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Zeitschriften-Rezensionen 2015

BergLust, Bergwelten, Bergsteiger-Extraheft Alpentouren, Backline, X-Journey, Das Opernglas, Musik und Liturgie, Rock Classics: Motörhead, Uncut, Metal Hammer, BBC Music Magazine, Mosaik, Concerto, Gewandhaus-Magazin


Als Me-Too-Produkt bezeichnen Wirtschaftstheoretiker ein von einem Produzenten herausgebrachtes Gut, das strukturell einem von einem anderen Produzenten bereits erfolgreich am Markt plazierten Gut entspricht. So etwas gibt es im Zeitschriftenmarkt natürlich auch, was dann zu einer gewissen Atomisierung der Produzentenseite (und der Verkaufszahlen) führt, wenn es nicht parallel gelingt, neue Zielgruppen zu erschließen. Einen diesbezüglichen Versuch stellt BergLust dar, ein Ableger der Zeitschrift Land & Berge mit, wie man anhand der Titelwahl bereits korrekt vermuten kann, stärkerer Fokussierung auf gebirgige Themen, unter die trotz Dominanz der alpinen Regionen auch die Mittelgebirge fallen. Der Untertitel "Das Magazin für Hochgefühle" verdeutlicht aber noch einen anderen Aspekt, nämlich die stark emotionsbetonte Berichterstattung, die zwar den Informationsgehalt nicht ganz außen vor läßt und auch den sportlichen und den wissenschaftlichen Aspekt nicht ganz ausblendet, aber doch in erster Linie aufs Herz und weniger aufs Hirn zielt. Dementsprechend nehmen Bilder auch einen relativ großen Teil der 116 Seiten der vorliegenden Debütnummer 1/2015 ein, viele der Beiträge leben im wesentlichen von ihnen, auch wenn die Texte meist dann doch noch das letzte Quentchen Anschaulichkeit hinzufügen, so beispielsweise in der Fotostrecke über Kälteschutz in der Tierwelt. Die Stoßrichtung auf den genußorientierten Leser wird auch dadurch deutlich, daß gleich die ersten beiden Beiträge der Rubrik "Aktiv in den Bergen" zum Gasthaus Aescher im Appenzeller Land (auch Covermotiv) bzw. zum Café 3440 auf dem Gipfel des Hinteren Brunnenkogels im Pitztal führen und auch in etlichen anderen Beiträgen der kulinarische Aspekt eine nicht unbedeutende Rolle spielt.Generell zumindest in dieser Debütnummer voluminöser bestückt ist allerdings sowieso die Rubrik "Menschen & Abenteuer", wo sich neben "erwartbaren" Themen wie der Matterhorn-Tragödie vor 150 Jahren auch Abseitiges, aber durchaus Interessantes wie ein Bericht über die Dreharbeiten des Beatles-Films "Help" vor 50 Jahren samt Interview mit Gerhard Krings, der in den Schnee-Szenen als Double von George Harrison agierte. Einige Berichte verbinden inhaltlich beide Rubriken, so die Skitour von Ischgl auf die Bielerhöhe, die vor einem knappen Jahrhundert auch Ernest Hemingway in ähnlicher Form absolvierte. Die Schreibqualität der Beteiligten ist mindestens gut, die Foto- und Reproqualität zumeist exzellent, so daß die Zielgruppe der reinen Genußbergsteiger, die ja offenbar durchaus im Zunehmen begriffen ist, hier nicht uninteressanten Stoff finden sollte. Scheinbar haben von denen auch genügend zu den ersten Heften gegriffen, so daß das Projekt nicht von Anfang an zum Scheitern verurteilt war - mittlerweile ist Nr. 5 als aktuellstes Heft erhältlich, der Erscheinungsturnus ist zweimonatlich. Kostenpunkt für die 116 durchgängig vierfarbigen Seiten: 5 Euro. Kontakt: Berglust UG, Schloss Solms, Solmsstraße 1, 76530 Baden-Baden, redaktion@berglust.de, www.berglust.de



