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Night Of Power   15.10.2005   Giebelstadt, I-Park-Halle
von dh und tk

Das Logo zur Veranstaltung
Was im vergangenen Jahr als powermetal.de-Jubiläumsfestival anlässlich des fünfjährigen Bestehens des Online-Magazins begann, fand in diesem Jahr eine erfreuliche Fortsetzung, wobei sich das "erfreulich" aus unserer Sicht in erster Linie auf den Umstand bezieht, dass mit dem erst zweiten Europa-Auftritt des SAINT-Frontmanns JOSH KRAMER wieder eine Metallegende on stage zu erleben war, die uns alte SAINT-Jünger in endlose Verzückung versetzen sollte. Bei Ankunft in Giebelstadt zu mittäglicher Stunde hielten die Sporthalle im I-Park gerade mal eine Handvoll Metalheads "besetzt", darunter auch die, die ihre Tonträger und ihr Merchandising zum Verkauf anboten. Veranstaltungschef Schorsch Weihrauch machte freundliche Miene zum bösen Spiel oder auch eine böse Miene, als nach gut drei Stunden die Halle immer noch gähnend leer war und sich erst beim MAJESTY-Gig recht ordentlich zu füllen begann.

FIREREIGN
Die Esslinger Truppe FIREREIGN eröffnete die Night Of Power und bot kernigen US-Metal der 80er Schule, der allerdings unter einem hundsmiserablen Sound zu leiden hatte, so dass man geneigt war, aus eben diesem Grund den Ort des Geschehens wieder ganz schnell zu verlassen. Wir blieben natürlich trotzdem und erlebten eine Band, die ihre Show konsequent durchzog und sich von den widrigen Umständen inkl. gähnender Leere nicht verunsichern ließ. Gerade Frontmann und Sänger Christian Schäfer poste sich engagiert durch den Gig, der auch mit echten Hymen (Tippfehler des Monats! - Anm. rls) wie "Army Of Death" aufwarten konnte und damit zumindest aus musikalischer Sicht für einen gelungenen Auftakt dieses Festivaltages sorgte. (tk)

Karkadan
KARKADAN
Nach der klassischen Heavyrockuntermalung von Firereign folgte mit den Schwaben von Karkadan nun etwas deftigere Kost. Die immerhin auch schon seit 1997 existierende Band servierte uns feinen melodischen Black/Deathmetal, nur das Publikum wollte (bis auf eine Handvoll) noch nicht so richtig mitgehen. Dies lag aber weniger an der Band, die sich redlich bemühte, sondern eher an der noch doch recht frühen Uhrzeit (circa 13:00!). So früh war ich auch noch nicht auf einem Konzert, etliche Leute rieben sich da noch den Schlaf aus den Augen, aber spätestens mit dem Megadeth-Coversong "Symphony Of Destruction" schienen Karkadan doch noch ein paar müde Beine bzw. Köpfe in Bewegung zu bringen.

BARRITUS
Barritus hinterließen bei mir erstmal ein Stirnrunzeln. Dabei schien es anfangs noch recht interessant zu werden. Die Sängerin, die derbe Thrashshouts drauf hatte und in ihren Ansagen mit sanfter liebevoller Stimme mit dem Publikum kommunizierte, sammelte bei mir zwar Pluspunkte, leider war der etwas modernere Thrash aber etwas unausgegoren, irgendwie fehlte den Songs noch die rechte Linie. Aber es bleibt abzuwarten, wie sich die Band noch weiterentwickeln wird. (dh)

CIRCLE OF TYRANTS
Diese Hessen-Band wurde als neuer Stern am Prog.Power/Thrash-Himmel angekündigt, was sich im Nachhinein allerdings als eine kleine Enttäuschung herausstellte. Zwar haben die Herren musikalisch durchaus interessante Songideen, ihren wütenden Stilmix konnten sie live allerdings nicht durchgängig überzeugend rüberbringen. Vor allem Sänger Holger machte es einem immer dann schwer, wenn er metalcorlig zu kreischen begann, wohingegen seine cleanen Gesangspassagen mit der musikalischen Ausrichtung der Band besser harmonierten. Da während des COT-Gigs gerade die SACRIFICIUM-Crew, RANDOM EYES und wenig später JOSH KRAMER eintrafen, galt die Aufmerksamkeit zumindest unsererseits allerdings erstmal diesen Personen und weniger den Herrschaften auf der Bühne. (tk)

