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Fanzine-Rezensionen aus CrossOver 2/00

United Forces, Fatal Underground, Datura, Original Sin, Iron Pages, Harakiri, Knaartz, Borderline, Achimer Hausfreund, Maskenball, Kubus, Eternity, Motorcitysonic, Zeitgeist, Mystic Obsession, Intro, G.U.C.

Ein ordentlicher Stapel Zines aller möglichen stilistischen Ausrichtungen hat diesmal den Weg in die heiligen CrossOver-Hallen gefunden (Weiter so!) und soll denn auch prompt reviewt werden.
Fangen wir mal mit dem United Forces an, das mit Nr. 10 nun auch in die Riege der Zweistelligen gerutscht ist (Glückwunsch!). Da Kai der Meinung war, der Leserschaft diesmal also etwas "schenken" zu müssen, gibt's 72 statt der normalen 48 A4-Seiten zum gleichen Preis von 5,50 DM (incl. P&V), und Probleme, den Platz zu füllen, hatten die Jungs & Mädels ganz und gar nicht (eher im Gegenteil, wie die "riesige" Schriftgröße bei den Reviews beweist). Daß es entscheidende Abweichungen vom truemetallischen Konzept geben würde, war ja von vornherein nicht zu erwarten, und so sind Spectral (die Herde von Kais Bruder German) und Cannibal Corpse (die mir wieder mal das Fragezeichen auf die Stirn beamen, ob die wirklich so naiv mit ihrem Bild der Opfer-/Täterrollen sind oder ob sie nur so tun - aber diese Frage habe ich mir schon beim letzten Interview im Eternity gestellt und keine Antwort gefunden) so ziemlich die einzigen nicht so übermäßig traditionell zu Werke gehenden Interviewten (ansonsten auf dem Prüfstand u.a.: Ann Boleyn - die auch die Titelseite ziert -, Seven, Virgin Steele, Jacobs Dream, Breaker und ein Stapel weiterer kleinerer oder größerer Acts). Klar, daß die "untruee" Fraktion im United Forces einen schweren Stand hat, aber für die existieren ja wieder andere Hefte. Ach ja, eine History und ein Interview mit Chef Kai himself gibt's auch noch (kleines bissel selbst beweihräuchern darf man sich zum Geburtstag ja mal). Zwar fällt der eine oder andere Gastschreiberbeitrag journalistisch etwas ab, und als Leser sollte man entweder stilistisch genauso gepolt sein wie die Redaktion oder aber eine gewisse Portion Humor haben, aber wer sich zu diesen Personengruppen zählt, der wende sich mit o.g. Geldbetrag an Kai Wollwert, Müllenborner Straße 44, 54568 Gerolstein. Übrigens sind die Kollegen mittlerweile auch "drin", nämlich unter www.united-forces.com



Was gibt's Neues beim Fatal Underground? Nicht allzuviel, abgesehen davon, daß das "Learning By Doing" in puncto Layout immer besser funktioniert und die Jungs jetzt auch im Internet "drin" sind (allerdings erstmal nur emailend, 'ne Homepage haben sie noch nicht). Jedenfalls macht Nr. 7 (wiederum viele, nicht durchnumerierte A5-Seiten) rein optisch den besten Eindruck aller bisherigen F.U.-Hefte, und der Inhalt ist, zumindest was die Interviews angeht, diesmal fast rein metallische Zone geworden (einziger "Ausreißer" sind Oomph!, aber selbst die sind ja nicht weit vom Metal entfernt). Zu Wort kommen u.a. Jack Slater, Discern (!!!) und Manic Movement, Eternal Sadness liefern hochinteressante Kommentare in der Rubrik "Texte von Neuveröffentlichungen einmal explizit unter die Lupe genommen" ab, und der Rest des Heftes besteht aus kiloweise Tonträger- und ein paar Livereviews. Einzig mit der "Dichtkunst" eines gewissen Bard Phantasmagoria komm' ich nicht so richtig klar (ich weiß nicht, aber sowas würde ich wahrscheinlich schreiben, wenn ich mein Abstinenzlerdasein aufgäbe und nach dem Hinterlunken der Flasche Skatkräuterlikör, die seit mindestens 1985 bei uns in der hintersten Ecke der Vorratskammer steht, drei Stunden lang auf meiner vollbesonnten Kirchenbank im Garten gesessen habe), und die Orthographie ... naja, breiten wir den Mantel des Schweigens drüber aus. 1,50 Briefmärklis sind bei Egbert Klein, PF 301355, 06849 Dessau auf jeden Fall gut angelegt.


