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The Ultimate Metal-Tour 2001: Extol, Revenge Of Insanity, Sacrificium    06.12.2001    Crailsheim, Rockkneipe Eiche; Christmas Rock Night    7.-9.12.2001    Ennepetal, Haus Ennepetal
von tk und dh

Jaa, schon im Vorfeld dieser Ereignisse bekamen wir schwitzige Finger, denn hier braute sich ganz schön was zusammen in deutschen Landen und ließ unsere Metalherzen höher schlagen. Erstmal wollten wir uns das ultimative Röchel-/Grunz-/Prügelevent geben, um dann gestärkt und motiviert dem erstmals dreitägigen Megaereignis CRN beizuwohnen. Ein Mammutunternehmen, für das spezielle Kraftreserven nötig waren.

Extol, Revenge Of Insanity, Sacrificium    06.12.2001    Crailsheim, Rockkneipe Eiche
Knecht Ruprecht, hol den Knüppel aus dem Sack! Am Nikolaustag gab es Knüppelmucke en masse, noch dazu sehr anspruchsvolle. Nachdem wir uns eine Stunde im Stau stehend mit entsprechenden Klängen (Crimson Thorn, Living Sacrifice) die Zeit um die Ohren schlugen, kamen wir doch noch pünktlich in dem verträumten ostschwäbischen Städtchen Crailsheim an, so daß auch noch Zeit für einen zünftigen Schluck „Schwabenbräu“ übrig blieb. Nach einem laut grunzenden „Greet“ in Richtung Sacrificium legten die Jungs mit zwei neuen Songs ihres im kommenden Jahr erscheinenden Full-Length-Albums los uns bewiesen damit, daß sie Gott-sei-Dank ihrer Linie treu geblieben sind. Der Sound war für die kleine, gemütliche Hütte recht amtlich, nur die etwa 30 zahlenden Nasen zeigten sich etwas lahm. Roman vermisste man nicht zu arg, da Claudio ganz gut bei Stimme war -zumindest am Anfang -, durch eine Verletzung bedingt aber nicht in die Saiten greifen konnte. Hier half Christian von Acoustic Torment aus. „Paupers Grave“ kam extrem geil rüber und neben Gassenhauern vom ‘96er Minischeibchen kredenzten uns Olli T. und seine Jungs den Kracher „Psalm Of An Unborn“ in voller Länge. Nach 40 Minuten Old-School-Deathmetal war erstmal eine Erfrischung an der Reihe.
Die nachfolgenden Revenge Of Insanity knüppelten gut drauf los, obwohl das High-Speed-Geschrubbe im Gegensatz zum technisch versierten Todesblei von Sacrificium etwas farblos wirkte. Auch das Publikum zeigte keinerlei Resonanz. Die Message der Band durfte man wohl nicht so ganz ernst nehmen ... “die dunklen Geschöpfe der Nacht“ fürchteten wir jedenfalls ebensowenig wie „die dämonischen Frauen, die zur Verführung bereit waren“. Nach der netten, aber unspektakulären Knüppelorgie war zunächst mal Durchatmen angesagt, um sich auf den Topact vorzubereiten.
Extol brauchten nicht lange, um sich warm zu spielen, holzten gleich richtig los und stellten von Beginn an unter Beweis, daß sie die wahren Meister progressiven Deathmetals sind. Eine Schande, daß diese Band im säkularen Lager nahezu unbekannt ist. Neben Material vom aktuellen „Paralysis“-Minialbum spielten Extol auch Klassiker von „Burial“ oder „Undeceived“ herunter, und unsereiner ließ die Matte kreisen und grunzte glückselig durch die Gegend. Schnell bildete sich vor der kleinen Bühne ein Moshpit, auf einmal waren sie alle da, die Banger vor dem Herrn! Der Sound war genial, Peter schrie, daß sich die Balken bogen und David - mit neuer Punk(?)frisur - bearbeitete die Felle in gewohnter Manier. Als Zugabe gabs „Into Another Dimension“, aber sowas von arschtight gespielt. Es gibt derzeit keine Band - auch keine bö(h)se - die Extol in technischer Hinsicht das Wasser reichen kann, soviel ist klar.
Nach einer Stunde Elchtod-Melodien trafen wir uns mit den Musikern zum erfrischenden Schluck am Tresen, plauderten über Gott und die Welt, über das neue Akustikscheibchen im kommenden Jahr (man solls kaum glauben!) und die vor uns liegende CRN ... und dann noch nach Hause.