Viel von dem, was soeben geschrieben wurde, könnte man auch auf ein Heft namens Bergwelten anwenden, dessen, so das Cover, "Deutschland-Ausgabe 01" im späten Frühjahr 2015 das Licht der Welt erblickt hat - aber eben nicht alles. Die eben angeführte Formulierung läßt bereits vermuten, daß die Wiege des Heftes nicht in Deutschland steht, und das stellt sich auch als korrekt heraus, denn dahinter steht das Red Bull Media House, und das ist bekanntlich in Österreich beheimatet. Von daher überrascht erstmal, keine Anzeige für Red Bull im Heft zu finden, aber die Connections waren offenbar trotzdem gut genug, um ein großes Anzeigenvolumen zu erlösen, so daß diese Debütnummer mit laut Impressum stolzen 230.000 (!!) Exemplaren an den Start gegangen ist, was im Zeitalter der einleitend behandelten Atomisierung außer der Mitgliederzeitschrift des Alpenvereins für alle Mitbewerber völlig utopisch sein dürfte. Das Schwesterheft hört hier übrigens auf den Titel "Servus in Stadt & Land", und Verbindungen zu Servus TV sind natürlich auch nicht zufällig, denn dort gibt es mittlerweile die Sendung zum Heft. "Das Magazin für alpine Lebensfreude" lautet in der Printform der Untertitel, aber trotz der Ähnlichkeit zu BergLust wird hier doch etwas stärker der aktive Bergwanderer in den Fokus genommen als derjenige, der eher Lesestoff über Berge für zu Hause sucht. Natürlich gibt's letzteren auch, etwa in den Kolumnen von David Lama oder, man lese und staune, Georg Ringsgwandl, im Interview mit dem Flugretter Michael Paschinger oder Reinhold Messners Bericht, wie die Filmaufnahmen bei seiner ersten nicht sauerstoffunterstützten Everest-Besteigung zustandekamen. Aber auch der Praxisbezug kommt nicht zu kurz, etwa in der Abhandlung, wie man Altschneefelder überquert, oder den diversen Ausrüstungstips, wobei der Rucksacktest im Vergleich etwa mit den Produkttests der Kollegen vom Alpin-Magazin etwas oberflächlicher anmutet. Daß in dieser wie auch in der Debütnummer der BergLust ein Bericht übers Wandern in der Wutachschlucht im Schwarzwald enthalten ist, mutet hingegen leicht kurios an. Weitere Ziele des Bergwelten-Debüts sind die Eifel, die Verdonschlucht, die Berliner Hütte oder als Titelthema das Dachstein-Massiv, dazu kommen dann noch kleine Rubriken mit notizzettelartigen Infos etwa über "Wetter & Wissen", "Kinder & Familie" oder "Gut & schön", während "Hinaus & hinauf" in interessanten Arrangements auf farbigen Hintergründen neue Produkte zeigt. Spätestens hier wird's vielen "klassischen" Berggehern zu bunt werden, aber die erfreuen sich dann vielleicht an einigen interessanten doppelseitigen (!) Bergfotos. Interessanterweise sind einige Funktionäre des Österreichischen Alpenvereins in die Redaktion eingebunden, und Mitglieder dieses Vereins bekommen das Abo dann auch vergünstigt. Ob sich für alle anderen die 5 Euro für die 184 teils sehr großzügig layouteten Seiten lohnen, bleibt wie häufig Geschmackssache. Kontakt: Redaktion Bergwelten, Heinrich-Collin-Straße 1/1, A-1140 Wien, redaktion@bergwelten.com, www.bergwelten.com

Drei Jahre ist es her, da brachte die Bergsteiger-Redaktion ein Extraheft "Alpentouren" heraus, und diesem folgt anno 2015 nun der zweite Streich, der einige Komponenten des Vorgängers übernimmt, allerdings nicht alle. Grundeinteilung ist diesmal die politische, also die sieben Staaten, die Anteil an den Alpen haben. Jeder Staat bekommt dann ein bis fünf Kapitel, die allerdings nicht wie im Vorgängerheft streng einer regionalen Einteilung folgen, sondern durchaus auch thematisch konzipiert sein können, etwa der Beitrag über das Almenwesen in Bayern, und in diesen Fällen sind die angekoppelten Tourenvorschläge dann auch nicht regional limitiert, sondern ziehen sich über den ganzen Alpenriegel des Freistaates. Im Gegensatz zum Vorgänger geht es diesmal auch nicht nur um hohe und tendenziell eher schwierige Ziele, sondern die Leserschaft soll offenbar in der Breite angesprochen werden, was ein Spektrum vom kinderwagentauglichen Hüttenzustieg bis zum Kaiser-Max-Klettersteig westlich von Innsbruck, der teilweise die zweitschwerste Einstufung, die es für Klettersteige gibt, trägt, erfordert und sowohl als positive thematische Ausweitung als auch als "Verwässerung" des bergsteigerischen Aspektes gewertet werden kann. Zu den diesmal über 200 Touren gibt es in Extrakästen noch Basisinformationen, die aber im Regelfall nicht die Recherche in anderen Quellen ersetzen, will man die eine oder andere Tour in Angriff nehmen. Als Sonderrubrik gibt es pro Land eine namens "Hütten: die besten Adressen", was wie schon 2012 beim 2015 abermals vorhandenen Untertitel mit den besten Gipfeltouren angemerkt argumentative Probleme bei etwaigen Fortsetzungen hervorrufen kann. Von der Kapitelanzahl her bekommen Deutschland, Österreich und die Schweiz mit jeweils fünf den Löwenanteil ab, Italien folgt mit vier, Frankreich mit zwei, und Slowenien und Liechtenstein müssen sich mit je einem begnügen - aber es ist auch erstmal positiv zu werten, daß sie überhaupt dabei sind und nicht übersehen werden, wie das in der alpinen Literatur nicht selten der Fall ist. Die Haupttexte der Kapitel reichen von der puren Tourenbeschreibung, etwa beim Viertausendersammeln im Monte-Rosa-Gebiet, bis zu eher feuilletonistischen Schilderungen wie dem Almabtrieb im Ötztal. Zur Gewinnung eines groben Überblicks über ein Sammelsurium von sommerlichen Tourideen in den Alpen ist das 132seitige, mit einigen großformatigen Fotos eingeleitete Heft gut brauchbar, mehr leisten kann und will es wahrscheinlich nicht, wobei der Informationsgrad im Vorgänger höher und dafür die Tourenanzahl niedriger war, was je nach Herangehensweise bei der eigenen Tourenfindung und -planung als Vor- wie Nachteil empfunden werden kann. Kontakt: Redaktion Bergsteiger, Postfach 40 02 09, 80702 München, bergsteiger@bruckmann.de, www.bergsteiger.de

