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Zeitschriften-Rezensionen 2016

Schach, Schach-Magazin 64, Schachproblem, Anzeiger des Vereins Thüringer Ornithologen, Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz e.V., Panorama, Der Bergwenzel, Nachrichten der Gesellschaft der Freunde des Gewandhauses zu Leipzig e.V., Galore, Mint, Eisenblatt, Hardline, Bach Magazin, Das Opernglas, Mosaik


Erfolgsgeschichten, in denen sich aus der DDR stammende Unternehmen gesamtdeutsch durchsetzen, Konkurrenten aus dem Altbundesgebiet schlucken und sogar zum Branchenprimus werden, gibt es nicht eben viele - die Rotkäppchen-Sektkellerei fällt einem spontan ein, aber dann? In deutlich kleinerem Maßstab konnte man dieses Szenario bei den Schachzeitschriften erleben, wo die altgediente DDR-Postille, die schlicht und einfach Schach heißt, dank des langen Atems von Raj Tischbierek, der hohen Qualität und schließlich der Übernahme einiger Konkurrenzblätter mittlerweile längst zur bundesweiten Instanz geworden ist. Der Rezensent hat in den Neunzigern in der Deutschen Bücherei in Leipzig immer mal ein Heft gelesen, dann viele Jahre lang nicht mehr und erst mit Nummer 9/2016 und der kurz vor Weihnachten 2016 erschienenen 1/2017 wieder welche erworben. Und siehe da, trotz fast zwei Jahrzehnten Lesepause findet man sich immer noch auf den ersten Blick zurecht und stellt zudem zufrieden fest, daß Altmeister Albin Pötzsch immer noch seine Rubrik "Hohe Schule der Kombination - Schach lehrt Schach" pflegt (sein noch zu DDR-Zeiten erschienenes Buch "Spaß am Kombinieren" gehört in den Bücherschrank eines jeden Schachspielers!) und in puncto Formulierungsfreude immer noch ganz der Alte ist. In Nr. 1/2017 nimmt die Berichterstattung über den Weltmeisterschaftskampf zwischen Magnus Carlsen und Sergej Karjakin natürlich breiten Raum ein, füllt fast die Hälfte der 88 A5-Seiten und stellt auch das Titeldiagramm, das die Stellung vor dem brillanten Damenopfer zeigt, welches die letzte Stichpartie des Kampfes entschied und seinen festen Platz in der Schachliteratur der Zukunft sicher haben dürfte. Ein weiteres Viertel des Heftes widmet sich dem Geschehen in der Schach-Bundesliga vom 3. bis 6. Spieltag, der Rest gehört Turnierberichten, die in anderen Heften, welche kein Großereignis zu beleuchten haben, natürlich einen breiteren Raum einnehmen, und einigen Standardrubriken, zu denen neben Pötzschs genannter Kombinationsschule auch "Probleme und Studien" zählt, deren "Urdruck-Parade" genannte Aufgabensammlung mittlerweile bei Nummer (Achtung, festhalten!) 18515 (in Worten: achtzehntausendfünfhundertundfünfzehn) angekommen ist. Daß Berichte und Kommentare Hand und Fuß haben, versteht sich bei der hochkarätigen Mitarbeiterschaft von selbst - neben dem Redaktionstrio aus Tischbierek, Dirk Poldauf und Sibylle Heyme ist noch ein Stab freier Mitarbeiter bis hin zu Großmeisterniveau am Start, und sogar Karjakin selbst analysiert eine Partie. Auch vom Layout her weiß das Heft zu überzeugen (simpel, aber effektiv), und nur selten genügt mal die Bildqualität höheren Ansprüchen nicht (in 9/2016 bisweilen bei der Berichterstattung über das German Masters der Damen in Dresden). Auffällig ist zuweilen Tischbiereks kompromißlose Ausdrucksweise, die aber trotzdem normalerweise in fundiertem Wissen fußt, was freilich einen Patzerzug wie die Einleitung des Nachrufs auf Mark Taimanow (1/2017, S. 41) umso krasser macht: "Wissen Sie mehr über ihn, als dass er 1971 in Vancouver 0-6 gegen Bobby Fischer verloren hat ...?" Ja, ein paar tausend DDR-sozialisierte Schachfreunde (und viele von denen werden nach wie vor zu den Lesern der Zeitschrift gehören!) haben die 24bändige "Moderne Eröffnungstheorie" des Sportverlages Berlin im Regal, zu deren Autoren Taimanow gehörte. Trotzdem bleibt das monatlich erscheinende Heft Pflichtlektüre für Schachfreunde. Kontakt: Zeitschrift Schach, Exzelsior Verlag GmbH, Boxhagener Straße 119, 10245 Berlin, info@exzelsior.de, www.zeitschriftschach.de



So ganz allein auf dem Markt ist die soeben besprochene Postille aber nicht, denn da gibt es z.B. noch das gleichfalls monatlich erscheinende Schach-Magazin 64, das sich als "Deutschlands erstes vollfarbiges Schachmagazin" bezeichnet. Okay, man braucht nicht zwingend Farbe in einem Heft über ein Spiel auf einem schwarz-weißen Brett, aber die Bilder hübscher Schachspielerinnen sehen in Farbe natürlich deutlich reizender aus. Die 52 A4-Seiten der Dezemberausgabe 2016 widmen sich natürlich auch der WM, allerdings deren ersten Partien, und Analoges gilt für die Bundesliga-Berichterstattung, wobei hier auch die österreichische Bundesliga vorkommt. Trainingsrubriken gibt es auch hier, allerdings überwiegend an den Durchschnittsspieler gerichtet, wie überhaupt das Heft den Eindruck macht, seine Zielgruppe ein paar Elopunkte unter der der oben besprochenen Zeitschrift angesiedelt zu haben. Das ist per se nichts Schlechtes, man muß es nur eben wissen, um keine Enttäuschung wegen nicht erfüllter Erwartungen zu erleben. Auch hier ist neben Chef Otto Borik noch eine Kohorte an freien Mitarbeitern im Einsatz, um auch von abgelegenen Ereignissen wie einem Wettkampf zwischen Anatoli Karpow und Jan Timman in Murmansk aus Anlaß des 100jährigen Gründungsjubiläums der Stadt zu berichten. Leider ist die Fehlerquote im Text insgesamt deutlich zu hoch - da werden mal Gewinnmeldungen vertauscht (S. 40 links unten), Läufer und Springer verwechselt (S. 5 in der Analyse zur WM-Partie 3 nach Zug 48), und auf S. 47 steht der gleich doppelt skurrile Satz "Die herausragende Spielerin des Turniers war die frühere DDR-Nationalspielerin Brigitt Burchardt ...", die erstens Brigitte heißt und zweitens laut S. 46 die einzige Spielerin in der sonst ausschließlich männlich besetzten Deutschen Senioren-Mannschaftsmeisterschaft der Landesverbände war. Tja, und auf S. 39 ist in Kombination 5 Schwarz nach 76. Lxf4?? noch keineswegs patt, sondern muß noch seinen Turm loswerden. Kontakt: Verlag Carl Ed. Schünemann KG, Zweite Schlachtpforte 7, 28195 Bremen, kontakt@schach-magazin.de, www.schach-magazin.de

