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At Vance, Voice, Twilight   15.11.2003   Markneukirchen, Musikhalle
von CSB

Anlässlich ihres neuen Studioalbums "Soulhunter" hatten die mittlerweile weit über die Regionalgrenzen hinaus bekannten vogtländischen Melodic-Metaller Voice zur Releaseparty in die Musikhalle Markneukirchen geladen und als namhafte Verstärkung wurden gleich noch At Vance um Gitarrenheld Olaf Lenk verpflichtet.
Den bunten Reigen eröffneten aber erstmal die Fast-Lokalmatadoren Twilight aus dem unweit entfernt liegenden Hof. Mit ziemlich exakt einer Stunde Verspätung legten die fünf Old School-Metaller (incl. Metallerin) vor einer leider nicht einmal halbvollen Musikhalle nach sehr schwerem Carmina Burana-Intro mit "Stand Up" vom selbstproduzierten Debütalbum ganz ordentlich los. Mit ihrem gutklassigen Metal irgendwo zwischen Accept, Iron Maiden, Judas Priest und Grave Digger trafen die Zwielichtigen zwar scheinbar nicht ganz den Geschmack des Publikums, denn von diesem traute sich keiner in Bühnennähe (ein kleiner Trost für die Hofer, daß es bei den beiden folgenden weitaus namhafteren Bands nicht wesentlich besser aussah). Trotz allem merkte man den fünf Mitgliedern wirklich an, dass sie in ihrer Musik richtig aufgehen und sich redlich bemühten, was vor allem Sänger Bernd Schubert, welcher mich von der Stimmlage manchmal ein wenig an den Lefay-Sänger Charles Rytkönen und Grave Diggers Chris Boltendahl erinnerte, mit seinem wilden Stageacting eindrucksvoll unter Beweis stellte. Sicher, irgendwie hatte man alles schon mal gehört, gerade bei "Stupidity" wurde mehr als offensichtlich (dafür auch sehr gekonnt) von den Eisernen Jungfrauen geklaut, und die etwas sehr lahme Quotenballade - ähm - "Ballade" hätte man sich auch sparen können. Dennoch eine insgesamt überzeugende Vorstellung, die mehr als nur müden Höflichkeitsapplaus verdient hätte, zumal auch an Sound und Lichtshow nichts zu meckern war. Ein wenig mehr Abwechslung hätte dem Fünfer sicher nichts geschadet, aber sei's drum! Dafür bekamen Twilight als Anheizer auch eine phänomenale Spielzeit von einer Stunde zugebilligt, wobei der letzte Song auch noch unpassenderweise "Why Don't You Go Home?" hieß, was aufgrund der Tatsache, dass ja doch noch zwei weitere Bands die Bühne betreten sollten, doch ein wenig für Verwunderung sorgte, zumal man ja ohnehin schwer in Verzug geraten war.

Twilight

Setlist Twilight:
Stand Up
Amok
Growing Sickness
Last Sacrifice
Ballade
Thunderrising
Shizophrenia
Do I Walk Alone
Worry
Stupidity
Earthquake
Millenium Crusader
Why Don't You Go Home

Nach längerer Umbaupause waren dann endlich die Gastgeber Voice an der Reihe und eröffneten ihren Set furios-melodisch mit "Firedevil". Auf die Aufforderung von Goldkehlchen Oliver Glas, dass es ohne Fans vor der Bühne keinen Spaß machen würde, wagten sich doch noch einige Unverzagte ein wenig näher ans Geschehen, aber für eine Band wie Voice waren es doch eindeutig viel zu wenige. Was ist los mit den einst ruhmreichen vogtländischen Metallern? Sicherlich spielte die Tatsache, dass zur gleichen Zeit im benachbarten Oelsnitz ein weiterer Metalevent stattfand, eine nicht unbeträchtliche Rolle, aber wenn man sich daran erinnert, welche Begeisterung für harte Klänge man noch vor 4 Jahren bis zur Schließung des kultigen "Schützenhauses" in der vogtländischen Musikstadt vorfand, so waren die Resonanzen an diesem Abend schon mehr als enttäuschend. Voice ließen sich davon aber nicht beirren und legten einen richtig starken Gig auf die Bretter. Besonders beeindruckte mich bereits erwähnter Sänger Oli Glas, der mit seiner erstklassigen Stimme ganz klar das Markenzeichen der Band darstellt, auch wenn er in Sachen Stageacting und Entertainment noch etwas mehr rausholen könnte. Aber auch die fünf andern Stimmen standen dem in nichts nach. Neudrummer Jens Kuge, welcher keinen geringeren als Stefan Schwarzmann (Ex-Accept, Ex-UDO, Helloween) zu ersetzen hatte, überzeugte mit seinem wunderbar abwechslungsreichen, flexiblen Spiel und die Saitenfraktion, ebenfalls höchsten technischen Ansprüchen genügend, hatte daneben noch die Aufgabe, die Chorgesänge, die bei Voice eine nicht unerhebliche Rolle spielen, mit zu übernehmen. Besonders erwähnenswert wäre in diesem Zusammenhang der epische Chorus von "Golden Signs", den man immerhin fünfstimmig interpretierte. Toll! Ansonsten fügten sich auch die neuen Songs sehr gut in Setlist ein, wobei vor allem "Devilish Temptation" und das hymnische "Valhalla" herausstachen.

