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von rls

BIJELO DUGME: Original Album Collection   (Croatia Records)

Bijelo Dugme kann man mit Fug und Recht als Vorkämpfer der jugoslawischen (Hard-)Rockszene bezeichnen. Zentrale Figur der Band war Gitarrist/Quasi-Alleinkomponist Goran Bregovic, der sein Handwerk u.a. als Barmusiker in Italien gelernt hatte, bevor er in seine Heimat zurückkehrte und Anfang 1974 in Sarajevo Bijelo Dugme ins Leben rief, mit denen er in den folgenden anderthalb Dekaden neun Studioalben einspielte (hinzu kommen diverse Singles und Livescheiben), bevor sich die Band 1989 in der Folge einer abgebrochenen Tour auflöste und sich bisher auch nicht dauerhaft wiedervereinigt hat - etliche Einzelgigs, die in den folgenden Jahrzehnten bisweilen angesetzt wurden, stießen allerdings auf riesiges Publikumsinteresse in den ex-jugoslawischen Republiken und wurden teilweise ebenfalls auf Bild- und Tonträger festgehalten. Wer sich en detail für die Bandgeschichte interessiert, dem sei die sehr informative deutsche Fanseite www.bijelo-dugme.de ans Herz gelegt.
Die vorliegende 6-CD-Box enthält die ersten sechs Studioalben der Band - das sind die, bei denen Zeljko Bebek am Frontmikrofon stand (nach dessen Ausstieg und einer "Zwischenlösung" für Album Nr. 7 sagte schließlich 1986 Bregovics Wunschersatzkandidat Alen Islamovic, dessen Hauptband Divlje Jagode sich gerade aufgelöst hatte, doch noch zu und war auf den letzten beiden Alben zu hören, bevor sein Gesundheitszustand den Tourabbruch und damit auch das Ende der Band besiegelte). Jede der in Papphüllen steckenden CDs enthält eins der Alben, obwohl keines länger als 35 Minuten ist (offenbar konnte oder wollte Jugoton damals keine längeren LPs pressen) und somit durchaus zwei auf eine CD gepaßt hätten, zumal kein Bonusmaterial enthalten ist. Aber das hätte dann wieder eine Sonderlösung bei der Reproduktion der alten Cover, Inlays etc. erfordert, wobei die Verkleinerung von LP- auf CD-Format allerdings den Leser auch schon vor ziemliche Herausforderungen stellt, will er die Produktionsangaben oder gar die Lyrics (allesamt im heimischen Idiom gehalten, mit einer Ausnahme auf LP 6 - dazu weiter unten mehr) entziffern. Die Papphüllen zeigen jeweils das Front- und das Backcover der Originale, ein zusätzliches Booklet gibt auch die Inlays wieder (eventuell hat es sich teilweise sogar um Klappcover gehandelt, aber dazu sollten die Sammler mehr sagen können).
Das Debütalbum "Kad Bi' Bio Bijelo Dugme" erschien noch im Gründungsjahr und darf getrost als außerhalb Jugoslawiens völlig verkannter Siebziger-Rock-Klassiker bezeichnet werden. Quasi aus dem Stand legen Bregovic und seine Mannen ein Quasi-Kompendium des seinerzeitigen Rocks bzw. Hardrocks vor, und das tun sie auch noch in exzellenter Qualität. Der zehneinhalbminütige Titeltrack als Opener steht den epischen Tracks von Uriah Heep in nichts nach, baut drei Minuten lang erst mit Naturgeräuschen und später mit ausgiebigem Georgel enorme Spannung auf, bevor Bregovic eingreift und ein feistes Riff einwirft, wonach sich ein vielschichtiges Epos entwickelt, das auch vier Dekaden später noch für Begeisterung zu sorgen imstande ist. Der andere Song der A-Seite bietet sechseinhalb Minuten klassischen Bluesrock, wie man anhand des Titels "Bluz Za Moju Bivšu Dragu" auch als Nichtsprachkundiger vielleicht bereits vermutet haben wird. Nur zweieinhalb Minuten lang ist der B-Seiten-Opener "Ne Spavaj Mala Moja Muzika Dok Svira", in dem das Quintett auf klassische Rock'n'Roll-Elemente zurückgreift. Mit "Selma" haben sie auch eine Halbballade im Gepäck, eine richtig schöne zudem, die orgelseitig ein klein wenig an Procol Harums "A Whiter Shade Of Pale" erinnert, aber einen dramaturgisch deutlich anderen Aufbau fährt. "Patim Evo Deset Dana" packt im Intro auch noch eine Mundharmonika aus, wirkt im Mittelteil mit dem auch in die Studiofassung eingepflanzten Mitsingteil fürs Publikum aber ein wenig überambitioniert oder unglücklich. Bebeks hoher Schrei zum Schluß, von der Stimmfärbung ein wenig an den späteren Ian Gillan erinnernd, läßt aber weitere Großtaten erhoffen, wobei der Sänger insgesamt ein wenig an Freddy Gigele von No Bros erinnert (allerdings deutlich früher auf dem Tonträgermarkt erschien als jener).
