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von CSB

VOICE: Soulhunter   (AFM Records)

Melodic-Powermetal? Auweia! Derzeit wohl nicht die beste Werbung in Zeiten der völligen Marktüberschwemmung mit unzähligen gesichtslosen Helloween/Gamma Ray-Klons (wobei ich die Originale sehr schätze). Doch im Falle von Voice sind die Bedenken völlig unbegründet. Hier gibt's keinen nervtötenden Eunuchensänger, der nicht mal Michael Kiskes Auto schrubben dürfte, keine vollkommen breaklosen, ununterbrochenen Doublebassläufe, keinen dick aufgetragenen Keyboardteppich und auch keine Melodien, die wie die Flippers auf Speed klingen (den Vergleich eines Bekannten mit den unsäglichen Freedom Call kann ich jedenfalls keineswegs nachvollziehen). Die seit fast 10 Jahren bestehende Band aus Markneukirchen legt viel mehr Wert auf stimmige Arrangements und eine saubere Produktion, als sich um gängige Klischees zu scheren. Klar, leichte Parallelen zu Edguy und Rhapsody sind schon auszumachen und auf Keyboard und Doublebass muss man bei Voice auch nicht gänzlich verzichten, aber diese Elemente werden stilvoll und weniger dominant in die neun brandneuen Songs des mittlerweile vierten Studioalbums integriert und mit einigen progressiven Elementen so angereichert, dass man das Album nicht schon nach einmaliger Einfuhr entnervt in die Ecke legt. Gerade der Opener und Titelsong "Soulhunter" wollte bei mir nach dem ersten mal Hören so gar nicht zünden, doch handelt es sich um einen echten Grower, der von Mal zu Mal wächst und mittlerweile zu einem meiner Faves auf dem Album mutiert ist. Weitere Highlights sind das mit einem tollen, hymnischen Chorus ausgestattete "Valhalla" und der Brecher "Devilish Temptation", der sich sicherlich als echte Livegranate entpuppen wird. Veredelt wird das ganze von Hammerstimme Oliver Glas, der ein wenig wie eine Mischung aus Bruce Dickinson und David Coverdale (Ex-Whitesnake) zu besten Zeiten klingt, und die glasklare, tighte Produktion, die wirklich keine Wünsche offen lässt. (Gemastert wurde das Album übrigens im legendären Finnvox Studio von keinem geringeren als Mika Jussila, der sich auch schon für Bands wie Stratovarius, Edguy/Avantasia, Nightwish oder Sonata Arctica verdient gemacht hat.) ("The Equal Spirit" von Seraphim nicht zu vergessen - Anm. rls)
Textlich bewegt man sich in düster-philosophischen ("Soulhunter", "Place Of Deliverance"), verträumt-romantischen ("Where Have The Angels Disappeared") oder mythologischen ("Valhalla") Gefilden, die insgesamt aber recht tiefgründig gehalten sind, obwohl das sicherlich sehr professionell gestaltete aber auf den ersten Blick doch etwas kitschig wirkende Cover von Thomas Ewerhard (u.a. Spock's Beard, Edguy, Hypocrisy, Circle II Circle) diesen Schluss nicht unbedingt aufkommen lässt.
Alles in Allem also ein ziemlich runde Sache, und wenn man es geschafft hätte, diesmal wieder einen Übersong wie "Golden Signs" oder "The Prediction" auf der Platte zu plazieren und die obligatorische Pflichtballade ein wenig packender ausgefallen wäre, so hätte man wohl von einem echten Killeralbum sprechen müssen. So bleibt unterm Strich "nur" eine sehr gute Melodicmetalplatte, die jedem Anhänger dieser Richtung nur wärmstens ans Herz gelegt werden kann, zumal es Voice wirklich hervorragend gelingt, gängigen Klischees aus dem Weg zu gehen und statt dessen echte Qualitätsware auf den strapazierten Markt zu werfen. Es bleibt abzuwarten, ob den Vogtländern diesmal der endgültige Durchbruch gelingt. Zu gönnen wäre es ihnen allemal!
Kontakt: www.voice-metal.de, www.afm-records.de

Tracklist:
1. Soulhunter
2. Devilish Temptation
3. Valhalla
4. Place Of Deliverance
5. Firedevil
6. Fairground Of Illusion
7. Glorious Empire
8. Where Have The Angels Disappeared
9. Like A Heart
 




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