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5. Cross Music Metalfest   01.10.2005   Bad Hersfeld, Güterbahnhof
von dh und tk

Der Flyer zur Veranstaltung
Bereits zum fünften Mal ging das Cross Music Metalfest über die Bühne, doch in diesem Jahr bekamen die Metalheadz einen besonders leckeren Happen kredenzt, denn der U.S.-amerikanische Ausnahmesänger ROB ROCK und die schwedische Melodic Metal-Institution NARNIA luden zu einer gemeinsam einstudierten Show, die es in dieser Form wohl nie mehr geben wird. Außerdem feierte die NWoBHM-Legende STAIRWAY ihr Konzertdebüt auf deutschem Boden. Lassen wir diesen für alle Freunde anspruchsvoller Metalmucke denkwürdigen Tag noch mal vor dem geistigen Auge erscheinen. (tk)

Pressekonferenz vor dem Gig: Noch ein dritter CrossÖverling war vor Ort ...

SHATTERED DREAM
Wie im Jahr zuvor eröffnete eine Lokalband das diesjährige Metalfest. Diesmal waren es Shattered Dream aus Waldhessen und diese konnten unter der Führung von Frontfrau Kalina die Menge erstmal mit ihrem melodischen Heavyrock gut anheizen. Manchmal erinnerten sie mich an alte Doro-Zeiten, manchmal kamen mir gerade bei den schnelleren Passagen auch die Argentinier Boanerges in den Sinn, zudem gab es auch zwei gelungene Coversongs von den Scorpions ("Rock You Like A Hurricane") und Metallica ("For Whom The Bell Tolls"). Gelungener Auftritt. (dh)

ADORNED GRAVES
Dann wurde es aber Zeit für ein thrashiges Abrißkommando: Adorned Graves, die Band um die Gebrüder und langjährigen Metalgefährten Martin und Stefan Lang betraten die Bühne (als Intro mit einem auftretenden Sensenmann) und thrashten gnadenlos alles in Grund und Boden. Neben gelungenen eigenen Songs wie "Fightgrinder" konnte man sich bei Adorned Graves auch an einigen Coversongs erfreuen. So traten mit Sicherheit einigen Altmetallern Freudentränen in die Augen, als man das Intro von "Into The Abyss" von Vengeance Rising hörte, ebenso bei der lustigen Showeinlage mit aufgesetzten Perücken wegen langsam einsetzenden Haarausfalls, als es dann mit "If You Will" von Deliverance munter weiterging. Hätte auch nie gedacht, daß ich noch einmal in den Genuß eines The Lead-Songs ("The Empty Sepulchre" vom 1989er Album "Burn This Record") kommen würde, Nostalgie pur, danke Jungs!! Klasse Auftritt, nur der Bassist bewegte sich keinen Millimeter, dafür gab es reichlich Action von Martin und Stefan. Nun wird es aber langsam Zeit für eine CD, Jungs!! (dh)

Infinite Horizon
INFINITE HORIZON
Nach so viel Old-School-Thrash wurde es Zeit für progressiv-powermetallische Kost. Sie galten als der Geheimtipp des Metalfests, was sich im Nachhinein auch bestätigen sollte. Die Siegerländer Prog. Power-Metaller INFINITE HORIZON überraschten mit einer energiegeladenen und absolut professionell dargeboten Metalshow, die auch das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinriss.
Mit einer Mischung aus neuen Songs des in Bälde erscheinenden vierten Albums und Songs der bereits veröffentlichten Werke hatte der Sixpack alle Trümpfe in der Hand. Dabei entpuppte sich das Songmaterial als überraschend ohrwurmtauglich, dennoch logisch durchdacht wie anspruchsvoll, aber eben auch für Freunde des eher einfach gestrickten Metal gut zugänglich. Zudem hat man mit Marc Lemler eines der hoffnungsvollsten Sangestalente Deutschlands am Start. Der wuchtige Frontmann, dessen Timbre in der Tat Parallelen zu Zak Stevens aufweist, sang sich engagiert und präzise durch die Setlist und sorgte mit seiner witzigen, spritzigen Art dafür, dass der Funke zum Publikum stets übersprang. Auch der powermetal.de-Kollege Weihrauch zeigte sich sichtlich begeistert über die spielerischen Leistungen der Süd-Westfalen, die selbst bei den ruhigen, sphärischen Parts ihrer Songs einen souveränen Eindruck hinterließen. INFINITE HORIZON tischten also recht üppig auf und sind schon jetzt eine eigene Größe in der S-Klasse des Metal. Weiter so. (tk)
Setlist INFINITE HORIZON:
Return To Babylon
Burning Bridges
The Thin Line
Children Of Tomorrow
Hole In The Sky
Daydreamer
Tears Over Jerusalem
The Reaper
Dark Side Of The Sun

