(Eigenproduktion)

Indien ist nicht eben bevölkerungsarm, zudem in vielen gesellschaftlichen und kulturellen Komponenten durchaus an westlichen Einflüssen orientiert, und so verwundert es nicht, daß es dort auch eine große Rock- bzw. Metalszene gibt, von der man allerdings in Europa nur selten etwas mitbekommt. So dürfte sich auch der Bekanntheitsgrad von Zebediah Plush in mitteleuropäischen Gefilden in eher überschaubaren Grenzen halten, zumal die Band im eigenproduzierenden Stadium verharrt, also auch keine Plattenfirma hinter sich hat, die an der Verbreitung der Musik ihrer Schützlinge auch jenseits der indischen Grenzen interessiert sein müßte. Der indische Markt selbst ist offensichtlich groß genug, und da steuert auch die Tatsache, daß es ob der Verbreitung der englischen Sprache in Indien wenig Kommunikationsprobleme mit potentiellen europäischen Fans (die, auch wenn sie nicht aus Großbritannien kommen, an die Verwendung der englischen Sprache weitgehend gewöhnt sind, wenn es um internationale Beziehungen in der Musikwelt geht) geben dürfte, kein entscheidendes Gegengewicht bei. Nun spielen Zebediah Plush allerdings auch noch einen Stil, der den Zugang zu ihrer Musik nicht eben vereinfacht, wenngleich Bands wie Wolfmother in jüngerer Vergangenheit die Bahnen für ihn etwas stärker geebnet haben. Die Basis liegt zweifellos im Siebziger-Hardrock, von diesem aus unternimmt das Quartett allerdings auch Kaperfahrten in den Grunge, den Psychedelic Rock und den Progrock, kehrt jeweils mit reicher Beute heim und verwebt das alles zu einem eigentümlichen Ganzen. Von fern taucht manchmal der Name King's X im musikalischen Gedächtnis des Hörers auf, der Sammler musikalischer Obskuritäten mag sich auch an die "Who Cares"-CD der Brasilianer Imperfection erinnern - beide Trios unterscheiden sich von Zebediah Plush allerdings dadurch, daß letztgenannte ein Quartett bilden und das vierte Bandmitglied am Keyboard steht, was die musikalische Gewichtung logischerweise etwas verändert, denn obwohl prinzipiell die Gitarre von Anand Varghese dominiert, so setzt Avijit Michael mit seinem Tasteninstrument immer neue Farbtupfer im 51minütigen Gemälde, wobei Ehrensache bleibt, daß er nur solche Keyboardsounds verwendet, die in den Siebzigern schon erfunden waren. Nichts, aber auch gar nichts verrät hier auf dieser CD das Entstehungsjahr 2005 - okay, fast nichts, denn mit dem halbminütigen Intro zu "Attack Of The Killer Butterflies" geben Zebediah Plush völlig überraschend ihr Statement zum Viking Metal (!) ab (folkloristische Melodien inclusive), bevor der Song selbst dann aber wieder in den gewohnten Gestus zurückfällt, hier mal Jethro Tull zitierend, dort eher an Rush gemahnend, dann wieder wie Hawkwind blubbernd und ohrenscheinlich auch zwei Sänger beschäftigend, denn der Gesang in der ersten Strophe klingt ein gutes Stück anders als der in der zweiten. Und siehe da, das Booklet gibt für diesen Song tatsächlich Gastvocals von Hari Adivarekar an - aber trotzdem verbleiben noch zwei Möglichkeiten, wer der andere ist, denn das Quartett hat auch in den eigenen Reihen zwei Vokalisten. Der eine Sänger ist übrigens der bereits erwähnte Gitarrist, der andere aber der bisher noch nicht erwähnte, allerdings ebenfalls einen starken Job verrichtende Drummer Arfaaz Kagalwala, und der aus der ersten Strophe hätte auch bei Eterna zu "Papyrus"-Zeiten einen Job gefunden. "Sea Of Stories" wiederum nimmt einen Stil vorweg, den man zwischenzeitlich in Deutschland von Seven Steps To The Green Door kennen und lieben lernen konnte. Generell erfordert die gewisse Versponnenheit des Materials (mit "Attack Of The Killer Butterflies" an der Spitze) ein intensives Lauschen und eine eingehende Beschäftigung mit den zehn Songs; zum Nebenbeihören ist "Afterlaughs" völlig ungeeignet und führt aufgrund des scheinbaren relativen Gleichklanges weiter Teile des Materials schnell zur Langeweile, wohingegen man beim tieferen Eindringen reich belohnt wird, wenn auch nicht mit der Entdeckung von absoluten Knallersongs, die das Album auf ein völlig neues Niveau hieven würden. Dafür besticht "Afterlaughs" durch eine nicht nur stilistische (aufgrund der Diversität der Einflüsse zwar verwunderliche, aber doch eindeutig feststellbare), sondern auch qualitative Einheit, was die Manifestierung von Anspieltips zwar zur Unmöglichkeit werden läßt, aber das kann man ja auch positiv deuten. Produktionstechnisch gibt es auch nichts auszusetzen - der Name des Studios, nämlich Raveolution, hat dankenswerterweise keine Spuren im Bandsound hinterlassen, wenn man mal von der ganz kurzen Bridge bei 3:15 in "Journey To Gondolin" absieht, die allerdings auch nur kompositorisch, nicht aber soundlich ein kleines Augenzwinkern in Richtung des gängigen elektrischen Tanzbodenmusizierens bildet. Texte bietet das Booklet von "Afterlaughs" übrigens nicht an, obwohl schon interessant wäre zu erfahren, was hinter "Journey To Gondolin" oder "A Taste Of Hrothgar" steckt; statt dessen bekommt man aber eine Zitatensammlung von Groucho Marx über John Lennon und Winston Churchill bis zu Douglas Adams geliefert, was irgendwie auch ins leicht schräge Bild des durch Anindita Gupta am Baß komplettierten Quartetts paßt. Dem aufmerksamen Leser sollte an dieser Stelle übrigens aufgefallen sein, daß alle vier Bandmitglieder einen mit A beginnenden Vornamen tragen, und wenn man dann noch in der Thansklist Bands wie Maximum Pudding oder Soup Of The Day entdeckt, rundet dies das bunte Panorama der Band perfekt ab, und da stört auch nicht die Tatsache, daß der Closer "Star Spangled Banner" eben gerade keine hendrixkompatible Verballhornung der amerikanischen Nationalhymne ist (sich allerdings trotzdem kritisch mit der Weltpolizistenrolle der USA auseinandersetzt). Wer sich "Afterlaughs" zulegen sollte, dürfte aus den Ausführungen mithin klargeworden sein (Anhänger der Schweden Ritual müssen unbedingt zugreifen); über www.metaleros.de sind vielleicht noch Exemplare zu bekommen.
Kontakt: www.zebediahplush.com

Tracklist:
Tea And Toast
Aye, Candy
Singing Lady
Weather Girl
Attack Of The Killer Butterflies
Sea Of Stories
Journey To Gondolin
Elastic Man
A Taste Of Hrothgar
Star Spangled Banner

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