www.Crossover-agm.de METAL LAW: Night Of The Wolf
von rls

METAL LAW: Night Of The Wolf   (Battle Cry Records)

Jawoll, der Bandname ist Programm, auch wenn Metal Law musikalisch gar nicht so große Helloween-Nacheiferer sind, wie man als weitere Schlußfolgerung hätte mutmaßen können. Aber der Heavy Metal bildet auch für die vier Hauptstädter the law, und sie huldigen ihm in zehn Songs plus Intro, die stilistisch zwar zweifellos in den Achtzigern stehengeblieben sind, aber dennoch über weite Strecken erfreulicherweise nicht verstaubt im negativen Sinne klingen, sondern rootsbewußt im positiven Sinne. Dazu gehört beispielsweise auch eine entsprechende Produktion (die der witzigerweise optisch ein wenig an seinen Arija-Instrumentenkollegen Witali erinnernde Bassist Michael in Eigenregie erstellt hat - lästige Kämpfe mit Außenstehenden sind also ausgeblieben, lediglich das Mastering gab man in externe Hände), der man zwar volumenseitig zweifellos anhört, daß sie nicht 1986, sondern 2006 gefahren wurde, die aber auf modernen Schnickschnack komplett verzichtet - auch die wenigen Effekte konnte man schon vor 20 Jahren auf diversen metallischen Produktionen finden. Der oftmals bekrittelte leicht sterile Touch, den man etwa diversen Finnvox-Produktionen nachsagt (manchmal zu Recht, oft zu Unrecht allerdings), wird auf "Night Of The Wolf" durch ein relativ warmes und angedunkeltes (trotzdem erstaunlicherweise nicht sonderlich baßlastiges) Soundgewand ersetzt, das man also offensichtlich auch erzielen kann, ohne seine Gitarren bis ins Unendliche herunterzustimmen. Dazu paßt selbstverständlich auch die musikalische Ausrichtung, denn diese bietet ebenfalls ganz leicht angedüsterten Traditionsmetal, der keineswegs typisch deutsch klingt, anhand einiger Zutaten allerdings bei genauem Hinhören schon als teutonischer Abkunft entstammend identifiziert werden kann und unterm Strich stilistisch irgendwo zwischen den gitarrenlastigeren Stücken der verblichenen Ortsnachbarn Mind Odyssey und den noch deutlicher US-Metal-lastig arbeitenden Brainstorm anzusiedeln wäre. Die erstgenannte Band vermeint man beispielsweise im Titelsong oder auch in "The Old Man" einflußseitig durchzuhören, während man, um eine erste Brainstorm-Parallele zu finden, sich einfach nur mal den Refrain von "Raise Your Fist" anhören muß, denn da wird man erstaunliche Ähnlichkeiten zwischen Karstens Gesang und den Lautäußerungen eines Andy B. Franck vernehmen (wenngleich der letztgenannte insgesamt schon noch eine Klasse höher, da deutlich routinierter und auch etwas treffsicherer agiert) - auch instrumental hätten etliche Passagen auf der ganzen Platte auch ins Repertoire der Schwaben gepaßt (man höre sich nur mal das Intro zu "Infesting Beliefs" an, das allerdings von den Leadgitarren her noch markanter hätte gestaltet werden dürfen). Dazu kommt dann noch der eine oder andere etwas abseitigere Einfluß, so im etwas psychotischer angelegten "Positive Pain" (einer von drei Songs, in denen die vier Traditionalisten auch mal einen Keyboarder herangezogen haben, um gewisse Stimmungen noch deutlicher herauszumodellieren), dessen Mittelteil auch in einem King Diamond-Song nicht aus dem Rahmen gefallen wäre. Vom bisweilen monotonen Teutonenmetal setzen sich Metal Law durch überdurchschnittlich viele Tempo- und Stimmungswechsel ab, allerdings schwankt deren Ausführungsqualität recht stark, wie man an einem Hörbeispiel innerhalb von vier Minuten der Albummitte sehr schön erkennen kann. Da gehen die vier wackeren Kämpfer bei Minute 6 von "Raise Your Fist" elegant und fast ansatzlos vom Gestampfe in einen locker-flockigen Leadpart über, nur um diesen Song eine halbe Minute später einfach auszufaden, den Hörer irgendwie unbefriedigt zurücklassend. "Infesting Beliefs" gleich an der folgenden Trackposition stoppt nach zwei Minuten völlig unmotiviert ab, aber danach beginnt ein starker halbballadesker Teil, dessen Übergang in den schnellen Schlußpart das Quartett wieder mit einer völligen Leichtigkeit aus dem Ärmel schüttelt, als wäre es das Natürlichste auf der Welt. Licht und Schatten liegen hier also dicht beieinander, wobei die Lichtmomente dankenswerterweise deutlich überwiegen, wenngleich man die Stirnrunzeln erzeugenden Passagen nicht aus dem Blickfeld verlieren sollte, zu denen beispielsweise der verunglückte Balladenversuch "Thin Guy" gehört, der auch mit einem relativ einfältigen Text gesegnet wurde (das Thema hat, um mal etwas weiter auszuholen, Udo Lindenberg in "Gerhard Gösebrecht" um 20000% eleganter verarbeitet); wenigstens macht der zweite Teil des Songs, der auf Speedtempo umschaltet, noch ein bissel Spaß, vor allem aufgrund des ekstatischen Gitarrensolos. Überhaupt hat das Gitarrenduo Karsten/Thomas einige gute Ideen auf Lager, zwar nicht sonderlich kompliziert, aber wirkungsvoll und mit unüberhörbarer Spielfreude vorgetragen, gern zweistimmig solierend und die im heutigen Traditionsmetal epidemieartig auftretende Krankheit des monotonen Riffings (ich sage nur Iced Earth, Manowar oder Grave Digger - und das war bei denen nicht immer so, liebe jüngere Metalhörer) erfolgreich mit kleinen Leadeinschüben, Akustikpassagen, angefolkten Melodien (höre "Metal Or Die") oder einfach einem sekundweisen Grundtonwechsel bekämpfend. Trotzdem kippen Metal Law nie in den proglastigeren Sektor ab (obwohl Drummer Ingo im Booklet ein altes Sanctuary-Shirt zur Schau stellt), sondern erfüllen erfolgreich alle Klischees für eine True Metal-Band des Jahres 2007 (das geht schon beim Cover los) und machen in den summiert 53 Minuten mehr Hörspaß als doch etliche der bereits etablierten Kollegen, auch wenn es bis zu einem wirklichen Metal-Hammer noch ein kleines Stück Wegs ist.
Kontakt: www.metallaw.de, www.battlecryrecords.com, www.karthagorecords.de

Tracklist:
March Of The Law
Hunter And Prey
Night Of The Wolf
Positive Pain
Slaying Creature
Raise Your Fist
Infesting Beliefs
Thin Guy
The Old Man
Metal Or Die
Master Of Thunder



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