www.Crossover-agm.de WOSLOM: Evolustruction
von rls

WOSLOM: Evolustruction   (Punishment 18 Records)

Anderthalb Jahrzehnte hat es gedauert, in denen Woslom im wesentlichen in der heimischen Szene herumkrebsten, bevor sie einen Schritt in Richtung internationale bzw. europäische Wahrnehmung tätigen konnten: Fünf Demos und zwei eigenproduzierte CDs entstanden in der besagten Zeit, und mit der zweiten, "Evolustruction", konnten die Brasilianer die Aufmerksamkeit des italienischen Labels Punishment 18 Records erregen, welches das Album mit zwei Bonustracks nun auch den europäischen Metalfans leichter zugänglich macht. Und das lohnt sich zweifellos, handelt es sich doch um ein gutklassiges Werk in der Schnittmenge zwischen Power und Thrash Metal, dem zwar die ganz großen Songs noch abgehen, das aber als Ganzes zweifellos zu überzeugen weiß, wenn man denn auf die besagte Mischung steht. Im Mischungsverhältnis befindet sich ein klein wenig mehr Thrash als Power Metal, was sich am Melodieverständnis festmachen läßt, das der Zugänglichkeit des Power Metals etwas entbehrt, und auch Silvano Aguileras Gesang sowie die gelegentlichen Gangshouts weisen klar in die Thrashrichtung, wobei sich Woslom aber von wildem Geknüppel fernhalten und einerseits stets im klar strukturierten Bereich musizieren und andererseits das Tempo außerhalb von Blastspeedlagen ansiedeln, obwohl Drummer Fernando Oster gelegentlich schon ordentliche Schlagzahlen vorlegt. Aber Woslom siedeln viele Songelemente bewußt im Midtempo an und machen in der Kombination dieser mit den schnelleren Passagen eine durchaus gute Figur, wenngleich dem altgedienten Thrashanhänger möglicherweise der eine oder andere Temposchlenker zuviel im Material verborgen sein wird - selbst das nicht mal dreiminütige "Pray To Kill" ist relativ vielschichtig arrangiert. Auf der anderen Seite stehen aber auch Sechsminüter mit noch etwas komplexerer Herangehensweise und natürlich noch mancherlei Schattierung dazwischen. Und wenn Aguilera dann beispielsweise in "River Of Souls" oder "Haunted By The Past" hier und da wie ein junger, aber stimmlich schon gefestigter James Hetfield klingt, dann drängt sich ein Vergleich zu den Mittachtziger-Metallica förmlich auf, wobei "Evolustruction" irgendwo zwischen "Master Of Puppets" und "...And Justice For All" anzusiedeln wäre. Allerdings fehlt den Brasilianern noch ein wenig das Händchen für richtig große Refrains, und wenn sie wie in "No Last Chance" mal einen erdacht haben, der das Zeug zu Größerem hätte (auch oder gerade weil er ziemlich nach Metallica klingt), dann gestalten sie ihn so unauffällig, daß man dreimal hinhören muß, um ihn von der viel drückenderen Strophe zu unterscheiden. Dabei hätte gerade dieser Song das Potential, Woslom auch außerhalb eingefleischter Thrasherkreise etwas bekannter zu machen, woran nicht zuletzt das in seinen Rahmenteilen auf klassische, aber immer wieder gern gehörte harmonische Strukturen setzende Hauptsolo einen markanten Anteil besitzt. Auch das Gitarrenheldensolo in "Breathless (Justine's Fall)" verrät eine gewisse Vorliebe von Rafael Iak für derartige Prinzipien, während der Mann, der zugleich Hauptsongwriter der Band ist, im regulären Albumcloser "Purgatory" unter Beweis stellt, daß er auch Akustikgitarren wirkungsvoll in den typischen Bandsound einflechten kann, und überhaupt gerät dieser hochdramatische Sechsminüter (was für ein Solo, und welche Verzweiflung in den letzten "Purgatory"-Shouts!) zum besten der ganzen Scheibe, da er eindrucksvoll demonstriert, was Woslom alles können. Von den beiden Bonustracks fällt die eine reichliche halbe Minute längere Zweitversion des Openers und Titeltracks strukturell nicht weiter auf (ein guter Song, mit dem markant mitshoutbaren Titelwort auch live sicher sehr wirkungsvoll), während sich "Breakdown" musikalisch so problemlos ins Bild des insgesamt reichlich 50minütigen Albums einreiht, daß man es für eine Eigenkomposition halten könnte - aber es ist eine Coverversion der Landsleute Mad Dragzter, original deren 2003er Album "Strong Mind" eröffnend. So rundet sich das eingangs erwähnte Bild einer gutklassigen Veröffentlichung, die mit "Purgatory" erhoffen läßt, daß Woslom noch zu Größerem fähig sein könnten, so daß man gespannt auf weitere Alben wartet, gleichzeitig aber auch einen interessierten Blick in die Vergangenheit zu werfen geneigt ist, was die Band denn vor diesem Albumzweitling so fabriziert hat. Und da die Spürnasen bei Punishment 18 Records diese Absichten messerscharf erkannt haben, ist kurze Zeit später auch der Albumerstling "Time To Rise" wiederveröffentlicht worden.
Kontakt: www.woslom.com, www.punishment18records.com

Tracklist:
Evolustruction
Haunted By The Past
Pray To Kill
River Of Souls
No Last Chance
New Faith
Breathless (Justice's Fall)
Purgatory
Breakdown
Evolustruction (Alternative Version)
 



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