Random Eyes
RANDOM EYES
Unsere finnischen Freunde von Random Eyes ließen auch beim Night Of Power-Festival nichts anbrennen. Dabei dürften den wenigsten Anwesenden die Band überhaupt ein Begriff gewesen sein. Dies hinderte Random Eyes aber nicht, mit verändertem Line-up (u.a. ein neuer Bassist) sich mächtig ins Zeug zu legen. Etliche neue Songs kamen zum Einsatz, im Vergleich zu den älteren kamen sie mir ein Stück härter vor und Sänger Christian Palin sang auch eine Spur tiefer: Dark/Gothic/Powermetal? So war jedenfalls mein erster Eindruck und der macht mächtig neugierig auf die neue CD, die Anfang 2006 herauskommen wird. Ältere Songs wie "Hero" kamen selbstverständlich ebenfalls zum Einsatz und ich bin überzeugt, daß sich einige Zuhörer, die die Band bis dahin noch nicht kannten, den Namen in ihr Notizblöckchen kritzelten.

Sacrificium
SACRIFICIUM
Sacrificium hatten wohl einen ähnlichen Start wie Random Eyes, kaum einer kannte sie, und hinzu kam noch, daß sie als ganz kurzfristiger Ersatz (zwei Tage vor dem Festival kam die Anfrage) für End Of Green einsprangen. Nun, uns (Thorsten, Olaf, den beiden Lang-Brüdern und mir) kam dies recht, obwohl wir sie erst zwei Wochen vorher beim Metalfest in Bad Hersfeld sahen. Von ordentlichem Todesblei kann man doch nie genug bekommen und da uns Sacrificium fast ein Jahr, bis zum 28.11., aufs neue Album schmoren lassen, muß man ja wenigstens bis dahin live in den Genuß der neuen Stücke kommen, es gingen auch einige Black/Deathmetalfans gut mit. Grinsen mußten wir allerdings bei der Ankündigung des Coversongs "White Throne", der doch bei den meisten ratloses Schulterzucken hervorrief. Jedenfalls holten sich zwei in Morbid Angel- bzw. Slayer-Shirt gehüllte Zuhörer bei mir noch einige Informationen über Sacrificium; hoffe, ihr besorgt euch auch das neue Album. (dh)

MAJESTY
Nun waren die Truesten unter den Truen gefragt, um Deutschlands Posermetal-Band und MANOWAR-Kopie Nr. 1 auch würdig abzufeiern. Es ist bei diesen Leder- und Nieten besetzen Herren zwar relativ leicht zu durchschauen, dass sie mit wohl kalkulierter imageträchtiger Effekthascherei nach in die Höhe schnellenden Verkaufszahlen schielen; MAJESTY haben sich allerdings einem musikalischen Minimalanspruch verschrieben, so dass sie ihr spieltechnisch nur geringfügig ausgeprägtes Können (vermutlich sollte man sich vor solchen Urteilen erstmal die Scheiben der Sideprojects diverser Bandmitglieder reinpfeifen ... - Anm. rls) mit tonnenweise Pyro-Effekten und "dummen" Sprüchen kompensieren müssen, um die Peinlichkeiten wenigstens in einem halbwegs erträglichen Rahmen zu halten. Die Posermassen waren begeistert. Wir nutzten indes die Zeit, um frische Luft zu schnappen und die güldne Oktobersonne zu genießen wie auch die schöne fränkische Landschaft zu bewundern.

FINAL BREATH
Die Lokalmatadoren FINAL BREATH hatten mich schon beim diesjährigen Winternachtstraum-Festival geradezu euphorisch gestimmt, allerdings erwischten die Würzburger Thrash/Deather den miesesten Sound des Abends, der den kompletten Gig zu einer wahren Tortur für die Ohren machte. Selbst die bitterbösesten Blicke in Richtung des Mannes am Mischpult halfen nichts, insofern konnte man die technisch brillanten Riffs nur erahnen. Frontkreischer "Eumel" Aumann versuchte das durch intensives stageacting zwar auszugleichen, half aber nichts. Der völlig übersteuerte Soundbrei wollte in keinster Weise zum Bangen einladen. So tat es mir doch ein bissl leid für die Truppe, die zu den wohl besten deutschen Bands des technisch anspruchsvollen Prügelstoffs gehört.