Wer Berge nicht im Sommer, sondern lieber im Winter besteigt und dann auf den Brettern von ihnen herabwedelt, für den könnte das Backline-Magazin geeignet sein. "Backcountry Freeskiing Photo & Story Magazine" lautet der Untertitel, und wenn man den kombinierten Fels-Schnee-Hang auf der Titelseite sieht, den da einer der Protagonisten nach unten fährt, dann ist klar, daß da eigentlich noch ein Hinweis "Don't try this at home" dazugehört hätte. Auf jeweils acht bis zehn Seiten berichten Freerider über außergewöhnliche Abfahrten in der ganzen Welt, wobei die Texte jeweils in Deutsch und Englisch nebeneinanderstehen. Mehr noch als das geschriebene Wort beeindruckt oftmals aber das gedruckte Bild, auch wenn sich die Motive mit der Zeit etwas zu ähneln beginnen: Freeride-Skifahrer stürzen sich wilde Hänge hinunter. Aber für sich genommen wissen die Bilder zweifellos zu begeistern, und man kann auf der Magazinhomepage auch bei einem Fotocontest mitmachen, der im Heft dann ausgewertet wird. Da die Informationen über die einzelnen Touren im Heft eher spartanisch gehalten sind, gibt es auf der Homepage noch einige weiterführende Angaben und Details nachzulesen. Die Jahresausgabe 2015 enthält u.a. Berichte aus Argentinien, Norwegen, Kanada oder Albanien, und mit dem Areal um Ushguli in Swanetien sowie der Tscheget-Nordwand gegenüber dem Elbrus sind auch zwei Gebiete im Kaukasus dabei, die der Rezensent aus eigener Anschauung her kennt, wenngleich im Sommer und nicht im Winter. Die Redaktion der deutschen Texte hatte Georg Hohenester inne, sonst Chefredakteur der Alpenvereinszeitschrift Panorama, aber auch ihm ist beim Korrekturlesen nicht aufgefallen, daß es um Ushguli gar keinen 5500 Meter hohen Berg gibt (selbst die optimistischsten Schätzungen für den Schchara lagen in vergangenen Jahrzehnten nur bei 5200 m, heute findet man meist die Angabe 5068 m, und alles andere, was in oder südlich der Besingiwand noch aufragt, ist niedriger). Außerdem stehen die berühmten Wehrtürme nicht etwa außen um die Siedlungen herum, sondern innerhalb der Gehöfte. Und gerade bei den Alpentouren hätte man sich außer Erörterungen der Schneelage auch noch einen Gedanken über den Naturschutz gewünscht - Freeriden in unberührten Wildnissen ist für so manchen vierbeinigen oder geflügelten Bergbewohner das Todesurteil, da er mit jeder Flucht Energie verliert, die ihm beim Überleben des Winters fehlt, und wenn hier schon der Panorama-Chef am Werk ist, der im Panorama viel Wert auf die Berichterstattung über DAV-Programme wie "Skibergsteigen umweltfreundlich" legt, hätte man ein Eingehen auf solche Fragen eigentlich erwarten können. Trotzdem weiß das Heft als Ganzes zu überzeugen und macht Appetit auf bergige Aktivitäten, unabhängig ob im Winter oder im Sommer. Für letzteres gibt es übrigens das Schwesterheft X-Journey mit Reportagen über Trekkingtouren, in der 2014er Ausgabe u.a. im Norden Portugals, im Paria Canyon in Arizona oder in Tadshikistan - und das sind dann Touren, die überwiegend auch der normalsterbliche (Berg-)Wanderer unternehmen kann, auch wenn sie immer noch exotisch und anspruchsvoll genug sind. Beide Hefte kommen im Überformat von 24x30 cm und auf schwerem Papier daher, Backline 2015 mit 150 und X-Journey 2014 mit 100 Seiten, kosten je 10 Euro und sind u.a. im Bahnhofsbuchhandel zu bekommen - oder direkt bei der Herausgeberin: Wilderer Marketing, Scheffelstraße 57, 70193 Stuttgart, sandra.wilderer@backline-magazin.com, www.backline-magazin.com, www.xjourney-magazin.com

