www.Crossover-agm.de V.A.: Deep - Looking Forward From The Past
von rls

V.A.: Deep - Looking Forward From The Past   (Pleitegeier Records)

Die Schwaben von Pleitegeier Records begehen ihr zehnjähriges Bestehen mit der Herausgabe zweier Labelsampler, die ihren Weg durch den gar nicht so dichten Dschungel an christlichen Bands der härteren und/oder alternativeren Sorte repräsentieren. "Deep" ist der erste dieser beiden Sampler, der den extremeren Teil der Bands enthält, wobei eindrucksvoll ins Auge fällt, daß sich die Pleitegeiers mittlerweile ein gutes Stück vom harten Metal wegbewegt haben, denn aus dieser Sparte sind eigentlich nur noch Paramaecium bei ihnen. Einige der langjährigen Labelangehörigen weilen mittlerweile allerdings auf dem Bandfriedhof, so die eröffnenden The Circumcised, die mit dem programmatisch betitelten "We Live With Jesus" auf neometallische Weise kundtun, wo der Barthel den Most holt. Auch das anno 2001 gleichfalls begrabene Nachfolgeprojekt Snubnose steuert zwei Tracks bei, nämlich "Masquerade" und "Havah Nagila", beide von "Move On" stammend, wobei besonders der letztgenannte Track, eine anfangs recht doomige, aber bald fröhlich-harte Umsetzung eines jüdischen Traditionals, zu begeistern weiß. Die positiven Reaktionen auf diesen werden wohl seinerzeit ein Grund für Snubnose gewesen sein, auf "Second Hand" dann ausschließlich klassische Kirchenlieder auszuhärten. Schaliach, die ja ihre Aktivitäten wieder aufgenommen haben, sind mit dem wunderbaren Instrumental "Coming Of The Dawn" vertreten, das zwar nur bedingt repräsentativ für ihren Stil ist, aber mit seinem melodischen Hauptthema völlig unabhängig anderer Komponenten einen Sieg einfährt. Einen ebensolchen dürfen sich auch Necromance aufs Konto schreiben lassen, denn die beileibe nicht schlechten "White Gothic" und "Wiederkehr der Schmerzen" müssen hinter dem neuen Werk "Tribulation Force" nicht nur produktionstechnisch doch ein Stück zurückstehen. "The Year Of The Lord" und "The Beyond" mal nacheinander gehört, wird die Weiterentwicklung wohl am deutlichsten, auch wenn mancher den Sprembergern vorwerfen könnte, mit dem phasenweise gar gothic-hit-verdächtigen neuen Material ein Stück zu weit Richtung Kommerz zu schielen, wobei festzuhalten bleibt, daß auch "The Year Of The Lord" schon Hitpotential anhaftete. "Der Schläfer", als dritter Track der Band auf dieser CD vertreten, zeigt eindeutig auf, daß Necromance auch anno 2001 vielschichtig arbeiten und schwierige Industrialkonstruktionen keinesfalls aus ihrem Schaffen verbannt haben. Das Bandkonglomerat No Longer Music / Internal sagte mir persönlich noch nie von vorn bis hinten zu, da der bisweilen sperrige Crossover beider Formationen nur selten bei mir zünden wollte, obwohl die streckenweise stark ausgeprägten Laut-leise-Dynamics nicht schlecht umgesetzt worden sind. Daher hier nur die Aufzählung, daß Internals gleichnamiger Silberling mit "Sixteen" (Machine Head meets irgendwas, wo ich nicht drauf komme) und "Spirit Come Down" (gutes Grundriff!) vertreten ist, während No Longer Music ebenfalls zwei Tracks von "Primordial" ("Explode" und "Dog") und dazu noch den "Yeah Song" (klingt wie Green Day, die plötzlich einen auf Sting machen wollen) von "Thank You, Good Night, We Love You" beisteuern. Bleiben wir gleich noch ein bißchen auf dem fünften Kontinent und gehen zu Paramaecium über, der in säkularen Kreisen wohl bekanntesten Pleitegeier-Band, die ihren absolut massiven Doom Death Metal von "Exhumed Of The Earth" auf den Folgewerken "Within The Ancient Forest" und "A Time To Mourn" etwas zugänglicher gestaltet haben, wie "Song Of The Ancient" (wieder mit weiblichem Gesang, allerdings in nicht ganz so opernhaften Höhen wie auf dem Debüt) und "Betrayed Again" (Geige und Klargesang treten eindrucksvoll nach vorn) deutlich machen. Von den Norwegern Groms hab' ich seit "Ascension" nichts Neues mehr vernommen, weshalb ich denke, daß sie sich aufgelöst haben - schade, denn "Noone" als Beispiel für eine gute Mixtur aus ursprünglichem Death Metal und einigen göteborgigen Gitarren war/ist durchaus repräsentativ für das gesamte Album, welches leider weitgehend unbeachtet blieb. Letztlich hätten wir dann noch Rainforest, die lustigerweise sowohl auf dem "Deep"- als auch auf dem ruhigeren "Mellow"-Teil mit Tracks ihres "Alpha"-Albums vertreten sind. Hier gibt's zunächst "Take Off Your Shoes", das verdeutlicht, was aus Jethro Tull geworden wäre, wenn sie sich mit Down vereinigen würden. Die Flöte bleibt auch in "3414" erhalten, wobei dieser Track allerdings bedeutend undüsterer ausgefallen ist und besonders durch das klassische Gitarre-Baß-Drums-Mittel-/Schlußstück Marke frühe 70er Jahre einen Hörgenuß der exzellenten Sorte bietet. Unveröffentlichte Schmankerl hat man leider nicht mit auf die CD gepackt, so daß Besitzer des gesamten Labelprogramms den recht niedrig angesetzten Erwerbsbetrag getrost im Portemonnaie behalten können, wohingegen allen anderen dieser Sampler bei stilistischer Kompatibilität durchaus empfohlen werden kann.
Kontakt: Pleitegeier Records, Hirschstraße 19, 76133 Karlsruhe, info@pleitegeier.com, www.pleitegeier.com
 




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