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Mar de Grises
von ta anno 2008

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Die Chilenen von Mar De Grises haben mit "The Tatterdemalion Express" und "Draining The Waterheart" intelligentes und schwermütiges Kopfkino par excellence geschrieben. Für ein Interview trat Schlagzeuger Alejandro Arce vor das virtuelle CrossOver-Mikro.

Zunächst meinen Applaus! "Draining ..." ist ein großartiges, bemerkenswertes Album geworden.
Danke!

Die Reaktionen sind auch durchweg positiv ausgefallen, oder?
Ja, im Allgemeinen waren sie ziemlich positiv, was uns echt zufrieden macht.

Als ich mir das erste Mal den Opener "Sleep Just One Dawn" angehört habe, war ich wie überrollt. Das Stück ist ziemlich speziell mit seiner unkonventionellen Struktur und den vielen Ideen. Trotzdem erzeugt es einen kontinuierlichen, intensiven Fluss. Ist es schwer, diese Balance aus immerwährender Entwicklung neuer Ideen und kontinuierlichem Fluss in einem Stück aufrecht zu erhalten? Wie komponiert man so ein Stück?
Erneut Danke. Die Idee ist es, eine abgeschlossene Geschichte aufzuzeigen mit vielen verschiedenen Eigenarten und Szenen, aber gleichzeitig die Intensität des Schlussstücks eines Kapitels an die des Anfangs vom nächsten Kapitel anzugleichen, damit es - um mal metaphorisch zu sprechen - auf natürliche Weise fließt. Die Idee ist es, eine Geschichte aufzuzeigen, bei der du niemals rational die Menge der Einzelelemente erfasst, sondern sie nur fühlst, dein emotionales Leben bereichern lässt. Die Idee ist es, dass jedes Element, Arrangement oder jeder Moment, an dem man berührt ist, dem Ganzen dient, niemals aber andersherum.

Manche der Momente des Fließens sind wirklich hypnotisch und erinnern mich darin etwas an Primordial, etwa der lange Schlusspart von "Deep-Seeded Hope Avant-Garde".
Es ist zwar ein Ziel hinter unserer Musik, eine Art hypnotische Verbindung mit dem Hörer aufzunehmen, aber ich kann dem Vergleich nicht wirklich zustimmen. Ich mag Primordial, aber in meinen Augen sind die Strukturen, mit denen wir arbeiten und die Arten der Intensität doch ziemlich anders.

Ich kenne dieses Fließen sonst eher von Ambient her. Interessanterweise gibt es ja einen reinen Ambient-Track, "Unconscious Passenger", auf der Bonus-CD der Special Edition von "Draining ..." zu hören. Wie kommt man auf die Idee, einen Ambient-Track auf eine Metal-CD zu packen?
Wir wollten mit der Bonus-CD andere Soundwelten erkunden. Es sollte keine Erweiterung von "Draining ..." sein, sondern mehr eine dazukommende Ergänzung. Ich denke, dass das Stück dasselbe Wesen, dieselben Grundlagen, dieselben Anregungen und Ziele wie "Draining ..." aufweist und der Unterschied nur in der Form liegt.

Es ist ein etwas merkwürdiges Stück, mit einigen reinen Geräuschpassagen ohne Melodie, Rhythmus oder Harmonien, und einem Moment des Erwachens, wenn nach 10 Minuten die Gitarre hervorbricht. Kommt der unbewusste Passagier hier zu Bewusstsein?
Vielleicht tut er das, vielleicht erreicht er den Bestimmungsort, an den ihn sein Unterbewusstsein trug. Aber das tut er nicht notwendigerweise, indem er erwacht, denn seine Idee ist es ja, dem Käfig der Rationalität so lang wie möglich zu entkommen, weil er - wie ich, wenn ich diese Worte schreibe - genau weiß, dass er es nie wissen wird, wenn ihm dieses Entkommen komplett gelingt, weil "wissen" heißt "zurückzukehren" in den Käfig.
Vielleicht hat diese unbewusste Reise mit dem Namen des Albums zu tun, der einen Versuch beschreibt, den unberührten Kern der menschlichen Gefühle zu erreichen, also wenn du es einfach geschafft hast, dein Wasserherz trockenzulegen [draining your waterheart], was bedeutet, dass du wirklich und wahrhaftig darüber im Klaren bist, was du fühlst, wenn du all das Wasser ausgeschüttet hast, Wasser mal als Metapher für Chaos genommen.