Jugoton, die bisher eher Singles veröffentlicht hatten, wurden von der großen Nachfrage nach dem Album völlig überrascht, waren aber natürlich daran interessiert, schnell nachzulegen, und da auch Bregovics Füllhorn an Ideen weiter sprudelte, erschien bereits im Folgejahr der Albumzweitling "Šta Bi Dao Da Si Na Mom Mjestu", den man sogar in London aufnehmen konnte - für eine osteuropäische Band in den Mittsiebzigern noch reichlich ungewöhnlich, einzig die Ungarn Omega hatten bereits ähnliche Privilegien genossen. Das Material ist etwas kompakter gehalten als das des Debüts und läßt bereits vorsichtige Stilerweiterungen erkennen, verbleibt aber trotzdem eindeutig im Siebziger-Rock-Areal und steht qualitativ auf einer Stufe mit dem Debüt, übertrifft dieses in der Stringenz der Ideenausarbeitung vielleicht sogar noch ein klein wenig. Die Bluesballade "Došao Sam Da Ti Kažem Da Odlazim" steht "Selma" in nichts nach, von den drei Epen um die Siebenminutengrenze ist eins besser als das andere (man höre mal das Pferdegetrappel in "Požurite Konji Moji", wo es um ebenjene Tiere geht, und die schrittweise Elementeschichtung im urlangen Instrumentalpart dieses Songs), und mit dem flotten, nur reichlich zweiminütigen "Hop - Cup" strecken Bijelo Dugme erstmals ihre Fühler in Richtung Balkanfolklore aus, was hier einen hochgradig tanzbaren Track ergibt, der durchaus als einer der Prototypen für das gewertet werden darf, was anderthalb bis zwei Jahrzehnte später dann von Berlin ausgehend zum Trend wurde, hier allerdings stilistisch noch eindeutig im Siebziger-Rock-Kontext angesiedelt ist. Rock'n'Roll mit klassischem Honky-Tonk-Piano gibt's auch wieder, nämlich im knapp dreiminütigen "Bekrija Si Cijelo Selo Vice, E Pa Jesam, Šta Se Koga Tice" (offenbar war Bregovic ein Anhänger urlanger Songtitel ...), und die lange instrumentale Einleitung des abschließenden Titeltracks aus Flöte und Akustikgitarre mündet abermals in einem folkloristisch anmutenden Thema, das auch weiterhin als gliederndes Element in diesem schleppend-monumentalen Siebziger-Rock-Epos fungiert und den schnellen Schlußteil dann komplett prägt, bevor sich ein Sturmwind erhebt und schließlich Platz für ein abermals kammermusikalisch geprägtes Outro macht.
