(Eigenproduktion)

Das Debütalbum von New Life erweist sich nicht, wie in vergleichbaren Fällen, als konsequente Rückschau auf das bisherige Bandschaffen in all seinen Facetten, sondern darf vielmehr als aktuelle Standortbestimmung gewertet werden. Das ist nicht so zu verstehen, daß es keine älteren Lieder zu hören gäbe (von denen sich in der Zeit seit der Bandgründung naturgemäß einige angesammelt haben) - so hat beispielsweise "Es geht weiter" schon etliche Zeit auf dem Buckel, dokumentiert eine Periode in der Bandgeschichte, als die Existenz der Formation auf der Kippe stand, und die Kraft, die New Life aus ihrem Glauben zogen, um ihren gemeinsamen Weg weiterzugehen. Die Beziehung der Bandmitglieder zu Gott zieht sich wie ein dunkelroter Faden durch die 10 Tracks und legt ein eindrucksvolles Zeugnis vom religiösen Leben dieser jungen Erzgebirgsbewohner ab, da es sich um sehr persönliche Statements handelt, die das Wiederkäuen platter und hohler Phrasen weitestgehend vermeiden (nur in puncto "Zwangsreimung" mitunter leicht verbesserungsfähig wären). Musikalisch dreht sich alles um den Begriff "Rockmusik", der allerdings geringfügig differierenden Interpretationen unterliegt. Mit dem druckvollen Opener "Unterwegs", der textlich das Anliegen der Band unmißverständlich definiert, stoßen New Life fast in hardrockige Gefilde vor, schalten dann aber einen bis zwei Gänge zurück und trudeln stellenweise gar im reinen Pop aus. Mit "Gefesselt" haben sie wiederum einen lupenreinen epischen Rocker fabriziert. Ob man New Life mit Ararat vergleichen kann, mag derjenige Leser selbst entscheiden, der sich mit dem Schaffen der Schwaben etwas besser auskennt als ich. Im Mittelpunkt New Lifes (was auch produktionstechnisch unterstrichen wird) steht Jenny Hartmanns Gesang - und das zu Recht. Jenny ist jedenfalls ein erstklassiges Beispiel, was eine Frau aus dem ihr zur Verfügung stehenden Resonanzraum herausholen kann (ich erinnere mich nur zu gern an den Livegig 2000 in Chemnitz), beherrscht allerdings die leisen Töne genauso wie die lauten, trifft beide Sorten mit großer Präzision und schafft es, fast durchgängig so klar wie eine Gebirgsbachquelle zu singen, wenn nicht gerade der Song eine klassische Röhre erfordert (daß sie auch dieses Metier beherrscht, beweist "Nicht egal"). Pe Werner kann man nach wie vor als lose Orientierung anführen, aber Jenny hat hierzulande außer Sunrise-Conny und Jesus Crew-Doris keine Konkurrenz zu fürchten. Die Instrumentalisten halten sich angesichts einer solchen gewaltigen, trotzdem nicht erdrückenden Präsenz zurück (daß der einzige Track, den Gitarrist Martin Schreiter geschrieben hat, nur mit unauffälligen Akustikgitarren im Hintergrund auskommt, darf als Beweis für diese These gewertet werden) und steuern solides Handwerk mit einigen Anzeichen, daß sie es noch virtuoser könnten, wenn sie denn wollten, bei. Eigentlich - um nun endlich mal den Einleitungssatz zu erklären - hatte ich allerdings erwartet, daß Basser/Ur-Sänger Stefan Schreiter hier und da ebenfalls einige Gesangspassagen übernehmen würde, aber auch er ist zugunsten Jennys lieber einen Schritt zurückgetreten, was sich bei genauerer Betrachtung mit dem Wort "Konsequenz" umschreiben ließe (nur in "Frühling" ist er ganz dezent noch zu hören). Trotz der vordergründigen leichten Nachvollziehbarkeit vieler Tracks lohnt sich öfteres und intensives Hinhören definitiv, denn das ebenfalls etwas epischere "Frühling" oder das, ähem, rastlose "Rastlos" zünden erst nach einigen Durchläufen. Zur Auflockerung gegen Ende hin hätte ich mir zwar noch ein kraftvolles Exempel wie "Unterwegs" gewünscht, aber auch so ist "Geliebtes Kind" eine mehr als runde Sache geworden. Solange hinter den sieben Bergen des Erzgebirges solche Nachwuchsbands heranwachsen, braucht es einem um die christliche Bandlandschaft Sachsens nicht bange zu sein. Jetzt will ich eigentlich nur noch wissen, wo das Foto neben dem Text von "Gefesselt" (erwähnte ich eigentlich schon das mit allen Texten und weiteren Fotos ausgestattete Booklet?) geschossen worden ist (der Scheibenberg im Hintergrund?). Die CD gibt's auf www.newlifeband.de zu bestellen.
Kontakt: Michael Bräunig, Oberdorf 8, 09518 Großrückerswalde, Tel. 03735-64294 oder 0172-7024106

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