www.Crossover-agm.de METAL CHURCH: Generation Nothing
von rls

METAL CHURCH: Generation Nothing   (Rat Pak Records)

Knorkator beschlossen anno 2011 bekanntlich, "mit dem Aufhören aufzuhören" - Metal Church haben mit dieser Praxis aber bereits doppelte Erfahrung. Nach Studioalbum Nr. 5, dem beileibe nicht schlechten, aber in der Grunge-Hochphase kaum beachteten und mit einem, ähem, merkwürdigen Cover versehenen "Hanging In The Balance", war zunächst Schicht im Schacht, bevor "Masterpeace" (und das zuvor erschienene Livealbum mit alten Mitschnitten aus den 80ern) anno 1999 eine weitere Aktivphase mit vier Studioalben einläutete, anfangs noch mit Originalsänger David Wayne am Mikrofon, später dann mit Ronny Munroe. Latente Erfolglosigkeit trotz einer gewissen stabilen Fanbasis führte abermals zur Auflösung, Munroe ging auf deutlich melodischere Solopfade, Bandkopf Kurdt Vanderhoof hielt sich mit seiner Progrockband Presto Ballet bei Laune, und Bassist Steve Unger geriet mit dem Gesetz in Konflikt. Nun sind Metal Church also ein weiteres Mal am Start, und während man im Sommer 2013 auf dem Headbangers Open Air in Brande-Hörnerkirchen einen Old-School-Set spielte, gibt es nun auch ein neues Studioalbum, das zehnte insgesamt, und Kurdt Vanderhoof spricht von einer Rückkehr zu den alten Tagen des selbstbetitelten Debüts und des Zweitlings "The Dark", ohne aber die Entwicklungen und Errungenschaften der jüngeren Alben zu vernachlässigen.
Schauen wir doch mal, ob das in der Form nachvollziehbar oder aber eher als promotionale Behauptung zu verstehen ist. Zunächst fällt auf, daß Metal Church kompromißlos auf die Metalkarte setzen, Vanderhoof seine anderweitigen Neigungen also entsprechend in seine anderen Aktivitäten kanalisiert hat. Was er dabei allerdings leider vergessen hat, ist, die zehn neuen Songs mit großen Melodien auszustatten. Munroe ist in diesem Sektor durchaus fähig, wie sein 2009er Solowerk "The Fire Within" unter Beweis gestellt hat, aber Vanderhoof besetzt ihn hier eher als Shouter und limitiert seine Band dadurch selbst etwas zu stark, zumal dadurch etlichen prinzipiell durchaus als stark durchgehenden Songideen die Unverwechselbarkeit verlorengeht. "Jump The Gun" wiederum (kein Pretty-Maids-Cover) hätte durch eine markantere Ausarbeitung des Refrains einen wirkungsvollen Gegenpol zum atonalen Hauptsolo bekommen, während in anderen Songs gerade Vanderhoofs Melodiekompositionsvermögen hauptsächlich in den Gitarrensoli transportiert wird. Das knapp neunminütige Epos "Noises In The Wall", das offenbar an "Gods Of Wrath" anknüpfen soll, aber nie dessen Atmosphäre erreicht, darf als Beispiel für diese Kategorie Songs gewertet werden. Wenn einer der neuen Songs an der unerreichten angedüsterten Atmosphäre des Debütalbums kratzen kann, dann ist das "Suiciety", auch wenn dieser Song gleich mehrere Haken schlägt: Nach dem Intro erhofft man sich eine solche atmosphärische Großtat, nach dem Hauptteil ist man überzeugt, statt dessen guten, aber nicht weltbewegenden geradlinigen Metal serviert bekommen zu haben, aber dann kommt ein ausgedehntes atmosphärisches Break, das alles wieder über den Haufen wirft und zum Schluß nochmal in geradlinigem Metal mündet. Geradlinigen rifflastigen Metal dagegen bieten beispielsweise der Opener "Bullet Proof" oder "Scream" - live entfalten diese gewiß große Wirkung, aber ob man sie auch in der Studioversion goutieren kann, hängt wieder sehr von den individuellen Präferenzen des Hörers ab. Wer auf dem Debütalbum Songs wie "Hitman" eher mochte als "Beyond The Black", der wird hier sicherlich glücklich werden, auch wenn er in den neuen Songs gar mit einer latenten Thrashkante klarkommen muß. Freunde zurückhaltenderer Gangart sollten dagegen das selbstironisch betitelte "Hits Keep Comin'" antesten, auch wenn gerade hier die Gesangsmelodien im Hauptteil noch deutlicher hätten ausgearbeitet werden können, wohingegen die Halbakustikparts diesbezüglich schon recht hoch zu punkten wissen und den besagten Song vielleicht zum besten der gesamten 53 Minuten machen. Interessanterweise wurde er trotz seiner relativen Zugänglichkeit nicht für einen Videodreh ausgewählt - statt dessen entstanden Filme zu "Dead City" und dem Titeltrack. Und noch etwas Interessantes: Hört man sich den Hauptteil des Closers "The Media Horse" mal an und vergißt, daß man Metal Church im Player hat, könnte man genausogut auf eine Herkunft aus dem Savatage-Frühfundus tippen - Munroe ähnelt hier frappant den tieferen Gesangslagen von Jon Oliva. Daß Jeff Plate, wenn er gerade nicht mit dem Trans-Siberian Orchestra unterwegs ist, heute bei Metal Church trommelt, schließt diesbezüglich einen Kreis. Unterm Strich ist "Generation Nothing" ein gutes Album, aber wegen der genannten Schwächen im melodischen Bereich nicht der erhoffte große Knaller, der vielleicht ja noch in der Zukunft liegt.
Kontakt: www.metalchurchmusic.com, www.ratpakrecords.com

Tracklist:
Bullet Proof
Dead City
Generation Nothing
Noises In The Wall
Jump The Gun
Suiciety
Scream
Hits Keep Comin'
Close To The Bone
The Media Horse



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