Da sich auch der Albumzweitling wieder verkaufte wie Eiswasser in der Sahara, durfte die Band im Folgejahr abermals in London ran, diesmal sogar in den berühmten Abbey Road Studios. Heraus kam "Eto! Baš Hocu!", im nachhinein betrachtet eine Art Übergangsalbum weg vom klassischen Siebziger-Rock. Äußeres Anzeichen ist die Tatsache, daß nur noch ein längeres Epos enthalten ist und Bregovic nicht dieses zum Titeltrack erkoren hat wie auf den beiden Vorgängern, sondern einen nur knapp vierminütigen Track, allerdings wenigstens einen relativ knackigen flotten Rocktrack, der indes ein in der Zukunft häufiger eingesetztes Stilelement in den Bijelo-Dugme-Kontext einführt: einen Bläsersatz, hier aus zwei Saxern, einem Posaunisten und einem Trompeter bestehend, die den Namen nach keine Jugoslawen waren, sondern wohl vor Ort in London angeheuert wurden. Der Opener "Izgledala Je Cudno U Kaputu Žutom Krojenom Bez Veze" kommt hingegen nie so richtig in die Gänge, auch wenn er durchaus Spannung erzeugt und diese dann auch wieder aufzulösen versucht, was ihm indes nicht so richtig gelingen will. Bregovac entdeckt hier außerdem die Talkbox für sich - im gleichen Jahr war Peter Framptons "Frampton Comes Alive"-Album erschienen, das diesen Effekt weitreichend bekanntmachte. Daß nach diesem Song gleich noch die zweieinhalbminütige Akustikballade "Loše Vino" kommt, ist trotz des schönen weiblichen Satzgesanges im Hintergrund (auch hier sind wieder lokale britische Kräfte am Werk) in dramaturgischer Hinsicht als seltsame Entscheidung zu werten, und erst der genannte Titeltrack bringt etwas mehr Schwung ins Geschehen, was auch auf den letzten Track der A-Seite, "Dede Bona Sjeti Se, De, Tako Ti Svega" zutrifft - das wäre einer, dessen musikalische Grundsubstanz Bregovic noch im Vorjahr auf weit mehr als die hier vorliegenden knapp fünf Minuten ausgebaut hätte, auch wenn selbst hier schon lange Instrumentalparts bestechen. Der A-Cappella-Auftakt der B-Seite offenbart abermals die folkloristischen Einflüsse der Band, aus denen sich hier allerdings ein entspannter Rocktrack entwickelt, der zwar live durchaus auch zum Tanzbeinschwingen animiert haben mag, aber in der Studiofassung eher wenig Energie transportiert, was ihn freilich nicht schlechter anhörbar macht. Den klassischen Rock'n'Roll des zweieinhalbminütigen "Ništa Mudro" bereichert diesmal kein Honky-Tonk-Piano, sondern der bereits erwähnte Bläsersatz, während in "Ne Dese Se Takve Stvari Pravome Muškarcu" eine Mundharmonika soliert. Das einzige Epos der Scheibe steht mit dem knapp siebenminütigen "Sanjao Sam Nocas Da Te Nemam" am Ende und entpuppt sich als Halbballade, die sich im Mittelteil zu einem großen Trompetensolo (!) aufschwingt und in dramatischer Hinsicht mal wieder keinerlei Wünsche offenläßt.
