www.Crossover-agm.de TUMULUS: Winter Wood
von rls

TUMULUS: Winter Wood   (Wroth Emitter Productions)

Wir erinnern uns: "A Tumulus" hieß der schnellste Song auf "Will Of The Gods Is Great Power", dem einzigen vollständigen Album von Scald aus Jaroslawl nördlich von Moskau, wobei "schnell" hier deutlich zu relativieren ist, spielte diese Band doch ultraepischen Viking Metal der untersten, doomigsten Tempoklasse, brach also lediglich "A Tumulus" geringfügig in unteres Midtempo aus. Nach der Auflösung Scalds aufgrund des tragischen Tods von Sänger Agyl machten mehrere Bandmitglieder mit Tumulus weiter - im heutigen Line-up steht mit Bassist Velingor allerdings nur noch ein alter Scald-Kämpe. Die Inspiration für den Bandnamen läßt sich aufgrund der eben geschilderten Zusammenhänge leicht ermitteln, und da sich die Truppe eben nicht "Bonfire", "Ragnaradi" oder "Night Sky" getauft hat (das wären andere aus den Titeln sehr doomiger Scald-Songs erwachsende Möglichkeiten gewesen), bleibt bis zur Vermutung, Tumulus würden sich soundlich von Scald unterscheiden, ein nicht mehr allzugroßer Schritt. "Winter Wood" bestätigt und verstärkt diese Vermutung nun, denn die elf Songs haben bis auf den zu vermutenden lyrischen Gehalt (die Bandlogogestaltung und die verschneite Jolkatanne auf dem Cover sind Indizien für eine "erdverbundene" Ausrichtung genug) eigentlich gar nichts mehr mit Scald zu tun, obwohl an mehreren Songs noch die anderen, mittlerweile ausgestiegenen Ex-Scaldler mitgeschrieben haben und der Titeltrack gar noch aus ganz alten Zeiten stammen muß, denn an dem hat auch der 1997 verstorbene Agyl noch mitgewerkelt. Könnte also durchaus sein, daß es bei Tumulus zunächst um eine Art Sideproject für Scald-inkompatibles Material gehandelt hat, das nach der Scald-Auflösung dann zur vollwertigen Band erhoben wurde. Die Glockenklänge im Finale des collagenhaft-episch-düsteren, gar nicht so weit von Saviour Machine entfernten "The Thread" jedenfalls haben bereits damals in "Ragnaradi Eye" ihren Dienst verrichtet, der Song selbst hätte aber auf dem Album wie ein Fremdkörper gewirkt. Das tut er hier (wenngleich in abgeschwächter Form) allerdings auch noch, denn der Rest des Materials bewegt sich eher im folkigen, folkrockigen oder auch mal folkmetallischen Bereich. Das dem Intro "Stin" folgende "Odolen-Trawa" versprüht jedenfalls gleich eine Großportion Frohsinn, tanzbarer Groove ist ebensowenig ein Fremdwort wie locker-flockige Melodien aus der Flöte; "Tam, Gdje Schili Swiristeli" an Position 7 stellt das wohl stärkste Exempel für diese Sorte Musik auf der CD dar und reiht sich irgendwo zwischen Skyclad und Tuatha De Danaan ein. Heftigere Metalparts bleiben allerdings die Ausnahme ("Resnoty Sont" beispielsweise verdeutlicht, daß Tumulus auch so etwas könnten, wenn sie denn wollten). Auf der anderen Seite vertonen die fünf Russen aber auch nach wie vor nachdenkliche Momente, wie beispielsweise in "Wo Lusjech (Omutkowo Ljady)", das einige schnellere Passagen mit epischerer Grundanlage kombiniert, wiewohl der richtige eskapistische Faktor sich nicht so recht einstellen will. Wahrscheinlich soll er das aber auch gar nicht. Die Thankslist soll man wahrscheinlich auch nicht lesen - jedenfalls ist die in einer derartigen Schriftart und -größe gedruckt, bei der es nicht mal kyrillischer Schriftzeichen bedarf, um den gemeinen europäischen Metaller beim Leseversuch zur Kapitulation zu zwingen. Vom Soundgewand her gibt es eine vergleichsweise hintergründige Rolle der Gitarre zu vermelden, was oftmals gar nicht so sehr stört, den metallischen Passagen allerdings ein Stück ihres Druckes nimmt. Daß Gitarrist Igreny irgendwie ein bissel wie Nightwish-Emppu aussieht (ein jungenhaftes Gesicht kombiniert mit langen blonden Haaren), dürfte allerdings purer Zufall sein. "Winter Wood" stellt so eine Art Kompendium der ersten Tumulus-Jahre dar: "Krada" etwa stand schon auf einem gleichnamigen 99er Demo, wurde aber scheinbar neu eingespielt, während das als Bonustrack deklarierte "Oberet" wohl in der von ebenjenem Demo bekannten Gestalt verblieb; "The Thread" hat eine unveränderte Übernahme vom "Wo Lusjech"-Demo ebenfalls aus dem Jahr 1999 erfahren, während dessen Titelsong offensichtlich ebenfalls mit dem Rest des Materials in mehreren Sessions zwischen Januar 2002 und Januar 2004 neu eingezimmert wurde. Als Anspieltip soll neben dem erwähnten "Tam ..." der Titelsong dienen, der alle Stilelemente von Tumulus zusammenfaßt und dessen Gitarrensolo soundlich auch von Labyrinth und Konsorten hätte stammen können. Freunde ungewöhnlichen, aber interessanten vielschichtigen Metals sollten zugreifen.
Kontakt: www.tumulus-band.com, http://wroth-emitter.narod.ru

Tracklist:
Stin
Odolen-Trawa
Jawir
Morok Usrew
Krada
The Thread
Tam, Gdje Schili Swiristeli
Wo Lusjech (Omytkowo Ljady)
Resnoty Sont
Winter Wood
Oberet



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