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Fanzine-Rezensionen 1/04

Musik in Sachsen, Österreichische Musikzeitschrift, Audimax, Musiker Magazin, ZeitDRUCK, Fatal Underground, Metal Obsession, BluesNews, Animalize, Eclipsed, G.U.C., Betonbruch

Mal wieder liegt eine neue Ausgabe von Musik in Sachsen vor mir, diesmal die für das dritte Quartal 2004. Obwohl auch der Sächsische Musikrat angesichts der leeren öffentlichen Kassen derzeit andere Streichkonzerte vorgesetzt bekommen wird als die eigentlichen musikalischen, kann er doch die kontinuierliche Herausgabe dieses einzigartigen Kompendiums über die ernsthafter zu Werke gehende sächsische Musiklandschaft fortsetzen. Der Terminkalender ist mit über 1300 Veranstaltungen für das genannte Quartal mehr als ordentlich gefüllt (und das im angeblichen Sommerloch!), und natürlich fehlen auch die bekannten thematischen Artikel nicht. Diesmal geht's u.a. um das ehrgeizige Projekt des Leipziger Kammerchores Josquin des Préz, der in den kommenden Jahren das Gesamtwerk seines 1521 verstorbenen Namensgebers aufzuführen gedenkt, um den 200. Geburtstag des Dresdner Kreuzkantors Ernst Julius Otto oder um das sich im nominellen "Unglücksjahrgang" befindende "Festival Mitte Europas", das Deutschland und Tschechien kulturell wieder ein Stück enger zusammenrücken läßt. Außerdem gibt's Liveberichte u.a. vom 6. deutschen Orchesterwettbewerb in Osnabrück, wo das Jugendsinfonieorchester der Musikschule "J. S. Bach" Leipzig in seiner Kategorie den ersten Preis entführte, und von der Tour des Jugend-Jazzorchesters Sachsen in Dänemark und Schweden. Einzelbezug von Heften ist nach wie vor nicht möglich, ein Jahresabo mit vier Ausgaben gibt's aber für nach wie vor saugünstige 5,12 Euro Gesamtpreis. Kontakt: Sächsischer Musikrat e.V., Redaktion "Musik in Sachsen", Berggartenstraße 11, 01277 Dresden, www.saechsischer-musikrat.de



Von Sachsen nach Österreich: für uns ein kleiner Sprung, in der Musik allerdings mit dazwischenliegenden Welten (und die heißen nicht unbedingt Böhmen und Mähren!). Ein Magazin namens Österreichische Musikzeitschrift (es braucht einige Momente, um diesen Titel auf dem Cover richtig zusammenzupuzzeln) sollte sich hauptsächlich um das österreichische Musikleben der Vergangenheit und Gegenwart kümmern, vermutet man, und so ist es denn auch. Pro Heft gibt es eine Art Zentralthema, dem sich jeweils mehrere Beiträge widmen - in der mir vorliegenden Ausgabe 3-4/2004 geht es um die Komponisten Heinrich Ignaz Franz Biber und Georg Muffat, die in der hohen Zeit des Barock in Salzburg wirkten (Biber schuf etwa ein gewaltiges Werk: eine Vokalmesse mit 53 Stimmen), und dazu passen neben den eher biographisch orientierten Artikeln auch die Interviews mit Michi Gaigg und Gunar Letzbor, denn diese beiden Violinisten graben mit ihren jeweiligen Ensembles immer wieder nach nur archivalisch bekannter Musik der barocken Epoche, die sie dann wieder zum Erklingen bringen. Die Rubrik "Studio" widmet sich im Entstehen befindlichen Werken neuer Musik, "Introduktion" stellt kistenweise Frühlings- und Sommerfestivals sowohl inner- als auch außerhalb Österrichs vor, und natürlich gibt es auch Reviews sowohl von Veranstaltungen als auch von Noten, Büchern und Tonträgern. Das Ganze bewegt sich im weiter gefaßten klassischen Areal, ist kompetent geschrieben (und bisweilen auch völlig respektlos, was große Namen angeht - Peter P. Pach etwa zerlegt Christian Thielemanns Berliner Inszenierung von Erich Wolfgang Korngolds Oper "Die tote Stadt" und findet wenig Erbauliches darin) und wagt erfreulich oft den Blick auch nach Tschechien. Die 96 s/w-Seiten im A5 etwas übersteigenden Format kosten 6,60 Euro und sind bei folgender Adresse erhältlich: Österreichische Musikzeitschrift, Hegelgasse 13/22, A-1010 Wien, redaktion@musikzeit.at