Danach mußte Bregovic zur Armee (was bereits zuvor einige andere Mitglieder der Urbesetzung getroffen hatte), so daß die Band auf Eis gelegt wurde - da die anberaumten Abschiedskonzerte aber riesige Publikumsmassen anzogen (sie wurden auch mitgeschnitten und als Livealbum veröffentlicht, das in der vorliegenden Box allerdings nicht enthalten ist), entschloß sich Bregovic nach seiner Entlassung zur Fortführung der Aktivitäten und spielte 1979 das vierte Album "Bitanga I Princeza" ein, allerdings in Belgrad - nur den Mix erledigte man wieder an der Abbey Road. Der eröffnende Titeltrack bietet wieder den klassischen Siebziger-Rock, den man in der Bijelo-Dugme-Version auch in etwas kompakterer Form mittlerweile liebgewonnen hat, selbst wenn das Hauptsolo irgendwie amputiert wirkt und der Übergang in den Schlußrefrain arg holpert. Wer diesmal die Bläsersätze eingespielt hat, verraten die Produktionsangaben nicht eindeutig, aber dafür stehen dort zwei Verantwortliche für die "philharmonischen Arrangements" - Bregovic macht also seine ersten Schritte in Richtung Orchestermusik, was dann später in seinen Filmsoundtracks und nach der Bandauflösung auch generell zu seiner Hauptbeschäftigung werden sollte. Möglicherweise stammen die Bläser im flotten "Ala Je Glupo Zaboravit Njen Broj" also aus dem Orchesterkontext (es ist nicht genau vermerkt, welcher Klangkörper spielt), und generell fällt auf, daß Bebek hier teilweise sehr expressiv und lautmalerisch singt, was man von ihm sonst eher nicht gewöhnt ist, so daß ein inhaltlicher Grund naheliegt, der sich den Sprachkundigen erschließen könnte. "Ipak, Poželim Neko Pismo" versucht sich am Einbau von Reggaeelementen, allerdings kombiniert mit eher ungewöhnlichen Drumbeats, und nicht nur in diesem Song, sondern auch generell auf der Platte fällt auf, daß Bregovic den Hardrockaspekt ein gutes Stück heruntergeschraubt hat, indem er seine Gitarre produktionstechnisch oft relativ weit in den Hintergrund stellt und/oder gleich zur Akustischen bzw. Halbakustischen greift. In den bombastischen Parts von "Kad Zaboraviš Juli" macht sie aber immer noch viel Druck von unten und setzt den Trompetensoli eine wirkungsvolle Grundkraft entgegen, so daß dieser Song insgesamt eine sehr gelungene Rock-Orchester-Kombination darstellt, wie man sie in den Spätsiebzigern kaum noch irgendwo zu hören bekommen hat. Daß das Intro des B-Seiten-Openers "Na Zadnjem Sjedištu Moga Auta" bestimmte Elemente von Men At Works Überraschungshit "Down Under" vorwegnimmt, dürfte purer Zufall sein; hier gibt es auch mal wieder weibliche Backing Vocals zu hören, und die Mitklatschparts muten aus heutiger Sicht etwas, nun ja, merkwürdig an. Dafür darf man sich in "A Koliko Si Ih Imala Do Sad" ein letztes Mal über ein kräftiges Grundriff freuen (der psychotisch anmutende Mittelteil wird eine inhaltliche Funktion haben) und bekommt mit dem knapp achtminütigen Abschlußepos "Sve Ce To Mila Moja Prekriti Snjegovi, Ružmarin I Šaš" ein weiteres Exempel für eine exzellente Rock-Orchester-Kombination geboten, auch wenn der Rockfaktor hier im Gegensatz zu "Kad Zaboraviš Juli" eindeutig in den Hintergrund tritt, was ob des allgemeinen Einfallsreichtums und der auch ohne feistes Riffing geschickt arrangierten Dramatik aber niemanden stört.
