www.Crossover-agm.de ANUBIS GATE: A Perfect Forever
von ta

ANUBIS GATE: A Perfect Forever   (Locomotive Records)

Frage: Wie sieht eine perfekte Ewigkeit aus?
Antwort: Keine Ahnung, aber Schakalshaupt Anubis will ich da eigentlich nicht begegnen. Das ändert selbstverständlich nichts dran, dass "A Perfect Forever" von Anubis Gate jedem Metaller, der bei klarem Verstand ist, hiermit vorbehaltslos empfohlen wird. Der 2004er-Einstand "Purification" war bereits echte Kraftmetallqualitätsarbeit, aber "A Perfect Forever" übersteigt nahezu problemlos dieses Level und müsste eigentlich von der Szene, so diese Gerechtigkeit anstrebt, ebenso hoch bejubelt auf den Thron gehoben werden wie es der letzten Communic widerfahren ist. Nun, wie auch Communic sind Anubis Gate ein Hybrid aus klischee- und sinfoniefreiem, epischem Power Metal, Midtempo-Thrash, Prog mit gaaanz latent untergemischtem Doom-Flair, wie auch Communic sind Anubis Gate niemals plakativ, fiedeln nicht, halten nichts von Mitsingmelodien und bombastischen Chören, sind, ins Positive gewendet, einfach enorm anspruchsvoll, wie auch Communic können Anubis Gate auf eine druckvolle Jacob Hansen-Produktion verweisen. Kurz: Einfach toll. Und lang wie folgt. Einen bärenstarken Opener gibt "Sanctified" ab. Atmosphärische Keyboardschwälle treffen auf harte Riffs und münden in einem Refrain, der auch beim zwanzigsten Durchlauf nicht "zündet", aber dafür noch beim vierzigsten Durchlauf gut reingeht und nicht nervt. Auffällig ist auch, dass die Instrumental-Parts, die reinen Solo-Stellen, sehr liebevoll ausgearbeitet wurden, der Zusammenklang von Gitarrenbrett und Key-Fläche gar Erinnerungen an Symphony X wachruft. Zum Ausklang wird sogar die Akustische ausgepackt.
"Future Without Past" fesselt schon mit seinem, nun, sagen wir, immerhin halbägyptischen Intro, um dann in einen Uptempo-Part zu münden - hohe Geschwindigkeit, ein überraschend andersartiges Stilmittel bei Anubis Gate. Die Schlagseite gen Power Metal wird allerdings völlig genial durch düstere Keyboard-Begleitung korrigiert, der lebensfrohe Gestus damit unterschwellig wieder gebrochen, was vereinzelte doomige Riff-Elemente noch forcieren. Auch hier werden akustische Parts eingewoben. Der erste allgemeine Eindruck lautet demnach vorsichtig: Die Abwechslung bei Anubis Gate ist größer geworden.
Diesen Eindruck bestätigt sogleich "Curfew", eine Akustikballade mit dezentem Fates Warning-Approach, tollen Arrangements und tollen Melodien. Das schöne Gitarrensolo am Ende liefert die perfekte Ergänzung zum voluminösen, eindrucksvollen Gesang von Torben Askholm. Der Mann arbeitet immer noch angenehm mittellagig und kraftvoll-ungepresst, was er im folgenden "Children Of The Pauper King" sofort wieder unter Beweis stellt. Hier gilt dasselbe wie für "Future Without Past": Vereinzelte Uptempo-Stellen, super Soli, enorme Heavyness, durchdachtes Riffing. Die Gitarrenabteilung Jesper M. Jensen/Kim Olesen stampft mit jedem zweiten Riff mehr als die ganze europäische Power Metal-Tradition zusammen, vergisst aber auch die immer etwas düsteren Melodien nicht. Im Mittelteil gibt es sogar einige progressive Harmoniewechsel. Rhythmisch musiziert die Band aber weitestgehend straight. Die Ausnahme von der Regel stellt "Approaching Inner Circle" dar, denn hier gibt es neben erneut akustischen Intermezzi auch einige unerwartete Metrikschlenker zu hören. Dass das Gesamtergebnis trotzdem fett knallt, überrascht nicht weiter.
