www.Crossover-agm.de LANA LANE: Covers Collection
von rls

LANA LANE: Covers Collection   (Transmission Records)

Man sollte eigentlich denken, daß ein Mensch wie Erik Norlander mit der Realisation eines Konzeptdoppelalbums wie "Music Machine" zumindest für einige Zeit ausgelastet sein sollte. Aber nix da: Die "Covers Collection" seiner Frau Lana Lane beweist das Gegenteil, entstand sie doch größtenteils parallel zur "Music Machine"-Story, und natürlich war Erik mal wieder maßgeblichst an der CD beteiligt, kümmerte sich um die Keyboards, den größten Teil der Baßarbeit (lediglich drei Songs spielte Tony Franklin ein) und auch noch etliche Gitarrenparts. Zudem dürfte die Songauswahl partiell auch auf seinem Acker gediehen sein. Wie der Titel schon assoziiert, handelt es sich um eine reine Coverscheibe. Lana hat ja schon immer gern gecovert, und die Liste der Songs, welche sie in der Vergangenheit bereits im Repertoire hatte, ist lang, wobei auffällt, daß sie sich von den großen Standards weitenteils ferngehalten und statt dessen noch nicht "totgecoverte" Songs ausgesucht hat, sei es nun "Season's End" von Marillion oder "Stormbringer" von Deep Purple. Es fällt auf, daß es sich ausnahmslos um Songs handelt, die schon etliche Jährchen alt sind und den sogenannten "test of time" bestanden haben; es fällt des weiteren auf, daß es sich ausnahmslos um Songs handelt, bei denen im Original eine männliche Stimme agiert. Beide Merkmale kann man nun auch auf "Covers Collection" wiederfinden, und zudem handelt es sich dankenswerterweise nicht um eine Sammlung der bisher im Repertoire befindlichen Covers, sondern um elf "neue" Songs, was den vielleicht bei manchem Mißtrauischen aufgekommenen Verdacht der Gewinnmaximierung mit geringstmöglichem Aufwand entkräftet. Schauen wir also mal durchs Angebot: "The Wall" von Kansas eröffnet den bunten Reigen (auch wieder ein Beweis für die Nichtstromlinienförmigkeit des Konzeptes - "Carry On Wayward Son" oder gar "Dust In The Wind" wären die kommerziell lohnenderen Alternativen gewesen) und verbreitert das akustische Spektrum des Originals etwas, indem der Song grundsätzlich höher, die Violinenparts aber tiefer gestimmt wurden (so daß letztere in der Lane-Version nicht mehr eine Violine, sondern eine Viola spielt). Mit achteinhalb Minuten ist "Kashmir" von Led Zeppelin der längste Song der CD. Da Tony Franklin mit LZ-Gitarrist Jimmy Page bereits bei The Firm zusammenspielte, konnte er seine Baßparts recht exakt auf das Gitarrenspiel (hier von Mark McCrite) ausrichten, und Cellist Cameron Stone trägt ebenfalls sein Scherflein zum Gelingen des Songs bei. "Soaring" stammt im Original von einer Band namens Aviary aus Seattle, die nicht mal mir bekannt ist (man beachte, daß der Song 1979 geschrieben wurde, als weder an Metal Church noch an Queensryche und erst recht nicht an Nirvana oder Soundgarden zu denken war), fällt allerdings auch nicht so sehr auf, wiewohl dieser traurige Song alles andere als schlecht ist. Besser gefällt mir aber auf jeden Fall "Hold Your Head Up", dessen Originalversion von Rod Argent ich zwar nicht kenne, wohl aber die 1989er Interpretation von Uriah Heep, und mit dieser kann die Lane-Version locker mithalten. Hier hat Erik ganz tief in seinem Instrumentenschatzkästli gewühlt, und die den Song prägenden Keyboards klingen tatsächlich nach der Periode 1972, als der Song geschrieben wurde. 20 Jahre jünger ist "Innocence" von Georgs Faves Enuff Z'Nuff, in der Melodieführung gar nicht so sehr beatlesverdächtig, wie man es der Band sonst nachsagt (ich kenne sie nur sehr oberflächlich). Eines Urteils enthalte ich mich hier mal. Bei Giant hat man dann doch mal auf den größten Hit zurückgegriffen, nämlich die Ballade "I'll See You In My Dreams", in der Tat allerdings ein Klassiker, dessen Tonartenwechsel zum Refrain auch heute noch zu den Sternstunden der musikalischen Ideenfindung gehört. Daneben weiß hier auch die erstklassige Soloarbeit zu überzeugen. "Don't Try So Hard" von Queen gefällt mir schon im Original nicht so sehr, und auch Lanas Version reißt mich nicht unbedingt vom Sessel. Deshalb gleich weiter zu "Northern Lights" von TNT, bis zum ersten Refrain auch nicht sonderlich spannend, dann aber regelrecht explodierend und in einen prächtigen Melodic Rocker umschlagend, der in besagtem Refrain auch Lanas beste Gesangsleistung der ganzen CD enthält. Dies ist nach "I'll See You In My Dreams" der zweite Song, den Gabriel Moses als Gitarrist einspielte - und erneut hat er sehr starke Soloarbeit abgeliefert. Der bekannteste Song der ganzen CD ist wohl "Still Loving You" von den Scorpions, und hier mußten sich Lana und Erik sehr ins Zeug legen, um eine originelle Interpretation einzuspielen. Aber sie haben es geschafft: Große Teile der Akustikgitarren übernimmt ein im Hintergrund arpeggierendes Cembalo und die elektrischen Leadgitarrenparts erneut die Viola von Novi Novog. Damit erhält der Song fast einen kammermusikalischen Anstrich, und nur die nicht ganz saubere Sprungstelle gleich in der ersten Strophe trübt die Freude ein klein wenig. "Weep In Silence" wird auf absehbare Zeit der einzige auch außerhalb dieses Albums veröffentlichte der elf Songs bleiben - er steht auch auf einem "Tribute To Uriah Heep"-Album. Original vom 1976er Album "High And Mighty" stammend (das nicht zu den ganz großen Klassikern zählt), klingen speziell die Keyboards hier fast originalgetreu nach Ken Hensley, und auch Neil Citrons Gitarrenarbeit ist nicht von schlechten Eltern. Den Schluß bilden die acht Minuten von Rainbows "Stargazer", nach "A Light In The Black" (wann covert endlich jemand mal diesen Song?) immerhin der zweitbeste vom "Rising"-Album und erneut brillant umgesetzt. Gitarre spielt hier übrigens Arjen "Ayreon" Lucassen, und Cellist Cameron Stone schiebt einen zentralen Solopart ein, der den Hörer nur noch staunen läßt. Wer generell mit Lanas mittelhoher bis hoher und recht pathetischer Stimme nicht zurechtkommt, wird vermutlich auch keine Freude an dieser "Covers Collection" haben, aber wer ihren Gesang mag und sich über die musikalischen Wurzeln des Ehepaars Lane-Norlander informieren möchte, ist mit dieser einstündigen CD sehr gut beraten.
Kontakt: www.lanalane.com

Tracklist:
The Wall
Kashmir
Soaring
Hold Your Head Up
Innocence
I'll See You In My Dreams
Don't Try So Hard
Northern Lights
Still Loving You
Weep In Silence
Stargazer
 




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