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Christmas Rock Night 2007   07.-08.12.2007   Ennepetal, Haus Ennepetal
von ch

Am Freitagmorgen ging es also los Richtung Westen, wie jedes Jahr seit 2000. Unterwegs noch fix Freunde eingesammelt und dann ab nach Ennepetal. Nach einer wirklich angenehmen und guten Fahrt ohne irgendwelche Komplikationen kamen wir gut erholt an der Stadthalle an. Also nun fix Auto ausladen und hinein ins Gewühle. Meine erste Band war Illuminandi auf der Hauptbühne. Da ich sie schon 2004 auf dem Gothic Christ in Leipzig erlebt hatte, wusste ich, was auf mich zu kam. Neben mir wussten das sicher nur die vielen Schweizer Metalfans, die sie wohl auf dem letzten Elements Of Rock gesehen hatten. Die Show war solide. Nur schien es vielen zarter besaiteten Besuchern nicht so zu gefallen. Wie man aber als Metalband einen Sänger in die Band holen kann, welcher mal so wenig reinpasst, als wenn Stefanie Hertel dieses Jahr Tarja Turunen bei Nightwish ersetzt hätte, ist mir komplett unverständlich. Denn: Wer bei einem progressiven Ambient-Part das Publikum zum Klatschen und Circle Pit animiert und dabei auf der Bühne rumspringt, als wenn er gerade die letzte Facedown Records-DVD in sich aufgesogen hätte, gehört in eine Hardcore/Oi-Band aber nicht zu Illuminandi. Für mich hat der kleine Sänger die komplette Show runtergezogen. Schade, wie man mit so wenig eine eigentlich so geile Show versauen kann.

Fireflight
Danach kam zum Glück gleich Fireflight. Die waren ja für mich, wie auch für viele andere, die Überraschung im letzten Jahr gewesen: Frauenstimmen-Rock der ersten Liga. Diesmal war leider die Stimme der Sängerin angeschlagen und auch der Rest der Band wirkte etwas matter als 2006. Neben vielen alten Songs von der momentan noch aktuellen Scheibe "The Healing Of Harms" spielten sie auch einen neuen: "Unbreakable", welcher als Hintergrund-Song für die aktuelle Staffel von NBCs "Bionic Woman" in den USA fungiert. Dieser Song macht Lust auf das neue im Frühjahr 2008 erscheinende Album, doch das, was danach kam, nicht. Wer auf der Bühne bei einem christlichen Festival die Bibel rausholt und seine Lieblingsverse vorliest, wirkt nicht wie Rock'n'Roll, sondern wie Jugendstunde. Und wenn man dann noch das Publikum bittet, für einen neuen Tourbus zu spenden, weil es für die Frauen nicht schön sei, sich immer an Tankstellen waschen zu müssen, dann verspielt man sich damit nicht nur Sympathien, sondern sollte ernsthaft über einen kleinen Lebenswandel nachdenken. Das hat nichts mit Rock'n'Roll zu tun, sondern ist pure Geldmacherei. Wer dann auch noch 20 Euro für ein T-Shirt verlangt bzw. 40 Euro für einen Pullover und wer alte Schlagzeugfelle mit Unterschriften für 30 Euro verkauft, dem ist nicht mehr zu helfen bzw. muss man drüber nachdenken, auf welchem Status man gerade spielt und wen man vor sich hat. Auch Christen denken beim Kaufen nach!

Flatfoot 56
Innerhalb von weniger als 2 h hatten damit schon 2 meiner Favoriten bei mir verspielt. Nun sollten eigentlich Spoken mit einer kurzen Akustikshow kommen, doch leider saß der Sänger noch auf einem Flughafen in den USA fest, der dort gerade von einem Blizzard umarmt wurde. Also musste fix Ersatz her - und da kamen Flatfoot 56 kurzerhand von der Nebenbühne auf die Hauptbühne gerannt und gaben schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf das, was morgen noch kommen sollte. (Mehr dazu im Samstagsteil.)
Danach folgten Tree63, wo ich mir erst mal eine Pause gönnte und den Magen füllte. Beim letzten Song noch fix reingehuscht und gleich gewusst, prinzipiell die richtige Entscheidung getroffen zu haben: Ami-Lobpreis-Rocker, die mir unsympathischer nicht hätten sein können. Mal ehrlich, wenn ich Lobpreis mache und dann das Publikum mitsingen lasse, geh ich doch von der Bühne und lass das Publikum "anbeten", oder? Naja, scheinbar vertret ich da eine andere Meinung. Tree63 ließen sich nach dem Song nochmal richtig feiern (mit Gitarrenhochreißen und so), wo ich mich dann fragte, wen das Publikum gerade angebetet bzw. beklatscht hat. Erinnerte mich etwas an die Narnia-Story vom Metalfest 2007: "Let's clap for Jesus" - Ja, ja, ist klar!

Project 86
Dann kamen Project 86, vorne weg: für mich der eigentliche Headliner der gesamten CRN. Sie zeigten mal wieder, wo der Hammer im Rock hängt. Die Show war super energiegeladen und man kam auch ohne jede billige "I believe in Jesus"-Floskel aus. Wobei ich mich sowieso frage, warum man das überhaupt sagt. Da hast du ca. 1200 Christen vor dir und sagst "I believe in Jesus" oder "God is great" - wissen die das noch nicht?? Oder hofft man damit insgeheim mehr CDs zu verkaufen? Und warum klatschen dann alle? Mysterien über Mysterien. Doch zurück zur Musik. P86 spielten (die Nebenbühnenshow im Auge) nur Songs des neuen Albums "Rival Factions" und 2-3 vom letzten "And The Rest Will Follow".