Audimax 5/2004 hat auch ein Zentralthema - das bleibt aber auch schon die einzige Gemeinsamkeit mit der Österreichischen Musikzeitschrift. Dieses Magazin trägt den Untertitel "Die Hochschulzeitschrift" und erfüllt im Prinzip auch alle Klischees, die man mit einer solchen, sei es zu Recht oder zu Unrecht, verbindet. Besagtes Maiheft steht unter dem Motto "Männer", behandelt die verschiedensten Aspekte rund um selbige Wesen, und anfangs liest es sich auch als Umkehrung des skurrilen Faktums, daß in der DDR grundsätzlich Männer über Frauenfragen zu entscheiden hatten, bevor im zweiten Teil der 32 A4-Seiten dann auch die Herren der Redaktion zu Wort kommen und Themen wie die ewige Frage, warum 90 Prozent der Männer etwas mit Fußball anfangen können und 90 Prozent der Frauen nicht, aufarbeiten. Daneben gibt's u.a. eine Reportage des Studiengangs Brauwissenschaften an der TU München, Zweigstelle Freising-Weihenstephan (warum studieren dort wohl hauptsächlich Männer?), ein Interview mit einem angehenden Priester von der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar, News, ein Kreuzworträtsel, Buchvorstellungen, www-Tips und eine erotische Geschichte (der in diesem Fall mäßigen Sorte). Daß Marlboro und Lucky Strike die beiden Innenseiten des Umschlages für Anzeigen gebucht haben, wundert den Leser angesichts der Gesamtausrichtung eigentlich nicht. Die Auflage liegt übrigens bei über 400.000 Exemplaren. Kontakt: Audimax, PF 120240, 90109 Nürnberg, www.audimax.de

Diversen "Lieblingsthemen" widmet sich das Musiker Magazin auch in seiner Ausgabe 3/2004 - die Anführungszeichen sind gewollt und beziehen sich darauf, daß es dem Magazin wohl nicht unrecht wäre, wenn es über einige derselben nicht berichten müßte, weil die dahinter stehenden Probleme gar nicht existieren. Paradoxe "Kampfbündnisse" kommen da mitunter zustande, wenn etwa die Musiker gemeinsam mit der GEMA gegen die von der Phonoindustrie einseitig verfügte Kürzung der pauschalen Künstlerhonorare bei der Abrechnung von Tonträgerverkäufen vorgehen wollen/sollen, gleichzeitig aber die Musiker Front gegen das neue GEMA-Abrechnungsmodell Pro laufen, da es sich in überdurchschnittlich vielen Fällen eher als Contra denn als Pro erweist. Und die internationale Tonträgerindustrie bekommt auch in diversen Artikeln (natürlich geht es dabei u.a. ums leidige Downloaden, aber auch um die fortschreitende Amerikanisierung des Tonträgermarktes) ihr Fett weg, wenngleich die gelegentlich eingestreute Forderung nach deutschsprachigen Musikquoten in Radio und TV natürlich nach wie vor horrender Blödsinn ist (die Idee hat allenfalls in der Ausprägung "in Deutschland bzw. von deutschen produzierte Musik" ihre Daseinsberechtigung, wenn man das Ganze über die populistische Ebene hinweg und auf eine tatsächlich kulturfördernde Plattform heben möchte). Mit Ankündigungen für den Deutschen Rock & Pop Preis oder den anstehenden Vorstandswahlen gibt es auch einige Interna des herausgebenden Vereins zu lesen, und die Plattenkritiken gehen nach wie vor quer durch den Gemüsegarten, wobei einige Schreiberlinge mittlerweile ausführliche Kontaktdaten zu den meist undergroundigeren Bands angeben, andere dies aber nach wie vor nicht für nötig halten. Die 52 professionell hergestellten A4-Seiten, auf dem Cover etwas unglücklich mit einem Sticker "Deutschlands älteste Musikerzeitschrift" beworben (das kann man auch negativ interpretieren, ähem ...), enthalten ferner noch ein Interview mit Pe Werner, ein ebensolches mit den Scorpions (immerhin auf dem Titelfoto abgebildet!) oder zumindest ein Tonträgerreview zur dort angekündigten neuen CD "Unbreakable" sucht man aber vergeblich. Komisch ... Kontakt: Musiker Magazin, c/o Kulturelles Jugendbildungswerk e.V., Kolberger Straße 30, 21339 Lüneburg, www.musikermagazin.de