Spricht der Erzähler mit "du" den Zuhörer an?
Der Text des Stücks ist eine völlig subjektive Rationalisierung dessen, was wir gefühlt haben, als wir das Stück zum ersten Mal nach seiner Fertigstellung gehört haben, deswegen ist keine mögliche Interpretation richtiger als eine andere; eigentlich denke ich sogar, dass, wenn es darum geht, eine stimmigere Interpretation vom Wesens des Anliegens hinter diesem Stück zu gewinnen, der Zuhörer eine bessere und genauere geben kann. Aber meiner Meinung nach ist das "du" mehr die Frage des Passagiers an die Reise oder sein unbewusstes Selbst.

Ich habe ein paar Rezensionen zu "Draining ..." gelesen und ihr werdet immer wieder "Doom Metal", manchmal sogar "Funeral Doom" genannt. Was denkst du über diese Einordnung?
Ich bin nicht so gut im Einordnen und Namengeben, das tue ich nur, wenn es für grundlegende Kommunikation erforderlich ist. Ich denke, dass es sehr schwer ist, mit einem Ausdruck jeden einzelnen Aspekt, jedes Element, jeden Einfluss hinter etwas zu erfassen, das du benennst. Die Wurzeln unserer Musik liegen definitiv im Doom Metal, aber was alles andere betrifft, weiß ich nicht, ob wir uns noch in diesem Genre bewegen oder in einem anderen oder in der Mitte zwischen zwei oder zehn Genres - und es ist mir auch nicht wichtig. Aber wie dem auch sei, ich denke schon, dass wir Passagen und Elemente haben, von denen man sagen kann, dass sie aus dem Funeral Doom kommen, denn das ist ein Stil, den wir alle mögen, deswegen ist der Einfluss sicher bewusst oder unbewusst präsent. Aber ich glaube nicht, dass es korrekt ist, unsere Musik in Gänze "Funeral Doom" zu nennen.
Letztlich fällt mir aber kaum etwas Subjektiveres ein als die Stimmung, in die einen irgendein Musikstil versetzen kann, deshalb denke ich, dass es der Hörer ist, der eine genauere Bezeichnung geben kann - und wenn jemand uns für Funeral Doom hält, ist das OK für uns.

Meiner Meinung nach klingen Mar De Grises im Vergleich mit den meisten anderen Doombands zu "fröhlich". Klar, "Draining ..." ist ein melancholisches Album, aber es strömt auch viel Energie und Vitalität aus. Passt ihr auf, dass ein Song nicht zu depressiv wird?
Nein, definitiv nicht. Musik machen stillt für uns auch das Bedürfnis nach Befreiung und Reinigung von Seele, Geist, Herz und spirit. Um das zu erreichen, wollen wir unseren Gefühlen und Vorstellungen der Welt aufrichtig begegnen. Wenn wir beim Komponieren irgendeines Stückes innehalten würden, weil es zu depressiv, zu fröhlich oder was auch immer wird, würden wir den natürlichen Fluss der Übersetzung unserer Gefühle unterbrechen, und dann wäre das, was wir wirklich mitteilen oder freisetzen wollten, noch immer in uns.

"Draining ..." ist sehr dynamisch, mit seinen ganzen unverzerrten Gitarren, Klavierpassagen und einigen sauberen Gesangseinlagen. Das kennt man von Bands wie Opeth, mit denen manche Rezensenten (mich eingeschlossen) euch vergleichen, Bands also, die starke Einflüsse aus dem Prog Rock/Metal mitbringen. Hört ihr Prog und beeinflusst es eure Musik?
Ja. Wie ich schon sagte setzen wir uns generell keine Limits, wenn wir wählen oder fühlen, was wir mögen oder nicht mögen. Bands wie Opeth, Death in allen Phasen, auch älterer Prog Rock wie King Crimson, das hören wir allgemein alle gern und deswegen übt es auch auf irgendeinem Weg Einfluss auf uns aus.