In beiden genannten Blättern ist ChessBase mit Anzeigen vertreten - die renommierte Schachsoftwareschmiede gibt aber seit 2016 auch eine eigene Zeitschrift heraus. Die heißt Schachproblem und unterscheidet sich inhaltlich dahingehend von den beiden anderen Heften, daß es hier keine Partieanalysen, Turnierberichte o.ä. gibt, sondern es sich überwiegend um eine Aufgabensammlung handelt, die nur minimal durch strukturelle Erläuterungen ergänzt wird. Zunächst gibt es 100 "normale" Aufgaben ansteigenden Schwierigkeitsgrades, bei denen allerdings nicht wie im Problemschach ein konkretes Ziel formuliert wird (also z.B. Matt in x Zügen), sondern lediglich das Zugrecht angegeben wird und der Löser dann selbst den besten Zug finden muß - also eine Situation wie in einer realen Partie am Brett. Dieser Konstellation entspricht auch die Tatsache, daß, wenn eine Aufgabe für Schwarz gestellt wird, die Stellung auch mit Schwarz unten und Weiß oben abgedruckt wird, was für Aufgabenstellungen sonst völlig unüblich ist, aber eben der Lage entspricht, die man in durchschnittlich 50% aller Partien am Brett vor sich hat. Nach besagten 100 Aufgaben (der Rezensent, kein aktiver Partiespieler, ist mit seiner Lösungsquote recht zufrieden - erst um Partie 60 stieß er beim Lösen nur anhand des Diagrammabdrucks, also ohne die Stellung auf dem Brett nachzustellen, an seine Grenzen, bewältigte aber kurioserweise Aufgabe 100 völlig problemlos, die löserseitig im zugrundeliegenden ChessBase-Taktikserver mit einem Elo-Schnitt von 2301 angegeben ist, was etwa dem Schnitt der zehn Spielerinnen der deutschen Elite entspricht, die beim oben erwähnten German Masters in Dresden spielten, wobei Martin Fischer im Vorwort aber vorsorglich darauf hinweist, daß die Elo-Zahlen des Taktikservers nichts mit denen des Lösers zu tun hätten) folgen in der vorliegenden Ausgabe 1/2017 (88 A5-Seiten im klassischen Schwarz-Weiß) noch insgesamt 28 weitere thematisch sortierte, also z.B. zehn gegen den vorgeschobenen Bauern auf c3 bzw. c6 nach der langen Rochade. Ganz fehlerfrei ist auch dieses Heft nicht - bei Aufgabe 7 wundert man sich, daß Schwarz am Zug sein soll, aber das Brett Weiß unten zeigt, und man muß ein wenig suchen, bis man sieht, daß Weiß einzügig mattsetzt, also das Brett richtig herum abgedruckt ist und der Text daneben verkehrt ist. Das Gros der Aufgaben dieses Heftes stammt übrigens aus Partien der Schacholympiade 2016 in Baku, ist also brandneu. Wer spielpraxisnahe Aufgaben am liebsten offline löst, bekommt hier scheinbar viermal jährlich interessantes Futter. Kontakt: ChessBase Schachprogramme Schachdatenbank Verlagsgesellschaft mbH, Osterbeckstraße 90a, 22083 Hamburg, info@chessbase.com