Jawoll, selbst Black Metaller haben Humor! Lebender Beweis dafür ist Uwe Hirschauer, der in der 40seitigen Nr. 2 seines A4-Heftes Datura nicht nur das CrossOver reviewt hat (allein das dürfte ihm schon eine Handvoll bitterböse Stimmen von der Hardlinerfront eingebracht haben), sondern auch mit ein paar Fotos und diversen Geschreibselpassagen unterstreicht, zum gleichermaßen intelligenten wie lebenspositiv eingestellten Teil der Szene zu gehören. Dafür stellen einige der Interviewten unter Beweis, daß ihr Horizont nicht wesentlich weiter als bis zur eigenen ausgestreckten Faust reicht (oder nicht mal so weit, nicht wahr, Herr Helmuth Kraftausdruckphrasist von Belphegor? :-)), und auch Mitarbeiterin Ahrijan, musikfachlich durchaus kompetent, sammelt nicht unbedingt Sympathiepunke bei mir (Mädel, das Märchen von der Christianisierung Skandinaviens mit Feuer und Schwert wird auch nach der 279. Wiederholung nicht wahrer!). Das Heft weist übrigens eine ausgezeichnete Herstellungs- und Layoutqualität auf, Grabak und Anasarca markieren die interessantesten Interviews, und 'nen Stapel Reviews gibt's auch. Erhältlich für 5 DM bei Uwe Hirschauer, Sandstraße 2, 49080 Osnabrück.


Daß es sowas heute noch gibt! Original Sin Nr. 28 macht rein optisch den Eindruck, als wären bei der Herstellung Computer meilenweit abwesend gewesen und das Heft statt dessen mit einer ehrwürdigen Erika-Schreibmaschine fabriziert worden. So müssen die Zines in der Metal-Aufbruchzeit vor knapp 20 Jahren ausgesehen haben. Layouterische Kabinettstückchen darf man also nicht erwarten, aber das soll ja nicht das Hauptkriterium sein, und inhaltlich überzeugt das Heft auf ganzer Front. "Wave / Goth / Indie / Punk / EBM ..." steht auf dem Cover, und anstelle der drei Punkte darf man gerne noch Synthiepop, Folk, Country, Prog oder ein paar andere Genres einsetzen. Dabei wühlt Alleinschreiberling Didier, der übrigens David Bowie als seinen favorisierten Künstler benennt, so tief im Underground, daß ich von den interviewten Acts (u.a. Molotova, Vandolor, Twin Machine und eine herrlich doof-kultige Konversation mit Chester) keinen einzigen auch nur dem Namen nach kannte und richtiggehend froh war, als ich in der Riesenreviewliste mit Alec Empire, Blue Cheer, Infa Riot, Herrn Bowie und Kirlian Camera wenigstens ein paar mir schon einmal zu Gehör gekommene Vokabeln las. Es gibt also 'ne Menge zu entdecken (das hat Didier netterweise auch schon auf dem Cover vermerkt), so z.B. die CD "Fidicin Drones" eines gewissen Michael J. Schumacher, die allerdings nicht etwa die Auspuffgeräusche von Schummel-Schumi enthält, sondern moderne Klassik eines US-Komponisten - und noch Hunderte andere Scheiblis, von denen hierzulande noch keiner was wissen dürfte. Geschrieben ist das Zine übrigens in Englisch, allerdings in ziemlich leicht lesbarem. Das einzige, was Didier in Zukunft mal noch anpacken könnte, ist, seine heimische, also die belgische Szene ein bißchen stärker zu beleuchten (momentan sind UK und USA sehr stark vertreten), aber vielleicht hat er das in den vorhergehenden 27 Heften schon zur Genüge getan. Das Heft gibt's zu allem Überfluß auch noch kostenlos, lediglich ein Briefmärkli im Wert von 36 belgischen Francs (wahlweise auch ein IRC oder ein Amidollar) ist an Didier Becu, Jozef Guizlainstraat 6, 9000 Gent, Belgium, zu entrichten.


