www.Crossover-agm.de THE HOBBIT SHIRE: Fantasy Rock II
von rls

THE HOBBIT SHIRE: Fantasy Rock II   (Silver Records/Mystery)

Sieh an: Mit ihrem eigenproduzierten Vorgänger "Fantasy Rock" haben The Hobbit Shire offensichtlich das Aufsehen des Silver-Labels erregt, und so kommt der Nachfolger, den man der Einfachheit halber "Fantasy Rock II" betitelte, nun mit regulärer Labelunterstützung heraus. Was sich hier wie gegenseitig befruchtet hat, darf gern offenbleiben, denn "Fantasy Rock II" ist auch in musikalischer Hinsicht ein Fortschritt gegenüber dem in einigen Punkten noch etwas unausgegorenen Vorgänger, wie man auch ohne Hintergrundkenntnis schon beim Hören des Openers "Pjerekrestok Mirow" feststellt. Der markiert ungefähr die obere Härtegrenze des Albums, irgendwo zwischen Rock und Hardrock zu ziehen, versehen mit einem kräftigen Grundriff der elektrifizierten Gitarre und einem treibenden Beat, dazu einer sehr starken Gesangsleistung von Elena Schirokowa und natürlich einigen stilfremden Einwürfen aus der Folk-, Mittelalter- oder sonstigen Geräuschecke - fertig ist ein Mini-Hit, der fast das komplette Vorgängeralbum in den Schatten stellt und in deutschen Landen stilistische Vergleiche zu Bands wie New Life ermöglicht, wobei die bekanntermaßen etwas zurückhaltender zu Werke gehen, was beispielsweise die Instrumentenvielfalt angeht. In dieser Hinsicht erlegen sich The Hobbit Shire nur sehr weit auseinanderliegende Beschränkungen auf, und so hört man auch auf "Fantasy Rock II" wieder Flöten, diverse Percussioninstrumente, Celli oder ein Wargan, die vielen Songs erst den richtigen Pfiff geben, aber deswegen nicht sklavisch in jedem Song zum Einsatz kommen müssen - der Bombastrocker "Arija Galadrieli", der irgendwo auf halbem Wege zwischen Asia und Within Temptation lagert und von einem richtig elbisch klingenden Fragilchor eingeleitet wird, kommt auch ohne sie aus, ist zugleich auch der Song, der am deutlichsten macht, daß zwischen dem Aufnahmebudget von The Hobbit Shire und dem von Within Temptation eine gewisse monetäre Differenz besteht, denn bis zu einem vollen raumgreifenden Sound haben die Russen doch noch ein bissel Weges zurückzulegen, auch wenn "Fantasy Rock II" seinen Vorgänger schon einmal ein gutes Stück übertrifft, was beispielsweise die Transparenz und die Hörbarkeit aller Instrumente angeht (auch wenn die Violine oftmals immer noch zu weit im soundlichen Hintergrund steht). Richtig klasse und mit der nötigen Wärme ausgestattet ist das Akustikgitarreninstrumental "Predanije", das harmonisch auf sicherem, jahrhundertelang erprobtem Terrain bleibt und vielleicht gerade deshalb so zeitlos gut zu gefallen weiß (stimmungsmäßig, nicht musikalisch, fühlt man sich an das versteckte Intro zu Abstrakt Algebras "April Clouds" erinnert). Aber auch ein flotter Rocker wie "Nje Wypuskai Is Ruk Metscha" mit seinem "Skyclad ohne Metal"-Touch überzeugt zweifellos und verweist musikalisch mit seinem Hammondsolo in die Siebziger oder gar Sechziger zurück; überhaupt erinnern auch die trockenen Gitarrenriffs Maxim Samoilows eher an die Glanztaten jener Periode als an die seitdem vergangenen Jahrzehnte - und das, obwohl die sechs Bandmitglieder dem Bandfoto gemäß noch gar nicht so alt zu sein scheinen. Die Arrangementarbeit der bis auf eine Ausnahme wieder von Maxim Samoilow im Alleingang komponierten Stücke lag wieder komplett in den Händen von Keyboarder Lew Sarizki, der sich erneut ein gutes Händchen für die Detailarbeit gutschreiben lassen darf. Daß das Keyboardintro von "Odnoi Krowy" in seiner harmonischen Gestaltung auf Tiamats "Wildhoney"-Albummeisterwerk zurückverweist, ist vermutlich im Reich des Zufalls anzusiedeln, da sich ansonsten keine weitere Parallelen zu den Schweden finden lassen. Im letzten Song "Skaska" (der zwischen Outro und richtigem Song hin und her pendelt) taucht dann neben männlichen Vocals (auch die sind im Vergleich zum Debüt deutlich verbessert) auch noch der Dudelsack auf, dessen Einsatz man eigentlich schon seit dem ersten Song irgendwo erwartet hat. Dazwischen stehen rockende Halbballaden wie "Poswjaschtschenije Frodo" neben einem fast rein folkigen Stück wie "Kak Hobbit Noski Iskal" oder eben diversen eher geradeaus orientierten und lediglich in gewissem Maße verzierten Rockern, so daß auch "Fantasy Rock II" seinen Titel musikalisch zu Recht trägt. Textlich fährt das Sextett auf einer ähnlichen Schiene wie auf dem Debütalbum, allerdings kommen diesmal zu einer Tolkien-Direktübernahme ("Sa Sinije Gory ...") und diversen in die gleiche Kerbe schlagenden Texten von Maxim Samoilow noch zwei weitere Texter externer Natur hinzu, die zwei (Nemian Skoffer) bzw. einen (N. Ljapunowa) Text beigesteuert haben. Unter den insgesamt 48 Minuten umfassenden 12 Songs findet sich auch der eine oder andere Moment langweiligerer Natur (etwa "Odnoi Krowy", das nach dem erwähnten interessanten Intro in einen substanzarmen Poprocker abrutscht), aber es gibt auch wieder viel Interessantes zu hören, und wenn sich The Hobbit Shire weiter so entwickeln, könnte uns mit Album 3, 4 oder 5 ein richtiges Highlight ins Haus stehen.
Kontakt: www.hobbitshire.ru

Tracklist:
Pjerekrestok Mirow
Hobbity Is Schira
Djen Roschdenija Djadja Bilbo
Sa Sinije Gory ...
Predanije
Arija Galadrieli
Nje Wypuskai Is Ruk Metscha
Poswjaschtschenije Frodo
Idillija
Kak Hobbit Noski Iskal
Odnoi Krowy
Skaska






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