Deutlich geringer als die Zahl der Schachspieler dürfte in Deutschland die der Ornithologen sein, aber es gibt immer noch viele Menschen, die sich über die simple Bestimmung des vor dem Fenster sitzenden und singenden Vogels hinaus für die Avifauna interessieren und partiell auch in Vereinsstrukturen organisiert sind. Da gibt es etwa den Verein Thüringer Ornithologen e.V., und der gibt unter dem Namen Anzeiger des Vereins Thüringer Ornithologen eine eigene Zeitschrift heraus. Mit dem 2. Heft des 8. Bandes, das im Dezember 2015 das Licht der Welt erblickte, hat Norbert Höser (Windischleuba) die Herausgeberschaft von Eberhard Mey (Rudolstadt) übernommen. Neben logischerweise Vogelkundlern kommen im vorliegenden 128seitigen Heft, vierfarbig gedruckt, geringfügig größer als A5 und die Seitenzählung bandweise vornehmend, auch noch zwei weitere Personengruppen auf ihre Kosten. Zum einen wären das Mathematiker, denn gleich etliche Beiträge befassen sich mit Statistiken, Trends und anderen mathematischen Aspekten, die bei der Erforschung von biologischen Phänomenen helfen, auch wenn dem Rezensenten als Nicht-Ornithologe und Nicht-Mathematiker schleierhaft bleibt, wie man die Zahl von innerhalb einer (!) Minute in bis zu 40 Metern Höhe durchziehenden Finken auch nur auf den Hunderter genau bestimmen kann, wie es Mey auf S. 228 tut (mit einem Wert von 19900 um 17.13 Uhr, aber auch auf den Vogel genau 1223 um 17.43 Uhr!). Die andere Interessentengruppe sind die Historiker. Rudolf Möllers ausführlicher Beitrag über Gerhard Creutz liefert über den rein ornithologischen Faktengehalt hinaus ein interessantes Bild der Wissenschaftslandschaft zu DDR-Zeiten. Eberhard Mey wiederum fällt in seinem Beitrag über die historischen Sichtungen von Geiern in Thüringen abermals mit Merkwürdigkeiten auf, wenn er auf S. 152 die Gefahr einer zu hoch gelegten Meßlatte bei der Authentizitätsprüfung historischer Dokumente thematisiert, auf den Folgeseiten aber selber derartige Verhaltensweisen an den Tag legt - und der Zirkelschluß mit dem Mönchsgeier und dem Schaf auf S. 156 ist noch kurioser. Humor haben die Autoren freilich auch: Rolf Weißgerber nennt einen Beitrag "Über unerwartet Positives im Atlas Deutscher Brutvogelarten" - das Positivum ist allerdings der Beweis, daß die gewählte Hochrechnungsmethode nicht funktioniert bzw. zumindest in Einzelfällen zu abstrusen Ergebnissen führt. Berichte über die jährlichen Zusammenkünfte des Vereins, Kurzmeldungen, Nachrufe und zahlreiche Literaturrezensionen runden das Heft ab, wobei es zwar eine gute Idee ist, Leerseiten im Heft, die aufgrund der Regelung, daß neue Beiträge immer auf einer rechten Seite beginnen müssen, zustandekämen, zu vermeiden, indem man diese Leerseiten mit Rezensionen füllt - dadurch verteilen diese sich aber im Heft an in diesem Falle fünf Stellen, was die Blätter- und Sucharbeit für den Leser erhöht, wenn er z.B. aus einer Sekundärquelle keine genaue bibliographische Angabe entnehmen kann. Eine einheitliche Kolumnenregelung für diese Seiten sollte auch gefunden werden. Für naturkundlich Interessierte ist das Heft in jedem Falle aber eine bereichernde Lektüre, zudem professionell hergestellt und, wenn es das jeweilige Sujet hergibt, meist auch aussagekräftig bebildert - nur im Creutz-Beitrag hätte man sich noch deutlich mehr Bildmaterial gewünscht als nur das eine Porträtfoto. Das machen aber die schönen historischen Geierbilder im o.g. Mey-Beitrag und der interessante Gleitaar (Erstnachweis dieses Greifvogels für Thüringen) mehr als wett. Kontakt: Norbert Höser, Am Park 1, 04603 Windischleuba, norbert.hoeser@arcor.de, www.vto-ev.de

Ornithologen sind ja mehr oder weniger automatisch auch Naturschützer, und Naturschutz ist auch eines der Arbeitsgebiete des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, wie auf dem Cover von dessen zentralem Publikationsorgan, den Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz e.V., unmißverständlich und interessanterweise sogar an erster Stelle, noch vor Heimatgeschichte, Denkmalpflege und Volkskunde, zu lesen ist. Auf den 96 Seiten von Heft 2/2016 gibt es zwei große Beiträge, die sich explizit mit Naturschutzthematiken auseinandersetzen, wenngleich in völlig unterschiedlichen Kontexten: der eine zum Umgang mit einer Baumruine, der andere zur Effektivität naturschutzfachlicher Kompensationsmaßnahmen. Die drei anderen großen Beiträge widmen sich diesmal verschiedenen Aspekten der Wirtschaftsgeschichte, und breiten Raum nimmt wie in der Ausgabe Nr. 2 eines jeden Jahres die Berichterstattung vom Jahrestreffen des Vereins ein, das immer in einer anderen Stadt abgehalten wird und zudem ein reichhaltiges Ausflugsprogramm in deren Umgebung bietet: 2016 war Oschatz Gastgeber des Treffens. Dazu kommen Literaturrezensionen, Nachrufe und kleinere Beiträge aus Vereinen, die korporatives Mitglied im Landesverein sind, sowie die historische Kartenbeilagenserie, die in dieser Ausgabe endet - und schon ist wieder eins der enorm lesenswerten und wissensvermittelnden Hefte voll. Eine reiche Bebilderung verleiht den Inhalten noch einen speziellen Anschauungswert. Mittlerweile ist auch das den Jahrgang 2016 beschließende Heft 3 eingetroffen, konnte aber vor Verfassen dieser Rezension nicht mehr gelesen werden. Vom Begriff Heimatschutz sollte sich in diesem Kontext übrigens niemand irritieren lassen: Der sächsische Verein ist nicht zu verwechseln mit dem den gleichen Begriff okkupiert habenden thüringischen, hinter dem sich eine rechtsradikale Organisation verbirgt. Kontakt: Landesverein Sächsischer Heimatschutz e.V., Wilsdruffer Straße 11/13, 01067 Dresden, landesverein@saechsischer-heimatschutz.de, www.saechsischer-heimatschutz.de