Stammgast in den Zeitschriftenreviews beim CrossOver ist Das Opernglas, und auch die Nummer 12/2015 kann den gewohnten Qualitätsstandard locker halten und bietet einen informativen Einblick ins Opernschaffen Deutschlands, aber streiflichtartig auch in anderen Ländern. Dabei ist diese Ausgabe fast eine Raritätennummer geworden, haben doch etliche Opernhäuser selten gespielte Werke ausgebuddelt - oder wer hat schon mal die "Königin von Saba" von, nein, nicht Händel, sondern Karl Goldmark oder "Mefistofele" von Arrigo Boito gesehen? Eine der Raritäten gab's mit Rimski-Korsakows "Märchen vom Zaren Saltan" auch in Dresden, und da der hier tippende Rezensent die auch miterlebt hat (wenngleich in der anderen Besetzungsvariante), kann er schön nachvollziehen, wo er mit Boris Michael Gruhl konform geht und wo nicht. Auf dem Titel schaut die kroatische Sängerin Lana Kos aus einem Blumenbukett, die beiden anderen Interviews gehören Stephen Milling und dem Altmeister Sherrill Milnes. Zur den Löwenanteil des Heftes einnehmenden Liveberichterstattung gesellen sich wie üblich noch die Spielpläne nationaler wie internationaler Häuser von Avignon bis Bad Elster und von Timmendorfer Strand bis Tokio (interessanterweise fehlt Tbilissi - oder hatte das Opernhaus im Dezember dort Spielpause?) sowie eine Handvoll Rezensionen von Büchern und DVDs; dazu treten zwei CD-Review-Kolumnen, die eine mit Werken von Elisabeth Schwarzkopf (die Grande Dame des deutschen Gesanges wäre am 9.12.2015 100 Jahre alt geworden), die andere mit weihnachtlichen CDs. Ob's Zufall ist, daß die meisten der letztgenannten CDs auch in einer der zahlreichen Beilagen, in diesem Fall vom Note-1-Vertrieb, angepriesen werden? Sicher nicht - aber auch ein solches Heft lebt nicht von den Verkaufserlösen allein. Daß die Redaktion übrigens Verbesserungsvorschlägen durchaus aufgeschlossen gegenübersteht, dafür stellt die Dezembernummer ein Musterbeispiel dar: In den Leserbriefen wird der Vorschlag vorgebracht, eine gesonderte Terminübersicht für Kinderopern einzuführen - und ein paar Seiten weiter hinten findet man diese Idee auch schon umgesetzt. Außerdem findet Chefredakteur Ralf Tiedemann im Editorial weise Worte über die gesellschaftliche Verantwortung der Kunst im Zeitalter der Flüchtlingsbewegungen. Die 88 gewohnt professionell hergestellten vierfarbigen Seiten kosten 8,70 Euro. Kontakt: Opernglas Verlagsgesellschaft mbH, Grelckstraße 36, 22529 Hamburg, info@opernglas.de, www.opernglas.de

Ein Abschiedsheft liegt mit der Nummer 6/2015 von Musik und Liturgie vor. Nein, keine Angst, das Periodikum wird nicht eingestellt (zumindest ist nichts dergleichen angekündigt), aber der Coverdesigner nimmt nach drei Jahren seinen Hut, und doppelt so lange hat es die Rubrik "blitz-licht" gegeben, in der ebensolche auf alle möglichen und unmöglichen kulturellen Dinge gerichtet wurden ("Vermischtes" heißt sowas andernorts), allerdings mit einem gewissen Fokus auf Buchvorstellungen, und ebensolche prägen jetzt auch die letzte Folge dieser Rubrik. Ebenfalls sein Ende findet (turnusgemäß) das Jahresthema der sechs 2015er Ausgaben, das da "Spielen" lautete und sich diesem Terminusvon ganz verschiedenen Seiten aus näherte - im vorliegenden Heft beleuchtet etwa Bernhard Billetter noch einmal das philosophische Konstrukt des Homo ludens, interessanterweise die militärische Komponente ausblendend, die beispielsweise Michael Roes in seinem Buch "Leeres Viertel - Rub'al Khali" philologisch mit einbezogen hat. Aber die ist für Kirchenmusiker heutzutage dankenswerterweise ja auch weniger wichtig. Gleich in zwei Beiträgen wird hingegen die Beziehung zwischen Kirchenmusik(ern) und Tafelfreuden in fester und flüssiger Form behandelt, die ja in der Vergangenheit große Bedeutung hatte (man erinnere sich an die Tradition des gigantischen Orgelschmauses nach erfolgreicher Einweihung eines Neubauinstrumentes) und auch heute noch bei der Eventplanung eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt (und da kann man sich mit dem Organisten Martin Heini, der ein originelles kulinarisch-organistisches Wunschmenü zusammengestellt hat, trefflich streiten, ob es im Euphrat bei Babylon wirklich Bachforellen gibt :-)). Wem das alles zu irdisch ist, der liest vielleicht lieber den zweiten Teil der Beitragsfolge über Spiritualität in der Musik von Wolfgang Broedel, und der Praktiker findet natürlich auch wieder Notenbandvorstellungen oder einen Report über die 9. St. Galler Kirchenmusikwoche samt Ausblick auf die nächste solche. Sven-David Harry steuert schließlich noch einen hochinteressanten Beitrag über sein Austauschsemester in Riga bei, und ein historischer Beitrag gehört dem Organisten Otto Barblan (1860-1943). Nur in einer katholischen Kirchenmusikerzeitschrift denkbar ist schließlich das Rätsel dieser Ausgabe (gesucht ist Martin Luther) - jedweder protestantische Kirchenmusiker würde sich hier so vorkommen, als würde im Rätsel einer Bergsteigerzeitschrift nach Reinhold Messner gefragt (in der vorherigen Nummer war Johann Baptist Hilber der Gesuchte, der nun wieder den gemeinen protestantischen nichtschweizerischen Kirchenmusiker eher vor Fragezeichen gestellt haben könnte). Terminankündigungen und Projektvorstellungen der Einzelverbände des Schweizerischen Katholischen Kirchenmusikerverbandes runden die in bewährter Weise lesenswerten 48 Seiten ab. Kontakt: Redaktion "Musik und Liturgie", Postfach 269, CH-7302 Landquart, christian.albrecht@musikundliturgie.ch, martin.hobi@musikundliturgie.ch, www.musikundliturgie.ch