Zwei der Stimmen von Voice: Die Gebrüder Glas (Oliver und Sören)
Das absolute Highlight folgte dann allerdings erst in Form der Zugabe. "The Prediction" ist sicherlich einer der abwechslungsreichsten, weil progressivsten und intensivsten Songs der Markneukirchner und rundete ihren starken Auftritt perfekt ab.

Setlist Voice:
Firedevil
No Way Out
Golden Signs
Valhalla
Behind Your Reflection
On My Way
Without Compulsion
Devilish Temptation
Soulhunter
The Gunslinger
Days Of Trust
Twilight Dreams
The Prediction

Eine Band stand noch aus und auf die war ich mächtig gespannt. At Vance stehen seit Jahren für hochklassigen, filigranen Melodic Metal. Kompositorisch wie technisch absolute Weltklasse wollte sich trotz teilweise überragender Kritiken der Erfolg aber noch nicht so richtig einstellen. Und nachdem sich vor kurzem auch noch Übersänger Oliver Hartmann aus der Band verabschiedete, um sich seinen eigenen Projekten zu widmen und dem Tourstress zu entgehen, konnte einem schon Angst und Bange werden um eine der besten deutschen Metalbands. Doch für Mastermind Olaf Lenk scheinbar kein Grund zur Beunruhigung, holte er doch kurzerhand mit Mats Leven (Ex-Malmsteen, Ex-Lions Share) den nächsten Weltklassefrontmann und wechselte mal eben die komplette Band aus. So war ich wirklich gespannt auf die "neuen" At Vance, die hier und heute ihren ersten Auftritt im aktuellen Lineup auf die Bretter legten. Und als es mit "Take Me Away" vom grandiosen "Only Human" dann endlich losging, waren meine leichten Bedenken, ob man wohl auch live die Qualität der Studioalben erreichen könne, sofort verflogen. Klasse, welche Intensität die vier Vollblutmusiker auf der Bühne erzeugten, allen voran Olaf Lenk, welcher mit irrwitzigen Gitarrenläufen demonstrierte, dass ihm in Deutschland wohl nur sehr wenige das Wasser reichen können. Und beim folgenden "Only Human" zeigte sich dann besonders beeindruckend, über welch ein gigantisches Repertoire Neusänger Mats Leven in seiner Stimme verfügt, denn mit welcher Leichtigkeit er die nun wahrlich nicht unkomplizierten Melodielinien seines Vorgängers sang, war schon mehr als beeindruckend. Auch anhand seines stimmigen Stageactings und seiner kultigen englisch-deutschen Ansagen merkte man sehr deutlich, dass der Schwede ein absoluter Vollprofi und ebenfalls einer der Besten seines Faches ist. Witzig wurde es dann, als zwei junge Damen an die Bühne kamen und begannen wild zu headbangen, woraufhin sich Mister Leven kurz zu ihnen gesellte und sich dann auch artig bedankte: "Danke für Kopfnecken! Ähm, my Deutsch is nik so gut." (Gelächter)

Mats Leven
Bei der Songauswahl konzentrierte man sich bis auf wenige Highlights fast ausschließlich aufs neue Album "The Evil In You" wobei vor allem der Titelsong, der mit einem wunderschönen Chorus ausgestattete Midtempoknaller "Broken Vow" und das in eine ähnliche Kerbe schlagende "The Curtain Will Fall" herausragten. Mein Lieblingssong "Heart Of Steel" war zum Glück auch vertreten, bei welchem sich Flitzefinger Olaf auch gleich als profunder Backgroundsänger präsentierte. Negativ fiel eigentlich nur auf, dass besagter Gitarrengott es scheinbar nicht mehr schnell genug geschafft hatte, einen kompetenten Mann für die Tasten aufzutreiben, so dass einige Sachen vom Band eingespielt werden mussten, was den Gesamteindruck aber nur minimal belastete. Außerdem war der Set für meine Begriffe viel zu kurz, wobei die Schuld sicher nicht bei der Band zu suchen war, sondern organisatorische Gründe hatte. Wirklich ärgerlich, denn ich hätte wirklich noch zu gern einige Bandklassiker wie "Die In Your Arms" oder "No Escape" gehört. So war nach einer knappen Stunde schon wieder Schluss, doch unsere Zugaberufe wurden erhört und At Vance brachten noch eine Hammerversion des Black Sabbath-Klassikers "Children Of The Grave", vor der sich die Originale wahrscheinlich verstecken müssten.
Insgesamt eine größtenteils sehr gelungene Veranstaltung, die leider nicht den Zuspruch seitens der Besucher bekam, die das tolle Billing eigentlich verdient gehabt hätte. Schade!

At Vance

Setlist At Vance:
Intro/Take Me Away
Only Human
The Evil In You
Fallen Angel
Broken Vow
Stronger Than You Think
Heart Of Steel
Shining Star
Right Or Wrong
The Curtain Will Fall
------------------------
Children Of The Grave

Alle Pics: Mario Stark





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