Es gibt eine Art neues Paradigma, dem man sehr verschiedene Bands wie Mastodon oder eben Opeth zuordnen kann, und das etwa in die Richtung geht: Spielen wir progressiven Metal, aber keinen Progressive Metal (also nicht das, was Dream Theater, Shadow Gallery, Symphony X etc. machen)! Es geht darum, nicht die ganzen Genremerkmale mitzunehmen, die im Metal normalerweise mit "progressiv" assoziiert werden, stattdessen wirklich progressiv zu sein. Ich würde auch euch da grob einordnen. Wenn ihr z.B. Doublebass-Drums mit ätherischen Gitarrensounds kombiniert wie in "Summon Me", ist das zwar progressiv, aber kein Prog. Kannst du das nachvollziehen und es akzeptieren, unter dieses Paradigma eingeordnet zu werden?
Das ist eine interessante Betrachtungsweise und ich denke, ich verstehe, was du meinst. Ich sagte es ja anfangs schon mal: Wir wollen, dass die technischen Sachen, jedes Arrangement und jeder persönliche Beitrag eines einzelnen Musikers dem Ganzen dient und nicht andersherum. Deswegen hast du manchmal das Gefühl, dass einzelne Elemente progressiv oder technisch oder was auch immer sind, aber du fühlst das eben nur, weil sie kein Eigenleben für sich haben sollen. Ich liebe Opeth, aber ich kann mit Dream Theater überhaupt nichts anfangen. Um mal bei diesen Bands zu bleiben: Ich kann verstehen, dass man beide manchmal in dasselbe Genre einordnet, weil sie Arrangements verwenden, die immer irgendwo außerhalb gewöhnlicher Mustervorgaben angesiedelt zu sein scheinen, aber ich finde es trotzdem eher lustig, denn was ich an Opeth mag, ist genau das, was Dream Theater in meinen Augen nicht haben. Ich mag diesen Schau-dir-an-wie-gut-ich-spiele-Stil nicht, das ist einfach nicht meine persönliche Absicht hinter dem Musikmachen. Genauso ist es beim Hören, ich mag leidenschaftliche Schlagzeuger wie Dave Weckl oder Dennis Chambers, weil sie einfach nur Interpreten ihres Instruments sind und nichts anderes sie zu interessieren scheint. I love that! Was ich nicht mag, ist das, was in der Mitte ist: Weder Interpreten, noch eine "Band", Musikmachen ohne eine grundlegende emotionale Verbindung, wie Dream Theater oder die, die du zuerst genannt hast.

Das erwähnte "Summon Me" hat auch einige coole, catchy Riffs und kommt vergleichsweise schnell zum Punkt. Wolltet ihr damit mal ein catchy Stück schreiben?
Wie gesagt, meistens planen wir nicht, wie der fertige Song in all seinen Aspekten aussehen soll. Aber deine Beobachtung macht trotzdem Sinn, denn "Summon Me" war das erste Stück, das wir für das Album komponiert haben. Wir schrieben es gleich nach den Stücken des "Tatterdemalion"-Albums und danach verließ Marcelo die Band, unser damaliger Keyboarder und Sänger. Nahezu zwei Jahre brachten wir zu, bis wir Juan gefunden hatten, und in dieser Zeit haben wir praktisch nichts komponiert. Mit anderen Worten: Das Stück passt mehr zu der Periode, in der wir die alten Stücke komponiert haben. Deshalb kann es schon sein, dass es sich von den anderen Stücken von "Draining ..." irgendwie unterscheidet.