Weil wir gerade beim Thema Ende sind: Doppeltes Pech hatte die Rock-Classics-Redaktion bei der Herausgabe des aktuellen Sonderheftes Nr. 14, das Motörhead gewidmet ist. Zum einen starb unmittelbar nach Erscheinen Philthy "Animal" Taylor, der Schlagzeuger der klassischen Spätsiebziger-/Frühachtziger-Besetzung von Motörhead, und als wäre das noch nicht genug, bekam kurze Zeit später (und zwei Tage nach seinem 70. Geburtstag) Motörhead-Frontikone Lemmy Kilmister die Diagnose einer sehr aggressiven Krebsform übermittelt, die ihn abermals zwei Tage später ebenfalls das Zeitliche segnen ließ. So wird dieses Heft ungewollt zum Grabstein für die Band, deren verbliebene Mitglieder Phil Campbell und Mikkey Dee sich entschieden haben, die für 2016 bereits fixierten Livetermine (in einem als legendär einzustufenden Package mit Saxon und Girlschool) abzusagen und nicht mit diversen Gastmusikern in Lemmy-Gedenkveranstaltungen umzufunktionieren. Sicherlich wird es solche aber zu einem späteren Zeitpunkt mal geben, auch wenn eine unkritische Verehrung des Mannes, der diese Band 40 Jahre lang geprägt hat, natürlich ebensowenig sinnvoll ist wie bei anderen als Ikonen geltenden Personen - wie Matthias Herr im ersten Band seines Heavy-Metal-Lexikons treffend anmerkte, ist es schön, daß sich Lemmy für deutsche Geschichte interessiert, aber weniger schön, daß sich dieses Interesse ausschließlich auf das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte richtete. Musikalisch hatten Motörhead allerdings eine wichtige szeneintegrative Funktion: Ob Punker, Hardcoreanhänger, Blueser, Rocker oder Metaller der verschiedensten, oft untereinander spinnefeinder Gruppierungen - auf Motörhead als kleinster gemeinsamer Nenner konnten sich viele einigen, auch wenn manchem gerade zum rauhen Frühmaterial etwas der Zugang fehlte, den er dann erst über die mit "1916" einsetzenden differenzierteren Alben fand. Das Heft zeichnet auf seinen 100 Seiten die Geschichte der Band anhand der Alben nach, verzichtet also auf eine gesonderte Darstellung der Bandgeschichte, von der Frühgeschichte und Lemmys musikalischem Vorleben (Hawkwind, Sam Gopal, Hendrix-Roadie ...) mal abgesehen. Zu den drei jüngsten Alben "The Wörld Is Yours", "Aftershock" und dem zum Vermächtnis gewordenen, noch nicht mal ein Vierteljahr alten "Bad Magic" gibt es außerdem Interviews. Spannend ist die Rubrik "Sammlerträume", welche diverse Tonträgerraritäten vorstellt, die der normalsterbliche Leser vermutlich nie sein eigen nennen kann. Dieser Beitrag wurde ebenso von Motörhead-Experte Matthias Mader vom Iron Pages verfaßt wie die Kolumne mit Buchvorstellungen, was die etwas unglückliche Konstellation ergibt, daß er sein eigenes Buch "Over The Top" rezensieren muß. Dazu kommen noch Abhandlungen über den Film "Eat The Rich", dessen Soundtrack zu einem gutem Teil mit Motörhead-Stücken bestritten wurde, sowie über die Fanclubs der Band und einige der Myriaden von Coverbands, Interviews mit Fast Eddie Clarke und Girlschool, DVD-Reviews sowie zwei großformatige Poster - und damit ist das Heft auch schon wieder voll. Wer das vor einigen Jahren erschienene Motörhead-Sonderheft des RockHard-Magazins besitzt, erfährt zwar zumindest zur Bandgeschichte nicht viel Neues (stand dort eigentlich auch schon die Anekdote, daß Lemmy mit seiner damaligen Band The Rockin' Vickers in den Mittsechzigern einen Gig in Jugoslawien spielen durfte, und zwar im Rahmen eines Kulturaustausches mit dem Jugendorchester der Kommunistischen Partei von Jugoslawien?), hat aber den Vorteil eines aktuellen Updates. Leider sind einige peinliche Fehler verblieben, etwa wenn Sid Vicious (der mal kurz von Lemmy Baßunterricht bekam, aber schnell als hoffnungsloser Fall erkannt wurde) mit seinem Sex-Pistols-Bandkollegen Johnny Rotten verwechselt wird, was den Eindruck ein wenig trübt. Die 100 Seiten kosten am Kiosk 8,90 Euro. Kontakt: Slam Media GmbH, Mollardgasse 85a/2/75, A-1060 Wien, office@slam-zine.com, www.rockclassicsmag.com