Die Berliner vom Iron Pages haben etwas geschafft, was das CrossOver und Hunderte anderer Zines wohl nie erreichen werden: 50 Ausgaben rauszubringen. Mittlerweile ist Nr. 51 auch schon raus und unterscheidet sich nicht wesentlich von seinen Vorgängern: 32 professionell aussehende A4-Seiten, Interviews gleichermaßen mit Big Names wie Metallica als auch mit tiefsten Undergroundacts wie den mexikanischen Melodic-Deathmetallern Buried Dreams, eine riesige Zahl an Tonträgerreviews im bekannt knappen Stil (der Trend geht allerdings zu ein wenig mehr Ausführlichkeit) und ein paar Extras (die liebgewonnene Rubrik "Glotzen und Schmökern" und nach längerer Zeit auch mal wieder ein Leserumfragebogen). Bösartige Gemüter könnten zwar antippen, daß die anzeigentechnisch vertretenen Bands auch bei den Interviews überproportional zugegen sind, aber andererseits scheuen sich die IPler auch nicht vor kritischen Anmerkungen und schaffen es, den großen Acts nicht die gleichen Fragen zu stellen wie schon 200 andere Zines vor ihnen. Auf der Homepage www.iron-pages.de gibt's dann alles nachzulesen, was platztechnisch nicht mehr ins Heft paßte (irgendwoher kenn' ich das Problem ...). Wer die älteren Ausgaben des Heftes noch nicht kennt, der ordert am einfachsten gleich das Kennenlern-Package (22 Hefte plus eine CD zum Paketpreis von 30 DM), ansonsten schickt 2,50 DM für P&V an den I.P.-Verlag, DGZ-Ring 7, 13086 Berlin los. Übrigens gibt's vom Iron Pages auch ein Sonderheft zum Fuck The Commerce-Festival vom 1.-3. Juni 2000, wo u.a. fast alle Bands aus dem Billing interviewt wurden. Allerdings weiß ich nicht, ob das Heft noch erhältlich ist, da ja das Festival nun doch schon ein paar Tage zurückliegt.


Das Harakiri trägt den Untertitel "Kulturmagazin", was in diesem Fall bedeutet, daß sich die Musik die 64 A4-Seiten mit Literatur und Film (letzterer nimmt allerdings in Nr. 11 nur zwei Seiten ein, wo es um die etwas, ähem, eigenartigen Vorlieben des japanischen Undergroundkinos geht) teilt. Der Literaturteil beinhaltet die einzigen Rezensionen des gesamten Heftes, außerdem u.a. noch eine sehr lesenswerte "Bestandsaufnahme: Wissenswertes über 'Pop-Literatur'". Der Musikteil schließlich ist stilistisch bunt gefächert. Ein Special stellt einen Stapel deutsche Houselabels vor (Ware, Perlon, Phil Pot Rec. usw.), mehrere Artikel beschäftigen sich mit der Elektroszene von Buenos Aires, das Swim-Label, das zwei Ex-Musikern von Wire gehört, wird vorgestellt, und interviewt wurden u.a. die Hamburger Countryherde Fink sowie Van Dyke Parks, der anno 1966 mit Beach Boy Brian Wilson "Smile" schrieb. Den Schlußpunkt unter dieses professionell hergestellte Heft setzt dann ein O-Ton-Tourtagebuch des New Yorker DJs Hrvatski (in Englisch natürlich). Für einen mir nicht bekannten Betrag ist das Ganze bei Thomas Venker, Rotenwaldstraße 62, 70197 Stuttgart zu ordern. Im Netz gibt's das Harakiri auch, und zwar unter www.harakiri-kulturmagazin.de