Was im Folgejahr in Bregovics Hirn passiert ist, weiß wohl nur er selbst. Das 1981 erschienene fünfte Album "Doživjeti Stotu" führt die Entrockung des Vorgängeralbums mit großer Konsequenz fort, und das Ergebnis sind zehn eher unauffällige, zerrissen wirkende Popsongs um die drei Minuten, in denen nichts, aber auch gar nichts mehr rockt. Wenn der Gitarrist das Ziel hatte, die Siebziger hinter sich zu lassen, ist ihm dies vollumfänglich gelungen - die Scheibe klingt nach dem Wave der Frühachtziger und ist damit evolutionstechnisch ziemlich weit vorn dabei, obwohl sie diesmal komplett in Jugoslawien entstanden ist. Interessant wäre, wie diese Songs live dargeboten wurden - Besitzer des 1981er Livealbums wissen, ob sie dort möglicherweise mehr Qualitäten entfalteten als auf der nach dem zumindest halbwegs anhörbaren locker-flockigen Opener und Titelsong für den Rockfan im Prinzip komplett ungenießbaren, aber wenigstens ohne bleibende Schäden durchrauschenden Studioscheibe, die ein wenig an die frühen Gehversuche von Gordi erinnert, welche zur gleichen Zeit aber den genau umgekehrten Weg gingen und nach ihren poppigen Anfängen mit "Pakleni Trio" ein für die frühen Achtziger knüppelhartes Album einspielten. Wer auf die Wave-Bands der Frühachtziger steht oder eine etwas erdigere Version von Robert Plants Achtziger-Experimenten wie "Shaken'n'Stirred" zu mögen glaubt, kann vorsichtig reinhören - einige interessante Ideen hat Bregovic auch hier versteckt, aber um die zu entdecken, muß man sich weite Strecken durch Terrain kämpfen, das viele Altfans als vermint empfunden haben dürften, auch wenn umgekehrt eine jüngere Generation an Anhängern, die etwa das Debütalbum als völlig verstaubt angesehen haben dürfte, nachgewachsen sein könnte. Das Orchester blieb diesmal außen vor, die Bläser werden dafür wieder namentlich angeführt, und das Backcover läßt mit seinem Foto einer Operation (vor Einführung der Schlüssellochtechnik) deutlich extremere Musik erwarten. Und der Fan der früheren Alben stellt sich mit Tränen in den Augen vor, was Bregovic aus den Grundideen des schnellen B-Seiten-Openers "Cudesno Jutro U Krevetu Gde - Petrovic" oder der Ballade "Pjesma Mom Mladem Bratu (Iz Niša U Proljece '78)", mit 4:17 der mit Abstand längste Song der Scheibe, ein halbes Jahrzehnt zuvor gemacht hätte. Wenigstens "Mogla Je Biti Prosta Prica" ist zuzutrauen, live den früheren Werken ebenbürtig gewesen zu sein - aber auf Konserve rockt hier nichts. Selbst der Closer "Pristao Sam Bit Cu Sve Što Hoce", der sich wieder im orchestralen (aber wohl kunstorchestralen) Milieu versucht, scheitert an einer kuriosen Mixtur aus Überambitioniertheit und Einfallslosigkeit, und man ist froh, wenn man die CD wieder aus dem Player nehmen kann.
Daß dieser Schritt zu weit gegangen ist, muß auch Bregovic klar geworden sein, und so geht er auf dem 1983er Werk "Uspavanka Za Radmilu M." einen halben zurück und versieht den Wave wieder mit einem stärkeren Rockfaktor, fährt den Gebrauch von Keyboardspielereien zurück, arrangiert die Songs wieder etwas geradliniger und weniger zerrissen, läßt im flotten "Drugovi I Drugarice" sogar wieder die Hammondorgel zum Zuge kommen und erschafft hier quasi das Werk, das als Nachfolger von "Bitanga I Princeza" zu erwarten gewesen wäre. Außerdem lehnt er sich politisch weit aus dem Fenster: Song 3, "Kosovska", wird von Bebek in Albanisch dargeboten und ist vor dem Hintergrund des schwierigen Zusammenlebens im Vielvölkerstaat eine Provokation in verschiedenste Richtungen. (Notiz am Rande: Bregovic, der sich damals als Jugoslawe fühlte, da