört. Und so war auf der Bühne kein Schluck Alkohol zu sehen - nur Mineralwasserflaschen, und zwar bei der gesamten Band. Das nenne ich Solidarität! Zunächst befremdete mich der absolut nüchterne Warrel (das war man einfach nicht gewohnt), aber schnell wurde klar: Der Mann ist fit wie nie zuvor und sein Gesang war noch göttlicher als bisher!!! Aber scheinbar konnte er es auf der Bühne gar nicht hören. Wütend brüllte er zum Bühnenrand und beschwerte sich lauthals über den Monitorsound. Nevermore spielten ausschließlich Songs der letzten beiden Alben ("Dead Heart In A Dead World" und "Enemies Of Reality"). Die Höhepunkte hatten sich die 5 Seattle-Jungs für den Schluss aufgespart. Mit der Über-Ballade "Heartcollector" und dem eigenwilligen Simon+Garfunkel-Cover "The Sound Of Silence" holten sie noch mal alles aus dem Publikum heraus. Gerne erfüllten die Headbanger in den ersten Reihen Warrels Wunsch nach einem Moshpit! Und dann war's auch leider schon vorbei.
Im Anschluss kamen noch die Organisatoren des BYH auf die Bühne und stellten sich vor. Bei der Gelegenheit machte Horst Odermatt seiner Freundin gleich einen Heiratsantrag! Schnell waren zwei Trauzeugen gefunden, keine geringeren als Dee Snider und Sebastian Bach und eine riesige BYH-10-Jahre-Geburtstags-/Hochzeitstorte wurde angeschnitten und unter den Besuchern verteilt. Alles Bestens!!! (js)

Einschub: Just als ich gerade am Auto auf dem Parkplatz was holen wollte, ging der nächste Platzregen runter, so dass ich praktischerweise noch ein wenig sitzen blieb. Und genau da, als zahlreiche Leute wie Wiesel flink dem Regen durch Rennen entkommen wollten, ereignete sich die skurrilste Begegnung des Tages, die im Grunde nach einer Filmumsetzung schreit: Dem Dialekt nach ein Südländer (Spanier / Portugiese?), patschnass mit triefenden Haaren baut sich vor der Kühlerhaube auf, nicht drohend, eher gebieterisch und schreit halb vorwurfsvoll, halb stolz, da er ja so nass ist: "YOU'RE TOO DRY, MAN!!! IT'S RAINING - THAT'S HEAVY METAL!!!" Völlig verdutzt und baff starre ich ihn an, bevor wir beide einen Lachanfall bekommen und er zufrieden weiterschwimmt! (gl)

Als AXEL RUDI PELL mit "Tear Down The Walls" seinen Set startete, war vom ersten Ton an große Begeisterung im Publikum zu spüren. Ohne Frage, Axel hat es mit seiner All-Star-Band im Rücken geschafft, zu den Großen der Szene gezählt zu werden. Bei der verkürzten Spielzeit war zwar nur Platz für 5 Songs, diese kickten aber dermaßen Ass, dass sogar Anhänger extremerer Musikrichtungen zum Mitbangen animiert wurden! Hierbei zeichnete sich Sänger Johnny Gioeli nicht nur durch eine Weltklasse-Gesangsleistung aus, auch seine Performance hatte diesen Status. Aber auch Keyboarder Ferdy Doernberg, Bassist Volker Krawczack und Megadrummer Mike Terrana waren offensichtlich mit größter Spielfreude am Werk. Axel selbst war relativ bewegungsfreundlich und kommunikativ. Er wurde dabei natürlich von den fantastischen Publikumsreaktionen getragen. Wenn aber auch Stadionhymnen wie "Strong As A Rock", "Masquerade Ball" und "Casbah" aufgefahren werden, ist der Erfolg natürlich schon garantiert. Eine absolut positive Überraschung auf diesem Festival!

Youth (?) still gone wild! Sebastian Bach  Im Grunde selbst ein Star: Steve DiGiorgio - hier im Rahmen seines Auftrittes mit Sebastian Bach (letztes Jahr noch mit Testament an gleicher Stelle)
Der Auftritt von SEBASTIAN BACH war wie im Vorjahr ein voller Erfolg. Allerdings hatte er dieses Jahr mit Metal Mike (git), Bobby Jarzombek (dr) und Steve DiGiorgio (bs) nominell die bessere Begleitband am Start. Ohne Frage ist Bach einer der absolut besten Entertainer im Rocksektor. Viele seiner eindeutigen Posen brachten auch den erhofften Erfolg. Aber auch mit den Songs konnte er punkten. Überaus druckvoll powerten Songs wie "Monkey Business", "Here I Am", "18 And Life" aus der SKID ROW-Ära. (Logo, die Solo-Songs kennt ja auch kein Mensch! - gl) Auch ein lupenreiner neuer Metalsong wurde vorgestellt und lässt auf ein hoffentlich ebenso powervolles neues Album hoffen. Mit "Youth Gone Wild" war nach rund 50 Minuten Schluß. Positiv ist hierbei noch zu bemerken, dass er sich dieses Jahr wirklich an die vorgegebene Spielzeit hielt und nicht wieder eigenmächtig verlängerte. (bs)