Das mit Abstand kultig-doofste Cover der letzten Zeit hat Knaartz Nr. 5 aufzuweisen, allerdings scheint da eine Art Konzept dahinterzustecken, denn das gezeichnete männliche Pendant zu Frau Puppendoktor Pille tauchte in natura auch schon auf den Covern der Hefte 1-4 auf. Sei's drum, "Popmusikfanzine" lautet der Untertitel des Knaartz, und damit kann man natürlich sein Spektrum bedarfsweise schön weit fassen. Somit reicht die Palette der interviewten Acts dann auch von Jazzanova über Knarf Rellöm ISM bis zu Readymade. An Extras gibt's eine Art Homestory über einen gewissen Schneider (soll ein Ex-Moderator von Wah-Wah sein, aber mir steht in diesem Sektor zugegebenermaßen das Unwissen ins Gesicht geschrieben), eine Abhandlung über die Rolle des Sampling im HipHop, 'ne Kurzgeschichte, ein Gewürztortenrezept von Motorpsycho (wohl die Norweger) und ein vierseitiges, ziemlich kultiges Interview mit den Lemonbabies, in dem sich allerdings zwei der Mädels gegenseitig befragen und der eigentliche Interviewer nur zum Drücken der Start- bzw. Stop-Taste am Diktiergerät anwesend war. Die Kiste Tonträgerreviews ist stilistisch erwartungsgemäß genauso breitgefächert wie die Interviewabteilung (paar Bücher sind auch noch dabei). Die 68 A4-Seiten können mit nicht gerade überladenem, aber wirkungsvollem Layout überzeugen, und wäre da nicht der extrem anstrengende Schreibstil von Co-Herausgeber Mathias Hielscher (oft reichlich knapp, um Coolness bemüht und selbst bei Reviews, wo es nun wirklich auf halbwegsige Klarheit ankommt, oft undeutlich-verschwommen - als wäre das noch nicht genug, kommt das komplette Geschreibsel auch noch konsequent in Kleinschreibung, was die Anstrengung beim Lesen nicht wesentlich verringern hilft), ich könnte das Knaartz schrankenlos weiterempfehlen. Für 3 DM (zzgl. 1,50 DM Porto, nehme ich mal an) bei Thomas Dörschel, Coppistraße 22, 10365 Berlin zu ordern. Auch vom Knaartz gibt es ein Sonderheft, in diesem Fall zum Immergut-Rockfestival am 2./3.6.2000, aber von der gleichen Bauart wie das Iron Pages-Sonderheft, und auch in diesem Fall weiß ich nicht, ob das Teil auch jetzt noch erhältlich ist.


Gewissen Kultstatus in der christlichen Szene besitzt das Borderline, von dem mir jetzt Nr. 30 vorliegt, wobei das eine oder andere Interview bzw. Livereview aber schon etwas älter ist. Die Livereviews werden übrigens von einer ganzen Herde Gastschreiberlinge beigesteuert, was das Ganze stilistisch zwar etwas verinhomogenisiert, aber eindrucksvoll die subjektiv eingefärbten Meinungen der einzelnen Schreiberlinge rüberbringt. Obwohl der Trägerverein, der WMC, mittlerweile nicht mehr White Metal Club heißt, sondern Witness Music Connection, machen metallische und sonstige harte Klänge nach wie vor einen sehr großen Teil des Heftes aus. Interviews gibt's u.a. mit Mortification (wer sieht, wie Steve mit seiner Leukämie fertigwird, der wird nie wieder geringschätzig von der Möglichkeit sprechen, was Leute für Power aus ihrem Glauben ziehen können!), Petra, No Inner Limits und Noiz, dazu kommen u.a. ein Bericht von der 99er Mitgliederversammlung (der leider ins Heft gerutscht sein dürfte, ohne vorher Korrektur gelesen worden zu sein - die Orthographie erreicht sehr hohe Werte auf der nach oben offenen Fatal Underground-Skala), Tonträgerreviews und ein Drumworkshop. Schwächen weisen phasenweise sowohl die Orthographie (s.o.) als auch das Layout (mit dem Text-um-Bilder-herumlaufen-lassen hat man akute Schwierigkeiten) auf. Außerdem stört mich, daß eine Reihe der interviewten Musiker ihre Eigenverantwortung mit Sätzen a la "Gott wird schon wissen, warum er mich das und das hat tun lassen" etwas beiseiteschiebt. Trotz dieser Problemchen lohnt sich der Erwerb des Borderline definitiv, da man über die gefeaturten Bands/Events nur selten anderweitig was zu lesen kriegt. Besagte Nr. 30 hat übrigens 36 sauber gedruckte A4-Seiten und ist für 5 DM bei Borderline, Kornelije Casni, Spechtweg 2, 71083 Herrenberg (paßt ja prima, der Ortsname :-)) zu bestellen.


