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KILLER BEE: Evolutionary Children
von rls

KILLER BEE: Evolutionary Children   (Eigenproduktion/Target Distribution)

Killer Bee gehörten in den Neunzigern zu den wenigen Aufrechten unter den jungen Bands, die die Fahne des traditionellen Hardrocks hochhielten, obwohl der allgemeine Trend dieser Sorte Musik alles andere als freundlich gesonnen war. Zwei Alben entstanden in dieser Zeit, unter denen "Cracked Up", das zweite, auch den Weg in die Kollektion des Rezensenten fand, dort allerdings keine herausgehobene Stellung einnehmen konnte - eine gute Hardrockscheibe, nicht mehr, aber immerhin auch nicht weniger. Kurioserweise stellten die Schweden, nachdem sie ein halbes Jahr auf den Kanaren (!) gespielt hatten, in den Endneunzigern ihre Aktivitäten ein, justament als traditioneller Hardrock und Metal wieder einen Aufschwung erfuhren, maßgeblich befeuert durch ihre Landsleute HammerFall. 2011 startete die Biene dann zu einem zweiten Flug, der auch schon eine ganze Reihe von Tonzeugnissen erbracht hat, unter anderem das hier rezensierte "Evolutionary Children" aus dem Jahre 2013, das dem Rezensenten als schwedische Originalpressung in einem Plattenladen der russischen Provinzstadt Pjatigorsk am Nordrand des Kaukasus in die Hände fiel, also nicht gerade einem Ort, wo man mit einer derartigen Scheibe üblicherweise rechnen würde (die Vertriebsfirma sitzt auch nicht in Rußland, sondern in Dänemark). Nach mehrfachem Durchhören stellt sich nun heraus, daß das Urteil von "Cracked Up" im wesentlichen übernommen werden kann: Auch "Evolutionary Children" geht problemlos als gute Hardrockscheibe durch, hat nicht unter Ausfällen zu leiden, dürfte aber auch nicht zum Klassikerstatus gelangen, obwohl einige wirklich starke Nummern unter den insgesamt 13 zu finden sind. Gleich der massive Opener und Quasi-Titeltrack "Children Of The Evolution" zählt dazu, obwohl er ein wenig untypisch für die Band ausgefallen ist, sondern fast ein wenig in Richtung Black Sabbath der Tony-Martin-Ära tendiert. "A Little Too Old" eignet sich besser, wenn man einen Song nennen soll, der gewissermaßen archetypisch für den traditionellen Hardrock der Band ausgefallen ist. Die Halbballade "All The Things You Say" wiederum hätte auch ins Repertoire von Cinderella gepaßt und dort durchaus keine schlechte Figur abgegeben, während das Intro von "Let'z Danze" mit seinem Hammondgeorgel Deep Purple ins Gedächtnis ruft, wobei der Hauptteil des Songs dann aber ohne vordergründigen Orgeleinsatz auskommt und auch in puncto Kernigkeit die gängigen Purple-Gefilde nach oben verläßt. Allerdings zeigt sich im Laufe der knapp 50 Minuten, daß Keyboarder Denny DeMarchi, der die Scheibe auch produziert hat, offensichtlich großen Gefallen am Sound der Hammondorgel hat, denn diese dominiert die Tastenarbeit hier deutlich, wird ihrerseits allerdings wieder von der Gitarrenarbeit von Jimmy DeLisi (Lead- und Akustikgitarren) und Anders L.A. Rönnblom (der neben seinem eigentlichen Hauptjob als Bassist im Studio auch noch die Rhythmusgitarren eingespielt hat) in den Schatten gestellt, die hier in der Instrumentalfraktion ganz klar die erste Geige spielt. Darüber agiert Sänger Brian Bee Frank mit einer ganz leicht kreischigen und ganz leicht angerauhten Stimme in gut verträglichen mittleren Lagen - im nur knapp dreiminütigen "Ride On", dem tempotechnischen Spitzenreiter der Scheibe, erinnert er von der Stimmfärbung her bisweilen ein wenig an Saxons Biff Byford. Wem der Name bekannt vorkommt: Ja, der Kanadier in schwedischen Diensten ist tatsächlich der Mensch, der in den Achtzigern bei den christlichen Metal-Pionieren Rapid Tears sang. Wobei das mit den "schwedischen Diensten" so eine Sache ist: Zwar darf Rönnblom als Fast-Alleinkomponist (lediglich das shuffle-artige "Got Your Number" weist DeMarchi als Co-Komponisten aus) und einziges verbliebenes Urmitglied neben Frank durchaus als Bandkopf bezeichnet werden, aber ansonsten sind Killer Bee auf dieser Scheibe international besetzt, und in der Zwischenzeit haben sie für den ausgeschiedenen DeLisi sogar noch einen prominenten Gitarristen ins Line-up bekommen, nämlich Paul Chapman, der nicht nur UFO-Anhängern ein Begriff sein dürfte. Trotzdem handelt es sich nicht um konsequente Traditionalisten, sonst hätte Rönnblom das flotte "I'm On Fire" nicht von Morgan Evans mit halftimedrumdurchsetzten Passagen aufbrechen lassen. Auch diese Nummer schafft es nur knapp über die Dreiminutengrenze, und generell läßt die Anzahl von 13 Songs in knapp 50 Minuten schon vermuten, daß Killer Bee eher Anhänger einer kompakten Inszenierungsweise sind. "Gimme A Taste" stellt nach "All The Things You Say" ein weiteres Mal unter Beweis, daß die Band auch Blueseinflüsse in ihren Sound zu integrieren weiß, und daß sie außer Bluesballaden auch bluesfreie Hardrockballaden schreiben können, zeigen "Angels Dust" und "Maybe Baby" eindrucksvoll. Das flotte, allerdings im Refrain abgebremste "Scream It" (Pretty-Maids-Parallelen dürften hier sicherlich nicht zufällig sein) und die pure Akustikgitarrenballade "If We Die Tomorrow" umreißen zum Schluß noch einmal das Stilspektrum der Band und machen auch in qualitativer Hinsicht klar, daß "Evolutionary Children" für Freunde beschriebener Klänge ein gefundenes Fressen sein dürfte, wenn man eben keinen Überklassiker erwartet, sondern auch ein "nur" richtig gutes Hardrockalbum (mit seltsamem, aber markantem Coverartwork) genießen kann. Was die Band in Zukunft mit Chapman leistet, darf gespannt abgewartet werden.
Kontakt: www.killerbee.se, www.targetdistribution.dk

Tracklist:
Children Of The Evolution
A Little Too Old
All The Things You Say
Let'z Danze
Now's The Time
Ride On
Got Your Number
Angels Dust
I'm On Fire
Gimme A Taste
Maybe Baby
Scream It
If We Die Tomorrow


 



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