Lass uns zu den Texten eurer Songs kommen, die sehr kryptisch und poetisch sind. Selbst Instrumentals sind mit Lyrics ausgestattet. Liege ich richtig in der Annahme, dass die Texte eine große Rolle für euch spielen?
Sie sind einfach das Komplementärstück zu unserer Musik. Ich für meinen Teil nutze Texte und mehr noch den Verfassensprozess, um mein Innenleben, das von Zeit zu Zeit sehr vollgestopft wird, zu kanalisieren und befreien. Um das wirklich zu erreichen versuche ich, meinen Gefühlen so ehrlich wie möglich zu begegnen und beim Texteschreiben so tief wie möglich zu dringen, auch wenn ich das vielleicht nicht immer schaffe. Das von dir zuerkannte Adjektiv "poetisch" ist manchmal bewusst und manchmal einfach mein unbewusstes Sprechen, zumindest glaube ich das oder will es gern glauben.
Das ist alles, was ich über die Texte sagen kann, weil ich keinen wirklich klaren Gegenstand habe, auf den ich mich beziehen kann und wenn ich einen hätte, wüsste ich immer noch nicht, worum es sich dabei handelt.

"Sleep Just One Dawn" scheint von einer alten, lang zurückliegenden Beziehung zu handeln. Will das lyrische Ich dieses Textes Selbstmord begehen? Oder ist es bereits tot?
Der Protagonist spricht zu einer sehr wichtigen Person aus seinem Leben, die gerade verstorben ist. Irgendwie will er schon sterben, um wieder mit dieser Person zusammen sein zu können, deshalb will er sich vielleicht das Leben nehmen, aber tatsächlich ist er sich nicht sicher, dass er wieder mit ihr zusammen sein würde, wenn er sterben würde, auch wenn er sie sehr vermisst; er ist sich nicht einmal sicher, ob seine Worte gehört werden, weil er nicht wirklich weiß, ob die Person tatsächlich irgendwo ist.
Das ist nur meine Interpretation, Juan hat den Text geschrieben.

"Wooden Woodpecker Conversion" ist nicht wörtlich zu verstehen, oder? Ich interpretiere es als einen Dialog zwischen einem Pessimisten und einem Optimisten bzw. jemandem, der an einen Sinn hinter menschlichem Leben glaubt und jemandem, der das nicht tut. Vielleicht kannst du etwas von der Idee hinter diesem Text sagen. Und wer zur Hölle ist der "wooden woodpecker" (hölzerne Specht), der am Ende auftaucht?
Ich glaube, es ging mir um eine Art Selbstzerstörungskonzept, als ich den Text schrieb. Am Ende wirst du zu dem, wovon du gezehrt hast. Dein natürliches Bedürfnis wächst und du verlierst die Kontrolle darüber und am Ende wirst du zu dem, was du unbewusst zerstört hast, als du das natürliche Bedürfnis hattest, davon zu zehren, so dass das Ergebnis eine unbewusste, fortschreitende und stufenweise Selbstzerstörung ist. Eben wie der Specht, der das Holz zerstören muss, um den Wurm darin zu bekommen (klugerweise erzeugen Spechte aber trotzdem keine Form des Ungleichgewichts).
Vielleicht wollte ich ausdrücken, was ich über das fühle, was wir unserem Zuhause, unserem Planeten antun ... Oder vielleicht, was ich darüber fühle, wie ich manchmal aus Dummheit mit Menschen umgehe, die mich ernsthaft lieben und als der, der ich bin, akzeptieren (einige wenige, würde ich sagen).

Es gibt drei spanische Stücke auf dem Album, "Kilómetros De Nada", "Fantasía" und "Liturgia". Warum habt ihr sie nicht übersetzt? Oder andersherum: Warum sind nicht alle Songs in Spanisch?
Um ehrlich zu sein haben wir keinen konkreten Grund bei der Wahl der Sprache. Manchmal fühlen wir einfach, dass die Idee oder Emotion, die wir ausdrücken wollen, besser zum Spanischen passt und manchmal besser zum Englischen, das ist eine sehr subjektive Angelegenheit. Manchmal fehlt uns auch einfach das genaue Wort in Englisch, um das zu bezeichnen, das wir fühlen. Die Sprache ist lediglich der Kanal und wir wählen sie der genannten Gründe wegen, nichts darüber hinaus.