Den Achimer Hausfreund und den Maskenball können wir gleich gemeinsam abhandeln. Nr. 33 des erstgenannten kommt genauso in A5 wie Nr. 13 des anderen, allerdings entscheidet der Maskenball das Seitenzahlduell mit 56:32 für sich. Beide Zines sind vom Prinzip her Literaturfanzines, wobei nur der Achimer Hausfreund auch eine winzige Anzahl Tonträgerreviews beinhaltet. Auch ist er etwas philosophisch-linksintellektueller angehaucht als der Maskenball, was besonders in der Kolumne von Daniel Dachtewitz, dem Titelbild und den Rückseitencomics zum Tragen kommt. Ansonsten gibt es Lyrik und Prosa von Undergroundautoren, die sich partiell ausgesprochen derber Verbalkonstruktionen bedient, deshalb absolut nicht jedermanns Geschmack ist und somit aus Gründen der Logik im Underground verbleibt (in einigen Fällen sind's allerdings auch qualitative Gründe, da die betreffenden Ergüsse zur Kategorie "Literatur, die die Welt nicht braucht" gehören - ich erspare es mir, Namen aufzuzählen). Einige Autoren sind in beiden Zines vertreten, wobei man im Maskenball ein paar mehr Informationen über sie selbst geliefert bekommt. Auch die Infos und News, z.B. über Literaturwettbewerbe, Anthologienplanungen o.ä., sind im Maskenball zahlreicher zu finden. Von der Herstellung her nehmen sich beide Hefte nicht allzuviel (sehr viel Text halt, aber hiervon erwartet ja auch keiner ein Bilderbuch). Wer also mit genannter literarischer Ecke etwas anfangen kann, könnte die folgenden Kontaktadressen nutzbringend verwerten: Maskenball, Martina Faber & Jens Neuling, PF 1261, 63514 Rodenbach (Heftpreis: 6,50 DM incl. P&V) bzw. Achimer Hausfreund, Factory 27, PF 2148, 28826 Achim (Heftpreis: 3,30 DM incl. P&V; übrigens hättet Ihr die Adresse wirklich mal eindeutiger im Heft verstecken können). Nachwuchsliteraten, die gerne etwas aus ihrem Schaffen veröffentlichen wollen, sind bei beiden Zines stets gerne gesehen.


Ähnliche, wenn auch nicht die gleichen Territorien wie die beiden eben Reviewten beackert der Kubus, Untertitel "Die unabhängige Studierendenzeitschrift der Uni Dortmund". Einen Stapel undergroundige Gedichte und etwas Prosa gibt's auch hier zu lesen, aber im Kubus ist der visuelle Aspekt gleichermaßen wichtig, was durch mal mehr, mal weniger stimmungsvolles, in jedem Fall aber interessantes und kunstartiges Fotomaterial unterstrichen bzw. überhaupt erst ausgedrückt wird. Das ganze 32seitige Heft (vor mir liegt Nr. 2, nebenbei bemerkt in einem eigenartig verqueren Format) enthält übrigens keinen einzigen Großbuchstaben, dafür aber Features und Artikel u.a. über Lomografie oder den unlängst verstorbenen Graffittikünstler Dondi, eine Abhandlung über "Horizonterweiterungen" im Ruhrgebiet (womit doch tatsächlich mehr oder weniger atmosphärische Aussichtspunkte gemeint sind) und eine Reportage von und mit einem Menschen, der in der Silvesternacht 99/00 einfach mal so nach Hamburg gefahren ist, um die Verhaltensweisen der dort dem Millennium entgegenfiebernden menschlichen Wesen teilnehmend zu beobachten. Professionell layoutet und gedruckt ist das Heft auch, allerdings hab' ich keine Ahnung, was es kostet. Kontakt: Kubus, c/o asta Uni Dortmund, 44221 Dortmund, kubus@asta.uni-dortmund.de


