www.Crossover-agm.de WOBBLER: Hinterland
von CSB

WOBBLER: Hinterland   (The Laser's Edge)

Nein, Wobbler ist kein Computerspiel und auch kein exotisches Insekt. Auch wird auf diesen Seiten keine Werbung für ein gleichnamiges Angelgerät, mit welchem man Raubfische fängt, verbreitet. Um das Geheimnis zu lüften, der sogenannte "Wobbler", nach dem sich diese norwegische Band benannt hat, ist laut Tastenfreak Lars Fredrik Froislie die Bezeichnung für ein uraltes, verrücktspielendes Keyboardgeräusch, wenn man das Instrument erstmalig Mal nach 20 Jahren wieder anschlägt ... Noch Fragen? Derlei Tonwerkzeugen dürfte Herr Froislie wohl so einige "Wobbler" entlockt haben, schließlich ist er leidenschaftlicher Sammler und außerdem benutzt er wie auch seine Bandkollegen auf "Hinterland" kein einziges Instrument, das nach 1975 erbaut wurde. Und spätestens bei einem Blick auf das etwas kauzige Cover und die gerade mal 3 Songs (exklusive des anderthalbminütigen Intros) umfassende Tracklist wird wohl auch dem Letzten klar, was ihn auf "Hinterland" erwarten dürfte. Klar, hier regiert der 70er Progrock in seiner reinsten Form, komplex, ausladend, psychedelisch und natürlich extrem keyboardlastig (erwähnter Froislie bedient auf diesem Debüt sage und schreibe 15 verschiedene Tasteninstrumente, darunter natürlich Hammond, Minimoog und Mellotron ...), eben ganz und gar retro, in der Tradition von Bands wie King Crimson, Gentle Giant, ELP und Yes. Und zu diesem Sound gehört eben auch eine gewisse Sperrigkeit, und auch da schöpfen Wobbler ganz im Sinne ihrer Vorbilder aus dem Vollen und machen es dem Hörer stellenweise alles andere als leicht. Denn gleich im 30minütigen Eröffnungstrack "Hinterland" verbraten die Norweger so viele Ideen, wie sie anderen Bands für 10 Alben nicht einfallen würden und entsprechend lange braucht es auch, bis sich einem dieses Mammutwerk zumindest im Ansatz einigermaßen erschließt. Erschwerend kommt hinzu, dass Wobbler nur an wenigen Stellen Motive wieder auftauchen lassen und der fantastische und verbindende Gesang leider nur sehr wenige Passagen zugedacht bekommt. So wirkt das Ganze dann doch ein wenig zerfahren, wenngleich einige Parts definitiv zum Genialsten gehören, was die progressive Musik seit langem hervorgebracht hat. In seiner Gesamtheit aber macht das folgende, etwas folkiger angehauchte (Jethro Tull lassen des öfteren grüßen) und zum Ende richtig hart rockende "Rubato Industry" die bessere Figur. Klasse Song mit kaum weniger grandiosen Ideen, wie im Titelsong, aber deutlich besser verknüpft und durchkomponiert. Dasselbe könnte man für das abschließende "Clair Obscur" bemerken, leider aber hat man in diesem spielerisch wohl besten Song der Scheibe gänzlich auf Sänger Tony Johannessen verzichtet, was dem Ganzen ein bisschen die Dramatik nimmt.
Nun, es möge aufgrund meiner Kritik kein falscher Eindruck entstehen. Dieses Debüt hat es absolut in sich und schon lange hat mich kein Album mehr so mitgerissen, unterm Strich aber fällt auf, dass noch mehr drin gewesen wäre, dass trotz allerhöchstem Niveau noch Potenzen da sind, die es mit dem nächsten Streich auszuschöpfen gilt, so dass man tatsächlich höchst gespannt sein darf, was uns die Norweger zukünftig noch bescheren. Aber auch wenn erst die Zukunft den ganz großen Wurf bringen möge, kommt an "Hinterland" kein anspruchsvoller Proggie vorbei.
Bandkontakt: www.wobblermusic.com
Labelkontakt: www.lasercd.com

Tracklist:
1. Serenade For 1652
2. Hinterland
3. Rubato Industry
4. Clair Obscur
 




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