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SACRED GUARDIAN: Sacred Guardian
von rls

SACRED GUARDIAN: Sacred Guardian   (Stormspell Records)

Eine Mixtur aus Sacred Warrior und Blind Guardian, zu der man dann eine Parallelband namens Blind Warrior gründen könnte? Diese witzige Theorie stimmt nur zum Teil, aber das lustige Bandnamendeuten kann beruhigt weitergehen, nämlich mit folgendem Gedankenspiel: Angenommen, Guardian hätten nach ihrem "First Watch"-Debüt ihre Schritte nicht in den alternativen Sektor (und irgendwo in die Bedeutungslosigkeit) gelenkt, sondern sich immer weiter in Richtung des reinrassigen US-Metals bewegt, so könnte das Ergebnis irgendwann mal so gelautet haben wie auf dem selbstbetitelten Debüt von Sacred Guardian, das neben dem erwähnten US-Metal der mitteltechnischen Schule nur Spurenelemente europäisch geprägten Metals als weitere Zutat ins Gesamtbild einbringt, wobei sich kauziger Skandinaviermetal ("Ancient Prophecy" mit Gelächter im Stile von King Diamond oder auch Ian Gillan auf seinem einzigen Black-Sabbath-Album "Born Again"), NWoBHM (auch "Ancient Prophecy") und der kontinentale Eurometal der Achtziger-Schule in die Zutatenliste reinteilen.
Nun sind Sacred Guardian allerdings, auch wenn sie US-Metal spielen, keine Kontinentalamerikaner - ihr Proberaum steht auf Puerto Rico, wo sich eine kleine, aber feine Metalszene entwickelt hat, die ab und an auch in Mitteleuropa mit Aufmerksamkeit bedacht wird. Die Thrasher Sacrilegio kennt man in qualitätsbewußten Metallerkreisen ebenso wie die Doomer Dantesco. Nun führt die Überschaubarkeit der Szene naturgemäß auch zu personellen Verflechtungen, und so finden wir, nachdem die Maldonado-Brüder, die seit der Gründung von Sacred Guardian die Rhythmusgruppe gebildet hatten, 2009 ausgestiegen waren, als neuen Bassisten Raly Vega, der auch bei eben genau den beiden genannten Bands Dantesco und Sacrilegio aktiv ist und von ersteren wohl gleich noch seinen Sänger Erico mitbrachte, der zwar hier nicht als Gastsänger zu hören ist, aber in Gemeinschaftsarbeit mit SG-Frontmann Gustavo A.L. Rodriguez den Text zu "Majesty" verfaßt hat. Die Drummerposition besetzte zunächst Luis "Bertito" Roman, der auch "Sacred Guardian" eingespielt, aber mittlerweile Miguel Droz Platz gemacht hat. Chef der Band ist allerdings Gitarrist José Angel Blondet, der live vor einer nicht ganz einfach zu lösenden Aufgabe stehen dürfte, im Alleingang die durchaus nicht ganz anspruchslose Gitarrenarbeit umzusetzen. Das soll selbstredend bei der Bewertung des Tonträgers kein Kriterium sein, und hier erfreut sich der Hörer dann lieber an der Ideenvielfalt, die freilich weit davon entfernt ist, in Undurchsichtigkeit abzudriften. Zwar müssen Sacred Guardian noch daran arbeiten, einige Songs vielleicht noch einen Tick griffiger zu gestalten, aber "Knights Of The Moonlight" mit seinen interessanten Harmoniefolgen (die allerdings aus der Gitarre und nicht vom Gesang kommen) beweist, daß sie da durchaus einiges auf der Pfanne haben. An Gustavos Gesang werden sich wohl die Geister scheiden: Wer zwar in instrumentaler Hinsicht US-Metal mag, aber mit den oft sehr hohen Stimmen nicht zurechtkommt, wird Gustavos mittellagige Stimme als Wohltat empfinden und ihr auch das eine oder andere kleine Treffsicherheitsproblem nachzusehen geneigt sein, während andere Hörer ihn wohl als niedrigste der Faßdauben ansehen und seine bisweilen leicht unkoordiniert wirkende Stimme als Schwachpunkt der Band bezeichnen werden. Beide Betrachtungsweisen haben durchaus ihre Berechtigung, und es bleibt dem Hörer überlassen, welcher er sich anschließt. Daß freilich gerade mit der Stimme der erwähnte Ungriffigkeitscharakter steht und fällt, wird auch kaum jemand bestreiten, und in den Strophen von "Ulises" beginnt man sich ernsthaft zu fragen, ob der Sänger hier gerade das gleiche Lied intoniert wie seine Mitstreiter an Gitarre, Baß und Schlagzeug. Dieser Song, mit sechseinhalb Minuten auch der längste der CD und zudem mit einem sehr dramatischen Zwischenspiel ausstaffiert, ist einer von zweien, die keine englischen, sondern spanische Lyrics aufweisen, aber besser macht das zumindest das unauffällige "Alma Inmortal" auch nicht. "Norseman" (so steht's auf dem Backcover) oder "Norsemen" (so sagt's das Booklet, und so ist's auch in die Lyrics des Refrains eingebettet) führt noch in eine von Puerto Rico aus relativ weit entfernt liegende Region und bringt dementsprechend den wohl größten Teil dieses kauzigen skandinavischen Urmetals (remember Heavy Load?) ein. Damit enden 50 nicht uninteressante, aber von einem richtigen Highlight auch noch weit entfernte Minuten, die in ein relativ klischeehaftes Artwork (und ein auf ultradickem Papier gedrucktes Booklet) gehüllt sind (der Heilige Krieger scheint einen feuerfesten Schild zu besitzen, ansonsten hätte der im Atem des Drachen schon längst geschmolzen sein müssen ...). Bevor übrigens jemand fragt: Der Songtitel "The Last Writes" steht so auf dem Backcover, und die zugehörige Textzeile im Booklet ist auch so abgedruckt ...
Kontakt: www.facebook.com/sacredguardianmetal, www.stormspell.com

Tracklist:
Intro
The Last Writes
Sacred Guardian
Dark Ages
Ancient Prophecy
The Truth Within The Lies
Knights Of The Moonlight
Majesty
Ulises
Alma Inmortal
Norsemen
 



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