Guru Josh  Die Saint-Projektbesetzung
JOSH KRAMER of SAINT
Wie fühlt es sich wohl an, wenn man einen der größten Metalshouter, den man seit gut zwanzig Jahren bewundert, zum ersten Mal live auf einer deutschen Bühne erleben darf? Unbeschreiblich, einfach unbeschreiblich!!! Stefan Lang, seines Zeichens Trommler bei ADORNED GRAVES und Arrangeur dieser einmaligen Kollaboration hatte mich schon im Vorfeld dieses Gigs so richtig "auf Touren" gebracht. Als JOSH KRAMER mit seiner Begleitband, bestehend aus Stefan Lang (dr), Tilman Ruby (g), Patrick Fuchs (g) und Carsten Kettering (b) die Bühne betrat, gab's kein Halten mehr. Mit "In The Night" vom '86er Album "Time's End" stieg das Dreamteam in ihren Set ein, eine lupenreine Best Of-Zusammenstellung, die kaum Wünsche offen ließ. JOSH unterstrich jede Textteile mit einer für ihn typischen Geste, wirkte locker, entspannt, zu jeder Sekunde präsent und sang uns mit ewigen Hits wie "Too Late For Living", "Warriors Of The Son" (in der ersten Reihe vor der Bühne gab es Adrenalinstöße nie gekannten Ausmaßes :-) und "Star Pilot" in den Headbangers Heaven. Wie der sympathische SAINT-Frontmann und Heavymetal-Liebhaber Gestik, Mimik und sein Charisma zu einer ausdrucksstarken und fesselnden Performance vereinte, war schon sagenhaft. Daneben die unglaubliche spielerische Leistung der Saitenfraktion, die die alten SAINT-Klassiker dermaßen nah an den Originalsongs herunterspielte, dass man das Original-Line-Up zu keinem Zeitpunkt vermisste. Der Sound war vorne raus exzellent, was an diesem Abend ja eher eine Seltenheit war. Auch TANKARD/LIGHTMARE-Gitarrist Andi Gutjahr und SACRIFICIUMs Claudio flippten mit uns herum, um in einem nimmer enden wollenden Glückstaumel 80s Heavy Metal in Reinkultur zu zelebrieren. Das Ganze gipfelte dann in der ultimativen Abschlusshymne "Steel Killer", die von den Fans frenetisch abgefeiert wurde. Eigentlich eine Schande, dass der Band nach so einem famosen Auftritt keine Zugabe gewährt wurde, insofern mussten die Tracks "Primed & Ready" und "Plan 2" gecancelt werden.
Waren schon die Auftritte von STAIRWAY und ROB ROCK/NARNIA beim Metalfest die Krönung eines wirklichen genialen Festivaljahres, so setzte JOSH und seine Mannschaft dem Ganzen das Sahnehäubchen obendrauf! (tk)

Herr Kramer und seine Jünger
Setlist JOSH KRAMER of SAINT
In The Night
Holy Rollin
In The Battle
Too Late For Living
The Path
On The Street
Warriors Of The Son
Star Pilot
Ryders
Acid Rain/Full Armor
Phantom Of The Galaxy
Steel Killer

FLESHCRAWL
Nach dem klasse Auftritt von Josh Kramer + Begleitband beschloß ich Fleshcrawl doch ein wenig mehr aus der hinteren Reihe zu begutachten. Und die am schwedischsten klingende Deathmetalband Deutschlands feuerte auch ein wahres Deathmetalfeuerwerk ab. Leider bin ich mit dem Material der Band nicht allzusehr vertraut, obwohl ich zwei Platten von ihnen bei mir im Plattenschrank stehen habe. Fest steht, daß sie mächtig auf das Gaspedal traten, technisch sehr versiert waren, nur auf die Dauer etwas eintönig wurden. Aber egal, mächtig den Schädel gespalten haben sie. (dh)

FALCONER
Nach soviel todesbleiernem Dauergeknüppel war man eigentlich ganz froh, mit den Schweden FALCONER auf folkigen Powermetal umsteigen zu können. Was wir hörten, war allerdings ziemlich uninspirierte 0815-Metalkost. Der Sänger passte mit hochgegeltem Kurzhaar und Sonnenbrille schon mal optisch nicht zum Rest der Truppe und konnte gesanglich keinerlei Akzente setzen. So zogen wir es nach 11 Stunden metallischer Dauerberieselung und nachlassender physischer Kondition doch lieber vor, die Fahrt ins Hessenland anzutreten, so dass wir von den holländischen Sado-Maso-Metallern GODDESS OF DESIRE gänzlich nichts mehr mitbekamen.

Die CrossOver-Abgesandten, kritisch beäugt vom Hinterland
Fazit:
Ein eher durchwachsenes Festival, das mit dem Auftritt von JOSH KRAMER und seiner Band den absoluten Höhepunkt markierte, ansonsten auch viel Durchschnitt zu bieten hatte. Insbesondere die Wahl der Location war alles andere als eine glückliche. Da wir das Engagement und die Arbeit des Kollegen Weihrauch und seiner powermetal.de-Mannschaft aber schätzen (welcher Festivalveranstalter lässt schon alte BLOODGOOD- und TOURNIQUET-Klassiker in den Umbaupausen laufen?!), hoffen wir einfach auf günstigere Voraussetzungen und mehr Besucher bei der nächsten NOP. (tk)



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