www.Crossover-agm.de GORDI: Pakleni Trio
von rls

GORDI: Pakleni Trio   (Rock Express Records)

Hierbei handelt es sich tatsächlich um die serbische Band Gordi und nicht etwa um einen Tippfehler bezüglich der ungleich bekannteren Grand Prix-Finnen Lordi. Gordi veröffentlichten in den Spätsiebzigern und Frühachtzigern insgesamt fünf Alben, deren erste drei eher im melodischen Hardrockspektrum angesiedelt gewesen sein sollen, bevor die NWoBHM auch vor den Grenzen des damaligen Jugoslawien nicht haltmachte und eine neue Gordi-Besetzung, der vom Gründungs-Line up nur noch Sänger, Gitarrist und Hauptkomponist Zlatko Manojlovic angehörte, ihr Spektrum deutlich in Richtung Heavy Metal veränderte. Das erste Resultat und zugleich die erste jugoslawische Metal-LP bildete "Pakleni Trio" aus dem Jahre 1981, dem 1982 noch "Kraljica Smrti" folgen sollte, bevor die Band auseinanderbrach, weil Zlatko nach Deutschland ging und in den Folgejahrzehnten u.a. für Udo Lindenberg, Tina Turner oder gar Eros Ramazotti arbeitete, während Bassist Slobodan Svrdlan u.a. ein jugoslawisch-kanadisches Metalprojekt namens Warriors initiierte und später in die USA ging; Drummer Cedomir Petrovic wiederum verschlug es nach Südafrika. Das läßt sich jedenfalls aus den Liner Notes ermitteln, auch ohne daß man explizite Kenntnise der serbokroatischen Sprache besitzt, denn in ebenjener ist die Abhandlung in "Pakleni Trio" abgefaßt, während sich die englische Version im Re-Release von "Kraljica Smrti" befindet, der sich aber noch nicht in meinem Besitz befindet. Das Höllentrio (so die Übersetzung von "Pakleni Trio") hat im Jahre 1981 jedenfalls eine erstaunlich zeitgemäße Scheibe zustandegebracht, die zwar nicht verhehlen kann, das eine oder andere westliche Vorbild schon mal gehört zu haben, die aber im Gesamtbild recht eigenständig werkelt und sich nur an einem großen Vorbild orientiert: Motörhead. Über weite Strecken klingen die neun Songs des Originalalbums nach einer deutlich melodischeren Variante der Lemmy-Truppe, der zwar der grundsätzliche Rock'n'Roll-Drive noch innewohnt, die aber besonders in der Gitarrenarbeit deutlich filigraner agiert und auch in Zlatkos Gesang eher wenig Lemmy-Parallelen besitzt, da Zlatko zwar auch melodisch eher wenig variabel singt, aber sein rauhes Organ ein gutes Stück höher liegt. Natürlich entdeckt man hier und da auch noch Einflüsse von anderen Bands, so im Intro von "Put Do Pakla", dessen Grundidee die Scorpions irgendwann in den Siebzigern schon mal ähnlich umgesetzt hatten (mir fällt grade nicht ein, wie der Song hieß), und wenn man bei Minute anderthalb von "Volim" mal genau auf die dort eher hintergründig eingemischten Vocals hört, glaubt man tatsächlich, den jungen Klaus Meine mit seiner manchmal fast zum Wegbrechen neigenden Stimme vor sich zu haben. Auch die Ian Gillan Band (deren hardrockige Phase, nicht der Jazzrock der Anfangstage, wohlgemerkt!) schimmert bisweilen einflußtechnisch durch, und für diese durften Gordi anno 1981 auf dem Belgrader Pioniru-Festival sogar mal eröffnen, wobei offen bleibt, ob "Pakleni Trio" vor oder nach diesem Festival erschien. Daß Gordi vor "Pakleni Trio" noch keine praktische metallische Spielerfahrung hatten, hört man dem Material zu keiner Sekunde an - im Gegenteil: Gerade die Unbekümmertheit, mit der das Trio an seine neue Marschrichtung heranging, macht Songs wie das gegen Drogen gerichtete "Put Do Pakla" oder die großartige Hymne "Ona Je Zena" auch ein Vierteljahrhundert später noch hörenswert, ein wenig anachronistisch zwar, aber auch nach heutigen Maßstäben immer noch stark. Bisweilen schalten Gordi auch mal einen Gang zurück und weben Akustikelemente oder Gitarreneffekte in die Songs ein - auch das machen sie sehr geschickt, so daß es an den neun regulären Songs nichts auszusetzen gibt und nur das skurrile Backcoverfoto etwas zum Schmunzeln animiert, denn da sieht man einen vollbärtigen Halbglatzenträger, eine Art Indianer und einen Menschen, der optisch auch zu den Aerosmith der damaligen Zeit gepaßt hätte. Als skurril gehen allerdings auch die beiden Bonustracks durch, die von einer 1979er Single stammen und stilistisch rein gar nichts mit dem "Pakleni Trio"-Material zu tun haben, so daß sich niemand wundern würde, wenn man ihm sagen würde, daß das eine ganz andere Band sei. Sowohl "Duga Noc" als auch "Idi Sad" transportieren seichten Rock einer Preisklasse, gegen den Joe Cocker als ultrabrutal einzustufen wäre. Besonders das auch noch mit einer Art bekifftem Unterton ausstaffierte "Duga Noc" kann man sich kaum anhören, wohingegen die B-Seite der Single, "Idi Sad", nach ähnlichem Beginn wenigstens noch etwas Tempo aufnimmt und zwei schöne Gitarrensoli dazugibt. Überhaupt nicht wiederzuerkennen ist allerdings der Gesang, wobei ich aber auch nicht weiß, ob hier wirklich Zlatko singt oder ob die 1979er Besetzung von Gordi noch einen anderen Sänger hatte. "Idi Sad" hätte vielleicht noch auf Uriah Heeps "Innocent Victim"-Album gepaßt (als Pendant zu dessen Closer "Illusion"), während "Duga Noc" nur als Fußnote in der jugoslawischen Musikgeschichte angesehen werden kann. Drei weitere Songs, alle von "Pakleni Trio", gibt's auch noch als Videos, zudem einen Track namens "Zlatko In Germany 2005". Die neun regulären Songs von "Pakleni Trio", dessen Wiederveröffentlichung unter "Edition Serbian Metal History Vol. 3" läuft (Vol. 2 war übrigens "Heavy Metal Saga" von Armageddon), lohnen den Erwerb allerdings schon genügend, und den kann man unter www.karthagorecords.de oder direkt unter www.rockexpress.org tätigen. Zlatko besitzt sogar eine deutsche Mailadresse: manojlovic@versanet.de

Tracklist:
Tebi Ne Treba Niko
Igraj, Luduj
Nivna Venera
Strasna Riba Iz Daleka
San
Put Do Pakla
Volim
Ona Ja Zena
Ona I Ja
Duga Noc
Idi Sad



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