www.Crossover-agm.de EXTOL: Extol
von rls

EXTOL: Extol   (Indie Recordings)

In eine Schublade zu pressen waren Extol schon früher kaum, allenfalls in ihren ganz frühen Tagen, als man sie noch bedenkenlos ins Black-/Death-Metal-Fach stopfen konnte. Aber mit jedem Release nahm die progressive Kante zu, begannen die Espevoll-Brüder, Ole Borud und ihre wechselnden Mitstreiter neue Klangwelten zu entdecken, was durchaus nicht jeder Altfan nachvollziehen konnte oder wollte - die 2005er "Blueprint"-Scheibe war denn auch eine der wenigen, die beim CrossOver eine Doppelkritik bekam. Nach geraumer Zeit der Inaktivität hat sich ein Kerntrio, nämlich Sänger Peter Espevoll, Drummer David Husvik und der genannte Ole Borud, der für alle anderen Instrumente verantwortlich zeichnet, mittlerweile wieder zusammengetan und in selbstbewußter Manier ein selbstbetiteltes Album herausgebracht. Tut eine Band nach vielen Releases so etwas, so steckt meist eine bewußte Aussageabsicht dahinter, und das dürfte auch bei den vorliegenden 46 Minuten so sein. Das Travis-Smith-Artwork und der kein ganz altes, sondern das 2005er Bandlogo verwendende, wie aufgestempelt wirkende Schriftzug sprechen dafür, daß das Trio nicht wieder zum ganz frühen Sound zurückgekehrt ist, aber es gibt trotzdem ein passendes Referenzwerk im Altschaffen der Norweger, und das ist "Synergy", das 2003er Album, auf dem Extol phasenweise die Gefilde von Believer streiften, also eine Art progressiven Thrash spielten. "Extol" hieße aber nicht "Extol", würde das Trio es einfach bei einer "Synergy"-Kopie belassen - es integriert sowohl Elemente des Prä- als auch des Post-"Synergy"-Schaffens, als sei es das Selbstverständlichste der Welt - und wenn sie dann auch noch das Tempo rausnehmen, wie sie das über weite Strecken von "Faltering Moves" tun, kommt einem eine leicht modernisierte Fassung des Borud-Espevoll-Seitenprojekts Schaliach als passender Vergleich ins Gedächtnis gesprungen. Daß außerdem der Opener "Betrayal" heißt, könnte Zufall sein, muß aber nicht ... Ans Extol-Frühwerk erinnern einerseits die gelegentlichen Tempoattacken, andererseits die über weite Strecken ziemlich extrem kreischigen Vocals von Peter, während die sanften Cleangesänge (im Intro von "Behold The Sun" beispielsweise wähnt man sich an die US-Westküste versetzt, und zwar weit zurück, nämlich bis zu den Beach Boys) erst später Einzug ins Schaffen der Norweger gefunden hatten, die melodischen Gitarrenlinien wiederum schon bei Schaliach zutagegetreten waren und sich auch erst schrittweise Raum im Extol-Sound erobern mußten. Dazu kommt der progressive Faktor, der sich in zahlreichen Tempowechseln und auf den ersten Hör verquer wirkenden Rhythmen äußert, wobei allerdings das Kompositionsteam Borud/Husvik ähnlich wie Believer das Kunststück verstand und versteht, trotz aller spieltechnischen Kabinettstückchen die Stücke doch irgendwie nachvollziehbar zu halten, und sei es, daß etwa in "Behold The Sun" die genannten Strandjungengesänge diese Rolle übernehmen. Und wildes Gekreisch, schnelles Ufta-Drumming und halbakustische Gitarren so brillant zusammenzufügen wie im Intro von "Ministers", das muß Extol auch erstmal einer nachmachen, wobei die halbakustischen Gitarren hier die eben angesprochene Zusammenbindfunktion des Songs übernehmen, obwohl sie keineswegs durchgängig eingesetzt werden. Mit "Dawn Of Redemption" ist auch wieder ein ruhiges, aber mit der Zeit doch eine Art nervöse Spannung aufbauendes Instrumentalstück an Bord, wobei die Instrumentierung hier noch durch Celloklänge von Martin L. E. Rosenhoff ergänzt wird. Selbiger Mann ist auch beim vorletzten Song der Scheibe dabei. Der heißt wie Band und Album "Extol", soll also offenbar als Signaturlied der "neuen" Extol dienen - und in der Tat mixt er von der melodisch-epischen Schwelgerei bis zum Blastspeed über urnorwegischen Sechzehntelriffs fast alles, was man in der Vergangenheit von dieser Band so zu hören bekommen hat, ohne daß freilich ein zusammenhangloses Sammelsurium entstanden wäre - ganz im Gegenteil! "Unveiling The Obscure", der Albumcloser, addiert sogar noch mehrstimmige Vokalarrangements im Stile einer Band wie RPWL sowie einige hintergründige Ohoho-Chöre, was man von dieser Band so noch gar nicht gewohnt war, aber ohne Wenn und Aber goutiert. Ein "pretty epic album" habe man erschaffen, sagt Espevoll in seiner Danksagung, wobei anhand dieser Bezeichnung aber niemand Epic Metal der gängigen Definition erwarten sollte - aus den Ideen der zehn Songs hätte eine normale Epic-Metal-Band drei Alben gestrickt. Trotzdem fasert "Extol" nie aus, verlangt allerdings etliche Durchläufe zur Erschließung, wonach sich freilich ein Meisterwerk offenbart.
Kontakt: www.indierecordings.no, www.extolofficial.com

Tracklist:
Betrayal
Open The Gates
Wastelands
A Gift Beyond Human Reach
Faltering Moves
Behold The Sun
Dawn Of Redemption
Ministers
Extol
Unveiling The Obscure



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