NO BROS: Ready For The Action von rls (Karthago Records)
Nachdem das live mitgeschnittene No-Bros-Debütalbum "Heavy Metal Party" gute Resonanzen erfahren hatte, beeilte sich die Band, einen Studio-Nachfolger zu kreieren. Material dafür war genug vorhanden, auch ohne die acht Songs des Debüts nochmal zu verbraten - Bandkopf Klaus Schubert war fleißig am Schreiben, und auch Sänger Freddy Gigele und Keyboarder Nik P. Opperer steuerten je einen Song bei, so daß man nur in einem Fall auf ganz altes Material zurückgriff: Das bluesrockige "Intoxication", an dem neben Schubert Bassist Michael Ausserhofer eine Aktie hat, geht in seinen ersten Zügen bereits auf das Jahr 1977 zurück. Alle anderen Songs stammen von 1981/82 und waren zumindest teilweise schon live angetestet worden, wie der Kenner des Re-Releases des Debütalbums anhand des dort in der Bonussektion vertretenen 1981er Mitschnitts von "We Are Stronger" weiß. "Intoxication" ist also die älteste Nummer der im Juli/August 1982 in den Dierks Studios in Köln aufgenommenen und hier nun als Re-Release vorliegenden Scheibe, und das hört man ihr auch an - nicht nur aufgrund des Bluesfaktors, sondern auch aufgrund des hier am stärksten durchscheinenden Siebziger-Hardrock-Faktors (man höre wieder mal die stark Uriah-Heep-verdächtigen Backing Vocals!). Letzterer war allerdings auch in anderen Songs durchaus vorhanden, zumal Opperer nach wie vor oft und gern zur Hammondorgel greift. Da waren die deutschen Studiokollegen, nämlich die Scorpions (bevor jemand fragt: "Backstage Queen" ist eine Schubertsche Eigenkomposition und kein Cover der Hannoveraner), zur gleichen Zeit (wir sprechen von der Ära "Blackout") doch schon ein bis anderthalb Schritte weiter, zumal ein weiterer Faktor hinzutritt: No Bros mögen eine starke Liveband gewesen sein (das Booklet des Re-Releases enthält zahlreiche historische Fotos, Plakate etc., u.a. auch von einem Rockfestival in Zagreb im September 1982, wo am zweiten Tag neben No Bros u.a. noch Budgie, Ian Gillan mit seiner Soloband und passenderweise Uriah Heep spielten, während am ersten Tag Motörhead als Headliner auftraten), aber die Liveenergie auch in die Studioaufnahme hinüberzuretten, das schafften sie wie auch viele andere starke Livebands nicht. Das macht die Songs an sich nicht schlechter, raubt ihnen im Direktvergleich mit denen der ersten Scheibe aber ein wenig an zupackendem Gestus. Gerade den eröffnenden Titeltrack könnte man sich in einer druckvollen Livefassung viel beeindruckender vorstellen als in der guten, aber ein wenig behäbig wirkenden Studioversion, während das schnelle "On Stage" auch auf Studiokonserve Laune macht, aber einen ganz merkwürdigen Eindruck hinterläßt, indem es nach nicht einmal zwei Minuten urplötzlich aufhört und in das bereits erwähnte "We Are Stronger" übergeht. Ein Fehler beim Herstellen des neuen Masters oder Absicht? Wer die originale LP besitzt, kann nachhören. Besagtes "We Are Stronger" gehört auch zu den wenigen Beispielen, bei denen Studio- und Livefassung durchaus als ebenbürtig zu werten sind (der etwas unentschlossen wirkende Aufbau der Einleitung weicht, sobald das Hauptthema erreicht ist, einer guten Durchstrukturierung), auch das als zweite Single ausgekoppelte "Hey You (Second King Of Darkness)", die Gigele-Komposition, macht speziell im Soloteil viel Hörspaß. Von der ersten Single "Be My Friend", die Opperer-Komposition, kann man das leider nicht behaupten. Zwar stieg diese Ballade bis auf die Pole Position der österreichischen Charts, aber das ändert nichts daran, daß diese Version überhastet und nervös wirkt und Gigeles Gesang in den Höhenlagen hier außerdem den Eindruck einer Parodie erweckt. Wer die Neueinspielung auf dem Schubert-Album "Devil In Fairyland" kennt, weiß, was für eine klasse Songidee das eigentlich ist und was man mit ruhigerer Hand und mit einem stilsicheren Gesang (dort von Ex-U8-Stimme Lem Enzinger) herausholen kann - aber die Originalfassung geht abgesehen vom netten, wenngleich nicht weltbewegenden Hauptsolo gar nicht und weist allen, die sie auf Platz 1 der Charts gehievt haben, einen, nun ja, seltsamen Geschmack zu. Schade, denn mit dieser ganz und gar nicht ernstnehmbaren Nummer endet das gute, wenngleich nicht weltbewegende und mit dem Debütalbum "Heavy Metal Party" nicht mithalten könnende "Ready For The Action" auf einem Niveau, das es eigentlich nicht verdient hat.
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