www.Crossover-agm.de STEEL RAISER: Regeneration
von rls

STEEL RAISER: Regeneration   (Pure Steel Records)

Fünf Jahre nach dem Erstling "Race Of Steel" legen Steel Raiser mit "Regeneration" ihr zweites Album vor, wobei der Rezensent besagten Erstling bisher nicht besitzt, ergo nur anhand der Struktur einen Querverweis anstellen kann: Die Band inszeniert ihre Songs diesmal deutlich ausladender und kommt mit neun Songs auf 43 Minuten Spielzeit, während der Vorgänger mit zehn Songs unter der Vierzigminutenmarke blieb - es ergibt sich somit eine um fast eine Minute erhöhte Durchschnittslänge der Songs. Zum anderen haben Steel Raiser aber keinen Keyboarder mehr in der Besetzung - Gianfranco Strano ist im Booklet nur noch mit "Additional Keyboards" genannt, und somit kommt dieses Instrument nur noch für einige Sondereffekte, beispielsweise im Intro des Titeltracks oder in "Wings Of The Abyss" als Klavierlinie und dezente Orchesterhintergrunduntermalung, zum Einsatz. Das Ergebnis der fünfjährigen Klausur fällt jedenfalls mit "Cyberlazer" erstmal mit der Tür ins Haus: Haben Judas Priest doch nochmal eine neue Platte eingespielt? Dieser Speedhammer hätte jedenfalls auf etliche der härteren Priest-Platten, selbst auf "Painkiller", gepaßt, erlaubt aber auch Querverweise zu anderen Bands wie Silent Force zu "Infatuator"-Zeiten oder auch zu Primal Fear, und letzteres ist keineswegs nur darin begründet, daß Alfonso "Steel Screamer III" wie schon Ralf Scheepers mittlerweile seines kompletten Haupthaares verlustig gegangen ist. Wem der Name des Sängers bekannt vorkommt: Jawohl, Italo-Metal-Experten dürfte er bereits von Noble Savage geläufig sein, wie übrigens auch die zweite kreative Haupttriebfeder Steel Raisers, Gitarrist Gian Luca Rossi, dem man aus naheliegenden Gründen den Spitznamen "The Boss" verpaßt hat. Von Noble Savage herübergerettet haben Giordano und Rossi ihren Hang zu epischen Songs, der auch dafür sorgt, daß man selbst "Cyberlazer" nicht als Priest-Kopie abstempeln kann: Ein entspannt-episches Interludium hätten Tipton und Downing wohl kaum eingebaut - Rossi tut's und fährt gut damit. Andere Songs machen die epicmetallischen Wurzeln sogar noch viel deutlicher, etwa der Titeltrack, während "Magic Circle" nicht etwa als Bewerbung um einen Deal bei Joey de Maios Plattenfirma anzusehen ist, sondern wieder stärker in die Priest-Kerbe schlägt. "Metal Maniac" wiederum baut eine Brücke zu einer anderen metallischen Legende, nämlich zu Metal Church, und "Wings Of The Abyss" faßt praktisch alle im derzeitigen Schaffen Steel Raisers denkbaren Stilistika zusammen, ergänzt sie wie erwähnt noch um die hier phasenweise eine durchaus tragende Rolle spielenden Keyboards (ohne die Orchestereinwürfe wär's zwar auch gegangen, aber die Klavierlinie ist wichtig) und formt ein großes Ganzes, das in diesem Falle einige Durchläufe an Erschließungsarbeit braucht, während man "Cyberlazer" schon nach dem ersten oder spätestens zweiten Durchlauf begriffen haben sollte. Ebenfalls recht schnell ins Ohr geht "Love Is Unfair", zu dem die Band noch ein Video auf die CD gepackt hat, in welchem die durchaus ansehnliche Valentina Torrisi einem Gewässer entsteigt, durch den Wald wandert, ein Lagerfeuer entzündet und dieses schließlich wieder mit Erde löscht, während die Band den Song in einer Ruine spielt, und nur Alfonsos doch recht merkwürdige Aussprache und Betonung im Refrain verleitet den Hörer eher zum Stirnrunzeln als zum zustimmenden Nicken, zu welchem die rein musikalische Komponente durchaus Anlaß böte. Überhaupt der Sänger: Nicht nur in "The Executioner" beschleicht den Hörer der Verdacht, man höre hier mindestens zwei Vokalisten, aber das Booklet gibt diesbezüglich keine weiteren Informationen, so daß man tatsächlich davon ausgehen muß, daß die doch recht verschiedenen Stimmlagen alle zu Alfonso selber gehören - zu addieren wäre dann aber auch noch der Sirenengesang im besten Halford-Stil, der andere der Songs prägt. Eine derartige Vielfalt muß man erstmal hinbekommen. "Chains Of Hate" schließt "Regeneration" einmal mehr episch ab, läßt Salvo Pizzimento am Baß eine klassische "Heaven And Hell"-Tonfolge unter das Geschehen legen und bildet neben dem Noble-Savage-Vergleich noch einen Querverweis auf die Heimat der Band: Steel Raiser sind Italiener (das Hauptquartier steht auf Sizilien), und die gelegentlich eingesetzten fanfarenartigen Klänge schauen doch gern mal auf das hinüber, was so viele Landsleute praktizieren, daß man es gleich "Italometal" taufte. Wer seine stilistischen Vorlieben also nicht auf beinharten Power Metal oder epischen Italometal fokussiert, sondern das "oder" durch ein "und" ersetzt hat, könnte mit dem allerdings optisch wenig hergebenden, aber wenigstens sauber produzierten 43minüter warmwerden.
Kontakt: www.puresteel-records.com

Tracklist:
Cyberlazer
Finalizer
Regeneration
Magic Circle
Wings Of The Abyss
Metal Maniac
Love Is Unfair
The Executioner
Chains Of Hate



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