ANCIENT PROPHECY
Die Gießener Band Ancient Prophecy hat im Lauf ihrer Jahre auch einige Kurswechsel durchgemacht. Nächstes Jahr soll es jetzt aber, wie mir Schlagzeuger Lynn versprach, endlich eine neue CD geben. Mit zwei Sängerinnen (davon war eine im sechsten oder siebten Monat schwanger; Respekt, daß sie trotzdem auftrat) spielten sie eine interessante Mischung aus Gothic/Death mit klassischen Metal durchkreuzt. Auch einen alten Song ("Days Of Doom" von ihrer gleichnamigen CD) gab es zu hören. Mich machten sie auf jeden Fall neugierig auf die neue CD. (dh)

Stairway  Trendsetter Graeme Leslie und sein Adept
STAIRWAY
Die Finger wurden feucht, die Augen auch, die Spannung stieg und der hier schreibende Rezensent freute sich schon im Vorfeld des Metalfests wie ein kleines Kind auf die nun folgende Band. STAIRWAY aus Lisbeths Königreich betraten zum ersten Mal in ihrer über 25 Jahre währenden Bandgeschichte eine deutsche Bühne und schickten sich an, NWoBHM in seiner reinsten und urwüchsigen Form zu zelebrieren. Und das taten sie in beeindruckender Weise. Besser als mit der Hymne "Under The Gun" hätte man auch gar nicht in diesen Gig einsteigen können, auch wenn das ein oder andere Soundproblem noch korrigiert werden musste. Erstaunt war ich dann aber doch, dass selbst die anwesenden Teens und Twens den very old fashioned Heavy Metal genauso gebührend abfeierten, als stünden Trendcombos wie HAMMERFALL oder NIGHTWISH auf der Bühne. (Der Chefredakteur verkneift sich an dieser Stelle einen Kommentar, welche Band denn eigentlich vom durch HammerFall und Nightwish maßgeblich mitbegründeten Trend heute profitiert - Anm. rls) Sänger und Rhythm-Gitarrist Graeme Leslie stachelte das Publikum immer wieder mit "Make some noise for me"-Anfeuerungsrufen an. Dieses ließ sich nicht lange bitten und stimmte in grandiose, in Stahl gegossene Hymnen wie "Liar" oder "Walk Away" mit ein. Hervorheben möchte ich die filigrane und generöse Gitarrenarbeit von Pete Jennens. Was der Mann durch sein Klampfenspiel an Emotionen freisetzte, war einfach unbeschreiblich. Die Setlist war ein wahrer Ohrenschmaus und ein gelungener Mix aus den bisher 3 (!) veröffentlichten Alben. Auch die bluesige Heavyballade "And The Righteous Shall Be Saved ...!" wusste zu überzeugen. Die epische Hymne "Stop The Pain" trieb mich geradezu in den Wahnsinn und kam live noch um einiges heavier und atmosphärischer daher als auf Tonkonserve. Als die Briten dann zum Ende ihres Sets auch noch "Anybody There" vom legendären "Last Ship Home"-Sampler anstimmten, gabs für meinereiner kein Halten mehr. Metalherz, was willst Du mehr?!
Eine absolut würdige Co-Headliner-Show, die Jugendträume erfüllte und den Classic Metal-Fan in eine Zeit katapultierte, als die Metalwelt noch heil war. True British steel will never die!!!
Setlist STAIRWAY
Under The Gun
Fly With The Spirit
Walk Away
Liar
Stop The Pain
And The Righteous Shall Be Saved ...!
Red Alert!
Awake!
Chasing Shadows
Souls Of Zion
Save Me
Anybody There
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Meet The Maker

