www.Crossover-agm.de NEW LIFE: Mit Herz und Händen
von rls

NEW LIFE: Mit Herz und Händen   (Eigenproduktion/F.-Act Records)

Zweites Album von New Life, aber im Vergleich zum Erstling "Geliebtes Kind" hat sich gar nicht so viel geändert, jedenfalls auf den ersten Blick bzw. Hör. Genaueres Lauschen offenbart dann aber doch einige Veränderungen im Detail: New Life haben an Routine gewonnen, klassischen Poprock zu arrangieren und auch mal mit kleinen, aber feinen Elementen auszuschmücken. Das fällt im hymnischen Opener "Wir haben Grund" ("Unterwegs" Part II?) noch nicht so sehr auf, wohl aber schon im zweiten Song "Stoßgebete", der geschickte Pendelbewegungen quer durch den selbstgewählten Stil vollzieht, ohne deshalb aber gleich progressiv genannt werden zu dürfen/müssen. Dagegen ist das folgende "Der HERR aber sieht das Herz an" einer der Tracks, wo ich mir eine Simplifizierung gewünscht hätte (und das kommt nur extrem selten mal vor): Als reine Akustikballade wäre dessen ehrliches Emotionenpotential noch deutlicher und eindrucksvoller rübergekommen, als es das jetzt schon tut (der Song ist keineswegs schlecht - damit keine Mißverständnisse aufkommen); die letzten beiden Zeilen des Textes sind eigentlich auch nicht mehr nötig, da die große Konklusion bereits mit den beiden vorangegangenen Zeilen erreicht ist: "das, was mein gefühl beschreibt, sag' ich laut nicht oft / das muss ich nicht, du weißt es längst: 'ICH LIEBE DICH MEIN GOTT!'" Eigentlich handeln New Life ja gar nicht nach diesem Grundsatz - statt dessen kommt hier wieder mal das bewährte Autorenteam Luther/Spalatin zum Tragen, welches das Wort von denjenigen, denen der Mund übergeht, weil das Herz voll ist, prägte. Und so sind denn auch die elf neuen Tracks (betextet von drei verschiedenen Bandmitgliedern, dazu kommt als Gast Andrea Bräunig in "Dich spüren") wieder voller ehrlicher religiöser Bekenntnisse, was durchaus auch mal die eine oder andere sehr schwarz-weiße Position einschließt. Farbe bringt dafür "Regenbogen" ins Spiel, und da offenbart der Begriff Genesis seine heutige Doppelbedeutung - einerseits natürlich als Quelle für das biblische Symbol des Regenbogens, "eine brücke zu dieser welt", andererseits musikalisch, denn auf ein Frühwerk von Phil Collins & Co. hätte dieser Song durchaus auch gepaßt, und da stört es nicht mal, daß die wunderbar melancholischen Celli in den Strophen nur synthetischen Ursprungs sind. Völlig aus dem Rahmen fällt danach "Auch wenn er schweigt" - das ist flotter Jazzpop mit klimperigem Klavier und einer sehr gedeckten Gitarrenarbeit. Spätestens bis hierher hat man eine weitere kleine Veränderung bemerkt: Jenny Hartmanns Gesang hat ein wenig von seiner jugendlichen Geradeaus-nach-vorn-Attitüde eingebüßt - das heißt natürlich nicht, daß er schlechter geworden sei, technisch stimmt auch alles, aber ein wenig Frische ist verlorengegangen. Vielleicht ist das aber auch ein subjektiver Höreindruck, da der Mix die Stimme diesmal nicht so weit in den Vordergrund stellt wie auf dem Erstling; ich weiß es nicht, sollte mir die Band wohl am besten mal wieder live anschauen. Der Titeltrack braucht lange, bis er sich seinen Status verdient hat - der erste Refrain macht die recht austauschbare Strophe davor schon vergessen, aber erst der zweite Refrain zimmert mit seiner vorgeschalteten gekonnten Generalpause den letzten Nagel ins Gebälk des Songs. Vom Grundaufbau ähnlich konzipiert ist "Er sieht mich", das seinen Schlußstein aber in einem coolen Baßsolo von Stefan Schreiter findet - ein Element, dessen Einbau sich New Life zu Debützeiten wohl noch nicht getraut hätten und das ihre gewachsene songwriterische Reife sehr deutlich unterstreicht (Stefans gitarrespielender Bruder Martin übernimmt den Staffelstab mit seinem besten Solo der ganzen CD). Auch das Saga-lastige Klavierbreak in "Lebenskünstler" erfüllt die Funktion des Appetizers sehr gut, wenn auch bei Minute 2 erst relativ spät. "Einfach genial" fährt schwere Gitarrenriffs und einen ebensolchen Groove auf, den man in dieser Form bei New Life noch gar nicht kannte, bevor das balladeske "Dich spüren" das reguläre Album abschließt (es gibt noch einen Hidden Track, eine ebenso simple wie ausdrucksstarke Akustikballade). Für die "Härter-schneller"-Fraktion sind New Life nach wie vor nix, und die fanatische Ablehnerfront christlicher Rockmusik wird die erzgebirgische Band trotz ihrer mehr als deutlichen Texte wohl auch nicht aufbrechen können. Aber wer sich in den beschriebenen musikalischen Gefilden wohlfühlt, tätigt mit dem Erwerb von "Mit Herz und Händen" definitiv einen guten Einkauf.
Kontakt: www.newlifeband.de

Tracklist:
Wir haben Grund
Stoßgebete
Der HERR aber sieht das Herz an
Liebst du mich?
Regenbogen
Auch wenn er schweigt
Mit Herz und Händen
Er sieht mich
Lebenskünstler
Einfach genial
Dich spüren




www.Crossover-agm.de
© by CrossOver