Mit dem Schutz der Heimat muß sich auch der Deutsche Alpenverein tagtäglich auseinandersetzen, und das in völlig unterschiedlichen Arbeitsfeldern, von denen regelmäßig einige in seiner Mitgliederzeitschrift Panorama vorgestellt werden. Einen Ausgleich zwischen den Interessen einer siebenstelligen Mitgliederzahl herzustellen gleicht zwar der Quadratur des Kreises, und hier und da bleibt zwangsweise der eine oder andere auf der Strecke, aber das bringt die Komplexität der Problemstellungen so mit sich. So wird sich die Wintersportfraktion ganz und gar nicht über das Titelbild der im November erschienenen Ausgabe 6/2016 freuen, denn das zeigt winterliche Berge - aber ohne Schnee. Nur auf ein paar künstlich beschneiten Pisten ist die weiße Farbe zu sehen, ansonsten dominiert Braun, und die beiden zu sehenden Wintersportler fahren folgerichtig nicht Ski, sondern Mountainbike. "Winter im Wandel" heißt denn auch das zentrale Titelthema, das sich verschiedenen Aspekten in durchaus auch unterschiedlichen Intensitätsgraden vom Oberflächenkratzen bis zur tiefgründigen Analyse widmet. Den Rezensenten als Nicht-Wintersportler tangiert das Erscheinungsbild naturgemäß weniger, die dahintersteckende ökologische Situation aber durchaus mehr - das werden andere Leser anders sehen, und es dürfte mit einigen gepfefferten Leserbriefen in der ersten Ausgabe 2017 zu rechnen sein. Natürlich gibt es im Heft aber trotzdem Anregungen für Touren im Winter, beispielsweise im Südosten Graubündens, und für den nächsten Sommer könnte so mancher Leser anhand einer ausführlichen Reportage seinen Blick in den Iran richten, wenn, ja, wenn Donald Trump der Entspannungspolitik in diesem Areal nicht einen Riegel vorschiebt. Die Sicherheitsforschungsabteilung des Vereins berichtet diesmal nicht aus der Welt der Lawinen, sondern analysiert den Gewichtsunterschied zwischen Kletterer und Sicherer, und passend dazu widmet sich eine Reportage jungen und jüngsten Kletterern, die einen Rekord nach dem anderen brechen. Dazu kommen zahllose kleinere Beiträge und der Promotion-Teil, der seit einiger Zeit abgegrenzt vom Rest des Heftes am Ende steht. Daß auch die alpinen Experten in der Redaktion nicht vor Fehlern gefeit sind, zeigt S. 28 mit Berichten von Bergunternehmungen in eher selten besuchten Gebieten, wo drei Gipfel im Besingi-Gebiet Georgien zugeschlagen werden, obwohl sie definitiv in Rußland stehen. (Diese Rubrik darf übrigens gern zu einer ständigen Institution werden!) Die 108 Seiten bekommt man als Mitglied einer Alpenvereinssektion kostenlos ins Haus - inwieweit ein gesonderter Erwerb möglich ist, kann bei der Redaktion sicherlich erfragt werden: Deutscher Alpenverein e.V., Redaktion Panorama, Von-Kahr-Straße 2-4, 80997 München, dav-panorama@alpenverein.de, alpenverein.de/panorama

Neben dem soeben rezensierten "Zentralorgan" geben viele Alpenvereinssektionen auch noch eigene Mitteilungshefte heraus. Die Sektion Altenburg tut das einmal im Jahr, und da in der Stadt vor 200 Jahren bekanntlich des Deutschen liebstes Spiel, der Skat, erfunden wurde, heißt die Zeitschrift konsequenterweise Der Bergwenzel. Die Ausgabe 2016 hat 40 Seiten im A5-Format und besteht aus vier großen Themenkomplexen. Da wären zunächst die Informationen rings um die Sektionshütte im Breiten Grund in Stützerbach (Thüringer Wald) - die in der Zwischenkriegszeit zusammen mit der Sektion Werdau erbaute Rastkogelhütte in den Zillertaler Alpen gehört zwischenzeitlich nicht mehr zum Vereinseigentum. Den Löwenanteil nehmen Tourenberichte ein - zum einen solche über durch den Verein veranstaltete Aktivitäten, zum anderen solche über von den Mitgliedern privat organisierte. (Der Rezensent hat wieder einmal den Redaktionsschluß verpaßt, und daher fehlt seine 2016er Elbrus-Tour ...) Als letztes wären noch sektionsinterne strukturelle Informationen zu nennen, etwa der Veranstaltungsplan für das Jahr 2017. Das Ganze kommt komplett vierfarbig gedruckt daher und hat nur den Nachteil, daß man beim A5-Format und zweispaltigem Layout auf den Gruppenfotos kaum jemanden erkennen kann. Ob ein Bezug auch für Nichtmitglieder möglich ist und, wenn ja, dann zu welchen Konditionen, verrät eine Anfrage beim Vorsitzenden Jens Peter: Deutscher Alpenverein, Sektion Altenburg e.V., PSF 1105, 04581 Altenburg, dav@alpenverein-altenburg.de, www.alpenverein-altenburg.de

Auch der eine oder andere im musikalischen Bereich aktive Verein nutzt eigene Publikationsorgane. Beispielhaft liegt hier eine Nummer der Nachrichten der Gesellschaft der Freunde des Gewandhauses zu Leipzig e.V. vor, nämlich die im August 2016 erschienene erste Ausgabe der Gewandhaus-Saison 2016/17 - bekanntlich herrscht im Kulturbetrieb ja eine Spielplangestaltung von Frühherbst bis Frühsommer mit Spielzeitpause im Hoch- und Spätsommer, und diesem Turnus sind natürlich auch die Aktivitäten des Gewandhaus-Fördervereins angepaßt, auch wenn ebenso natürlich das besagte Heft inhaltlich einem Rückblick auf die Aktivitäten am Ende der vorausgegangenen Spielzeit gehört, woselbst auch die Jahresmitgliederversammlung stattfand, deren Behandlung diesmal so breiten Raum einnimmt, daß die gewandhausinternen Nachrichten, sonst als feste Rubrik des A5-Heftes eingerichtet, keinen Platz mehr gefunden haben. Nicht nur auf der Versammlung, sondern auch mit einem Sonderbericht im Heft wird das derzeit größte Projekt des Vereins behandelt - die Co-Finanzierung der neuen mobilen Wegscheider-Orgel, die in Zukunft hauptsächlich im Mendelssohn-Saal zum Einsatz kommen soll. Weitere Beiträge widmen sich den monatlichen Veranstaltungen "Treff im Nikisch-Eck", wo jeweils einzelne Musiker des Gewandhausorchesters in einer Runde der Vereinsmitglieder zu Gast sind, Kammermusik spielen, aus ihrem Leben erzählen und Besonderheiten aus ihrem jeweiligen Instrumentenpool vorstellen. Ferner findet sich ein Nachruf auf Ingeborg Stiehler, Ehrenmitglied der Gesellschaft, die im Juni 2016 im Alter von 100 Jahren verstarb und bis kurz vor ihrem Tod noch körperlich und vor allem auch geistig voll auf der Höhe war. Dazu noch zwei Seiten einführende Worte des Vereinsvorstandsvorsitzenden Andreas Creuzburg - und schon sind die 32 Seiten (zweifarbig mit Rot als Extrafarbe gedruckt, die Bebilderung kommt in Schwarzweiß) voll. Das Layout ist ziemlich großzügig, aber da das Gros der Vereinsmitglieder nicht mehr zu den Jüngsten gehört, führt an einem solchen samt relativ großem Schriftgrad wohl kein Weg vorbei. Als Vereinsmitglied bekommt man das Heft sicherlich automatisch, aber auch in den Prospektständern im Gewandhaus-Foyer liegen einige Exemplare aus, und wer nicht vor Ort ist, wende sich an die Schriftführerin der Gesellschaft und frage, wie er an ein Exemplar herankommt (oder werde kurzerhand gleich Vereinsmitglied :-)): Gesellschaft der Freunde des Gewandhauses zu Leipzig e.V., Ursula Kaiser (Schriftführerin), Fockestraße 7, 04275 Leipzig, kaiser-au@online.de

