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von rls

GORDI: Kraljica Smrti   (Rock Express Records)

Lange Zeit eine fast unbezahlbare Rarität, liegt nun auch das fünfte und zugleich letzte Gordi-Album zu vernünftigen Kursen als CD-Re-Release vor. Nachdem der Vorgänger "Pakleni Trio" mit neuem Line-Up eine radikale Kurskorrektur hin zu zeittypischen metallischen Klängen ausführte ("zeittypisch" bedeutet hier so viel wie "1981"!), änderte sich auf dem 1982er Folgealbum "Kraljica Smrti" weder die Besetzung noch der generelle Stil, wenn man mal davon absieht, daß die auf "Pakleni Trio" noch relativ deutlich durchzuhörenden Motörhead-Parallelen ein wenig weiter in den Hintergrund getreten sind, wenngleich Lemmy und seine Mannen beispielsweise in "Blefer" schon noch deutlich von der Insel herüberwinken. Aber neben sie haben sich andere Helden der damaligen Zeit gestellt, so beispielsweise Saxon (die man gleich im Opener "Lova" hier und da mal einflußtechnisch durchhört), und natürlich hat auch der klassische Hardrock der 70er/80er-Übergangszeit nach wie vor die eine oder andere Spur im Schaffen des jugoslawischen Trios hinterlassen, das nach dem Release noch zwei Jahre live spielte und sich 1984 auflöste, als Sänger/Gitarrist Zlatko Manojlovic nach Deutschland umsiedelte (nicht etwa zu den Klassenbrüdern in die DDR, sondern in den Westteil, wo er in den Folgejahren u.a. mit Tina Turner, Phil Collins oder Udo Lindenberg arbeitete); auch die anderen beiden Bandmitglieder zerstreuten sich in alle Winde. Die detaillierte Bandgeschichte kann man in den Liner Notes nachlesen, und nachdem in "Pakleni Trio" nur die der serbischen Sprache Kundigen in den vollen informativen Genuß kamen, erweitert sich der Kreis nun etwas, denn im Re-Release von "Kraljica Smrti" ist die Bio in englischer Sprache abgedruckt. Dort findet man dann auch die Information, daß ein Judas Priest-Gig die Initialzündung für Zlatko bildete, nach den gemäßigteren ersten drei Gordi-Alben auf für die damalige Zeit knüppelharten Metal umzusteigen - konkrete Soundspuren haben Halford und seine Mannen allerdings auf keinem der beiden letzten Gordi-Alben hinterlassen, zumal Gordi zumindest in dieser Spätphase mit nur einem Gitarristen arbeiteten, große Doppelsoli wie beispielsweise in "Exciter" also zumindest live gar nicht umsetzbar gewesen wären. Nichtsdestotrotz machten Zlatko, Bassist Slobodan Svrdlan und Drummer Cedomir Petrovic in Songs wie dem Titeltrack ordentlich Tempo, statteten etwa "Ubica U Bekstvu" mit einem schönen Gitarrensolo aus und hatten trotz vielleicht geringfügig erhöhter Melodiosität und Geschliffenheit gegenüber dem Vorgänger keinen Deut an Power eingebüßt. Das schließt selbstredend auch das Vorhandensein einer Ballade wie dem Closer "Samo Jos Jedan Broj" oder einem schönen melodischen, teils halbballadesken Rockstück wie "Druga Strana Sveta" nicht aus, wobei auffällt, daß die beiden erwähnten Songs auf der früheren B-Seite der LP stehen, die A-Seite also durchschnittlich ein gutes Stück härter ausgefallen ist. Die Songreihenfolge stiftet übrigens etwas Verwirrung, da die Liner Notes für die letzten vier Songs in einer anderen Reihenfolge abgedruckt sind, als die Tracklist ausweist; anhand der Refrains kann man allerdings nachvollziehen, daß die Tracklist die korrekte Reihenfolge beinhaltet. Die nächste Verwirrung stiftet das Cover, denn das Impressum weist aus, daß es nicht das originale sei, sondern ein für diesen Re-Release erstelltes von Rock Express-Chef Branko Rogosic - im Riermaierschen Osteuropa-Buch von 2003 ist es aber auch schon abgebildet, und da war der Re-Release, wenn man nach der Editionsjahreszahl 2007 geht, noch gar nicht draußen (wobei natürlich immer noch die Möglichkeit besteht, daß es bereits früher einen weiteren Re-Release mit dem neuen Cover gegeben hat - ein solcher wird im Buch allerdings nicht erwähnt, sondern lediglich eine kroatische Pressung von "Pakleni Trio", die offensichtlich mit dem bereits früher hier besprochenen Rock Express-Re-Release auch nichts zu tun hat). Sei's drum, eigentlich kommt es ja auf die Musik an, und auch die leider nur 32:25 Minuten "Kraljica Smrti" lohnen definitiv den Erwerb, wenn man auf entsprechend historisch ausgerichteten Metal steht. Die Übertragung des Klangs auf CD ist über weite Strecken gut gelungen, auch wenn als Quelle eine LP dienen mußte, da die Originalbänder während der Kriegswirren verschwanden. Nur im erwähnten Closer bewegen sich die Gitarren ein wenig zu nah am Grat zur Übersteuerung, was das Hörvergnügen leicht dämpft. Die ersten drei Songs bekommt man übrigens auch noch als Livevideos dazugeliefert, mitgeschnitten auf dem gleichen Event wie die drei Videos des "Pakleni Trio"-Re-Releases, dazu noch ein paar andere Extras, diesmal aber keine Bonustracks, was dem Album seine Geschlossenheit erhält (man erinnere sich an die beiden stilistisch nicht unbedingt zum Rest passenden und daher einen skurrilen Eindruck hinterlassenden Singletracks auf "Pakleni Trio"; vermutlich war diesmal nicht nur nichts Reguläres, sondern gar nichts aufzutreiben gewesen). Ob die ersten drei Gordi-Alben schon in versilberter Form vorliegen, ist mir nicht bekannt, aber der Metallerhaushalt ist mit "Pakleni Trio" und "Kraljica Smrti" (die unter "Edition: Serbian Metal History" Vol. 3 bzw. 4 laufen) erstmal ausreichend bedient. Erwerbbar unter www.karthagorecords.de oder direkt unter www.rockexpress.org; Zlatko kann man auch auf Deutsch anmailen: manojlovic@versanet.de

Tracklist:
Lova
Blefer
Vestice, Davoli
Ostani Daleko
Kraljica Smrti
Ubica U Bekstvu
Druga Strana Sveta
Dok Si Mlad
Ana, Maja, Sanja, Tanja
Samo Jos Jedan Broj



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