Ein Aufenthalt auf einem großen internationalen Flughafen bietet nicht selten die Gelegenheit, das Arsenal an fremdsprachigen Musikzeitschriften etwas aufzufüllen - so geschehen am 12.7.2015 in Istanbul. Zu den dortigen Beutestücken zählt auch die Juliausgabe des Uncut-Magazins, das bereits in den 2014er Zinereviews vertreten war. Prinzipiell geändert hat sich nichts: Das Heft behandelt immer noch Rockmusik im allerweitesten Sinne, und zwar etablierte Namen wie aufstrebende Geheimtips gleichermaßen. Zu letzteren zählt z.B. Sturgill Simpson, der mit einer ausführlichen US-Tourstory vertreten ist, zu ersteren ein ausführlicher Bericht über das Comeback der 13th Floor Elevators. Titelband sind die Rolling Stones, deren "Sticky Fingers"-Album gerade als voluminös aufgeplusterter Re-Release erschienen ist und den Anlaß für eine ausführliche historische Betrachtung bietet. Nicht nur für Pink-Floyd-Fans dürfte dagegen der sechsseitige Artikel über das Hipgnosis-Designerkollektiv interessant sein, denn Storm Thorgerson, Aubrey Powell und ihre Adlaten zeichneten auch für die Optik manch anderen Meilensteins verantwortlich, etwa Genesis' "The Lamb Lies Down On Broadway" oder "Houses Of The Holy" von Led Zeppelin. Die im Inhaltsverzeichnis versprochenen 40 Seiten Reviews machen summiert fast ein Drittel des 124seitigen Heftes aus, auch wenn man die acht Seiten Konzertterminanzeigen da eigentlich subtrahieren müßte (Livereviews gibt's nur ganze zwei), und die Nachrufrubrik beinhaltet diesmal u.a. Percy Sledge oder den Hot-Chocolate-Fronter Errol Brown. Geschrieben ist das Ganze wie immer in durchaus verständlichem, aber nicht anspruchslosem Englisch, und wer um die Ecke denken will, kann sich ja wieder am Kreuzworträtsel versuchen. Kontakt: Time Inc. (UK) Ltd., 8th Floor, Blue Fin Building, 110 Southwark Street, London SE1 0SU, UK, uncut_feedback@timeinc.com, www.uncut.co.uk (dort sind die Ausgaben übrigens auch downloadbar, wenn man gerade mal nicht auf einem passenden Flughafen ist - Frage wäre allenfalls, ob's da auch die CD-Beilage namens "You Gotta Move!" mit 15 Tracks von The Fall über Jim O'Rourke und Soapkills bis Bitchin Bajas zum Download gibt).

Den Metal Hammer kennt man vom deutschen Zeitschriftenmarkt, aber es gibt auch eine englische Ausgabe, deren Juliheft 2015 mittlerweile auch schon die 271. Nummer darstellt. Eine CD-Beilage gibt es hier auch, und zwar in Zusammenarbeit mit dem Download-Festival - sie enthält 13 hauptsächlich, aber nicht nur britische Nachwuchsbands, die anno 2015 auf ebenjenem Festival spielen, und der Rezensent kennt mal wieder keine einzige von ihnen, von Stray From The Path über Hands Like Houses bis zu den Love Zombies. Das Heft selber enthält aber natürlich einige bekannte Namen wie Lindemann, Korpiklaani, Tremonti oder Paradise Lost in der Interviewsektion, also quer durch den harten Rocksektor, und außerdem darf Nightwish-Chefdenker Tuomas Holopainen in der Rubrik "Discs Of Doom" einige markante Scheiben seiner Sammlung vorstellen, während Anthrax-Häuptling Scott Ian das Gleiche mit Büchern aus seiner Stephen-King-Sammlung macht. Titelband sind Faith No More, auch wenn man eine Weile braucht, bis man auf dem Bandfoto erkennt, wer das ist. Mit Megadeth geht es in die Vergangenheit, nämlich zum vor 30 Jahren erschienenen "Killing Is My Business..."-Debütalbum. Die CD-Review-Rubrik ist auffällig klein, und die Tourdatenankündigungen bestehen wie auch im Uncut hauptsächlich aus Veranstalteranzeigen (scheint in England Usus zu sein ...). Das Layout der 132 Seiten ist ein gutes Stück wilder als das der heutigen deutschen Ausgabe (inhaltliche Übernahmen scheinen aber nicht stattzufinden, beide Hefte agieren offenbar autark), so daß man ein Weilchen braucht, um sich hineinzufinden, während das Englisch recht gut verständlich anmutet. Und wer sowas mag, kann sich noch am Comic "Nöel the Tröll" erfreuen oder sich riesige Poster von Slayer oder dem Mastodon-/Clutch-Tourplakat ins Zimmer hängen. Kontakt: Metal Hammer, 2 Balcombe St, London NW1 6NW, UK, heresies@teamrock.com, www.metalhammer.com