Mal was ganz anderes: ZeitDRUCK nennt sich eine Projektzeitung, die im wesentlichen innerhalb von nicht mal 12 Stunden hergestellt wurde. Anlaß war der 6. Jugendtag der CDU-Fraktion im Landtag Sachsens am 15. Mai 2004. Die jugendliche Redaktion quetschte den anwesenden Ministerpräsidenten Georg Milbradt aus, berichtet über die einzelnen Workshops und Diskussionsforen des Tages, und auch das eingebundene Volleyballturnier wird beleuchtet. 12 bunte A4-Seiten sind rausgekommen, und obwohl natürlich die journalistische Qualität der einzelnen Beiträge schwankt, liest sich das Ganze doch recht unterhaltsam und wurde zudem mit professionell anmutenden Fotos garniert und auch "richtig" gedruckt. Vielleicht hat ja der eine oder andere Mitstreiter Lust, auch mal was beim CrossOver beizusteuern? (Schleichwerbung :-)) Inwieweit man die Zeitung als Normalsterblicher im nachhinein noch bekommt, weiß ich nicht, aber da kann die CDU-Fraktion des Sächsischen Landtages, Bernhard-von-Lindenau-Platz 1, 01067 Dresden, cduinfo@cdu-sachsen.de vermutlich weiterhelfen.

Ein Stück elbabwärts, und wir landen im Raum Dessau, wo sich beim Fatal Underground Veränderungen angebahnt und zwischenzeitlich auch schon realisiert haben: Nr. 16 ist das letzte Heft in der alten Redaktionsbesetzung, Co-Gründer Egbert "Ecke" Klein hat sich danach aus dem aktiven Fanzinerdasein zurückgezogen, was bedeutet, daß sich das inhaltliche Spektrum den stilistischen Vorlieben der verbliebenen Kämpfer entsprechend in Zukunft weiter in Richtung extremer Metal verlagern wird, wohingegen der Anteil metalfremder Stilistiken wie etwa Elektropop sinkt oder auch die Klassikabteilung wieder geschlossen wird. In Nr. 16 ist aber nochmal alles beim alten (auch was Orthographie angeht ...), und das von der Qualität her stabilisierte Layout entspricht ebenfalls dem schon aus den vorherigen Heften Gewohnten. Mit Koldborn, Mastic Scum oder Crimson Thorn sind ein paar im Underground schon semibekannte Combos interviewtechnisch vertreten, aber auch Truppen wie Siksakubur aus Indonesien, die nun wirklich fast kein Mensch in Mitteleuropa kennen dürfte. Außerdem sind sieben der wie immer zahlreichen A5-sw-Seiten für ein Interview mit dem seinerzeitigen Noch-Redaktionstriumvirat reserviert (geführt von einem der freien Mitarbeiter), wonach die Beweggründe, ein solches Undergroundzine nicht nur irgendwann mal zu starten, sondern auch über die Jahre hinweg am Ball zu bleiben, vielleicht etwas deutlicher werden. Die üblichen Tonträger- und Livegeschichten runden das wie immer lesenswerte Heft ab. Kontakt: Mario Klein, Grazer Straße 3, 06849 Dessau, fatalunderground_leo@freenet.de