Geraume Zeit im Kleinformat (allerdings etwas größer als A5) erschienen ist das vor einigen Jahren als Printversion reaktivierte Magazin Galore - das trifft auch noch auf das hier vorliegende Heft 1/2016 zu, hat sich zwischenzeitlich aber wieder geändert: Im Oktober 2016 ist das Heft zum A4-Format zurückgekehrt und hat außerdem seinen Erscheinungsturnuns von zehn- in achtmal pro Jahr geändert. Galore trägt die Unterzeile "Interviews" und bestand lange Zeit auch lediglich aus solchen plus einer Rezensionsstrecke; erst der jüngste Relaunch brachte eine Erweiterung um Reportagen, wobei der Fokus aber weiter auf den Interviews liegen soll. Die haben in der vorliegenden Nummer 1/2016 meist knappe zehn Seiten Umfang, wovon allerdings ein ganzseitiges Foto des Interviewpartners und einige weitere, kleinere Fotos von ihm abgehen; ein Kasten am Schluß jedes Interviews trägt zudem einige knappe biographische Fakten zusammen. Die rezensierte Ausgabe enthält zwölf Interviews, und zwar in jeder Hinsicht bunt gemischte: Da stehen Menschen wie Otto Waalkes mit zumindest deutschlandintern fast ubiquitärem Bekanntheitsgrad neben solchen wie Gerald Hüther, die nur in Spezialistenkreisen bekannt sind, aber keineswegs weniger Interessantes zu erzählen haben. Auch die Profession ist bunt gemischt: Zwar lassen sich gewisse Schwerpunkte auf kulturellem Gebiet feststellen (wenngleich auch dort vielfältig: Musiker, Schauspieler, Schriftsteller ...), aber Hüther beispielsweise ist Neurobiologe, und im Gespräch mit Vicky Leandros geht es weniger um deren künstlerische Tätigkeit auf der Bühne, sondern eher um ihr Amt als Kulturbürgermeisterin der Stadt Piräus, das sie von 2007 bis 2009 ausübte, bevor auch sie vor den ganz speziellen griechischen Verhältnissen kapitulieren mußte. Diese multiple inhaltliche Zusammensetzung hat den Vorteil, daß man beim Lesen keineswegs ermüdet, aber den Nachteil, daß man nach Jürgen Todenhöfers Statements über seine Reise durch das vom IS kontrollierte Gebiet das nachfolgende Interview mit Julia von Boehm, Stylistin u.a. für Nicole Kidman, möglicherweise als inhaltlich völlig irrelevant und Beweis, daß mit der Menschheit etwas falsch läuft, wenn sich ein ganzer Trupp Menschen nur um Stilfragen der Garderobe eines Stars kümmert, ansieht. Das Titelinterview ist ungefähr doppelt so lang wie die anderen - es gehört Jan Böhmermann, und wenn man sein (zu diesem Zeitpunkt noch nicht geschriebenes oder zumindest noch unveröffentlichtes) Erdogan-Schmähgedicht kennt, liest man die Ausführungen zur Shitstorm-Gefahr auf S. 22 natürlich mit besonderer Aufmerksamkeit und stellt danach fest, daß der Mann entweder völlig naiv oder unehrlich ist, wobei Antwort 2 auf S. 29 eigentlich helfen sollte, diese Entscheidung zu fällen, es aber dann letztlich doch nicht tut. Die letzten reichlich 40 der insgesamt 172 Seiten gehören unter der Überschrift "Galore Kultur" Rezensionen von Ton- und Bildträgern, Büchern und Kinofilmen, einigen Veranstaltungshinweisen und unter "Schöne Dinge" zusammengefaßten Produktempfehlungen. Kleines Detail aus der Rezension von Roger Waters' "The Wall Live"-Scheibe, verfaßt vom mit diesem Heft antretenden neuen Chefredakteur Oliver Uschmann: Er stellt gleich zu Beginn die vielleicht, vielleicht auch nicht rhetorisch gemeinte Frage "Kennen Sie Venice?" und erklärt dann die halbe Rezension lang, um welche Band es sich dabei handelt und was die mit der besagten Waters-Liveplatte zu tun hat (ja, es ist die von Kollege Georg mehrfach beim CrossOver rezensierte Formation). Zielgruppe des Heftes ist ganz klar der aussterbende Bildungsbürger, der auf der Suche nach etwas ausführlicheren Statements über gewisse Menschen bzw. von diesen ist, obwohl er dabei stets im Blick behalten muß, daß man es auch im Galore schaffen kann, auf zehn Seiten praktisch nichts zu sagen. Aber das ist selten. Kontakt: Dialog GmbH, Redaktion Galore, Heiliger Weg 1, 44135 Dortmund, info@galore.de, www.galore.de