Ist "Liturgia" ein religiöses Stück? Warum habt ihr damit ein Gedicht von Eduardo Anguita vertont?
Was Anguita in "Liturgia" gemacht hat, ist eine Art poetische Liturgie als Lobgesang auf Vicente Huidobro, einen sehr wichtigen und innovativen chilenischen Dichter des frühen 20. Jahrhunderts, m.E. der wichtigste Dichter Chiles. Huidobro hat um 1910 eine Bewegung namens "Kreationismus" [Creacionismo] gegründet, in der Mitte dieser Ära mit all den "Ismen" (Surrealismus, Futurismus, Dadaismus etc.). Um es kurz zu machen: Creacionismo beruht auf der Idee, dass ein Gedicht etwas ganz Neues ist, das von seinem Autor um seiner selbst willen geschrieben oder erschöpft wurde.
Der zeitgenössischere Anguita hat sich mit "Liturgia" an einem Tribut an Huidobro versucht. Wir alle mögen und respektieren Huidobros Werk und Innovation, deshalb kam uns "Liturgia" perfekt entgegen; außerdem mögen wir Anguitas Gedichte und können uns mit ihnen identifizieren.

Bist du auf irgendeine Weise religiös?
Ich kann auf diese Art und Weise religiös sein, dass ich stark an etwas glaube und Glauben in viele Dinge setze, aber ich baue keinen Kult um irgendwen oder irgendetwas auf, auch wenn ich niemanden verurteilen will, der das tut.

Chile ist ein weitestgehend katholisches Land. Macht sich das für euch als Metalband bemerkbar?
Heutzutage nein, kein bisschen. Aber vor ein paar Jahren, muss ich sagen, war das anders. Als etwa Deicide vor drei oder vier Jahren nach Chile kamen, haben sich wegen der satanischen Inhalte ihrer Lyrics einige Leute beschwert und versucht, das Kommen zu verhindern. Sie kamen trotzdem und ich denke, das ist ein Zeichen für die graduelle Mentalitätsänderung während der letzten Jahre. 1992 konnten Iron Maiden noch nicht hierher kommen, weil lokale kirchliche Autoritäten das aus eben demselben Grund wie bei Deicide nicht wollten, so falsch und lächerlich das klingen mag. Damals hat man es geschafft, Maidens Kommen zu verhindern, aber das war vor sechzehn Jahren und wie gesagt, die Dinge ändern sich und Religion hat nicht mehr die Macht, die sie einmal hatte. Jedenfalls hat nichts aus dieser Richtung auf unsere Musik Einfluss genommen, wir hatten keine Probleme; wir machen einfach unsere Musik und verärgern niemanden damit.

Mein Eindruck ist, dass es keine Band in Südamerika gibt, die man vernünftig mit Mar De Grises vergleichen kann. Es scheint fast nur Death und Power Metal zu geben.
Ja, in Südamerika ist Doom Metal nicht so verbreitet wie etwa Death Metal.

Was gibt es über die chilenische Szene zu erzählen?
Die chilenische Szene ist ziemlich klein, deshalb ist es sehr schwer, Sachen wie gute Auftritte, gute Clubs und auch gute Bands aufzutreiben. Es gibt ein paar wenige ganz ordentliche Clubs, die Eigentümer wissen das, deshalb verlangen sie eine Menge und so musst du viel Geld für das Ticket hinlegen - und im Vergleich mit den meisten europäischen Ländern ist Chile nicht reich, deshalb werden die Leute kein Ticket kaufen, wenn zuviel verlangt wird. Wie du daran sehen kannst, ist die Szene in einem endlosen Teufelskreis gefangen. Oft haben die Leute außerdem nicht genug Zeit oder Geld in eine professionelle Band zu investieren. Das ist der Grund, warum viele Bands hier irgendwo bei den guten Ansätzen hängen bleiben und dann nichts mehr kommt. Das ist bedauernswert, denn ich denke, dass wir hier eine Menge Potenzial haben.
Ich sollte zugeben, dass das alles sich gerade ändert, wenn auch sehr langsam. Wir haben es irgendwie geschafft, ein Häuflein loyale Fans zu ergattern.