Daß aus dem Mystic Obsession zwischen der Ausgabe 12 und 13 das Metal Obsession geworden ist, wurde ja bereits in den letzten Zinereviews vermeldet. Noch ein klein wenig echtmetallischer gepolt als vorher (wiewohl das angesichts der schon sehr traditionsbewußten Ausrichtung des Mystic Obsession keine einfache Aufgabe war), hat das Metal Obsession mittlerweile Ausgabe 15 erreicht, die aber erst kurz vor Redaktionsschluß eintraf, so daß ich es nicht mehr geschafft habe, sie zu lesen. Daher hier also ein paar Worte zum Vorgänger Nr. 14, der mal wieder Interviews mit ein paar größeren Bands (diesmal u.a. Nevermore und die Pretty Maids) sowie Interviews mit vielen kleineren Bands (exemplarisch seien die Namibianer Arcana XXII oder die auch aus dem Südwesten, aber dem der heutigen Bundesrepublik stammenden Bitterness) friedlich nebeneinanderstellt. Generell fällt auf, daß die Intis diesmal kürzer ausgefallen sind als in der Nummer zuvor (wo allein Dave Meniketti sechs Seiten beanspruchte), dafür wurde reviewseitig aber die Vinyl-Ecke kräftig aufgestockt (jetzt sieben Seiten), auch die DVD-Reviews haben tendenziell zugelegt. Ansonsten gibt's natürlich auch wieder reihenweise "normale" CD-Reviews und einen neuen Teil des Bootleg-Specials vom neuen Redaktionsoberhaupt Holger "The Holgman" Welsch (er hat parallel zum Namenswechsel auch den Chefposten übernommen, Sabine "Bienidiction" Schuchardt ist aber natürlich auch noch mit an Bord), auf das man sich auch als Nicht-Sammler von selbigen Scheiben (obwohl ich natürlich auch ein paar im Regal habe) immer ganz besonders freut - schließlich ist es mittlerweile fast ein Alleinstellungsmerkmal des Mystic, pardon, Metal Obsession geworden. Aber auch der Rest der insgesamt 80 A4-Seiten (seit einigen Ausgaben bekanntlich auch herstellungstechnisch verbessert, da regulär gedruckt) bietet in bekannter Weise unterhaltsamen Lesestoff, so daß man mit einem Erwerb für 3,50 Euro (incl. P&V) bei Holger Welsch, Richard-Markmann-Straße 58, 19258 Boizenburg nach wie vor nichts verkehrt macht.