Rob Rock  Rob Rock

Rob Rock  Rob Rock

 Rob Rock  Narnia

Narnia  Narnia Narnia

  Narnia

United: Rob und Christian  United: Rob und Narnia
ROB ROCK & NARNIA
Zum erfolgreichen Gelingen eines Metalfestivals gehört natürlich auch, einen Spannungsbogen auf zu bauen. Hatten STAIRWAY schon Headliner-Qualitäten bewiesen, setzte die nun folgende Show dem Ganzen die Krone auf. Über die gut zweistündige Show dieser wohl einmaligen Kollaboration kann man rückbesinnend eigentlich nur staunen und froh sein, mit dabei gewesen zu sein. Da die Tourband des amerikanischen Sangesbarden zu 2/3 aus NARNIA-Musikern besteht, war es natürlich schon außergewöhnlich, Calle Grimmark neben ROB ROCK shredden zu sehen. Aber auch Rhythm-Gitarrist Daniel Hall zockte geniale Riffs herunter und verlieh den Songs die nötige Durchschlagskraft. Entgegen des erwarteten Einstiegshammers "Slayer Of Souls" (der im Laufe des Sets noch folgen sollte) begann die Band mit "Rock The Earth" vom '03er Album "Eyes Of Eternity", gefolgt von Tracks wie "Judgement Day", "First Winds Of The End Of Time" und "The Sun Will Rise Again". Rob war stimmlich absolut auf der Höhe und ließ sich von den frenetischen Reaktionen des Publikums auf einer Woge der Begeisterung tragen.
Calle Grimmark schien der Gig soviel Spaß zu machen, dass er wie selten zuvor auf der Bühne herumflippte, Purzelbäume schlug oder mit seinen Mitstreitern um die Wette poste. Nach rund 50 Minuten erfolgte in Windeseile eine kurze Umbesetzung und auf einmal stand ein strahlender (nicht nur auf das Outfit bezogen :-) und grinsender Christian Rivel auf der Bühne, Daniel Hall genauso grinsend dahinter, dafür der neue Tastenmann Andreas Lindahl zum zweiten Mal live mit von der Partie.
NARNIA rissen in gewohnter Manier die Fans mit und ließen es sich auch nicht nehmen, zwei neue Songs des kommenden Albums, darunter den Titeltrack "Enter The Gate", zu präsentieren, das mal wieder gewohnte Qualitätsarbeit in Aussicht stellt. Angesichts der doch relativ begrenzten Spielzeit fielen allerdings Kracher wie "Dangerous Game" und "The Witch And The Lion" hinten runter; Calle verzichtete auf sein Frickel-Solo, dafür wurde aber "Long Live The King" aus Hunderten von Kehlen nahezu einstimmig mitgesungen. Nach dem schlussendlichen "The Awakening" waltete Diakon Rob seines Amtes und verteilte Handtücher an die Musiker, um nach einer kurzen Verschnaufpause mit "Street Of Madness", gefolgt von "Eyes Of Eternity" den zweiten Teil seiner Show einzuleiten.
Dann kam der magische Moment, als Christian zurück auf die Bühne kam und mit Rob zusammen "Eagle" und "I'm A Warrior" intonierte. Spätestens jetzt liefen die wohligen Schauer im Halbsekunden-Takt über unsere Rücken. Einfach nur hypergalaktisch!!! Damit aber nicht genug. Als besonderes Bonbon servierte uns das Dreamteam "Nations On Fire" vom legendären '86er M.A.R.S.-Album und "Victim Of The System" von der gleichnamigen '93er IMPELLITTERI-EP. Was für ein Fest für die Ohren! Dieses Konzert war definitiv der Höhepunkt des Jahres 2005! Basta! (tk)

'Onkel Klaus' von Sacrificium
SACRIFICIUM
Als Rausschmeißer oder als Höhepunkt? Keine Ahnung. Auf jeden Fall traten Sacrificium als einzige Knüppelband neben den doch etwas melodischeren Vorbands zum Schluß nochmal kräftig in den Allerwertesten. Himmel, war der Sound fett, dazu kam noch das ultratighte Zusammenspiel, Oliver haute ein Killerriff nach dem anderen raus (da machte es auch nichts aus, daß der Bassist an diesem Abend ausfiel) und der derb grunzende/screamige Gesang von Claudio rundete einen gelungenen Deathmetalauftritt ab. Das Publikum ging nochmal, allen voran die durchgeknallten und schon recht angeheiterten Schweizer, gut mit und mit hauptsächlich neuen Songs ihres am 28.11. bei dem griechischen Label Black Lotus erscheinenden neuen Albums (bitte rot im Kalender anstreichen) ließen wir gemeinsam das Metalfest zu wunderschönen Deathmetalklängen ;-) ausklingen. Als Abschluß gab es natürlich noch einmal einen Vengeance Rising-Song, "White Throne". Yeah! (dh)

Fazit: Das Metalfest dürfte sich mit dieser eindrucksvollen Präsentation und professionellen Organisation endgültig in der Region etabliert haben. Ein großes Lob an Andreas Pfeiffer, Martin Strienz und ihr Cross Music-Team, die sich dieser Herausforderung gestellt haben, denn die Konkurrenz auf dem metallischen Festival-Sektor ist in deutschen Landen bekanntermaßen ziemlich groß. Darum muss man resümierend auch ernüchtert feststellen, dass die schreibende Zunft, hier insbesondere die der namhaften Mags und Fanzines, dieses event mal wieder komplett ignoriert hat. Andererseits dürfen die Veranstalter auch stolz darauf sein, in jedem Jahr Bands zu präsentieren, denen sonst nur geringfügig Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Fotos: Claudia Becker + Erben Jubals
Weitere Fotos vom Metalfest gibt's unter www.metalfest.de und www.erbenjubals.de



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