Welche chilenischen Bands kannst du unseren Lesern denn empfehlen?
Ganz vorne Poema Arcanus! Das ist eine großartige Doom-Band mit einigen progressiven Einflüssen, sehr interessant und auch ein großer Einfluss für uns. Die solltest du mal antesten.
Coprofago sind eine exzellente technische Band aus Chile. Ich liebe sie, aber in Chile kennt sie kaum einer, sie sind total unterbewertet und spielen darum kaum live.
Es gibt noch eine Menge weiterer Bands: Perpetuum spielen sehr originellen Metal, irgendwas in die Richtung Immolation meets Opeth, Death und Obituary. Uaral spielen folklastigen, akustischen Doom, der in die Richtung der letzten Empyrium-Alben geht. Animus Mortis, Inanna, Target, Defectoscura, Godless, Mourners Lament und Electrozombies sind weitere Bands, von denen ich sagen würde, dass sie Höchstqualität fahren, weshalb ich sie ehrlich nur weiterempfehlen kann. Ich denke mal, dass sie alle Myspace-Seiten haben, es sollte darum nicht schwer sein, sie anzutesten.

Danke für die Tipps! Lass uns am Ende ein kleines Assoziationsspiel spielen. Ich nenne dir einen Begriff und du sagst, was dir dazu einfällt.
Doom Shall Rise.

Hingabe. Das wichtigste Doom-Festival der Welt. Unser erstes Festival (drittes DSR), eine unvergessliche Erfahrung für uns.

Alkoholfreies Bier.
Total nutzlos! (Außer für alkoholabhängige schwangere Frauen oder so, hahaha.) Ich liebe Bier und trinke generell gerne, aber nur der Wirkung wegen. In Wahrheit mag ich den Geschmack keines einzigen alkoholischen Getränks. Na ja, einige schmecken nicht ganz so schlecht wie andere, Bier zum Beispiel.

Santiago de Chile.
Unser grauer, großer Magnet, den wir verachten und lieben und der auch Anteil an unserem Bandnamen hat.

George Bush.
Dumme, fleischgewordene Unvernunft.

Tom Araya.
Auch wenn er Chile verlassen hat, als er ein Kind war und sich kaum an Chile erinnert, fühle ich mich geehrt, den Geburtsort mit ihm zu teilen.

CrossOver.
Leidenschaft hinter der Arbeit und diesem Interview. Hingabe. Danke!

Jetzt musst du dich noch entscheiden.
Pantheist oder Evoken?

Evoken.

Himmel oder Hölle?
Nichts von beidem, nie nur eine beider Seiten.

Berge oder Meer?
Hängt von unendlich vielen Faktoren ab. Unmöglich zu wählen, ich liebe beides.

Pablo Neruda oder Eduardo Anguita?
Eduardo Anguita, mit Abstand.

Empanada oder Completo?
Härtester Moment dieses Interviews, hahaha. Ich kann mich wirklich nicht entscheiden; Empanada ist eins meiner Lieblingsessen, aber Completo ist eine Lebensform für Leute mit einem schnellen Leben. Ich würde mich fühlen, als würde ich irgendwen betrügen, wenn ich eins auswählen würde.

Leben oder Tod?
Solange ich lebe, das Leben; ich kenne den Tod noch nicht, auch wenn ich manchmal den Eindruck habe, er würde mir besser gefallen.

Danke für das Interview und macht weiter so!
Danke für deinen Support und deine Zeit. Dieses Interview zeigt ein wahrhaftiges und aufrichtiges Interesse an unserer Musik (und glaub mir, das sage ich nicht bei jedem Interview). Vielen Dank dafür.

Gern geschehen. Kontakt: www.mardegrises.com, www.myspace.com/mardegrises2

Übersetzung: Tobias Audersch









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