Daß sich ein Heft namens BluesNews vermutlich nicht mit deutscher Volksmusik, Techno oder Grindcore befaßt, sollte dem normal denkenden Menschen eigentlich klar sein, und ein Blick auf die 76 A4-Seiten der vor mir liegenden Nr. 35 (Oktober-Dezember 2003, offensichtlich erscheint das Magazin also vierteljährlich) zimmert dieser These den letzten Nagel ins Gebälk. Nun ist der Blues strukturell in einer Art Zwitterposition zwischen der Klassik und dem Pop oder Rock. Intoniert erstgenannte fast ausschließlich Fremdkompositionen, konzentrieren sich die beiden letztgenannten hauptsächlich auf Werke eigener Produktion, und die Blueser stehen irgendwo dazwischen, inszenieren einerseits ihre szeneinternen Klassiker und versuchen sich andererseits auch an Neukompositionen. Die Ambivalenz dieser Aufteilung ist nicht selten Thema der Rezensionen des Heftes (sowohl der Tonträger als auch der lievhaftigen) und wird je nach Herangehensweise auch unterschiedlich bewertet. Die Interviews sind meist recht kompakt gehalten - lediglich die Titelstory mit Charlie Musselwhite und ansatzweise noch die Unterhaltung mit John Mooney bringt es auf mehr als zwei Seiten. Neben alten Haudegen kommen aber auch jüngere Künstler wie Julian Sas zu Wort, und ein Sonderteil nennt sich "Szene Deutschland" - ob es glücklich war, die Interviews und CD-Reviews deutscher Künstler so vom Rest des Heftes abzuheben, darf diskutiert werden, das Beleuchten der heimischen Szene ist aber auf jeden Fall lobenswert, wenngleich die Einschränkung, daß keine Demos und CD-Rs reviewt werden, für einen szeneaufbauenden Charakter nicht unbedingt unterstützend wirkt. Der Informationsaspekt wird mit Rubriken wie "Blues im Radio" oder "Bits & Bytes - Homepages für den Bluesfan" abgedeckt, und eine Artikelserie namens "Blues History" ermöglicht auch dem jüngeren Leser Einblicke in die Szene früherer Tage (unglücklich diesmal nur, daß das Inhaltsverzeichnis Sleepy John Estes ankündigt, während es tatsächlich um Slim Harpo geht). Die Heftmitte gehört dann dem BluesNews-Shop, wo man sich bei Interesse mit Tonträgern, Shirts, Büchern und selbst einer Blues-Armbanduhr eindecken kann. Professionell gedruckt und über weite Strecken kompetent geschrieben, bekommt der Bluesfan mit diesem Heft (das mit einer 11000er Auflage durchaus schon als etabliert gelten kann und 4,50 Euro kostet) ein Rundumpaket geboten - wer sich in einzelne Stilistika noch weiter vertiefen will, wird dann sicher sowieso noch Spezialpublikationen parallel lesen. Kontakt: BluesNews, Verlag Dirk Föhrs, Freiherr-vom-Stein-Straße 28, 58762 Altena, redaktion@blues-germany.de, www.Blues-News.de (bis hierher: rls)

Animalize Nr. 29
Das Animalize-Magazin existiert nun schon seit vierzehn Jahren. Glückwunsch! "The Hard Site Of Music" lautet der Untertitel und damit dürfte die Gangart klar sein: Just Metal. Gut, in Nummer 29 haben sich auch Klabusterknabe Joachim Witt (Interview), die Softies von Poems For Laila (dito), Autorin Michaela Schaffrath aka Sexmaschine Gina Wild (dito) und Madonna (Rezension) eingeschlichen, ansonsten wird mit Bands wie Running Wild (Mysterium Angelo Sasso bleibt auch hier ein Mensch aus Armen und Unterschenkeln ...), Tad Morose, Eidolon, Assassin, Jaded Heart (Titelstory), Oomph!, Knorkator, Eisbrecher (die neue Band von Alexx Wesselsky (Ex-Megaherz)) oder den Farmer Boys relativ breitgefächert die härtere Schiene interviewtechnisch beackert, wobei die Statements der Interviewten und die Fragen der Interviewer streckenweise nur mäßig interessant bis langweilig ausfallen. Interessanter sind da schon die relativ ausführlichen Rezensionen - die ohne Punktesystem auskommen -, weil hier die Fanseite spricht, wobei auffällt, dass besonders Herausgeber/Redaktionshälfte Nr. 1/Hauptschreiberling (Verantwortlicher für ca. die Hälfte der Interviews und drei Viertel der Rezensionen!) Oliver Loffhagen auffällig oft in eine defensive Stellung rückt, aus der heraus er diverse Künstler und ihre Anhänger rechtfertigt und vor Vorwürfen schützt (hier: Die Ärzte, Bon Jovi, Die Osbournes) und ansonsten, wie einige seiner Kollegen, gerne in etwas ausführlicheres, abschweifendes Gelaber verfällt, was sich in diversen Anmerkungen in Interviews und in ebenso diversen Einleitungssätzen zu Rezensionen zeigt, bei denen tatsächlich die Hälfte des Textes nichts mit dem besprochenen Album zu tun hat - nicht, dass das bei CrossOver nicht auch mal passieren kann ... ;-) Lustig auch die politische Einordnung von Witt als "linkem Kosmopolit", was inhaltlich i.O. gehen mag, aber im Heft gleich dreimal stattfindet: Einmal im Interview und gleich zweimal in der Rezension zu "Pop" (offenbar wurden hier zwei alternative Eingangspassagen versehentlich aneinandergereiht). Wer's dann nicht kapiert hat ... Kleinere Orthographiefehler stören nicht das insgesamt angemessene Gesamtbild. Sonderspecials wie CD, Poster, Extra-Diskussionen oder Geschenkbeilagen aller Art im Mickey Maus-Stil o.Ä. darf man nicht erwarten, aber dafür gibts das 52-seitige Heft (das nächste Mal vielleicht mit Seitenangaben?) im professionellen sw-Stil vollkommen kostenfrei (gut, Portokosten müssen wohl bei Loffhagen@Animalize.de erfragt werden) zu erwerben unter Animalize, Oliver Loffhagen, Knickweg 9, 23758 Oldenburg/Holstein.