Drittes Istanbuler Beutestück war die Juliausgabe des BBC Music Magazine, und obwohl der im Namen verewigte Sender natürlich auch andere Musikkanäle anbietet, so widmet sich das Magazin auf seinen 124 Seiten ausschließlich der klassischen Sparte. Da seinerzeit gerade die BBC Proms bevorstanden, gehört ein großer Artikel natürlich der Vorschau auf dieses sommerliche Kulturereignis. Interviews sind enthalten mit der Percussionistin Dame Evelyn Glennie und dem Dirigenten Andris Nelsons, der justament seinen Abschied in Birmingham nahm (und zwischenzeitlich als neuer Gewandhauskapellmeister bestätigt worden ist). Der Artikel "Opera singers explained" erfüllt den klassischen Bildungsauftrag der öffentlich-rechtlichen Medien, und passend dazu beleuchtet ein weiterer Beitrag den neuen BBC-Film über "La Traviata". Zu den Standardrubriken zählen ein musikalischer Reisetip (der diesmal übrigens nach Deutschland führt, nämlich nach Oldenburg) sowie der "Komponist des Monats", diesmal Sergej Rachmaninoff, und außerdem verspricht das Cover über 110 Reviews von CDs, DVDs und Büchern, geordnet übrigens nach musikalischen Genres und bewertet mit einem Fünf-Sterne-System, das vielleicht ein bißchen zu grob gerastert ist. Konzertankündigungen sowie eine Radio- und TV-Vorschau füllen den Serviceteil, und Kreuzworträtsel sind in englischen Musikmagazinen offenbar sehr beliebt, denn auch hier gibt es eins, mit für deutsche Leser ziemlich schwierigen Fragen. Aber man kann mit dem darunter abgedruckten Quiz ja erstmal üben - die Antworten auf die dortigen 10 Fragen gibt's an anderer Stelle im Heft nachzulesen. Jede Ausgabe enthält zudem eine CD-Beilage mit zumeist eher raren Aufnahmen, diesmal ein Livemitschnitt von Peter Tschaikowskis 4. Sinfonie von den BBC Proms 1964, dirigiert von Sir Malcolm Sargent. "The World's best-selling Classical Music Magazine" sagt das Cover übrigens - eine Auflagenzahl ist zwar nirgendwo angegeben, aber wir gehen einfach mal davon aus, daß das stimmt - und für Klassikliebhaber lohnt sich die Lektüre in jedem Fall. Pro Jahr erscheinen übrigens 13 Ausgaben, sagt das Impressum. Kontakt: BBC Music Magazine, PO Box 279, Sittingbourne, Kent ME9 8DF, UK, bbcmusic@servicehelpline.co.uk, www.classical-music.com

Gerade noch rechtzeitig erschienen, um brandaktuell berücksichtigt zu werden, ist das Januarheft 2016 des Mosaik, die Nummer 481 tragend und "Der große Auftritt" betitelt. Es läuft immer noch die Serie "Die Abrafaxe erobern Rom", deren grundsätzliche Handlungskonstellation in den 2014er Zeitschriftenreviews nachgelesen werden kann. Mittlerweile sind alle Protagonisten auf mehr oder weniger großen Umwegen in Rom eingetroffen, und seit der Nummer 480, was zugleich die Jubiläumsnummer zum 40jährigen Bestehen der neuen Ära dieses Comic-Dinosauriers (also den Abenteuern der Abrafaxe, die ihre Digedags-Vorgänger ablösten) war, spitzt sich die Handlung in dramatischer Weise zu, wobei jetzt in Nr. 481 die Abrafaxe, der Circus Spontifex, der in Ungnade gefallene Ex-Konsul Marcus Julius Prudentio samt seinem Sohn Titus und auch einige soeben in Rom eingetroffene Chattenkrieger in der Arena des Amphiteatrum Flavium, das wir heute als Kolosseum kennen, gegen 30 hungrige Hyänen kämpfen sollen, was aber zur allgemeinen Überraschung komplett anders abläuft als geplant und in einem Versuch des intriganten Konsuls Aulus Flavius Improbus gipfelt, Kaiser Trajan in einem Staatsstreich abzusetzen. Ob dieser gelingt, das bleibt am Heftende in einem klassischen Cliffhanger offen, und es steht zu vermuten, daß in Nr. 482 oder spätestens 483 die Rom-Serie ihr Grande Finale finden wird. Mitten in diesem einzusteigen ist für einen Neu-Leser natürlich schwierig, selbst wenn man auf www.mosapedia.de die Inhalte der seit Februar 2014 laufenden Serie nachlesen (oder sich die Hefte nachbestellen) kann - aber man kann natürlich auch abwarten und im gutsortierten Zeitschriftenregal oder am Verlagsstand auf der Leipziger Buchmesse im März mal nachschauen, in welchem Heft die nächste Serie beginnt (manchmal gibt es da einen logisch konstruierten Übergang wie den Zeitsprung zwischen den beiden Australien-Serien 2012/2013, manchmal aber auch einen kompletten Bruch wie zwischen der zweiten Australien- und der Rom-Serie). Lohnend ist die Lektüre auf jeden Fall, der Heftmittelteil bietet zudem noch einen Bildungsaspekt (in der Rom-Serie geht es da z.B. um Lehnwörter des Deutschen aus dem Lateinischen), und mit der neuen Mosaik Magic App kann man das auf bestimmten Seiten eingedruckte Auge einscannen und erhält so einige Zusatzinformationen, Blicke hinter die Kulissen und weitere Extras. Aber auch die "reine" Papierform macht jede Menge Spaß, und der Rezensent wartet wie früher als Kind mit Spannung auf jedes neue Heft (Kostenpunkt für die 52 Seiten: im Normalfall 2,60 Euro, wenn es keine Sonderbeilagen oder -ausstattung gibt) und wird zudem 2016 beginnen, sich schrittweise die Sammelbände mit den alten Heftreprints zuzulegen, da im alten Familienbestand doch einige Hefte fehlten. Kontakt: Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag, Lindenallee 5, 14050 Berlin-Westend, mosaik@abrafaxe.de, www.abrafaxe.com (bis hierher: rls)