Eine thematisch viel enger gefaßte, aber trotzdem kulturell vielseitige Zielgruppe hat das im gleichen Verlag erscheinende Mint, dessen Untertitel "Magazin für Vinyl-Kultur" lautet und damit unmißverständlich klarmacht, daß es hier um die gute alte Langspielplatte (und gegebenenfalls verwandte Formen, also z.B. Singles) geht. In den Mittneunzigern fand auf der Leipziger Buchmesse eine Diskussion über Publikationsformen der Zukunft statt, und als der heutige Rezensent, der sich unter den Zuschauern befand, den Aspekt einbrachte, daß die LP den Siegeszug der CD durchaus überlebt hat und, wenn auch auf niedrigem Level, weiterexistiert, vielleicht auch ein Comeback nicht auszuschließen wäre, da belächelten ihn die Digitalisierungsfanatiker, und die Fortschrittsgläubigen wiesen ihn zurecht. Zwei Dekaden später sieht alles ganz anders aus: Elektromärkte richten plötzlich wieder Vinylabteilungen ein, Labels re-releasen alle möglichen und unmöglichen Alben des CD-Zeitalters auf Vinyl, und Vinyl-Veröffentlichungen neuer Scheiben enthalten nicht selten die Songs auch noch als CD-Beilage oder einen Downloadcode, damit der Vinyl-Käufer auch die Höroptionen bekommt, die sich dem Käufer der digitalen Versionen bieten. Somit hat ein derartiges Spartenmagazin definitiv seine Daseinsberechtigung, und Mint versucht das mit seiner Debütnummer, dem Januarheft 2016, auch gleich voll und ganz zu rechtfertigen. Der Hauptartikel des 100seitigen Heftes gehört einer Reportage von der Plattenbörse Utrecht, einem der zentralen Anlaufpunkte für Vinyl-Junkies, aber keineswegs dem einzigen: Die Terminrubrik besteht im Mint nicht wie bei anderen Musikmagazinen aus Tourdaten von Künstlern, sondern aus Terminen von Plattenbörsen. Eine Diskussionsrunde aus einem Preßwerksbetreiber, einem Labelchef, einem Distributor und einem Plattenladenbesitzer erörtert die verschiedensten Aspekte rings um das Vinyl-Geschäft, eine weitere Reportage widmet sich John Cremer, einer Ikone unter den Masteringtechnikern, der jahrzehntelang die Vinylstrecke der EMI in Köln betreut hat, und auch eher randständige Ideen werden vorgestellt, etwa das Angebot eines Briten, die Asche eines Verstorbenen in eine Vinylplatte einzupressen. Die Rezensionen widmen sich erwartungsgemäß ausschließlich Vinylscheiben in ihrer fertigen Form (also keinen Vorabpromos o.ä.), und zwar stilübergreifend (allerdings wird Metal nur randständig gestreift), dazu kommen allerdings auch noch vier Rezensionen über vinylbezogene Bücher verschiedenster Art. Das Dr.-Sommer-Äquivalent des Magazins heißt Dr. Mint und befaßt sich zum Auftakt mit Fragen der Statik - immerhin wiegt eine LP-Sammlung deutlich mehr als eine CD-Kollektion gleichen Umfangs (oder gar eine Festplatte voller Downloads ...). Durch das großzügige und bilderreiche Layout sind die 100 A4-Seiten schnell voll, ohne daß man aber beim Lesen Bedenken hegt, hier wäre zu viel Platz verschwendet worden. Die hinteren Seiten gehören dann einem größeren Verzeichnis von Läden und Online-Anbietern, bei denen man das schwarze oder andersfarbige Gold bekommt. Kontakt: Dialog GmbH, Redaktion Mint, Heiliger Weg 1, 44135 Dortmund, redaktion@mintmag.de, www.mintmag.de

Vinyl spielte auch im DDR-Metal eine große Rolle, denn CDs gab es in der DDR bekanntlich nicht, und wenn eine DDR-Metalband es geschafft hatte, eine Split- oder gar eine eigene LP herauszubringen (wofür als Labelpartner nur der Monopolist Amiga übrigblieb, der sich erst vorsichtig an die Materie herantastete, während man in vielen sozialistischen Bruderländern da viel aktiver war), dann hatte sie einen szeneinternen Über-Status, auch wenn er ihr nicht in jedem Fall etwas nützte. Zwei dieser Combos finden sich in der aktuellen Nr. 14 des Eisenblatts wieder. Da wären zum einen Hardholz mit einer ausführlichen Rezension ihres aktuellen Albums "Herzinfarkt", das im wesentlichen aus neu eingespielten Songs der frühen Schaffensperiode, die in den Beiträgen zum "Speed Up"-Sampler gipfelte, besteht. Zum anderen sind MCB vertreten, die auch das Coverartwork zieren (mit einer Autogrammkarte von 1987) und den Inhalt des Heftes in Form eines ausführlichen Interviews mit Mike Demnitz bereichern. (Nebenbei bemerkt: Sind die [im Gespräch nicht thematisierten] Vorwürfe, Demnitz sei um die Jahrtausendwende weit nach rechts außen gedriftet, eigentlich mittlerweile verifiziert oder widerlegt?) Die im letzten Heft eingeführte Rubrik "Untergrund-Spezial", die Nachwuchsbands aus den neuen Bundesländern anhand eines standardisierten Fragebogens aus sieben Punkten vorstellt (einen solchen gab's vor zwei Dekaden, als CrossOver noch in Printform existierte, auch mal ...), wird mit elf Combos fortgesetzt, wobei sich neben tief im Untergrund krebsenden Bands auch welche finden, die schon den einen oder anderen Schritt auf der Erfolgsleiter nach oben geklettert sind, etwa Motorowl, die mittlerweile bei Century Media gelandet sind. Die weiteren Interviews betreffen sowohl verblichene Combos wie die Gladiators aus Markneukirchen oder die Berliner Tequila als auch aktive Formationen wie Abrogation oder First Aid, wobei letztere nicht mit Skoraja Pomoschtsch verwechselt werden dürfen, einer alten Sowjetband, die bisweilen auch mit der englischen Übersetzung ihres Bandnamens, eben First Aid, bezeichnet wird. Ein großer Stapel Tonträgerreviews füllt den "Rest" der 60 A5-Seiten in kultiger historischer Optik. Kontakt: Hendrik Rosenberg, Gleißnerplatz 4, 90471 Nürnberg, eisenblatt@ostmetal.de, www.ostmetal.de (wer übrigens das Heft zeitnah nach Veröffentlichung bestellt oder gar ein Abo hat, der hat vielleicht auch die Chance, ein nicht so sehr nach kaltem Rauch riechendes Exemplar zu erwischen :-)).

