www.Crossover-agm.de WOSLOM: A Near Life Experience
von rls

WOSLOM: A Near Life Experience   (Punishment 18 Records)

Die beiden bisher veröffentlichten Woslom-Alben unterschieden sich darin, daß das Debütalbum "Time To Rise" in der durchschnittlichen Geschwindigkeitswahl deutlich weiter oben angesiedelt war als der Zweitling "Evolustruction". Allerdings wird so mancher europäische Metalfan das zweite Werk zuerst kennengelernt haben, da die Italiener von Punishment 18 Records zunächst jenes veröffentlichten und erst danach das Debüt, das bisher nur als Import erhältlich gewesen war, nachschoben. Insofern dürfte sein Zugang sich von dem des brasilianischen Metalfans, der die Alben in der "richtigen" Reihenfolge kennengelernt hat, etwas unterscheiden, denn "A Near Life Experience" siedelt zumindest in Belangen der Geschwindigkeit zwischen den beiden anderen Alben, und damit kann man das Ganze sowohl als Fort- als auch als Rückschritt werten. Aber so weit abseits vom bisherigen Schaffen ist das Drittwerk natürlich auch nicht anzusiedeln, zumal es in identischer Personalkonstellation eingespielt wurde, ergo Rafael Iaks Songwritinghandschrift noch genauso deutlich zu erkennen ist wie Silvano Aguileras Gesang, der dem Liebhaber des James Hetfield der zweiten Achtziger-Hälfte, als der Metallica-Fronter gelernt hatte, mit seiner Stimme umzugehen, schon auf den ersten beiden Alben runtergegangen sein dürfte wie das sprichwörtliche Öl und das auch auf dem Drittling noch tut. Die Fähigkeit, auch längere Songs spannend zu inszenieren, ist dem Quartett natürlich auch nicht verlorengegangen, wie der Titeltrack an zweiter Stelle des Albums beweist, dessen Refrain zwar auf den ersten Höreindruck einen leicht überhasteten Eindruck erweckt, aber gerade durch diese scheinbare Überhastung auch eine markante Eingängigkeit gewinnt. Der Opener "Underworld Of Aggression" hingegen entwickelt sich nach einem melodischen Gitarrenintro zum ersten einer ganzen Reihe eher kompakter und tempolastiger Thrashsongs, von denen mit "Total Speed Thrash" und "Thrasher's Return" gleich zwei, die nicht mal die Dreiminutenmarke erreichen, das Finale des Albums bilden und damit nach den beiden Sechsminütern "Unleash Your Violence" und "Lords Of War" (letzterer sogar mal kurz in Blastbeats umschaltend und im Refrain sogar eine Hammondorgel zur Atmosphäreerzeugung unterlegend) klarmachen, daß die in der knappen Dreiviertelstunde zu hörende Substilistik des Metal definitiv nicht zufällig gewählt wurde. Ansonsten ist bei Woslom im positiven Sinne fast alles beim alten geblieben: Iak gönnt sich bisweilen ein klassisches Heldenmetalsolo (hier etwa in "Brokenbones") und setzt zumindest im Intro und Outro des eingängigen Midtempo-Quasi-Hits "Redemption" auch wieder geschickt Akustikgitarren ein, die Rhythmusgruppe aus Drummer Fernando Oster und Bassist Francisco Stanich ist spieltechnisch topfit, ein die technologische Entfremdung des Menschen symbolisierendes Coverartwork gibt es auch wieder, und zumindest einige der Texte lassen auch die Einordnung Wosloms ins Feld "Thinking Man's Thrash" zu. Geringfügig erhöht hat sich allerdings die gesangliche Vielfalt Aguileras, der zwar wie erwähnt immer noch sehr oft nach Hetfield klingt, aber etwa in "Lapses Of Sin" viel aggressiver singt und teilweise auch in Lagen kreischt, wie man sie von Schmier in den frühen Destruction-Zeiten kennt. Und wenn wir gerade beim Vergleichen sind: Hier und da scheinen Annihilator durchzuschimmern - und wenn Aguilera und Iak in "Redemption" doppelsolieren, dann lugen arrangementseitig, wenn man nur die Leadgitarrenlinien betrachtet, auch die Eisernen Jungfrauen um die Ecke. Größter Ankerpukt sind und bleiben aber natürlich Metallica, und obwohl Woslom auch auf "A Near Life Experience" keinesfalls als Kopisten zu brandmarken sind, so ist ihre Zielgruppe doch nach wie vor primär diejenige, die auch Metallica in der zweiten Hälfte der Achtziger gut fand, aber sich vielleicht etwas weniger lahmes Riffgeschiebe als auf "...And Justice For All" und etwas mehr Power als auf der Schwarzen, dafür aber etwas Geschwindigkeit aus der Frühzeit der Band wünschen würde. Drei Wünsche auf einmal - das geht nun wirklich nicht? Woslom liefern den Gegenbeweis.
Kontakt: www.woslom.com, www.punishment18records.com

Tracklist:
Underworld Of Aggression
A Near Life Experience
Brokenbones
Lapses Of Sin
Redemption
Unleash Your Violence
Lords Of War
Total Speed Thrash
Thrasher's Return
 



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