Das Concerto muss eigentlich nicht mehr vorgestellt werden. Das seit 1983 existierende Magazin beschäftigt sich ausschließlich und auf hohem Niveau mit Alter Musik und genießt nationales und internationales Renommee. Die Art der Beschäftigung ist zudem vom Sujet her sehr breit, wie die vorliegende Ausgabe für November/Dezember 2015 zeigt: Themen sind u.a. die Rekonstruktion alter Notenhandschriften (in dem Fall von Heinrich Schütz), Konzertaufführungen (in dem Fall z.B. die Thüringer Bachwochen), O-Töne damaliger Protagonisten (in dem Fall aus dem Reisetagebuch von Orgelbauer Johann Andreas Silbermann - eins der Highlights!), O-Töne heutiger Interpreten, wobei die Konzentration dieser Ausgabe mehr noch als auf dem Musikstück auf dem historischen Instrument liegt (Interview mit den Pianisten Tobias Koch und Andreas Staier - ein weiteres der Highlights) und einiges mehr. Offenkundig wird hier das Interesse der Redaktion, musikhistorische Zusammenhänge darzustellen, wodurch das Concerto neben journalistischen Ansprüchen auch ein wissenschaftliches Interesse bedient, und das immerhin in kurzweiliger, wenngleich textlastiger Magazinform. Inhaltlich geht der Blick aber nicht nur in die Vergangenheit, wovon ein Konzert- und Festival-Terminkalender sowie CD-Rezensionen zeugen. Sehr schön ist auch das schlicht-übersichtliche, aber effektive Layout. Dass Druck und Papierstärke höchsten Ansprüchen genügen, versteht sich ohnehin von selbst. Das 52-seitige Concerto kostet 6,90 Euro und kann, so im Fachgeschäft nicht erhältlich, direkt beim Verlag unter www.concerto-verlag.de bestellt werden.

Blättert man direkt anschließend im Gewandhaus-Magazin, Ausgabe 89 vom Winter 2015/2016, fällt gleich das andere Design auf: Bunte Grafiken, generell mehr Bilder und auch in der journalistischen Aufbereitung eine pfiffigere Gangart - zum Schmunzeln etwa S. 40/41, wo einen auf einer unkommentierten Vollbild-Doppelseite drei blutverschmierte Personen in Unterwäsche anstarren und erstmal fragend zurücklassen - auf S. 42 folgt dann die Auflösung ("Bitte zurückblättern! Was hat es mit den Fotos auf den beiden Seiten zuvor auf sich?"), eine Konzertbesprechung des provokativ inszenierten "Sommernachtstraum" von Shakespeare am Schauspiel Leipzig. Das vom Leipziger Gewandhaus herausgegebene Gewandhaus-Magazin heißt zwar wie es heißt, beschäftigt sich aber - wie dieses Beispiel zeigt - nicht ausschließlich oder überhaupt prävalent mit dem Gewandhaus, vom Terminkalender des Gewandhausorchesters abgesehen. Titelthema der vorliegenden Ausgabe ist Max Reger und dem widmen sich dann auch viele der 70 Seiten, mit einem redaktionellen Beitrag zum Orchesterwerk Regers (6 Seiten), zwei Seiten CD-Kolumne, Zeitreisen an die Orte, die Reger an seinem Todestag besuchte (6 Seiten) und in sein Todesjahr 1916 (4 Seiten), 6 Seiten zu "Reger und Leipzig", 5 Seiten Interview mit dem Musikwissenschaftler Kolja Lessing zu Reger und zwei Seiten Interview mit dem Pianisten Peter Serkin zu Reger - insgesamt eine breite und thematisch dabei ziemlich originelle Aufstellung, die sehr weit über "nur" die Musik Regers hinaus geht und streckenweise näher an einem herkömmlichen Magazin der sog. U-Musik als an einem hemmungslosen Liebhaberblatt wie eben dem Concerto liegt. Diese Gangart bedient denn auch der Rest des Magazins, in dem u.a. Gewandhaus-Musiker/innen die Frage beantworten dürfen, was sie im Fall einer Wiedergeburt im nächsten Leben werden würden, in denen auf vier Seiten die Subventionierung von Orchestern im 20. Jahrhundert am Beispiel der Wiener Symphoniker beleuchtet wird und sich schlussendlich gar ein komplett fiktives Interview mit einem Komponisten findet, dessen Namen der Leser anhand der im Interview freigelegten Informationen erraten muss. Neugierig geworden? Völlig zurecht. Das Gewandhaus-Magazin, das man für die Ausgeburt einer gewieften PR-Agentur halten könnte, die den Auftrag hat, die Themenwelt der sog. E-Musik für ein wissenschaftlich unbeschlagenes Publikum aufzubereiten, kostet 6,00 Euro und erscheint bei Kamprad. Kontakt: www.vkjk.de (ta)



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