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von rls

SACRILEGIO: The Ultimate Abomination   (Khaosmaster Productions)

Metalbands aus Puerto Rico (die Dankesliste unter dem Inlay der vorliegenden CD zählt immerhin deren 21 auf) sind außerhalb von Spezialistenkreisen hierzulande kaum bekannt, sieht man einmal von den Doomern Dantesco ab, die auch schon in Deutschland live zu erleben waren. Deren Gitarrist Daniel Ortiz spielt auch bei Sacrilegio, die mit Sänger Luis Vila noch ein zweites Bandmitglied haben, von dem man in einem anderen Beschäftigungsfeld schon mal vernommen haben könnte - nicht Martus, die in der Dankesliste auftauchen, sondern Pacto De Sangre, eine Combo christlichen Bekenntnisses, und auch beim Sänger steht der Allmächtige an erster Stelle der Dankesliste. Das ergibt bei den Lyrics des Albums "The Ultimate Abomination" eine kuriose Mischung. "Anti-religion" gibt www.metal-archives.com als eine der lyrischen Ausrichtungen an, aber das bezieht sich nur auf die Demosongs, die noch nicht von Vila betextet worden waren und von denen "Dark Purity" und "Lepanto" vom 2006er Demo in Neueinspielungen auf dem vorliegenden Debütalbum gelandet sind. "Gods Of The Underworld" aber beispielsweise spricht am Ende eine andere Sprache, denn da wird die Hilfe von oben auf dunklen Pfaden gesucht, und auch gängige Apokalypsenschilderungen wie im Quasi-Titeltrack "Abomination Of Desolation" atmen da plötzlich einen etwas anderen Geist. "Beyond The Darkness Of The Night" macht schließlich alles klar: "Follow the light for your own good or die forever in hell" - das hätte ein bayrischer Dorfpfarrer inhaltlich auch nicht anders formuliert. Ein Teil der Texte ist allerdings in Spanisch verfaßt, und der Rezensent kann ob Nichtbeherrschens selbiger Sprache diese Passagen nicht zur Meinungsbildung heranziehen. Zieht man die beiden genannten Parallelbands heran (nicht Martus, die soundlich dem Rezensenten unbekannt sind), so liegen Sacrilegio deutlich näher an Pacto De Sangre als an Dantesco. "Powerful Thrash Metal" verspricht uns das Inlay, und dieses Versprechen lösen die elf Songs plus Intro (elf gesprochene Sekunden mit Kritik der Sexskandale in der katholischen Kirche) auch ein. Dabei liegen Sacrilegio näher am Power Metal und loten nicht die oberen Härtegrade des Genres aus; zudem bleibt die Band eher melodisch verankert und baut beispielsweise den schnellen Teil von "Zona Cero" eher in die Nähe des klassischen melodischen Speed Metals etwas rauherer Prägung. Wargasm und Overkill taugen durchaus als Vergleichsbands, auch die frühen Annihilator schimmern hier und da mal durch, ohne daß Ortiz und sein Gitarrenkollege Jose Andres Lara aber die Neigung Jeff Waters' zum Kabinettstückcheneinbau reproduzieren würden. Technisch brillantes Spiel beherrschen sie auch so, wie sowohl die flirrenden Riffs als auch die begeisternden Soli zeigen. Das Intro zu "Gods Of The Underworld" beweist auch, daß sie ein gutes Händchen für ruhige, fast romantische Klänge besitzen, bevor sich auch aus diesem Song ein vielschichtiger Powerkracher an der Grenze zwischen Power und Thrash Metal entwickelt, durch einige schräge Breaks gar etwas in die Nähe einer härteren Ausgabe von Helstar rückend. Dazu kommt dann noch ein tonartenseitig originell strukturiertes Exzelsior-Gitarrenduell zwischen Lara und Ortiz, dessen Sieger letztlich das mehrfach zu hörende griffige Hauptriff des Songs ist. Temposeitig hat Fast-Alleinkomponist Raly Vega (das ist der Bassist) eine sehr vielschichtige Linie gewählt, wie erwähnt nicht überschnell knüppelnd, aber auch nicht die Dantesco-Gefilde berührend, obwohl es schon einige schleppendere Passagen gibt, für die aber eher die erwähnten Wargasm Pate gestanden haben könnten, sofern man die in Puerto Rico noch kennt. Am anderen Ende der Skala reiht sich neben dem Quasi-Titeltrack beispielsweise "Beyond The Darkness Of The Night" ein, allerdings in den dominierenden schnellen Passagen äußerst leichtfüßig durch die Nacht springend - der Sänger, weiß ja wie erwähnt, was ihn jenseits der Nacht erwartet. Und das Demostück "Lepanto" läßt noch einen ganz anderen Vergleich ins Hirn leuchten: Vom Gesang mal abgesehen, hätte das Stück auch bei Agent Steel einen guten Platz gefunden, speziell die auch hier äußerst locker dahergaloppierenden Speedparts, die auch noch mit zweistimmigen Melodien der Marke "Maiden on speed" ausgestattet wurden, womit Steel Prophet um die Ecke schielen, während das Hauptsolo dann wieder eines der klassischen Metalheldensorte ist. Und von dieser begeisternden Sorte finden sich noch ein paar mehr Exempel in den knapp 50 Minuten Spielzeit, in denen man sich zudem über einen sauberen, alle Details an ihren verdienten Platz stellenden Sound freuen darf, den nach den Basisaufnahmen im heimischen Dantesco-Studio Andy La Rocque in Schweden endveredelt hat. Speziell der abschließende Quasi-Titeltrack müßte wiederum jedem Agent Steel-Anhänger runtergehen wie Öl, zumal Luis hier auch mal etwas höher singt, wenngleich im rauhen Bereich bleibend. Wer sich schon immer mal gewünscht hatte, Sacrosanct wären nach "Recesses For The Depraved" im Thrash-Genre geblieben und hätten sich nur moderat in melodischere Richtung weiterentwickelt (anstatt das extrem düstere, allerdings geniale "Tragic Intense"-Album einzuspielen), der kann mit "The Ultimate Abomination" einen potentiellen Kandidaten erwerben, wie das Ergebnis dieser hypothetischen Weiterentwicklung geklungen haben könnte. Das Prädikat "Thrash with class" ist zwar abgegriffen - aber es paßt hier mal wieder.
Kontakt: www.khaosmaster.net

Tracklist:
Intro
Dark Purity
Pagarán Con Sangre
Karma
Zona Cero
Gods Of The Underworld
Beyond The Darkness Of The Night
Lepanto
Shadows Of Fear
The Fall Of The Traitors
The Traitor
Abomination Of Desolation
 




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