www.Crossover-agm.de NIGHTWISH: Music Box
von rls

NIGHTWISH: Music Box   (Top Records)

Wenn man schon mal in Rußland im Urlaub ist, nutzt man natürlich auch die Möglichkeit, mal einen Plattenladen durchzustöbern, und außer diversen CDs von einheimischen Bands habe ich mir auch noch einigen anderen Stoff mitgebracht, unter anderem ebendiese Best Of-Scheibe von Nightwish. Keine Ahnung, wie legal die ist - wenn es sich um eine offizielle Veröffentlichung handelt, müßte sie jedenfalls direkt von Spinefarm aus Finnland lizenziert worden sein und nicht aus anderen europäischen Territorien, denn es befindet sich auch Material des Debütalbums "Angels Fall First" darauf, welches beispielsweise in Deutschland damals noch über einen anderen Vertragspartner veröffentlicht worden war - Drakkar übernahmen die Band ja dann erst ab "Oceanborn". Das extrem spärliche Booklet macht über solche Lizenzfragen erwartungsgemäß keine Aussagen, aber das ist in Rußland normal, auch reguläre Veröffentlichungen neuer Alben haben da oft nur eine Covercard oder maximal ein vierseitiges Booklet, was also über den Status der "Music Box"-Serie noch nichts aussagt (die es übrigens mit zahlreichen Bands nicht nur des metallischen Spektrums gibt - ich habe mir beispielsweise auch noch eine gleichlautende Savatage-Scheibe mitgebracht, die mit einer relativ skurrilen Setlist aufwartet und beispielsweise "Gutter Ballet" zugunsten von "Of Rage And War" außen vor läßt). "Dlja rasprostranenija na territorii SNG" verkündet die Inlaycard - also eine Vertriebsgebietseinschränkung, die eine offizielle Lizensierung für ebenjenes Gebiet nahelegen würde. Das Coverbild stammt übrigens aus den "Wishmaster"-Sessions, wohingegen sich das vertretene Material bis zu "Century Child" erstreckt (das übrigens mit "End Of All Hope" und "The Phantom Of The Opera" lediglich zwei der 18 Tracks beisteuern darf), während "Once" aus logischen Gründen außen vor bleibt, da "Music Box" bereits im Jahre 2003 erschien. Geschmack hat der Compiler jedenfalls bewiesen, denn unter den ersten fünf Tracks finden sich gleich vier vom Hammerwerk "Oceanborn", dem sich später noch einmal drei Tracks gleicher Herkunft hinzugesellen, so daß das 1999er Meisterwerk über ein Drittel der fast erreichten 80 Minuten einnimmt (lediglich "The Riddler", "Passion And The Opera" und "Swanheart" blieben außen vor). Das freut den Rezensenten natürlich ("Oceanborn" steht immer noch auf Platz 3 seiner Alltimefaves hinter Seraphims "The Equal Spirit" und HammerFalls "Glory To The Brave"), läßt für die anderen CDs aber natürlich weniger Raum, der noch dazu durch drei Raritäten weiter eingeengt wird. Wie "Century Child" muß auch "Wishmaster" mit zwei Beiträgen auskommen (neben dem Titeltrack noch das oft unterschätzte "Bare Grace Misery"), der Zwischendurch-Happen "Over The Hills And Far Away" füllt mit "Away" neben "Walking In The Air" die Balladenabteilung der CD aus, und erstaunlicherweise darf das Debüt "Angels Fall First" nach "Oceanborn" die meisten Beiträge einsenden, drei an der Zahl. "Know Why The Nightingale Sings" ist dabei nicht mehr als solider Melodic Metal ohne größere Höhepunkte, "Elvenpath" und "The Carpenter" dagegen machten schon damals mehr als deutlich, welches große Potential in Nightwish steckt, wenngleich Chefkeyboarder Tuomas noch der Meinung war, die männlichen Gesangseinwürfe selbst beisteuern zu können, was er auf den Folgealben tunlichst bleiben ließ. Trotzdem besitzen diese Aufnahmen (auch aufgrund ihres noch geringfügig rauheren Soundgewandes) einen eigentümlichen Charme, der sie auch zwischen den polierteren Aufnahmen bestehen läßt (ein Remastering o.ä. scheint nicht stattgefunden zu haben), wenngleich Tarjas Akzent damals teilweise noch richtig putzig war. Singen konnte sie jedenfalls damals schon klasse (auch wenn sie auf den ganz alten Fotos so aussieht, als ob sie gerade erst dem Kinderchor entstiegen wäre), und daß auch der Rest der damals noch vierköpfigen Truppe (Gitarrist Emppu spielte auf "Angels Fall First" auch den Baß ein) Ahnung von der Materie hatte, steht außer Frage, so daß man sich den schon mit "The Carpenter" einsetzenden Erfolg in Finnland (in Deutschland startete man bekanntlich erst mit "Oceanborn" richtig durch) redlich verdient hatte (wenngleich rätselhaft bleibt, wie gerade dieser Knapp-Sechsminüter mit seinen soundlich vorgestrigen Orgelparts und seinen orientalischen Soli zum Hit werden konnte - aber in Finnland landen ja selbst Acts wie Children Of Bodom gelegentlich auf vorderen Singlechartplätzen). Bleiben noch drei Startplätze des 18köpfigen Feldes übrig, und die werden wie erwähnt von drei Raritäten eingenommen - allerdings solchen, die man in Deutschland auch dann, wenn man kein fanatischer Sammler von Länderpressungen und Singles/EPs ist, bereits mit der "Tales From The Elvenpath"-Compilation sein eigen nennen kann: "The Wayfarer", "Dead To The World" und "Nightquest". Somit gibt es keinen rationalen Grund, sich "Music Box" zuzulegen, sofern man bereits die regulären auf dem deutschen Markt befindlichen Longplayer besitzt, aber andererseits macht die Zusammenstellung Spaß, erspart einem das Brennen einer eigenen Compilation fürs Autoradio (sofern man mit dem Geschmack des Rezensenten und dessen hoher Meinung über "Oceanborn" konform geht), und man hat eine CD in der Sammlung, die in Deutschland garantiert fast niemand sonst besitzt. Frage mich auch niemand, ob es einen Weg gibt, in Deutschland offiziell an das Ding ranzukommen (aufgrund eingangs beschriebener Vertriebseinschränkung ist das eher zu bezweifeln); wer nicht gerade selbst mal nach Rußland fährt, kann es noch mit einer Mail an dounaj@client.ru oder info@regor.ru probieren.

Tracklist:
The Pharaoh Sails To Orion
Gethsemane
Stargazers
Wishmaster
Moondance
Know Why The Nightingale Sings
The Phantom Of The Opera
Away
Elvenpath
Bare Grace Misery
End Of All Hope
Sacramant Of Wilderness
The Carpenter
Walking In The Air
The Wayfarer
Dead To The World
Nightquest
Devil And The Deep Dark Ocean
 




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