Ein in Mönchskutte gekleideter junger Mann schreitet langsam durch die Zuschauermassen vor zur Bühne. In seinen Händen hält er ein Kreuz - gebastelt aus zwei Dachlatten!! (Du meinst sicher Bruder Cle?! -gl) Das ist ein eindeutiges Zeichen: gleich kommen CANDLEMASS! Mit "Black Dwarf" legen die Schweden auch gleich fulminant los. Das ist wohl der schnellste Candlemass-Song überhaupt und mit Sicherheit eines der Highlights vom neuen Album. Messiah klopft mal wieder seine lustigen "Deutsch für Anfänger"-Sprüche und will zum Beispiel wissen, ob jemand Lust hat auf "Doom mit Gemüse". Aber irgendwie ist der Überraschungseffekt vom ersten BYH-Auftritt dahin. Versteht mich nicht falsch, der Gig war geil und kam bei der Crowd auch super an, aber irgendwie war's 2003 besser. (js)

Wurden nicht gerade freundlich empfangen: Hanoi Rocks um Michael Monroe  'Two steps from the move': Michael Monroe und sein rotes Saxophon
Was nun folgte, war der spannungsreichste Moment des ganzen Festivals und Horden von Leuten drängten vor die Bühne (teilweise in Erwartung unrealistischer Acts wie IRON MAIDEN, BLACK SABBATH, METALLICA, MANOWAR usw. - bitte mal erst schlau machen, was diese Gruppen schon alleine an Honorar verlangen, z.T. mehr als alle 23 Bands zusammen!!). Die Geheimhaltung hatte hervorragend geklappt, es wusste bis kurz vor der Show wirklich nur eine Hand voll Leute, wer denn da nun auftreten sollte, das auf die Bühne gestellte Saxophon gab einen vagen Hinweis ... und als dann plötzlich HANOI ROCKS, die finnischen Begründer des ganzen Glam- und Sleaze-Movements angekündigt wurden, war die Enttäuschung bei sehr vielen so groß, dass sich die Völkerwanderung kurz nach Beginn in entgegengesetzter Richtung wiederholte! Ältere Semester wie meinereiner hatten Freude an dem spritzigen Auftreten der Finnen, obwohl Sam Yaffa nicht mehr dabei ist. Wenn auch Mike Monroe es etwas zu gut meinte in Punkto Bewegungsdrang und sich mit seinem Mikrokabel ständig irgendwo verhedderte. Aussortiert gehören die Idioten, die Bierbecher auf die Bühne schmissen und vor allem das Arschloch, der sogar eine CD zurück warf! Bezeichnende Szene: Ein nicht 20-jähiger Knilch sitzt völlig teilnahmslos während des Auftritts auf dem Boden - ausgerechnet in einem MÖTLEY CRÜE-Shirt (!). Talking about taking a lesson in the "School Of Rock": Ohne HANOI ROCKS kein Mötley Crüe, Poison, L.A.GUNS oder Faster Pussycat und wie sie alle heißen. Ich jedenfalls war froh, die Band erstmalig sehen zu können.

Vom friedlichen Angeln in Australien innerhalb von 2 Tagen vor 20000 Fans: Mike 'Tattoo you' Tramp
Nur im Fotograben hing die Auftrittsreihenfolge mit VSG 1 und VSG 2, so dass nun erneut Verwirrung auftrat, da viele nun wegen DIO nach vorne drängten, aber erstmal der zweite Überraschungsgast in Form von MIKE TRAMP'S WHITE LION aus dem Hut gezaubert wurde! Der Däne mit Wohnsitz Australien war kurz vor knapp noch kontaktet worden, trommelte kurzerhand seine internationale Band zusammen (u.a. Drummer Troy Patrick Farell aus den USA sowie den Keyboarder von JADED HEART aus Deutschland) und präsentierte heute dem Motto entsprechend nur Songs von WHITE LION; nachdem es ja letztes Jahr mit der Reunion der Originalband nicht geklappt hatte. Wenn auch Mike solo in Clubs kaum 100 Nasen anlockt, wirkte der tätowierte Sänger heute auf der großen Bühne wie in alten Zeiten routiniert und selbstsicher, was durch die leicht dramatische Inszenierung u.a. auf dem hochfahrbaren Podest noch unterstrichen wurde. Unterstützt von einem wirklich sehr guten Gitarristen wurden Songs wie "Little Fighter", "Broken Heart" und "Wait" aufgeführt, die begeistert mitgesungen wurden. Gewünscht haben sich noch einige "When The Children Cry", doch dafür kam "Radar Love" welches auch wohlwollend aufgenommen wurde, so dass Mike klar als Gewinner aus dieser Last-Minute-Verpflichtung hervorgeht. (gl)