Sieh an, das Eternity auf dem Weg der Besserung. Einige der beim letzten Mal von mir kritisierten Schreiberlinge haben sich tatsächlich zum Positiven weiterentwickelt (wenn auch nicht alle), Chefin Katja hat selber auch wieder mehr beigesteuert (sie kann's halt, ich wiederhole mich) - soweit Daumen hoch. Allerdings glänzen auch diesmal einige der interviewten Bands durch geistige Höchstleistungen auf dem Niveau eines verstopften Abflußrohres. Besonders negativ aufgefallen sind mir zum einen die Titelherde Krisiun, wobei man deren extrem antichristliche Ausrichtung angesichts der nicht immer rühmlichen Rolle, die die Kirche in ihrer Heimat Brasilien spielt, in gewisser Weise sogar noch nachvollziehen kann, allerdings tut sich die Truppe ansonsten durch viel hohles Pathos und Geschwafel Motto "wir sind die Härtesten und überhaupt" hervor (wobei anzumerken ist, daß das Trio musikalisch tatsächlich viel auf dem Kasten hat - trotzdem sind die abgesonderten Sprüche fast so peinlich wie Gene Simmons' Frauenverbrauchsprahlereien, wobei letztgenannte allerdings schon keiner mehr ernstnimmt). Ganz besonders großartig gebärden sich schließlich auch noch Grief Of Emerald. Beim Lesen der Antworten von Keyboarder Robert kommt einem doch fast das Bedauern hoch, daß die Inquisition schon vor ein paar Jahrhunderten für beendet erklärt worden ist. Irgendwie müßte man da mal dringend jemanden vorbeischicken ... Im krassen Gegensatz dazu stehen beispielsweise die tiefsinnigen Gedanken von Burghardt Sonnenburg, Bandkopf von Final Cry - hätte ich ihm gar nicht zugetraut, zumal mir die Songs, die ich von der Truppe kenne, rein musikalisch gar nichts geben, obwohl Power Thrash doch eigentlich genau in mein Interessengebiet fällt. Ganz klar das Interviewhighlight von Nr. 14 (88 Seiten A5 übrigens, üblich professionelle Herstellungsqualität). Ansonsten gibt es nichts wesentlich Neues zu vermelden. Der an Katja Kruzewitz & Kai Wilhelm, Goethestraße 62, 12459 Berlin zu entrichtende Fünfmarkundfünfzigpfennigschein lohnt sich für den Freund härteren Metals nach wie vor, zumal auch wieder eine CD beiliegt (sagt mal, das ist doch kein Zufall, daß alle vier aktuellen Releases von Gutter Records und immerhin auch zwei von dreien aus dem Hause B. Mind Records auf der CD vertreten sind, oder, liebe Kollegen?).


Aus dem Hause Motorcitysonic kommt neben einem Sampler auch ein Fanzine mit 28 kopierten A5-Seiten (bei Nr. 2 jedenfalls), zu dem es noch ein Tape gibt, das man allerdings extra erwerben muß. Das Heft gliedert sich in die drei Teile "Das Tape" (wo die Bandinfoblätter von den auf dem Tape vertretenen Bands abgedruckt, pardon, abkopiert werden - im Negativfall kann man da auch schon mal absolut nix lesen, wie bei Ma Cherie For Painting auf S. 6), "MCS" (hier stehen Storys über verschiedene Motorcitysonic-Bands, zumeist sehr kompakt gehalten) und "Feuilleton", welches ganz klar die interessantesten Beiträge zu bieten hat und auch Nicht-Motorcitysonic-Bands berücksichtigt, z.B. die kroatischen Alternativrocker Sane, die drei Erstreleases des neuen Stuttgarter Elektrolabels oni.tor (hinter dem übrigens Teile der Harakiri-Crew stecken), die ausführlich reviewt werden, oder die Anarchos Metastabil, bei denen es sich aber leider nur um eine Parodie handelt, deren Sinnbeziehung zu einem gleichnamigen Undergroundliteraturfanzine mir allerdings apocryph blieb. Kultigster Artikel des Heftes ist aber die Story über "Katholische Sozialisation" - man brüllt ungelogen vor Lachen, obwohl man diesen Artikel genauso heranziehen könnte, um mal die Funktionalität christlicher Jugendarbeit kritisch zu durchleuchten. Ein Multitalent also. Das Zine gibt's kostenlos (1,50 DM Rückporto sollte man aber schon beilegen) bei Motorcitysonic, Nagelstraße 3, 70182 Stuttgart.


