V.A.: Song Wars - The Saga Begins von rls (M8 Distribution) Es soll Fälle geben, in
denen sich Geschwister so blind verstehen, daß sie automatisch dasselbe
tun, ohne dies vorher voneinander zu wissen. Im vorliegenden Kasus ist
letztgenanntes zwar nicht der Fall, aber wenn Ionic Records einen Spring
Sampler releasen (siehe Rezension an anderer Stelle),
dann ist es dem Schwesterlabel M8 nur billig, auch einen Überblickssampler
übers eigene Programm herauszubringen. Für den Freund von Hardrock
und Heavy Metal ist das M8-Exemplar ein ganzes Stück ergiebiger als
das Ionic-Ding. Irgendwelche unreleasten Schmäckerchen gibt's zwar
nicht, aber da kaum ein Mensch alle auszugsweise vertretenen Scheiben im
Schrank haben dürfte, wird wohl jeder noch einiges Neues entdecken.
Dabei fällt lediglich negativ ins Gewicht, daß die einzelnen
Tracks soundmäßig nicht durchgehend ausgeglichen wurden, so
daß man, wenn man den eröffnenden Beitrag "Let It Go" von Guardian-Sänger
Jamie Rowe aufgrund seiner wenig druckvollen Produktion ordentlich laut
gedreht hat, vom nachfolgenden "Way Of The World" der bedeutend fetter
produzierten Mustard Seeds förmlich in die Polster gedrückt wird.
Man muß also ab und zu mal die Lautstärke nachregulieren. Im
folgenden sei der Rest der Scheibe kurz genannt und vorgestellt: "War Dance"
von Midnight Orchestra klingt ungefähr so, wie die Band heißt
(also gotisch-angedüstert), Blame Lucy sind mit einer Liveversion
von "Big Enough" vertreten, die traditionellen Hardrocker Third
Crow haben mit "Piercing The Darkness" einen der besten Beiträge
der CD am Start, Bride-Sänger Dale Thompson
wandelt mit "Waiting" auf akustischen Pfaden, Atomic
Opera klingen mal mehr ("Rain Parade"), mal weniger ("Feverdream #
1") nach King's X, Deitiphobia erinnern mich
mit "Bow To The Cross" streckenweise etwas an die alten DDR-Elektroniker
Pond (wer kennt die noch?), L.S.U. und die Lifesavers haben ihre kreative
Daseinsberechtigung aus den 80ern leider nicht in die 90er hinüberretten
können, Brides "Missing Children" steht als Bonustrack auf dem Re-Release
ihrer Debütscheibe "Show No Mercy" (die im Info lustigerweise als
Gothic Rock einschubladisiert wird - das ist ungefähr dasselbe, als
wenn man Type O Negative in die Funpunk-Ecke schieben würde) und ist
leider genauso mittachtzigerlich unterproduziert wie die beiden Beiträge
von Philadelphia (aber musikalisch analog top!),
Rage Of Angels hauen mit "Leave You Or Forsake You" voll in die Kerbe von
Judas Priest, Tempests "Dancing In The Rain" klingt wie eine ganz schlimme
Billigproduktion und hat auch nur Durchschnittsrock von der Stange zu bieten,
und Charizmas druckvoller Melodic Metaller "The Knights" sorgt für
einen prächtigen Abschluß. Um die Informationen im Booklet lesen
zu können, braucht man zwar ein Monokel, und Homepageadressen sucht
man hier vergeblich, aber dafür bekommt man gleich die Preise und
Bestellnummern der einzelnen Scheiben mitgeliefert. Den Sampler gibt's
übrigens genau wie den von Ionic zum Schnupperpreis von 4,98 $, und
zwar bei der Adresse, die am Ende von Philadelphias
"Tell The Truth"-Rezi genannt ist.
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