www.Crossover-agm.de MORTIFICATION: Scribe Of The Pentateuch
von rls

MORTIFICATION: Scribe Of The Pentateuch   (Rowe Productions)

Die jüngeren Mortification-Alben, also eigentlich alle ab dem Meisterwerk "EnVision Evangelene", erfreuen sich einer nicht uneingeschränkten Beliebtheit, auch innerhalb der CrossOver-Redaktion sind die Meinungen da durchaus geteilt, und besonders das 2009er Werk "The Evil Addiction Destroying Machine" gilt als eher schwächeres Album, zu sehr midtempoverhaftet und songwriterisch zu einfallslos. Drei Jahre später hat es in puncto neuer Songs erstmal nur für EP-Länge gereicht: Die sechs neuen Tracks von "Scribe Of The Pentateuch" bringen es summiert auf lediglich 26 Minuten und erfahren ihre Streckung auf Albumlänge nur durch vier Bonustracks, die mit "The Best Of The 00's" überschrieben sind.
Schauen wir zunächst auf die Neulinge. Steve Rowe hat wieder mal eine neue Mannschaft um sich geschart, wobei Gitarrist Lincoln Bowen dabei so neu nicht ist - er gehörte bereits um die Jahrtausendwende zur Band und spielte u.a. das wegen seiner moderneren Ausrichtung umstrittene "The Silver Cord Is Severed"-Album ein. Wer jetzt freilich Angst bekommt, daß die neuen Tracks in eine ähnliche Richtung gehen, kann sich erstmal zurücklehnen - es gibt tatsächlich eine Kurskorrektur, aber in eine andere Richtung. Ihr Thrash-Death-Gemisch (mit deutlichem Übergewicht auf ersterem) reichern Mortification diesmal nämlich wieder verstärkt mit klassischen Metalelementen an, wie sie es auf eingangs genanntem Meisterwerk taten, und hierfür leistet ebenjener Lincoln Bowen mit seiner Gitarrenarbeit die Hauptarbeit. (Welchen Anteil Troy Dixon an der Gitarrenarbeit hatte, kann nicht eingeschätzt werden - das Booklet nennt ihn an letzter Stelle der Besetzungsliste mit dem Vermerk "Guitars", während Bowen an zweiter Stelle mit dem Vermerk "Lead & Rhythm Guitars" genannt ist, im Gegensatz zu Dixon zudem eine eigene Thankslist hat, und die Encyclopedia Metallum führt ihn für das Album gar nicht an; auch das Bandfoto auf dem Backcover zeigt nur ein Trio.) Selbige atmet sehr viel klassischen Metal, und wären da nicht die bisweilen sehr schnellen Stakkatodrums von Neuzugang Andrew Esnouf, man könnte bei Songs wie "In Garland Hall" beinahe auf eine Band wie Satan tippen. "The White Death" wiederum fährt die bei Mortification selten, aber doch ab und zu mal vorkommenden Doom-Elemente auf, die allerdings mit Speedattacken gekoppelt werden, und zwar so, daß beide nahezu übergangslos ineinander übergehen, ohne daß man das als Manko empfinden würde - so geraten diese fünfeinhalb Minuten zum Höhepunkt der sechs neuen Tracks. Das wieder deutlich gesteigerte Grundtempo fällt generell positiv auf, kann allerdings eine gewisse Beliebigkeit einiger Songs nicht kaschieren, zumal der Gesang relativ weit in den Hintergrund gemischt wurde und daher wenig eigene Akzente setzen kann.
In den 00er Jahren sind fünf Mortification-Studioalben erschienen, aber da nur vier Tracks ausgewählt wurden (Platz wäre problemlos noch gewesen, denn die Gesamtspielzeit der CD beträgt 42 Minuten), muß (mindestens) eines der Alben unberücksichtigt bleiben, und dieses Schicksal traf "The Silver Cord Is Severed", obwohl sich auch dort etliche gute Songs befinden und über das personelle Glied Bowen ja sogar noch eine Direktverbindung zu den neuen Songs bestanden hätte. Aber Steve Rowe hat sich anders entschieden und eröffnet diese kleine Werkschau mit dem hymnischen "Priests Of The Underground" vom "Relentless"-Album, während "Too Much Pain" vom "Brain Cleaner"-Werk deutlich schneller zum Zuge kommt. "Erasing The Goblin" stellt den Titeltrack bereit, der in den Thrashparts den Punkeinfluß stärker zum Tragen kommen läßt, aber die diversen Wendungen durchaus geschickt arrangiert. Noch punkiger agiert "Elastisized Outrage", einer der schnellsten Tracks von "The Evil Addiction Destroying Machine", bei dem man in der direkten Folge auf "Scribe ..." erst richtig hört, um wieviel höhenlastiger die Produktion dieses Albums ausgefallen ist - sehr ungewöhnlich für Mortification-Verhältnisse und vielleicht ein Grund für den zweifelhaften Ruf dieses Albums, obwohl dieser Song durchaus nicht schlecht ist.
Bei dem einen oder anderen Mailorder wird man diese Fassung von "Scribe Of The Pentateuch" vielleicht noch erwischen; offiziell ist sie allerdings ausverkauft. Der Interessent kann jedoch zu einem just erschienenen Re-Release greifen, der der hier vorliegenden Fassung mit den eher überflüssigen Bonustracks (die man sowieso in der Sammlung hat) sogar deutlich vorzuziehen ist - er enthält als Boni nämlich neun Liveaufnahmen vom Easter Fest 2013, über deren Qualität der Rezensent allerdings nichts sagen kann, die aber zumindest den Vorteil haben, noch nicht in anderem Kontext veröffentlicht worden zu sein.
Kontakt: www.roweproductions.com

Tracklist:
Extradiefor
Scribe Of The Pentateuch
The Jaws Of Life
In Garland Hall
Weapons Of Mass Salvation
The White Death
Priests Of The Underground
Too Much Pain
Erasing The Goblin
Elastisized Outrage



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