Pillar
Danach spielten die Headliner (laut Billing) Pillar. Doch kamen die 4 Jungs nicht annährend an Project 86 heran. Bis auf Schlagzeuger Lester Estelle wirkten die anderen irgendwie "satt". Sozusagen, man hat alles mögliche erreicht und ist sich gewiss, dass man nicht weiter kommt. Die neuen Songs vom im Januar 2008 erscheinenden Album "For The Love Of The Game" klangen allerdings sehr verheißungsvoll und zeigten, dass Pillar nun endlich ihren eigenen Sound gefunden haben. Ich kenne kaum eine Band, die ihre Alben so unterschiedlich gestaltet hat und damit immer so stark auf die aktuellen Charts schielte wie Pillar. Doch die neuen Songs knüpfen stark an die vom letzten Album an. Noch einmal zurück zum Schlagzeuger Lester Estelle - ohne ihn wären Pillar wohl mehr als aufgeschmissen. Es ist mir unbegreiflich, was er aus so einem Rocksong noch herausholen kann und bewusst vertrackt spielt, weil ihm straight einfach zu langweilig ist ... da kann man noch so auf Ted Kirkpatrick stehen, aber auch gegen Lester sieht Ted keinen Stich. Grandios.
Dann hieß es gegen um 1 Uhr wieder Sachen packen, ins Auto und zu Bekannten fahren und sich auf den Samstag freuen, welcher eigentlich bandtechnisch gar nicht verheißungsvoll daher kam ...

Nach einem sehr reichhaltigen Frühstück, kurz nach Mittag dann wieder auf zum Haus Ennepetal. Die ersten Bands hatten mir schon in der Vorinformation nicht so zugesagt und deswegen hab ich die Zeit genutzt um mich mit ein paar Bekannten zu treffen. Doch Flatfoot 56 sollten nun zum 3. Mal auf der Bühne stehen. Der Schlagzeuger war nun auch wieder fit (die Show am Freitag war auch wegen seiner Angeschlagenheit eher etwas kürzer ausgefallen). Die Show war einsame Klasse und die 4 Jungs waren einfach eine Punkrock-Klasse für sich. Als sehr nette Showeinlage gab es die neue Version der "wall of death", genannt "butthole of death" - 4 Jungs in die Mitte des Publikumsraumes und der Rest der Menge drängt sich kreisförmig an den Rand der Halle, sodass ein Donut entsteht. Und auf Kommando rennen dann alle wie bekloppt in die Mitte. Es wird sich zeigen, ob sich diese Publikumsanimation auch hier in Europa durchsetzen kann. (Hoffentlich nicht ... - Anm. rls)

Tourniquet
Danach spielten Building 429 - für mich Zeit, etwas Essbares zu finden. Nach Building 429 kamen Tourniquet. Diesmal leider ohne Basser, der mit einem Rückenleiden in einem kalifornischen Krankenhaus lag. Respekt an den Tontechniker, der aus der einen Gitarre noch etwas rausholen konnte. Doch alles in allem war die Show eher mittelmäßig. Tourniquet-Songs wirken nun einmal nicht mit wenigen Gitarren (also einer) und wenn dann auch noch der Bass wegfällt, ist es einfach nicht mehr Tourniquet - da kann der Ted trommeln, wie er will. Das obligatorische Drumsolo wurde diesmal mit Technobeats unterlegt, wodurch man manchmal nicht genau sagen konnte, ob die Bassdrum wirklich gespielt oder nur eingespielt wurde. Im Großen und Ganzen aber eine solide Vorstellung.

Spoken
Nachdem die Freitagsshow ja leider ausfiel, kamen nun endlich Spoken auf die Bühne. Die letzen Europaauftritte waren ja eher nicht so gelungen, doch dieses Jahr waren Spoken in Bestform. Es wurden einige Songs vom neuen selbstbetitelten Album gespielt, aber die Kracher der beiden letzten. Rundum eine perfekte Show.
Zum Abschluss der 2007er CRN-Edition gaben sich Disicple die Ehre - eine Band, die an mir irgendwie vorbei gegangen ist. Komischerweise haben es deren Alben nie in meine Sammlung geschafft, obwohl ich sie schon seit Ende der 90er kenne. Somit sagten mir die ersten Songs allesamt nichts und ich konnte auch keine Vergleiche zu vorherigen Shows ziehen. Ich kann aber sagen, dass die Show sehr solide war und die Songs perfekt gespielt waren. Das Publikum feierte die Band aber euphorisch und war über jeden Ton dankbar und zufrieden. Wenn man von den Publikumsreaktionen ausgeht, waren Disciple ein würdiger Headliner, der die CRN 2007 zu einer der besten in den letzten Jahren gemacht hat.
Und hier möchte ich mal ein Lob an das Ehepaar Westermann aussprechen. Man meckert ja gern über die eine oder andere Band und bei so vielen Bands kann es eben nicht nur Licht geben. Doch bei aller Kritik: Westermanns haben es geschafft, die CRN aus einem kleinen Tief in den letzten Jahren wieder an die Spitze der christlichen Festivals bzw. Konzertveranstaltungen zu organisieren. Es gibt nur wenige Billings, die so am Puls der Zeit bzw. Ohr der Jugend sind wie das der CRN. So viele Jugendliche wie dieses Jahr hatte ich eigentlich noch nie auf der CRN erlebt und es kamen dieses Jahr auch wieder paar Metaller. Und für die gibt es ja nun auch eine gesonderte Adresse, die Legends of Rock-Konzertreihe im Frühjahr. Man hat also organisatorisch in meinen Augen alles optimal gelöst.
Es bleibt spannend, ob man diese CRN im Jahr 2008 noch toppen kann. :-)





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