Das Hardline ist mit seiner Ausgabe August/September 2016 bei Nummer 31 angekommen und versucht den Spagat, ein Fanzine im Kioskmaßstab zu sein. Die 84 Seiten kommen durchgehend vierfarbig und professionell gedruckt - der Schreibstil vieler der Mitarbeiter entspricht aber einem Underground-Fanzine. Das ist ja erstmal begrüßenswert, wenn man sich einen gewissen Enthusiamus bewahren kann, nur endet das im vorliegenden Fall leider in gewissen Schwierigkeiten bei der Transkription von Interviews aus der gesprochenen in die geschriebene Sprache, der auf Dauer nervigen Einbeziehung von Begrüßungs- und Schlußfloskeln in die Texte und vor allem in einer enorm hohen Fehlerdichte in den Texten. Beim Review zu Helloweens "Ride The Sky"-Best Of etwa überkommt einen schon ein bißchen das Gruseln, und das ist nur eins von vielen Beispielen, wo optische und inhaltliche Qualität in einer gewissen Diskrepanz stehen. Das ist schade, denn der Enthusiasmus der Schreiber ist wie bemerkt durchaus sehr positiv zu bewerten, und zudem nehmen sie sich die Freiheiten heraus, auch viele kleinere Bands zu featuren, die man im Printsektor sonst eher selten reviewt oder interviewt findet. Der Untertitel des Heftes lautet "Rock & Metal Magazin", und der Fokus liegt auf den melodischer orientierten Sektoren dieser Genres, wobei Sabaton die Titelband darstellen und auch härtetechnisch zumindest in dieser Ausgabe in der Nähe der Obergrenze lagern. Sie bekommen auch drei Seiten Interviewplatz, sonst sind's im Normalfall nur ein bis zwei, die allerdings trotzdem meist relativ informativ ausfallen. Hinzu treten die üblichen Reviewrubriken an Tonträgern und Konzerten und ein Italien-Special, dessen Interviews allerdings problemlos auch in die "Normalstrecke" gepaßt hätten. Im Direktvergleich hat ein Magazin wie das Rock It!, das den gleichen Sektor beackert, die Nase vorn, aber vorsichtiges Antesten kann für Genrefreunde nicht schaden. Kontakt: Hardline Magazin & Verlag, Thomas Bogedaly, Am Wahlbrink 12, 33659 Bielefeld, thomas@hardline-magazin.de, www.hardline-magazin.de

Enthusiasmus in der Themenfindung gibt es beim Bach Magazin auch, wenngleich unter anderen Vorzeichen, denn hier ist er grundsätzlich nötig, da die Themen nicht auf der Straße liegen oder einem über Promoagenturen etc. zuflattern. Trotzdem braucht niemand Angst zu haben, daß der potentielle Stoff so schnell ausgeht, gehört doch Johann Sebastian Bach zu denjenigen Musikern, deren Werk zwar schon überwiegend exzellent erforscht ist, zugleich aber immer wieder zu neuen Forschungen Anlaß gibt - und da ist auch noch der persönliche Aspekt, über den man im Falle des großen Sebastian nur ziemlich wenig weiß, sind doch Selbstzeugnisse, Briefe etc. nur sehr spärlich auf uns Heutige überkommen. Und sollte doch irgendwann mal die Themenwahl schwierig werden, gibt es ja da immer noch Dutzende andere Musiker in der Bach-Familie, denen man sich widmen kann. Die Ausgabe Herbst/Winter 2016 des halbjährlich erscheinenden Magazins bietet auf ihren 60 Seiten aber erstmal etwas Naheliegendes, nämlich ein Interview mit Gotthold Schwarz, der nach mehrmaliger Interimszeit als Thomaskantor diesen Posten nun fest angetragen bekommen und auch angenommen hat. Neben ihm unterhielt sich die im Leipziger Bach-Archiv und damit strukturell ideal angesiedelte Redaktion auch noch mit Peter Kooij, dem Preisträger der Bach-Medaille der Stadt Leipzig 2016, sowie mit William Christie, der im besagten Jahr die traditionell immer am Ende des Bachfestes gespielte h-Moll-Messe leitete (übrigens nicht durchgängig zur Zufriedenheit der lokalen Kulturkritik). Einen Themenschwerpunkt des Heftes bildet die Viola da Gamba, die mit mehreren Beiträgen und Interviews gewürdigt wird. Räumlich ist das Heft keineswegs an Leipzig gebunden, sondern widmet sich Themen aus allen Bach-Wirkungsorten (diesmal auch Eisenach und Weimar, u.a. mit Vorstellungen der Museumspädagogik in den Bach-Museen Eisenach und Leipzig) und auch denen, an dem heute besondere Ereignisse der Bachpflege stattfinden, was bis zu einer Bachforscher-Zusammenkunft auf einem den Baikalsee befahrenden Schiff reicht. Außerdem beschäftigt sich ein Beitrag mit Johann Gottlieb Goldberg - genau, demjenigen, dessen Namen die dankbare Nachwelt einem Bachschen Variationszyklus, den Goldberg der Fama nach seinem Arbeitgeber nachts vorzuspielen hatte, wenn dieser unter Schlaflosigkeit litt, gab. Dazu kommen Rezensionen diverser bachbezogener Medien, aussagekräftige Bilder - und schon sind die professionell hergestellten 60 Seiten voll, die man als Freund der Barockmusik mit dem großen Sebastian als Fokus hervorragend goutieren kann, wenn man den Spagat zwischen wissenschaftlichem Anspruch und Infotainment, den das Beitragsspektrum vollführt, nachzuvollziehen in der Lage ist. Kontakt: Bach Magazin, Postfach 101349, 04013 Leipzig, magazin@bach-leipzig.de, www.bach-leipzig.de