Christmas Rock Night   07.-09.12.2001    Ennepetal, Haus Ennepetal

07.12.2001, 17-1 Uhr
Nachdem wir mit Bretti im Schlepptau pünktlich wie die Feuerwehr im Haus Ennepetal eintrafen, eilten wir sofort zur Alterna-Stage, wo Cherubim ihren ersten CRN-Gig überhaupt spielen sollten. Da die Kasseler Recken selbst etwas später eintrafen, dauerte der Soundcheck auch entsprechend länger. Mensch, Josef wieder an den Drums, das war doch eine kleine Überraschung. Auch am Bass gibt es einen Neuzugang zu vermelden. Cherubim spielten das gewohnte Set, neue Songs gabs auch zu hören, aber in welchem Jahrhundert wollt ihr endlich die neue CD rausbringen? Hans-Martin hat ja mittlerweile auch Grunz-Qualitäten, Cherubim könnten sich also gut in Richtung Thrash/Death entwickeln, aber da würde der gute Marc wohl nicht mitspielen ... sorry Marc, aber Rap-Vocals passen irgendwie nicht zu Euch! Trotz allem gabs Metalcore satt, bis mal ganz der Strom ausfiel und die Entertainerqualitäten Marcs voll zur Geltung kamen. Nach gut einer Stunde Cherubim gings dann nach oben, um all unsere Metalrecken, u.a. Olaf, der am Stand von Matthias schön glücklich vor sich hin schwitzte, zu begrüßen.
Disciple konnten auf der kleinen Bühne wie gewohnt mitreißen, allerdings platzte der Raum aus allen Nähten, so daß wir der Show von draußen her ein Öhrchen liehen.
Bride hätte man in diesem Jahr wirklich außen vor lassen können, denn die penetrante Art der Show (Dale Thompson mit Cowboyhut, Pelzjäckchen und Sonnenbrille) war einfach nur peinlich und verstärkte in mir (tk) den Wunsch, daß diese Formation endlich das Zeitliche segnet. Bride im heutigen Zustand braucht nun wirklich keiner mehr.
Nachdem ich den Rest von The Violet Burning noch mitbekommen hatte, warteten wir alle auf den ersten Höhepunkt der CRN: Tourniquet. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr gab es vor dem Gig kein Gedränge und Geschubse, gut so. Tourniquet spielten ein komplett anderes Programm, „Pecking Order“ war geil, „The Skeezix Dilemma“ gabs als Teil 1+2 hintereinander, „Tears of Korah“ kam auch ziemlich amtlich rüber, den Vogel schossen die Tournis allerdings mit „The Hand Trembler“ ab – denn daß sie diesen Song jemals live spielen, hätte wohl niemand gedacht. Trotz allem wirkte die Band etwas müde und als man mit „Messiah“ den Heroen Bloodgood huldigte, vergaß Luke auch schon mal den Text. Ein Drumsolo gab es diesmal auch nicht, schade drum. Allerdings hat der Mann am Mischpult auch die Regler nicht ganz im Griff gehabt, denn der Sound ließ einige Wünsche offen. Nun wollen wir den Gig aber mal nicht schlechter darstellen, als er wirklich war, schließlich gab es Tourniquet auch am kommenden Tag noch mal auf der kleinen Bühne ... und da wollten sie einiges wettmachen.