Als Lehnwörter bezeichnet man Begriffe, die eine Sprache von einer anderen übernommen hat. So bekam das Deutsche aus dem Russischen z.B. den Traktor oder aus dem Englischen den halben Wortschatz des heutigen Durchschnittsvierzehnjährigen übermittelt und exportierte seinerseits beispielsweise den Rucksack sowohl ins Russische als auch ins Englische. Im Englischen eingenistet hat sich auch der Zeitgeist, der als Namenspatron für ein schottisches Fanzine herhalten mußte, das anno 2000 bereits im 5. Jahrgang erscheint und in seiner vor mir liegenden Nr. 3/00 aus 14 A4-Seiten, also 7 Blättern, besteht, die einfach zusammengetackert wurden (die mir ebenfalls vorliegende 4/98 hatte 20 Seiten). Man sieht sich selbst als Newsletter und setzt sich prinzipiell keine musikalischen Grenzen, wühlt aber größtenteils ziemlich tief im Underground (Hawkwind und die Moody/Marsden Band sind die einzigen bekannteren Namen), wobei es prinzipiell keine Interviews gibt, sondern nur recht ausführliche Reviews (ein paar Bücher sind auch dabei). Außerdem gehört eine Seite irgendwelchen Gedichten (bin nicht firm genug in Englisch, um da was reinzuinterpretieren), wobei im Kopf der Seite der Schriftzug "In Nomine Satanus" und ein Bildnis des Gekreuzigten friedlich nebeneinanderstehen. Elemente wie die Newssektion, die Serie mit Lyrics von Ted Nugent oder die philosophischen Abhandlungen Marke "Dialectics Of Economy: Structural feminism in the works of Wood", in der 4/98 noch vorhanden, sind mittlerweile offenbar den Bach der Zeit runtergegangen. Die Seiten scheinen nicht kopiert, sondern einzeln ausgedruckt worden zu sein (Handarbeit also gewissermaßen), und das Layout ist recht schlicht, aber wirkungsvoll. Bissel mehr Inhalt könnte das Heft an der einen oder anderen Ecke noch vertragen, aber wir wollen mal nicht gleich unbescheiden werden, zumal es den Zeitgeist auch noch kostenlos gibt, lediglich ein IRC ist der an Zeitgeist, PO Box 13499, Edinburgh EH6 8YL, UK zu schickenden Bestellung beizulegen. Ach so, geschrieben ist alles natürlich in Englisch, und nicht durchgehend in leicht verständlichem.


Nachdem sich Bienidiction & Crew bisher von Heft zu Heft gesteigert haben, ist Mystic Obsession Nr. 6 erstmals ein kleiner Rückschritt gegenüber seinem Vorgänger. Erstmal hat sich Bienidiction hier und da mal wieder ein paar Schriftarten rausgesucht, die keiner lesen kann, weil sie entweder zu klein, zu verschnörkelt, zu undeutlich oder alles zusammen sind, und dann gefallen mir einige Interviews nicht sonderlich. Beispielsweise kommen mir Sacred Steel und Tankard (waren Sie eigentlich betrunken, Herr Geremia?) ein bißchen zu kaffeeplauschig rüber, und Snowy Shaw von Notre Damé gab extrem wirres Zeug von sich, bei dem man "Hurra" schreit, wenn man mal zwei zusammenhängende Sätze entdeckt, und schon froh ist, wenn ein Satz halbwegs nachvollziehbar durchkonstruiert ist (die Interviewerfraktion scheint die Antworten originalgetreu übersetzt zu haben, ohne redaktionelle Bearbeitung). Außerdem ist The Holgman bei den Reviews wieder in alte Untugenden zurückgefallen, indem er vielmals ein gewisses Schreibschema F an den Tag legt. Klar, es gibt immer noch genug Lesenswertes im Heft, sei es das oberlustige Interview mit Spectral oder die lobenswerte Undergroundarbeit im Harz, die diesmal Bombthreat, Helvete Natten und Cor zutage förderte, aber so richtig werfen mich die 64 A4-Seiten nicht aus den Latschen. Mittlerweile ist die Ausgabe allerdings vergriffen. Infos: www.immortalvinyl.de.