seine Vorfahren aus verschiedenen Völkern stammten, wurde später immer wieder mit Kräften konfrontiert, die seine Band für ein bestimmtes Volk in Anspruch nehmen wollten - die Auflösung noch vor dem offenen Ausbrechen der Konflikte war in diesem Kontext ein Glücksfall für ihn.) Allerdings landen die Songs stilistisch ein wenig zwischen den Stühlen, was man freilich auch als Trumpf ansehen kann. Wer sich allerdings auch eine Rückbesinnung auf das Erschaffen wenigstens eines großen Epos pro Album gewünscht hat, der geht leer aus: Die beiden B-Seiten-Opener "Ako Možeš, Zaboravi" und "Ovaj Ples Dame Biraju" liegen als längste Beiträge knapp unter bzw. über der Fünfminutengrenze. Erstgenannter setzt dem jugoslawischen Gedanken noch eins drauf, indem er den Chor Makedonija als Gastmusiker einbindet - das Album wurde in Skopje eingespielt. "Ovaj Ples Dame Biraju" wiederum entpuppt sich als Jazzballade mit einem Kontrabassisten als Gastmusiker, und wer danach noch auf weitere Rockelemente gehofft hat, sieht sich getäuscht: Das bombastische, aber poppige "Ne Placi" hätte durchaus auf die im gleichen Jahr erschienene zweite Platte der Münchener Freiheit gepaßt, und der abschließende Titeltrack stellt ein gefühlvolles zweieinhalbminütiges Gitarreninstrumental dar, das, so heißt es, einer real existierenden Person gewidmet sei. Damit endet ein nicht uninteressantes, aber mit den Frühwerken trotzdem nicht mithalten könnendes Album und auch die vorliegende CD-Box, die ein eindrucksvolles Licht auf das Frühwerk einer in Westeuropa weitgehend unbekannt gebliebenen Band wirft (auch in der DDR waren Bijelo Dugme, was übrigens soviel wie "Weißer Knopf" bedeutet, allerdings wenig präsent) und bei der man sich ja problemlos entscheiden kann, welche Alben man je nach Geschmack in den Player wirft und welche lieber nicht. Wer noch nicht genug hat oder gleich von vornherein die Vollbedienung haben möchte: Die Box ist auch in einer erweiterten Fassung erhältlich, die auch noch die letzten drei Studioalben sowie die Livewerke enthält.
Kontakt: www.bijelo-dugme.de, www.crorec.hr

Tracklist:
CD 1: Kad Bi' Bio Bijelo Dugme
Kad Bi' Bio Bijelo Dugme
Bluz Za Moju Bivšu Dragu
Ne Spavaj Mala Moja Muzika Dok Svira
Sve Cu Da Ti Dam Samo Da Zaigram
Selma
Patim Evo Deset Dana

CD 2: Šta Bi Dao Da Si Na Mom Mjestu
Tako Ti Je Mala Moja Kad Ljubi Bosanac
Hop - Cup
Došao Sam Da Ti Kažem Da Odlazim
Ne Gledaj Me Tako I Ne Ljubi Me Više
Požurite Konji Moji
Bekrija Si Cijelo Selo Vice, E Pa Jesam, Šta Se Koga Tice
Šta Bi Dao Da Si Na Mom Mjestu

CD 3: Eto! Baš Hocu!
Izgledala Je Cudno U Kaputu Žutom Krojenom Bez Veze
Loše Vino
Eto! Baš Hocu!
Dede Bona Sjeti Se, De, Tako Ti Svega
Slatko Li Je Ljubit Tajno
Ništa Mudro
Ne Dese Se Takve Stvari Pravome Muškarcu
Sanjao Sam Nocas Da Te Nemam

CD 4: Bitanga I Princeza
Bitanga I Princeza
Ala Je Glupo Zaboravit Njen Broj
Ipak, Poželim Neko Pismo
Kad Zaboraviš Juli
Na Zadnjem Sjedištu Moga Auta
A Koliko Si Ih Imala Do Sad
Sve Ce To Mila Moja Prekriti Snjegovi, Ružmarin I Šaš

CD 5: Doživjeti Stotu
Doživjeti Stotu
Lova
Tramvaj Krece (Ili Kako Biti Heroj U Ova Šugava Vremena)
Hotel, Motel
Pjesma Mom Mladem Bratu (Iz Niša U Proljece '78)
Cudesno Jutro U Krevetu Gde - Petrovic
Mogla Je Biti Prosta Prica
Ha, Ha, Ha
Zažmiri I Broj
Pristao Sam Bit Cu Sve Što Hoce

CD 6: Uspavanka Za Radmilu M.
Polubauk Polukruži Poluevropom
Drugovi I Drugarice
Kosovska
U Vrijeme Otkazanih Letova
Zašto Me Ne Podnosi Tvoj Tata
Ako Možeš, Zaboravi
Ovaj Ples Dame Biraju
Ne Placi
Uspavanka Za Radmilu M.



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