www.Crossover-agm.de KING DIAMOND & BLACK ROSE: 20 Years Ago - A Night Of Rehearsal
von rls

KING DIAMOND & BLACK ROSE: 20 Years Ago - A Night Of Rehearsal   (Metal Blade Records)

Ich bin mir sicher, daß niemand auf die Idee gekommen wäre, diese Aufnahmen zu veröffentlichen, wenn nicht rein zufällig ein gewisser Kim Bengtson am Mikro der dänischen Formation Black Rose gestanden hätte, der späterhin mit Mercyful Fate und dem unter seinem Künstlernamen King Diamond laufenden Soloprojekt reichlich Bekanntheit erlangte. Black Rose galten seinerzeit als extremste Band Dänemarks, was aus musikalischer Sicht mangels Konkurrenz wohl nicht sonderlich schwierig gewesen sein dürfte. Allerdings hatte sich der Fünfer auch eine abgedrehte Bühnenshow zugelegt, indem man sich ein paar Elemente von Alice Cooper und Kiss zusammenklaubte, den King ähnlich wie Gene Simmons schminkte (was später zu einem Gerichtsprozeß führen sollte, da Simmons monierte, das Make-Up sei dem seinigen zu ähnlich) und diese Elemente im jugendlichen Übereifer nochmals zu steigern suchte, indem man beispielsweise echte Schweinsaugen (nicht Schweinsohren!) ins Publikum warf, was gleichermaßen den theatralischen Aspekt erhöhte und die Negativschlagzeilen in der etablierten Presse ein bißchen dicker machte. Dabei hätten Black Rose diese Sorte Publicity eigentlich gar nicht nötig gehabt, denn die Musik allein war durchaus mehr als anhörenswert. Sie hatte nur einen Nachteil: Sie war schon damals hoffnungslos anachronistisch, was sich heute natürlich nicht geändert hat. Aber gute Musik ist bekanntermaßen zeitlos, und so stelle ich mit offenem Mund fest, daß der Welt echt was entgangen wäre, wenn diese Songs im Schrank verstaubt wären. Anno 1980 (am 30. September besagten Jahres wurden die vertretenen 12 Songs live im Kopenhagener Proberaum der Band mitgeschnitten) drangen deutliche Signale der NWoBHM aus England herüber, doch das interessierte Black Rose nicht die Bohne. Statt dessen spielten sie typischen Siebziger-Hardrock, wie er typischer nicht sein kann. Schon der Opener "Locked Up In The Snow" erinnert mit seinem markanten Orgelthema an Ken Hensley und seine Uriah Heep-Mannschaft in ihren allerbesten Tagen (die waren 1980 allerdings längst vorbei). Thin Lizzy sind einflußtechnisch nicht so stark vertreten, wie man anhand des Bandnamens vermuten könnte, und auch die im Infoblatt angegebenen Kansas-Einflüsse vermag ich nicht so richtig zu lokalisieren, dafür könnte das brillante Instrumental "Soul Overture" auch auf der ersten MSG-Scheibe stehen, Rainbow und Deep Purple lugen mehr als einmal um die Ecke der Eingangstür zum Proberaum, kurz "Hallo!" rufend und etliche Soundfragmente zurücklassend, und daß die Jungs zum Abschluß "Radar Love" von Golden Earring in der langen Version covern, dürfte auch kein Zufall sein. Mit etwas gutem Willen kann man sogar erkennen, daß tatsächlich King Diamond hier am Mikro steht. Seinen typischen Falsett-Gesang setzt er noch sehr selten ein, bewegt sich fast ausschließlich in mittleren Stimmlagen. Von okkulten oder satanischen Themen ist er ebenfalls noch ein gutes Stück entfernt (obwohl er dieser religiösen Strömung meines Wissens bereits seit den 70ern angehört - vielleicht fühlte er sich noch nicht sattelfest genug), sondern setzt mehr auf klassische Horrorgeschichtchen (wie es sie in ausgefeilterer Form später auf den Platten seiner Soloband gab - hier gehören z.B. "Doctor Cranium" oder der genannte Opener "Locked Up In The Snow" hin), beschreibt aber auch das "Road Life" oder fabriziert mit "The End" gar einen Anti-Drogen-Song nach dem Gestus von Ozzy Osbournes "Suicide Solution". Mich stört an dieser Platte (neben dem Sound, der natürlich heutigen Ansprüchen nicht genügt, aber, wenn man die Entstehungszeit und die Bedingungen einkalkuliert, auch nicht unbedingt schlecht zu nennen ist - ein Zweispur-Rehearsal halt) eigentlich nur die Tatsache, daß (wohl aus Marketinggesichtspunkten) groß das King Diamond-Logo auf dem Cover prangt. Musikalisch hat das, was Black Rose fabrizierten, nämlich absolut nichts mit dem späteren Schaffen des Herrn D. zu tun. Als Fan besagten späteren Schaffens sollte man also auf jeden Fall vorher reinhören, um keine Enttäuschung zu erleben, wohingegen der Siebzigerrock-Anhänger eigentlich bedenkenlos zugreifen kann. Ach so, noch was: Im Info steht, daß Black Rose seinerzeit live gerne "Child In Time" von Deep Purple gespielt hätten. Zu schade, daß kein Mitschnitt davon den Weg auf den Silberling gefunden hat - das hätt' ich nun wirklich gerne gehört, wie King Diamond diesen Song interpretiert.
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