Richtige Ausgeburten von Professionalität sitzen in Köln, denn monatlich ein 132seitiges A4-Vierfarbheft anzeigenfinanziert und somit gratis in einer 100000er Auflage unters Volk zu bringen, erfordert doch schon eine gewisse Aufbauarbeit. Das Maiheft von Intro ist - siehe da - auch schon Nr. 74 und "Die Herz-Schmerz-Ausgabe" betitelt, wobei sich dieses Thema dann durch alle möglichen und unmöglichen Stories zieht. Das behandelte musikalische Spektrum ist sehr breit und reicht von Hank Williams bis zu Cypress Hill, nur von Metal haben die Jungs & Mädels keinen blassen Schimmer. Lobenswert ist der "Inregio"-Teil, der sich mit etwas undergroundigeren Bands aus deutschen Landen befaßt. Die üblichen Seitensprünge gen Buch und Film sind auch dabei, dazu, wie sich das für ein Lifestyle-Magazin gehört, ein Modeteil (wer's braucht ...). Viele der transportierten Inhalte sind mir etwas zu knapp angerissen (angefüttert und dann halb hungrig sitzengelassen), aber besonders die Reviews kann man mit Gewinn lesen, da man hier recht kompetent über alles mögliche an Musik informiert wird. Nicht so unbedingt mein Fall ist das Layout, das zwar professionell aussieht, aber die Schlacht der Farben streckenweise etwas zu intensiv auskämpfen läßt, zwar noch nicht im technoziden Ausmaß, aber trotzdem mitunter nervig. Hier wäre weniger zweifellos mehr, analog wie bei den Einzelthemen mehr mehr gewesen wäre. Einzelhefte sind für 4 DM (für P&V) zu ordern, eine für 15 DM erhältliche CD mir unbekannten Inhalts gibt's auch noch. Adresse: Intro GmbH & Co. KG, PF 190243, 50499 Köln. (bis hierher: rls)

G.U.C. Nr. 14 ging diesmal an mich, da uns' Roland mittlerweile ein bisschen in diesem Underground-Leckerli mitrührt. Ich lese es zum ersten Mal und bin positiv überrascht. Das Design ist klassisch schlicht schwarz/weiß und ziemlich edel, A5-Format finde ich sowieso gut - herrlich praktisch! Kleinere Ungereimtheiten wie Tippfehler, grammatikalische und orthographische Ausrutscher, unglückliche Seitenumbrüche und halbe Reviews stören zwar mein perfektionismusgeplagtes Hirn, machen das Ganze allerdings wieder angenehm undergroundig. Es gibt massig Reviews, vor allem aus dem Death/Thrash/Black Metal-Untergrund, und Interviews, die man an guten Tagen als interessant und ausführlich, an schlechteren aber auch als ausufernd und mit zu vielen irrelevanten Details gespickt bezeichnen könnte. Unterhalten hat man sich unter anderem mit den Maledictive Pigs, Obscenity, Sunblaze, Ancient Ceremony und Hollenthon. Die Konzertecke ist ein bisschen dünn, dafür werden ganz viele Fanzines besprochen. Und als ganz besonderes Schmankerl muss ich die beiliegende rödelharte Compilation-CD erwähnen. Perlen! Nix für Muckeleisehörer. Support the Underground!!! Allemal lohnenswerte 5 Märker gehen ans G.U.C., PF 280145, 01141 Dresden. Dafür flattern euch dann prall gefüllte, erfrischend gutaussehende, sich gut anfassende und übersichtliche 88 Seiten Underground Metal ins Haus. Ach so, nochwas, Kollegen: Bildunterschriften wären nicht übel ... (Janet)
 






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