DIO hatte danach rund eine Stunde Spielzeit zur Verfügung. Es ging mit dem Titelsong vom vorletzten Album "Killing The Dragon" los. Mit tollem Sound und auch lichttechnisch sehr atmosphärisch in Szene gesetzt folgten "Egypt" und "Stand Up And Shout". Danach brachte Simon Wright ein völlig langweiliges Drumsolo. Dass ein derart renommierter Drummer etwas solch Belangloses darbietet, ist schon sehr verwunderlich! Weiter ging es mit "Holy Diver" und "Man On The Silver Mountain". Danach folgte ein ewig langes und (selbst für mich als ehemaligen Saitenquäler) extrem langweiliges Gitarrensolo von Craig Goldy. Dann "Long Live Rock And Roll", welches von allen mitgesungen wurde. Die folgenden Songs "Gates Of Babylon", "Heaven And Hell" sowie das abschießende "Rainbow In The Dark" wurden durch die geniale Lightshow und den Einsatz von Pyros wieder visuell grandios in Szene gesetzt. Diese Show war nicht nur für mich schon jetzt der nicht mehr zu überbietende TOP ACT des zweiten Festivaltages!!! (bs)

Tatsächlich ist es seltsam, dass TWISTED SISTER mit nach wie vor keiner neuen Platte solch einen hohen Status haben, dass sie nach 2003 erneut das Festival beschließen durften, vor allem wenn man in Betracht zieht, dass der eigentlich geplante Special Guest MÖTLEY CRÜE (Jawohl!) noch vor DIO gespielt hätte. So freute ich mich zwar auf den Aufritt, erwartete aber irgendwie doch eine Blaupause des Sets von 2003, denn neue Songs sind ja Fehlanzeige. Tja, wie man sich irren kann: Die New Yorker spielten doch tatsächlich das komplette Album "Stay Hungry" durch. Scheint irgendwie momentan "in" zu sein nach SAGA, MAGNUM, AGENT STEEL u.a., ältere Alben vollständig aufzuführen.
Das bedeutete konkret, dass die Hymne "We're Not Gonna Take It" gleich zu Beginn kam. Okay, "Stay Hungry", "The Price", "Burn In Hell", "I Wanna Rock" und "S.M.F." waren vor zwei Jahren auch im Set. Aber dass so dermaßen viele Menschen nach 21 Jahren Lieder wie "Captain Howdy" oder "Don't Let Me Down" Wort für Wort mitsingen konnten (und ich stand bei dem Konzert ziemlich weit hinten) und dermaßen abfeiern, ist schon beeindruckend. Zumal wenn man bedenkt, dass der Bassist sich auch Boxhandschuhe anziehen könnte, weil der ... ähem ... sorry ... Grobmotoriker Mark "The Animal" Mendoza ja mehr mit der Faust auf den Bass herumkloppt, als dass er die Saiten zupft. Dee Snider spulte nicht nur sein Programm runter, sondern ging direkt auf das Publikum ein, so machte er sich im Grunde einmal über einige lustig, die bei einer Frage johlten, die eher Ablehnung als Antwort gehabt haben sollte. Und auch Jay Jay French ließ wieder 'ne coole Ansage vom Stapel, warum diese 80's-Musik zurückkommt und so erfolgreich ist, weil die Leute es nämlich satt haben, depressive und Jammermusik mit belastenden Themen zu hören (so die Kurzform). Mit einer etwas zu lang geratenen Coverversion von "It's Only Rock'n Roll" und dann noch mal Rock'n Roll, den man bekanntlich nicht stoppen kann, ging der lange Tag beim Feuerwerk zu Ende.

So endete ein für alle Dabeigewesenen sicherlich denkwürdiges Festival, welches seine Fortsetzung nun doch 2006 finden wird, u.a. wegen der bemerkenswerten Hilfsbereitschaft untereinander, der guten Zusammenarbeit mit Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften sowie den Anwohnern und Bürgern der Stadt Balingen. Gut, einige profitieren auch gut davon, aber sie ertragen jedes Jahr die "Friedliche Invasion" ... na ja, außer einem einzigen, inzwischen mit trauriger Berühmtheit ausgestatteten Leserbriefschreiber des Zoller-Alb-Kuriers, der das Unwetter als "Strafe Gottes" (!?) für die "üble Horde" empfand, wobei dann ein pfiffiger Metalhead konterte und ebenfalls einen Leserbrief schrieb - mit dem Resümee "Gott muss Heavy Metal-Fan sein!"

THANKS an alle anderen für drei weitere tolle Tage - Keep the spirit alive - see you next year!!! (gl)

Fotos:
Warm-Up-Show: Andreas Weber / www.evilized.de
Destruction / Amon Amarth / Sebastian Bach: js
Alle anderen: gl






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