(Capriola/Sony)

"Früher war mehr Lametta" - dieser Loriot-Klassiker trifft auch auf die vorliegende Scheibe des Doktor Ringsgwandl ohne Wenn und Aber zu. Weniger schrill, ohne die typische Skurrilität wegzulassen. Und mehr cool, ohne die hintergründige Direktheit abzulegen. Also weniger Außen, dafür mehr Innen. Oder so. Aber der Reihe nach. Die vorliegende Platte ist die vorerst letzte Veröffentlichung aus dem Hause Ringsgwandl. Wieder beim Major Sony beheimatet, was dem Sound guttut, der an der Oberfläche klar und im Inneren mehrschichtig filigran geraten ist. Mehr Glanz eben. Aber eben ein Glanz, der von innen kommt. Von den vielschichtigen, klug beobachteten Texten. Die weh tun, ohne zu verletzen. Den Finger in die Wunde legen, ohne dieselbe zu vergrößern. Was auf der Silberscheibe wirklich erstklassig geraten ist, ist die Verbindung zwischen der für einen Singer/Songwriter eher untypisch groovenden Klangtapete (die dem Meister offenbar so gut gefallen hat, dass auch ein Instrumental Einzug auf die Platte gefunden hat) und der angenehm-besonderen Stimme von Ringsgwandl. Ein besonderer Blick sollte noch auf die Texte geworfen werden, die zwar wie gewohnt mit bayrischem Sprachidiom daherkommen, dennoch ungewöhnlich verständlich auch für den Nichtbayrischsprachkundigen sind. Auch wenn die Gefahr besteht, dass man durch ausgewählte Zitate die gekonnte Erzählweise der Songs unbeleuchtet lässt, seien doch Bausteine wie "Für die wirklich hohe Kunst bin ich zu primitiv, für die Popmusik zu kompliziert" oder "Keiner mehr zu reich und keiner mehr in Not, die Zukunft ist der emotionale Wärmetod" nicht unerwähnt gelassen. Sie machen exemplarisch klar, wohin die Reise geht: mehr Baum, weniger Lametta. Und das mit mehr Glanz!
Kontakt: www.blankomusik.de

Tracklist:
1. Wärmetod
2. Schmeiß den Typen raus
3. I hob nur di
4. Mehr Glanz!
5. Disko Queen
6. Das grausam schöne Lied von der Liebe
7. Ruhm und Glanz
8. So geht's net
9. Wo is mein Text?
10. Jeds Moi
11. Nicht reden mit Dir
12. Ratzen
13. Der Winter geht
 

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