08.12.01, 15.30-1 Uhr
Der Samstag begann für uns unten mit Brain:FAQ aus Sachsen. Soviel Lametta auf einen Haufen hatte die Welt noch nicht gesehen, sollte laut Auskunft der Band eine Protestaktion gegen den übermäßigen Weihnachtstrubel sein. Die Neufünfländer überraschten uns schwer, denn ein derartig geiles Moshcore-Gewitter hatten wir nicht erwartet. Frontmann Andi und sein Genosse Robert brüllten so ziemlich alles in Grund und Boden, die kleine, zierliche Bassistin grinste wie ein Nilpferd (Eure Komplimente haben aber auch einen eigenartigen Beigeschmack :-) - Anm. rls) und überhaupt machte es Spaß, dieser Band zuzuschauen. Die Musik von Brain:FAQ könnte man als eine Mischung aus alten Circumcised und Sepultura bezeichnen, interessanter Stoff also. Nach gut 40 Minuten Haare schütteln gings erstmal zum Getränkestand.
Der weitere Verlauf des Abends hatte auch viel Leerlauf in sich; bei Project 86, worauf wieder überwiegend die Teenies abtanzten, schaute ich (tk) nur mal kurz vorbei, ansonsten pendelte man in üblicher Weise zwischen Merchandising-Ständen hin und her oder unterhielt sich mit interessanten Persönlichkeiten, z.B. Ted Kirkpatrick, der mal wieder bekräftigte, wie treu und fantastisch das deutsche Publikum sei :-)
Pünktlich um 21 Uhr sollten dann Tourniquet zu ihrem triumphalen Auftritt die kleine Bühne entern. Wir dürfen vorweg schicken, daß sie den vom gestrigen Abend etwas getrübten Eindruck mehr als wett machten. Diesmal bekamen wir das Set geboten, das Tourniquet all die Jahre über gespielt haben, aber dermaßen abgefahren, daß selbst der eingefleischte Tourniquet-Fan ins Staunen geriet. Aaron quälte die Saiten, bis die Tränen kullerten, Ted bearbeitete in gewohnter Glanzleistung sein Drumkit, Luke hüpfte, schrie und animierte immer wieder die wild moshende, bangende Meute; allein Steve schien es etwas ruhiger angehen zu lassen . „A Dog’s Breakfast“, „Pathogenic ...“, „Ark of Suffering“ – jeder Hit wurde frenetisch abgefeiert. Der Sound war im Gegensatz zum gestrigen Gig wirklich genial, nur die Luft hing voll heiß dampfenden Schweißes, was das Atmen doch erheblich erschwerte. Leider gab es auch heute kein Drumsolo, aber mit dieser Leistung haben die Tournis bewiesen, daß sie nach wie vor in ihrer eigenen Liga spielen. Nach diesem schweißtreibenden Gemoshe brauchten wir erstmal ‘ne ausgiebige Pause und nahmen wohlwollend, cola- und apfelschorleschlürfend zur Kenntnis, daß Disciple auf der Mainstage von der jungen Fraktion wieder gnadenlos abgefeiert wurden. Den Abend ließen wir zu Ehren von Bretti, der um 0.00 Uhr wieder ein Jahr älter geworden war, mit einem extra vom Geburtstagskind spendierten Bierchen und in netter, äußerst amüsanter Runde mit Adrian Thompson (Ex-Split Level) im Klimperkasten ausklingen.

