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von ta

OPETH: Pale Communion   (Roadrunner Records)

Keine Überraschungen mehr in Vintage-Runde zwei. Der Weg, den Opeth auf "Heritage" eingeschlagen haben, wird auf "Pale Communion" konsequent weiter beschritten. "Pale Communion" ist ein reines Retro-Prog-Album, im Vergleich mit seinem Vorgänger aber strukturierter und fokussierter und darum keine ganz so große Herausforderung.
Um die Marschrichtung klarzumachen, reichen einige Stichworte. Erstens eben Retro-Prog: Die Produktion und einige Gitarrensoli sind 2014, der ganze Rest ist 70er. Referenzbands sind hier Goblin (siehe Track 5), Crosby, Stills & Nash (mehrstimmige Passagen, siehe etwa "River"), Rainbow und Led Zeppelin (Gitarren). Das Mischungsverhältnis der Einzelelemente, die für sich genommen Stilzitate sind, macht aber ebenso wie die große Menge der Einflüsse etwas Eigenes und äußerst Vielfältiges draus. Was vor einigen Jahren noch undenkbar schien, nämlich Opeth in einen Topf mit anderen Bands zu werfen, muss jetzt angesichts der o.g. Referenzen geschehen: Opeth gehören in den Topf, in dem auch ihre Landsmänner von Anekdoten, Wobbler und Änglagård köcheln, wenngleich sie von ihren Einflüssen her am breitesten von den genannten Bands aufgestellt sind. Und der Gesang von Akerfeldt bietet sogar einen gewissen - den einzigen - Anschluss an alte Opeth, wovon insbesondere das melancholische "Elysian Woes" zeugt.
Zweitens orientalische Skalen. Ist natürlich nicht originell, gab es natürlich in den 70ern auch schon und gab es auch bei Opeth bereits, sie sind aber so etwas wie ein kleiner roter Faden, der auf "Heritage" noch fehlte.
Drittens Plätschern. Mit der stilistischen Neuausrichtung verströmen Opeth auch ganz neue Stimmungen. Insbesondere die Abwesenheit von Dramatik unterscheidet "Pale Communion" wie auch bereits "Heritage" deutlich von seinen Vorgängern. Natürlich gibt es auf diesem Album Spannungsbögen und Laut/Leise-Wechselspiele, aber sie folgen keiner strengen Form, wirken stets etwas beliebig und zufällig. Ausnahme ist der abschließende Schweremüter "Faith In Others", der wie eine Versöhnungsgeste für Altfans klingt, aber mit romantischen Großtaten wie "Burden" von "Watershed" oder "Isolation Years" von "Ghost Reveries" nicht mithalten kann.
Wie dem auch sei. Das Gesamtbild ist inzwischen übersichtlicher und aus den Trümmern der alten Opeth hat sich eine neue Vision herauskristallisiert. Die besteht allerdings zu großen Teilen darin, die Visionen anderer in einer eigenen Melange darzubieten. Wie bei "Heritage" werde ich daher auch bei "Pale Communion" das Gefühl nicht los, einem Flickenteppich aus Akerfeldts privater LP-Jugendsammlung zu lauschen. Ich mag diesen Eindruck nicht, aber das ist subjektiv.
Fazit: Ich weine den alten Opeth keine Träne nach. Der Schuh war ausgetragen. Aber mit der Neuausrichtung von Opeth ist mehr zu Grabe getragen worden als ein Stil, nämlich ein Stück künstlerische Autonomie. Deshalb ist "Pale Communion" vielleicht für den "gemeinen Metaller" ein mutig erscheinendes Album und unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten ist es das auch - künstlerisch waren die alten Opeth aber mutiger.
Kontakt: www.opeth.com, www.roadrunnerrecords.com

Tracklist:
1. Eternal Rains Will Come
2. Cusp Of Eternity
3. Moon Above, Sun Below
4. Elysian Woes
5. Goblin
6. River
7. Voice Of Treason
8. Faith In Others
 




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