(Frontiers / Soulfood)

Die "Queen of the ocean" oder die "Lady Macbeth" ist nicht mal ein Jahr nach eben diesem letztgenannten Album zurück mit einer erneut überzeugenden starken Veröffentlichung. Zum 10-jährigen Jubiläum wurde in Tokio, genau in Shibuya O-East am 30. Juni 2005 der komplette Gig mitgeschnitten und hier verewigt.
Lana und ihre 5 Musiker auf großer Bühne mit Super-Licht und einer 2-stündigen Headliner-Show, das gibt's halt für sie nur in Japan, ihrem stärksten Markt. Und bei der Auswahl der 19 Tracks hat man sich viel Mühe gegeben, alle regulären Veröffentlichungen zu berücksichtigen und ein unterhaltsames Konzert (= Videoabend) abgeliefert.
Wobei dies auch natürlich die Erik Norlander Show ist, der Ehemann, Keyboarder und Songschreiber in Personalunion ist auch der Steuermann im Konzert hinter seinem Karree aus Keyboards. Und die zahlreichen Instrumental-Passagen fallen auch vielleicht ein klein bisschen zu üppig aus, schmälern aber nicht den überaus guten Gesamteindruck. Lana selbst, stets in einen schwarzen langen Umhang gewandet, trägt an einem Ring der rechten Hand ein langes rotes Tuch und ist sparsam mit ihren leicht theatralisch wirkenden aber passenden Gesten. Sie lässt eben schlicht ihre faszinierende Stimme wirken, die einfach immer wunderschön anzuhören ist. Bei einem Song ("Nevermore") kann man die Augen auch schließen und man glaubt Ann Wilson zu hören. Die Band besteht aus den beiden Gitarristen Peer Verschuren (Leads) und Mark McCrite sowie Ernst Van Ee am Schlagzeug und Bassist Kristoffer Gildenlöw (jüngerer Bruder von PAIN OF SALVATION-Frontmann Daniel Gildenlöw; er ist übrigens gerade aus der Band ausgestiegen).
Ja, der Kosmos an hochtalentierten Musikern, der sich um AYREON und Arjen Lucassen spinnt (zeitweise tauschte man Musiker aus und Lana und Erik waren ja auch an alten AYREON-Alben beteiligt) kommt auch hier wieder zum Tragen, Peer und Ernst sind Holländer und auch bei Lucassen tätig gewesen. Herr Verschuren war auch an Norlanders ambitioniertem aber völlig untergegangenem Werk "Music Machine" beteiligt.
Auf der neuen Scheibe ist im Gegensatz zu der "Covers Collection" (für mich nicht nur wegen einem bestimmten Song mit die beste Cover-CD überhaupt) jedoch nur Original-Material zu hören. Ja, die Dame mit dem außergewöhnlichen Geschmack hat einen großen Satz in meiner Respekts-Skala gemacht, als sie doch tatsächlich "Innocence" von ENUFF Z'NUFF coverte auf der o.e. Zusammenstellung. (Das lustige daran ist, dass Chip dies noch nicht wusste, als ich es ihm mitteilte, obwohl die Platte vor 3 Jahren erschien. John Wetton hingegen, aus dessen Uriah Heep-Phase "Weep In Silence" gecovert wurde, wusste Bescheid und nahm diese Hommage mit freudiger Geste an.)
Die Songs werden übrigens immer mit dem jeweiligen Album-Artwork auf den großen Leinwänden zu Beginn illustriert. Die surreale Kunst des Zeichners Jacek Yerka ist zu einem weiteren Trademark von LANA LANE geworden, ein profanes Foto würde da nur enttäuschen. Bei dem aktuellen Gemälde fand jedoch sicher in Deutschland kein Check statt (warum auch?). Denn es steht tatsächlich "Der Jüngste Gericht" auf dem Türschild unter den 4 Zahlenschildern, die vermutlich miteinander multipliziert und davon die Quersumme genommen, eine tiefere Bedeutung haben oder das Geburtsdatum von Lana preisgeben.
Am Ende des Konzerts geht man noch mal in die Vollen mit dem fast 8-Minüter "December Moon", dem auf Tatsachen basierenden "Destination Roswell" und dem brillanten "Symphony Of Angels" - herrlich!
Das Bonusmaterial ist eine Video-Tour-Diary der kleinen Reise, über Holland (man logiert im Hilton), Deutschland (Shows in Reichenbach und München in Kurzszenen), Schweden, Schweiz (Z7, Pratteln) und Dänemark. Und da latschen die doch in Kaiserslautern rum! Mensch, hätten ja auch mal was sagen können! (Ja, ich habe LANA LANE noch nie live gesehen ...)
Auch der Auftritt beim Sweden-Rock-Festival schien ein Erfolg gewesen zu sein, wir bekommen noch mal "Someone To Believe" (von "Lady MacBeth") im Tageslicht und mit klatschender Menge.
Ansonsten die üblichen Untereinander-Filmereien, Albereien und Backstage-Szenen. Als die den Bandeingang auf einem Festival suchen, fühlte ich mich an die absolut gleiche Stelle auf der WITHIN TEMPTATION-DVD erinnert ...
Somit sei nur kurz gesagt, dass wirklich innovative neue Sachen selten sind. Warum z.B. nicht mal Fans filmen, wie sie zum Konzert anreisen, und sie befragen zu ihrer Beziehung zum Künstler, warum sie dessen Musik so mögen oder ihre Sammlungen und Erinnerungen kommentieren lassen? Stattdessen gibt's verwackelte Kurzszenen aus Japan, die für mich zwar interessant sind, da ich auch schon in Shibuya war, aber viel zu kurz.
Nichtsdestotrotz möchte ich diesem Package ein sehr großes Lob erteilen, denn eine 79 (!) Minuten lange Live-CD ist auch noch dabei, sie enthält das Konzert abzüglich der ersten beiden Tracks aufgrund der bekannten Daten-Begrenztheit von CDs.
Die von Erik gewohnten ausführlichen "Notes from the Producer's Desk" in dem 8-seitigen Booklet - auch dies in Zeiten von Einlegeblättchen oder gar keiner Beilage bei DVDs erwähnenswert - unterstreichen erneut die Liebe und Sorgfalt, die dieser Veröffentlichung zu Grunde liegt.
Bandkontakt: www.lanalane.com, www.eriknorlander.com, www.thetank.com
Labelkontakt: www.frontiers.it

Tracklist:
Astrology Prelude
Secrets Of Astrology
LIAA Overture
Into The Ether
Curious Goods Part One
Emerald City
Athena's Shadow
Nevermore
Garden Of The Moon
In The Hall Of The Ocean Queen
Souls Of The Mermaids
Romeo And Juliet
The Vision
Redemption Part One
Tears Of Babylon
Someone To Believe
December Moon
Destination Roswell
Symphony Of Angels

+ Video: Tour Diary
 

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