09.12.01, 14-22 Uhr
Am Sonntag durfte ich (tk) im Schlepptau von Marc Piras einen erstmals für die CRN angebotenen Gottesdienst in Ennepetal besuchen, der trotz musikalischer Unterstützung durch die Noisetoys und Electrics nicht gerade der Reißer war. Hing wohl auch mit der Organisation zusammen, zudem kämpfte der Veranstalter mit technischen Schwierigkeiten, so daß ein Videoband mit Mr. Bean eher zum Gähnen animierte.
Nach einem Kurzbesuch beim Döner um die Ecke gings zum letzten Mal ins Haus Ennepetal, um vor allem zwei Bands in Augenschein zu nehmen: Morphia und Saviour Machine.
Die Holländer Morphia spielten zum ersten Mal live in Ennepetal und wir waren gespannt, wie sich diese Band nach dem immerhin schon drei Jahre alten Output „Unfulfilled Dreams“ präsentieren würde. Nun, die kleine Bühne war für die sechsköpfige Horde wahrhaftig zu klein, dazu noch ein ziemlich aufwendiges Drumkit, da bleibt nicht mehr viel Bewegungsfreiheit. Nach einem ausgiebigem Soundcheck legten die Düster-Doomsters los und überraschten mit einem ziemlich geilen Sound. Sie spielten auch meinen (tk) Favoriten „Desire“, der schon eine kleine Gänsehaut hinterließ. Vor der Bühne versammelten sich nicht nur altbekannte schwarz gekleidete Gestalten, sondern auch das „normale“ Publikum zeigte Gefallen an den schweren, morbiden Melodien. Der Sänger unterstrich die größtenteils allegorischen Lyrics immer wieder mit ausladenden Gesten, im Grunde wäre für Morphia ein gruftiger Gewölbekeller der ideale Auftrittsort. Die schnelleren Passagen wurden durch intensives Headbanging und Haarefliegen unterstützt, so daß unsereiner wieder ganz auf seine Kosten kam. Insgesamt ein beachtlicher Gig, der Lust auf mehr von dieser hochtalentierten Band macht.
Danach gings gleich nach oben, wo schon fleißig für Saviour Machine umgebaut wurde. Allerdings, so hatten wir vorher durch Matthias erfahren, würde es ein Best-Of-Programm ohne große Requisiten und Facepainting geben. Na, Best-Of hörte sich doch schon mal gut an. Zudem dürfte es in der Geschichte Saviour Machines einmalig sein, daß sich live gleich drei Bands in einer tummelten (Veni Domine, Narnia und eben Saviour Machine).
SM eröffneten mit „American Babylon“, und ich (tk) fühlte mich sehr stark an 1996 erinnert, als von der Legend-Trilogie noch nicht allzu viel durchsickerte und ausschließlich die Songs im Vordergrund standen. Kalle von Narnia bewältigte seine Aufgabe glänzend und nur bei „Carnival Of Souls“ kam er mal kurz ins Frickeln. Von "Legend III:I" wurde uns das ruhigere „The Ancient Serpent“ serviert, „Saviour Machine II“, „Love Never Dies“ und „Jesus Christ“ waren zweifelsohne weitere Highlights eines ungemein lockeren und familiär anmutenden Gigs; obwohl nach drei Jahren Bühnenabstinenz eine große Spannung schon im Vorfeld zu spüren war, habe ich (tk) mich noch nie bei einem SM-Gig dermaßen entspannt gefühlt. Eric - wie schon erwähnt ungeschminkt und erbartet - wirkte sehr locker, shakerte mit dem Publikum herum und baute zwischen den Stücken immer wieder kurze Gags ein. Sollten einige Besucher erwartet haben, daß sich gerade SM, auch durch die Legend-Thematik bedingt, zu den Terroranschlägen vom 11.09. äußern würden, wurden diese enttäuscht (Ich finde es allerdings korrekt, daß sich die amerikanischen Künstler und Bands in dieser Sache mit Statements zurückgehalten haben - Anm. tk). Nach knapp 70 Minuten verließen SM unter tosendem Beifall die Bühne und Rainer Mittelstädt ließ verlauten, daß sie bei der Owener Rocknacht im Frühjahr ’02 eine sehr aufwendige, zweieinhalbstündige Show spielen würden. Na, dann freuen wir uns schon mal auf den 23.03.02! Im Anschluß standen SM auf der Alterna-Stage Rede und Antwort, und der interessierte Zuhörer und Fan konnte hier seine unmöglichsten Fragen loswerden.
Gegen 22 Uhr war das dreitägige, für uns viertägige, Mammutprogramm gelaufen. Sicher kann man ein dreitägiges Festival verkraften, die horrenden Preise und die doch oft austauschbaren Bands (wir wollen hier mal keine Namen nennen) lassen allerdings den Schluß zu, daß es Sinn macht, die CRN bei zwei Tagen zu belassen und die Anzahl der Bands zu reduzieren, damit Topacts auch die Möglichkeit haben, ohne großen Zeitdruck ihr Programm durchzuziehen. Ferner hat uns in diesem Jahr eine klassische Metalband gefehlt, auch da könnten sich die Veranstalter wieder mehr drum bemühen.
So, das wars, wir sehen uns alle wieder auf der CRN 2002. Keep rockin‘ for the rock!
 
 




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