Eclipsed Nr. 63, Juni 2004
Wer sich in Sachen Progressive Rock und progressiver Rockmusik (!) überhaupt magazintechnisch in Deutschland schlecht beraten fühlt, kennt das Eclipsed-Mag (Vierfarbdruck, hier 82 Seiten) höchstwahrscheinlich nicht, was sich schleunigst ändern sollte. Hier verschwimmen die Grenzen zum Metal und zum nichtprogressiven Bereich zwar fließend (wobei das besonders Newsmeldungen und Rezensionen betrifft), aber die Grundausrichtung des Hefts, nennen wir sie "intelligente Rockmusik", dürfte spätestens nach dem ersten Konsultieren der beiliegenden, hochklassigen, 67-minütigen 10-Track-CD klar sein, die mit wahren Schätzen aufwartet, u.a. Archives düsterem Industrialrock, Marillion (Eingeweihte wissen Bescheid, allen Anderen erspare ich an der Stelle jegliche ergriffenen Hymnen und Litaneien auf diese Band), IQ und dem umwerfenden, dunklen Prog-Hit "You Never Will", Final Conflict, die auf "Hindsight" authentisch so klingen wie eine ausufernde Version von Marillion anno 1984, und Wobbler, die dreizehn Minuten ohne Gesang musizieren und dabei eine kleine Welt entwerfen. (Danke auch an die Zuständigen des Hefts, dass selbst solche Longtracks ungekürzt auf der CD stehen und ihre Macht entfalten können.) Interviews dürften ruhig noch ein paar mehr und/oder ein paar ausführlichere ins Heft (in der Nr. 63 sind u.a. Caravan, The Zombies, Bill Wyman, Final Conflict und Ayreon vertreten, über eine Seite kommt man dabei selten hinaus), dafür wird mit 23 Seiten mal mehr, mal weniger informativen Rezensionen mächtig geklotzt und als Special Feature ist der erste Teil einer Rückschau auf das Treiben der Drogenpioniere Velvet Underground auf sechs Seiten gebannt. Zu preisen ist das kollegiale Beieinander von beiderseits vertretenem Over- und Underground (man beachte auch den interessanten und sympathischen Hinweis zur CD), so dass mit dem Eclipsed niemand aus der angesprochenen Zielgruppe leer ausgehen dürfte.
Ist in jedem gutsortierten Buch- und Zeitschriftenhandel für 5,50 Euro zu erwerben gewesen, jetzt plus 1,50 Euro Porto nachbestellbar bei der Sysyphus Verlags GmbH, Dalbergerstr. 18, 63739 Aschaffenburg, am besten unter Zuhilfenahme des Coupons aus dem aktuellen Magazin. Weitere Infos unter www.eclipsed.de (ta)