In "Epitome Of Delusion" schenkt Anubis uns einmal mehr Akustik zum Dahinschmelzen. Hier lugen in den Synthieparts gegen Mitte sogar Pink Floyd um die Ecke des Tores, die ich nun wirklich nicht erwartet hatte, obwohl sie sich wunderbar in die Schar der musikalischen Paten einfügen. Arrangementtechnisch ist das Stück lehrbuchreif. Der Übergang von finsterem Stahlregen in melancholische Klage in ca. Min. 0:40 - 1:10 gehört zu den ganz großen Musikmomenten des Jahres 2005. Hier geht alles.
"Endless Grief" bietet ein kurzes Zwischenspiel, das in seiner Sehnsucht perfekt auf das knapp dreizehnminütige Epos des Albums, den Titeltrack "A Perfect Forever" einstellt. Mit diesem Stück werden dann alle Bedürfnisse derart hingebungsvoll gestillt, dass das ganze Album bei aller Düsternis, die zweifellos überwiegt, mit einem hoffnungsvollen Schimmer entlässt. Da begegnen sich Durchschlagskraft und Zerbrechlichkeit, Trauer und Wut, werden Tonarten so selbstverständlich wie Glühbirnen gewechselt, mündet auch das härteste Riff in eine zarte, aber bestimmte Akustikbeschwichtigung. Die starke Präsenz des rein Instrumentalen stört nicht im geringsten, macht sogar einen großen Teil der Dramatik des ganzen Stücks aus. Besondere Erwähnung verdienen hierbei noch einmal die Gitarrensoli, die selbst an schnellen Stellen niemals Skalengedudel darstellen, sondern emotional, dramatisch und mitreißend inszeniert sind. Das relativ plötzliche Ende des Songs ist dann auf irgendeine Art und Weise perfekt.
Unerwähnt geblieben sind "Kingdom Come" und "The Wanton Blades Of Lust". Beide Tracks sind keineswegs schlecht (besonders "The Wanton …" hat schöne Keyboard-Momente), unterlaufen aber um ein paar Millimeter den Qualitätsmaßstab, den die restlichen Songs setzen, letzterer mit seiner etwas konstruierten Wirkung, der erstgenannte, weil einfach zu wenig passiert. Aber zwei Schwächeanfälle auf einem Album mit zehn Songs, deren restliche acht sich zweifellos in die Hochklasse einreihen - das ist eine hervorragende Bilanz.
Ob seiner erhöhten Komplexität, dem Ausbau der Dynamik (mehr ruhige Stellen) und dem instrumentalen Zuwachs (mehr Keyboards) dürfte "A Perfect Forever" mehr noch als sein Vorgänger vor allem ein Album sein, dass dem erprobten Prog-Metaller gefallen muss. Gleichzeitig sorgen der leichte Anhub der Grundgeschwindigkeit, ein dezenter Anflug von majestätischen Momenten und ein damit einhergehender Ausbau bedrückender Stimmungen für eine leichtere Zugänglichkeit, die auch dem traditionell orientierten Power Metaller, insofern er nicht mit den falschen Erwartungen an die Scheibe herantritt, gute Chancen bieten, sich einen Weg zur Klasse dieses Albums zu bahnen. "A Perfect Forever" ist damit letztlich einfach einen Steigerung in allen Bereichen, selbst die Heavyness der verzerrt gespielten Riffs (welche natürlich das Endergebnis dominieren) wurde nicht zurückgeschraubt. Wer irgendwie mit in der einen oder anderen Hinsicht vergleichbaren Erzeugnissen wie eben dem Erstling von Communic, frühen Tad Morose, den Alben von Warlord oder Beyond Twilight etwas anfangen kann, muss hier ein Ohr riskieren. Es ist doch dem eigenen Gemüt zuliebe.
Kontakt: www.locomotiverecords.com

Tracklist:
1. Sanctified
2. Kingdom Come
3. Future Without Past
4. Curfew
5. Children Of Pauper King
6. Approaching Inner Circle
7. The Wanton Blades Of Lust
8. Epitome Of Delusion
9. Endless Grief
10. A Perfect Forever



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