Eine Oper aus Johann Sebastian Bachs Feder gibt es bekanntlich nicht (auch wenn immer mal wieder debattiert wird, welche operesken Elemente man etwa seinen Oratorien oder Kantaten zuschreiben könnte), und so kommt sein Name nur äußerst selten mal in der Zeitschrift Das Opernglas vor. Aber die Welt der Oper ist auch so enorm reichhaltig und bietet über das allbekannte Repertoire hinaus immer wieder neue Entdeckungen und Erweiterungen, letztere auch in räumlicher Hinsicht. Man muß sich nur mal den Terminkalender oder auch die Anzeigen im Heft anschauen, um mitzubekommen, wie international die Opernwelt mittlerweile geworden ist - auf der Rückseite der aktuellsten Nummer, der 1/2017, prangt beispielsweise eine ganzseitige Anzeige des Königlichen Opernhauses in Muscat, also der Hauptstadt des Oman, und das feiert sein fünfjähriges Bestehen mit einer Spielzeit vom Feinsten, wozu neben Opern auch Klassik- und Jazzkonzerte gehören (daß das für den 27.4.2017 angekündigte Alexandrow-Ensemble zwischenzeitlich ein nasses Grab im Schwarzen Meer finden würde, konnte ja keiner ahnen, aber es stehen noch reichlich weitere große Namen auf dem Plan, von Anna Netrebko bis Dee Dee Bridgewater und vom Eifman Ballet bis zum Schwedischen Rundfunkchor). Auf den Inhaltsseiten des Heftes gibt es wieder die gewohnte Mischung aus vielen kundigen Aufführungsrezensionen und Vorschauen (darunter auch wieder die Rubriken für Kinder und die Raritätenkiste). Die Künstlerinterviews gehören Grace Bumbry, die justament ihren 80. Geburtstag feiert, und der jungen Französin Marianne Crebassa (die auf dem Cover etwas bedeppert dreinschaut - aber wie klasse sie doch aussieht, wenn sie einfach nur ungestylt dasitzt und lächelt wie auf S. 34!) - aber das sind nur zwei, und normalerweise gibt es im Heft ja drei, weiß der Stammleser. Das erklärt sich diesmal ganz einfach: Das dritte Interview gehört Naoaki Sakata, der die KabukiGlasses erfunden hat, eine Art Zwischending aus (Gleitsicht-)Brille, Fernglas und Opernglas, das die handhabungstechnischen Schwächen des letzteren ausmerzen will, in Japan seit 2013 auf dem Markt und mittlerweile auch in Deutschland erhältlich ist. Da das Heft noch kurz vor Weihnachten erschienen ist, beinhalten die CD-Rezensionen zwei Specials, zum einen mit CD-Boxen (wer hat eigentlich Zeit, sich eine 200-CD-Box mit allen Mozart-Werken anzuhören?), zum anderen mit geistlicher Vokalmusik (die ja nicht selten auch wieder opereske Züge trägt, womit wir einen eleganten Bogen zum Beginn dieser Rezension geschlagen haben). Die 92 Seiten in professioneller und ansprechender Optik lesen sich erneut hochinteressant und flüssig zugleich, und die (wohldosierte) Selbstbeweihräucherung, die Chefredakteur Ralf Tiedemann im Vorwort betreibt, hat er sich auch redlich verdient, denn er kann auf 20 Jahre an der Spitze dieses Magazins zurückblicken - herzlichen Glückwunsch! Kontakt: Opernglas Verlagsgesellschaft mbH, Grelckstraße 36, 22529 Hamburg, info@opernglas.de, www.opernglas.de

Mit einer Erfolgsgeschichte aus der Ex-DDR haben wir diese Kolumne begonnen, mit einer solchen soll sie auch enden: Noch immer versorgt das Mosaik seine Leserschaft Monat für Monat mit den neuesten Abenteuern der Abrafaxe. Abrax, Brabax und Califax sind nach dem letzten Zeitsprung im Mansfeld des Jahres 1517 herausgekommen und haben sich von dort nach Wittenberg begeben, wo sie im Umfeld der Reformation ihre Abenteuer erleben. Diese sind im Gegensatz zu den letzten Geschichten allerdings eher standorttreu angesiedelt, und eine übergeordnete Aufgabe außer der "Begleitung" der reformatorischen Ergebnisse und der anstehenden Befreiung einer jungen Nonne läßt sich auch noch nicht ausmachen, obwohl die Reformationsserie mit der aktuellen, wenige Tage vor dem Jahreswechsel erschienenen Nummer 1/2017 jetzt schon wieder fast ein Jahr läuft. Das gefällt manchem Stammleser nicht, andere aber sind über das eher ruhige Erzähltempo erfreut, und da viele Mosaik-Leser in den neuen Bundesländern wohnen, hat eine Serie, die vielleicht sogar "um die Ecke" spielt, einen ganz besonderen Reiz. Zudem ist die Konfliktstruktur dieser Serie zwar im Groben klar, läßt aber im Detail immer noch viele Möglichkeiten und Varianten offen, wobei das Aufarbeitungstempo anfangs etwa dem monatlichen Erscheinungsturnus entsprochen hat, in den letzten Heften allerdings deutlich beschleunigt wurde. Im Heft 1/2017 wird Philipp Melanchthon als neuer Griechisch-Professor an der Universität Wittenberg eingeführt, während die lutherische Sache in Rom nun doch mehr Wellen schlägt als angenommen, weshalb Kardinal Cajetan nach Deutschland geschickt wird, um Luther zu verhören. Der Reiz der aktuellen Geschichte besteht darin, daß sie reale Ereignisse einwebt und sich strukturell an diesen orientiert, was letztmalig bei Matthew Flinders' Australienumseglung vor etlichen Jahren in diesem Maße der Fall gewesen war. Auch das gefällt wieder nicht jedem Stammleser (es laufen heiße Diskussionen im Comicforum), denn man weiß zumindest beim nicht erfundenen Teil der Geschichte ja, wie dieser ausgeht, auch wenn sich Autor und Zeichnergilde die eine oder andere Freiheit herausnehmen - so schlägt nicht etwa Luther die Thesen an die Schloßkirchentür in Wittenberg, sondern sein Adlatus Brabax muß diese mühselige Botenarbeit vollbringen. Der Rezensent gibt zu, daß trotz aller Spannung, wie die Nonnenbefreiung denn nun angepackt werden soll, auch ihm einige Aspekte derzeit etwas zu langatmig vorkommen, aber eine Gesamtbetrachtung der Serie ist ja sowieso erst nach deren Abschluß möglich, und wenn der Turnus so bleibt wie bei den letzten Serie, wird dieser irgendwann vor der Leipziger Buchmesse 2018 liegen. Zeichnerisch ist das Mosaik jedenfalls voll auf der Höhe (auch die stilistisch etwas abweichenden, da realitätsnäher gezeichneten Figuren von Clemens Eckert sind mittlerweile besser an das Gesamtbild angepaßt), und man freut sich auch über das eine oder andere easter egg, etwa wenn in der Nummer 1/2017 der Papst Giovanni Trapattoni oder Melanchthon einen klassischen 68er-Spruch zitiert. Kontakt: Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag, Lindenallee 5, 14050 Berlin, mosaik@abrafaxe.de, www.abrafaxe.com (rls)



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