G.U.C. Nr. 20
Nr. 20 ist die zweite Jahresausgabe, sie kommt im altbewährten Schwarz-weiß-A5-Format daher. Sie ist 154 Seiten dick, der Großteil davon sind CD-Reviews - kurze und lange, normale und, äh, ungewöhnliche, lobende und kritisierende, allesamt aber höchst lesenswert! Von vielen der besprochenen Scheiben findet man Hörbeispiele auf der wie immer beiliegenden CD. Angesprochen werden wieder Fans der härteren und härtesten Metal-Gangart, und das G.U.C. ist noch immer mein uneingeschränktes Lieblings-Fanzine in diesem Genre. Interviewt wurden von Roland zum Beispiel Seraphim, was sehr interessant zu lesen ist und aus dem Musikstil, der im G.U.C. vorherrscht, heraussticht. Ebenso Rolands Frage- und Antwort-Spiel mit Amorphis und sein Bericht vom Voice-Konzert in Markneukirchen. Eher heftige Bands findet man in Gomorrha, XIV Dark Centuries, Inmost Dense, Bitterness, In Slumber, Gorerotted, Coercion und Fehlgeburt. Sylke stellt in einem kurzen Kapitel über Vorurteile gegen den fahrenden Spielmann im Mittelalter einige Parallelen zum Umgang mit Metalbands in der Jetztzeit fest. Der 6. Teil des Panoptikums des Grauens vom absätzehassenden Torsten Staude handelt von deutschen Massenmördern, unter denen auch Robert Steinhäuser, der Amokläufer von Erfurt, zu finden ist. Am Ende des Heftes werden auch andere Zines noch reviewt und man findet ein Interview mit den Machern des völlig undergroundigen Campaign For Musical Destruction Zines.
Zu haben ist das neue G.U.C. für 3 Euro incl. Porto und Versand unter G.U.C., Herrenholzstr. 18, 93333 Neustadt/Donau; E-Mail: info@guc-area.de, Homepage: www.guc-area.de. Besser ist noch, ihr schließt gleich ein 2-Jahres-Abo (also 2 Hefte) für 5 Euro ab. (Janet)

Betonbruch - Ausgabe 9/Januar 2004
Rein äußerlich macht das schwarz-weiß gehaltene 26-seitige Heft im beliebten A4-Format aus dem Hause "krankekunstverlag" nicht viel her. Kopiert - geklammert - fertich. Auch beim ersten Durchblättern bleiben Mängel am Auge des Lesers haften - so die teilweise abenteuerliche Rechtschreibung und die beim Kopieren verloren gegangenen Seitenzahlen. Der Betonbruch besteht inhaltlich aus einer Mischung zwischen Lyrik, Grafik und Kurzgeschichten. Und so tippe ich bei der Leserschaft des für 3 Euronen inkl. Porto im Abo erhältlichen Heftes kurzerhand auf solche Menschen, bei denen der Intellekt allen äußeren Widrigkeiten zum Trotz die Beschäftigung mit hehrer Kunst einfordert. Einige der Gedichte und Kurzgeschichten sind trefflich gelungen, auch einzelne Grafiken würde ich als ansprechend bezeichnen. Daneben sagt mir leider die ganzseitige italienische Kurzgeschichte aus Mangel an sprachlicher Kenntnis rein gar nichts, ist die ebenfalls ganzseitig präsentierte fragmentarisch gehaltene handgeschriebene Prosa aus der Quelle
www.obstbaumwiese.com wohl eher als ungewöhnliche Werbung denn als zu lesender Beitrag gedacht. Dem Heft ist eine CD beigeklebt, auf der sich das Hörspiel "ein mensch/ist ein mensch/ist eine maschine" befindet, nach eigenem Bekunden eine ScienceFiction-Geschichte aus einer grauen Zukunft: zumindest abenteuerlich zu nennen. Einige der Texte im Heft scheinen schon eine längere Lagerzeit hinter sich zu haben, wenn man ernstgemeinte Hinweise in DM-Formatierung ernst nimmt. Kurz vor Heftschluss haben sich dann doch noch ganze vier Tonträgerrezensionen eingeschlichen, welche allerdings im Vergleich zu den crossOverianischen Rezis diverser hier nicht zu nennender Schreiberlinge lediglich den Titel "Präludium" verdienen dürften. Kurz und gut: ein Exemplar durchzublättern ist recht interessant, teilweise amüsant und keineswegs verschenkte Zeit. Ob sich daraus allerdings ein freundschaftliches Abonnementverhältnis entwickelt, bleibt zumindest abzuwarten. Kontakt: www.krankekunstverlag.com (*tf)



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