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von ta

FLAMING ROW: Elinoire   (Progressive Promotion Records)

Marek Arnold strebt unaufhaltbar die Prog-Herrschaft an. Der Allround-Musiker spielt jetzt bzw. spielte bis jetzt in etwa 50.000 Bands - spontan fallen mit Toxic Smile, Seven Steps To The Green Door, Coloured Rain, die Stern Combo Meißen, Nitewalk, Passage, Gabria, Bluance und United Progressive Fraternity ein. Gut, zugegeben, das war nicht spontan, sondern nachrecherchiert. Aber dies ist zweifellos eine beeindruckende Liste, in die nun auch Flaming Row sich einreihen.
Nun ist Arnold auch ein Qualitätsgarant, zumindest was seinen Beitrag zu einem Album betrifft. Wo Arnold draufsteht, sind vielfältige Synthies und oft auch wunderschöne Saxophone und Klarinetten drin. Bei "Elinoire" ist das nicht anders. Im Unterschied zu diversen anderen Arnold-Projekten stehen beide Elemente aber sehr im Hintergrund. Die Blaspassagen (von Arnold selbst wird das sehr sporadische Sopransaxophon gespielt, häufiger noch ist eine wunderbare Flöte zu hören) und auch die Keyboards nehmen - von den balladesken Passagen abgesehen - eine eher hintergründige Rolle ein.
"Elinoire" ist stattdessen gitarren- und gesangsbetont. Und da liegt ein bissel der Hase im Pfeffer. Gitarrentechnisch ist das Album eher unspektakulär. Technisch natürlich hervorragend, aber stilistisch irgendwie Prog-arm. Ich höre Melodic Metal, Power Metal, etwas AOR und Stadionrock.
Auch wer wilde Abfahrten, ausgedehnte Soli, lange Aufbauten und aufgebrochene Strukturen erwartet, wird zumindest die erste Albumhälfte lang enttäuscht sein. In der zweiten passiert dann doch noch einiges mehr und "Elinoire" löst musikalisch den Konzept-Anspruch ein, der sich in den Texten verbirgt. Es wird epischer und sanfter, die Songs fließen schöner ineinander, sind dynamischer und die Strukturen werden freier.
Das Bemerkenswerteste an "Elinoire" ist sicherlich der Gesang. Von einem festen Duo aus Martin Schnella männlicher- und Kiri Geile weiblicherseits im Lead- und diverser weiterer Sänger im Backing-Bereich performt, entstehen teilweise nach Kontrapunkt komponierte Passagen, die an Savatage zu Zak-Stevens-Zeiten erinnern ("Initiation Fugato"). Obendrauf kommt eine Armada an Gastsängern für Einzelpassagen. Opernhaft verteilt auf mehrere Charaktere bzw. Stimmen zieht "Elinoire" hauptsächlich aus dem vielschichtigen Gesang seine Epik und seinen Musical-Charakter. Gesang und Musical-Charakter sind die Elemente im System, die das Album dann doch noch progressiv machen, bescheren auf der anderen Seite jedoch auch Gruseligkeiten wie die Mainstream-Schmuserocker "Adam's Theme" und den Titeltrack. Nun ja, für Musicals habe ich mich noch nie erwärmen können. Was wäre sonst noch zu sagen? Geistesblitzartig sind verschiedene ausgefallene Elemente wie das Banjo in "Do You Like Country Grandpa?", Elektronika in "Time Mirror" oder Geschrei in u.a. "Rage Of Despair" (dem härtesten Song des Albums) über das Album verteilt, aber nichts davon ist stilprägend und das meiste wird eher beiläufig eingebunden. Diese experimentellen Momente verdanken sich und ihre sporadische Einsetzung dem textlichen Konzept des Albums. Es geht um eine junge britische Familie, die der Tod eines Familienmitglieds heimsucht. Tragisch erzählt, mit etwas cheesy Botschaften versehen (Erinnere: Musical) und sich immerhin 80 Minuten Zeit lassend.
Alles in allem also ist "Elinoire" eine zweifellos ambitionierte, technisch perfekte und konzeptuell - das merkt man zu jeder Sekunde - wohldurchdachte Platte, die im Ergebnis allerdings keineswegs zwingend ausfällt und mich gefühlsmäßig kalt gelassen hat. Da greife ich lieber zu weniger durchgestylten und wilderen Alternativen aus dem Arnold-Kosmos wie Toxic Smile oder SSTTGD.
Der Fairness halber sei zuletzt erwähnt, dass die Prog-Welt dieses Album (das mir erst drei Jahre nach Erscheinen vorliegt) ziemlich abgefeiert hat.
Kontakt: www.flamingrow.de, www.progressive-promotion.de

Tracklist:
1. Elinoire's Theme
2. Initiation Fugato
3. Overture
4. First Day
5. Nightingales Chirp
6. Do You Like Country Grandpa?
7. Lea's Delivery
8. Elinoire
9. Rage Of Despair
10. Adam's Theme
11. Neglected Garden
12. Time Mirror
13. Watershed
14. Review
15. Unearth The Truth
16. Father's Theme
17. Farewell
18. A Place To Review Your Soul
  I. Confession
  II. A Broken Man
  III. Flaming Row
  IV. On The Run
  V. A World Of Make Believe



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