(Eigenproduktion)

HIGHWAY TO LIFE

Die Könige der christlichen Beatmusik kommen aus einem Dorf bei Chemnitz. Dorfchemnitz. Und nichts beatet sich mehr an, nichts liegt ferner, als die neue CD von Jesus Crew dementsprechend "Könige" zu nennen. Obwohl die Einzahl wohl besser und den Texten dienlicher wäre. Denn die Texte sind immer zu eigenständig und vielschichtig. Sowohl inhaltlich als auch stilistisch. Abgedreht und flippig, sehnsüchtig und eben beatig. Neun Titel, die von Liebe, Umwelt, Haß, Gott oder einem selbst handeln und sämtlich von Gitarrist Andreas Mittelbach stammen, vereinen sich auf dieser CD zu festen Positionen und Standpunkten, die man akzeptieren muß. Weil sie ehrlich, ohne Wenn und Aber, erzählen, was ihm auf der Seele brennt. Dazu sind die Songs meist musikalisch anspruchsvoll und dicht verpackt. Nicht diese oft gehörten Schnörkel von Bands, die es auf die meisten Instrumente bringen wollen.
Fast könnte man meinen, daß "Könige" ein Konzeptalbum ist. Aufgrund der Tatsache, daß es sich in den meisten Texten um Könige dreht. In welcher Form auch immer. Vom Verliebten und somit klischeerfüllenden Traurigen über den selbstsicheren Lebemann bis hin zu Gott.
Durchaus geglückt ist der wohl schwierigste Spagat der christlichen Beatmusik. Der zwischen Anspruch und Öffentlichkeitsinteresse. Ich kann mir Jesus Crew (allerdings nicht unter diesem Namen) sowohl in verräucherten Clubs als auch in Kirchen und zu Festivals vorstellen. Auch wenn Tanzen nicht unbedingt Pflicht ist, so verleitet der eine oder andere Titel schon zum nicht mehr so vorsichtigen Wippen.
Doris Mittelbach, des Hochdeutschen leider beim Singen nicht ganz mächtig, steht über einer Band, die richtig gut abgemischt einen schönen Sound erzeugt, etwas zu klar und lieb. Und doch macht das Familienunternehmen Mittelbach Geradeaus-Rock der schöneren Art. Richtig gut sind die Keyboards. Typisch 80er Jahre. Van Halens "Jump" läßt schon beim ersten Song recht lieb grüßen. Mit großem Knall eröffnet der zweite Titel den Reigen der Botschaften. Natürlich kann "so'n Ding (Kernkraftwerk - Anm. Red.) auch explodieren". Aber wo bitteschön bleibt denn hier der Zeigefinger? Ah ja, hier ist "ein Königreich auf Erden ... wo an jeder Ecke ein Schokoriegel sprießt". Also will auch ich mich nicht erheben und der Frontfrau glauben, daß sie königlich in ihrer Welt lebt und schon immer die Schönste war. Der Mitsingesong "Wolkenlied", wohlweislich vor den Titelsong gestellt, erfüllt alle Kriterien eines Zugabensongs langer Konzerte. "Komm wir schieben die Wolken weg, komm wir wollen die Sonne sehn". Ich wünsche der Band viel klatschendes und singendes Publikum. Was soll ich sagen, der Titelsong "Könige" ist einfach gut. Die ganze Aufmachung der CD steht diesem Song in nichts nach. So ein wunderschönes Rot auf einer CD habe ich noch nicht gesehen.
Die schönste Textzeile dieser CD ist für mich: "Was wartet auf uns am anderen Ufer". Nicht, weil sie vor Poesie strotzen würde, nein, weil am anderen Ufer einfach das Meer neu beginnt. Und das läßt im Falle Jesus Crew noch einige Untiefen, Wellen und Horizonte vermuten. Und hoffentlich etliche Badegäste, die sich in den Sog dieser Band ziehen lassen oder schöner, die sich auf den Wogen der Musik zu neuen Ufern treiben lassen.
Also, ihr lieben Veranstalter: ran ans Telefon - 037754/3622 (Thomas Mittelbach).
 

© by CrossOver