www.Crossover-agm.de BEYOND TWILIGHT: The Devil's Hall Of Fame
von ta

BEYOND TWILIGHT: The Devil's Hall Of Fame  (Massacre Records)

Mit außergewöhnlichen Maßnahmen außergewöhnliche Platten schaffen ... Für das Komponieren von "The Devil's Hall Of Fame" begab sich Keyboarder und Mastermind Finn Zierler - einigen vielleicht durch seine frühere Band Twilight bekannt - ins tiefste Afrika. Im Atlas-Gebirge in der Sahara entstand ohne Beihilfe instrumentaler Utensilien oder anderer Personen ein Stück Musik, das man wohl unter epischem, progressivem, atmosphärischem, mit einer leichten Doom-Schlagseite versehenem Heavy Metal einordnen könnte, bildeten sich Lieder, die einem des öfteren im nachhinein weniger als solche, denn als komplexe Klanggebilde in Erinnerung bleiben, wuchs ein Album heran, welches einer gewissen Eingewöhnungsphase bedarf, ehe man es zu lieben beginnt. Modern könnte man das ganze vielleicht nennen, die Keyboards klingen recht "spacig", elektronische Klänge bestimmen das Soundbild, zudem ist die Musik noch mit einem interessanten textlichen Konzept versehen, das eine Mischung aus Fiktion und Realität darstellt: Ein junger Mann hackt sich per Computer in ein menschliches Gehirn ein. Der Haken an der Sache - es handelt sich hierbei um sein eigenes ... Die Frage nach der Wahrheit und der eigenen Identität stellt das Kernthema des Albums dar, Themen wie Religion, Philosophie und Liebe werden angeschnitten. Dass die hierbei gewonnenen Resultate (sofern existent) eher nicht im positiven Bereich liegen, belegen Songtitel wie "Hellfire", "Godless And Wicked" oder "Perfect dark" wohl mehr oder weniger deutlich. Den Beginn des Albums bilden die beiden erstgenannten Lieder, wobei gerade "Hellfire" eine hervorragende, homogene Mischung aus Düsternis, Komplexität und unterschwelliger Aggression darstellt, "Godless And Wicked" dagegen "nur" eine sehr gut gelungene ... Das nachfolgende, von Presse und Promotionzugeteilten als absolutes Albumhighlight gepriesene "Shadowland" beschreibt Finn selber als dark/light-Song, mit Moll-Tendenzen durchsetzte Düsternis und melodische Sanftheit sind hier jedoch mehr aneinandergereiht denn verbunden, weswegen ich hier nun von einem leichten qualitativen Abfall (im ursprünglichen Sinne) spreche ... Oder hat sich mir die Genialität dieser Komposition nur noch nicht erschlossen? Das Instrumental "The Devil's Waltz" wartet dann tatsächlich gelegentlich mit einem Walzerrhythmus auf, besitzt dabei aber etwas ironisch-morbides, wohl bedingt durch Titel und Rahmenhandlung. Der fünfte Song, "Crying", bezwingt bravourös den schmalen Grat zwischen getragenem, aber intensiven Gefühlsausbruch und kraftvollem Midtemporocker, ehe einem der 8 1/2-minütige Titeltrack endgültig den Verstand raubt - ein Arrangementlehrstück oberster Güteklasse, für welches Finn sich die Inspirationen aus einer vereinsamten Höhle holte. Dass der Mann zur Gattung der außergewöhnlich genialen Komponisten gehört, dürfte spätestens nach diesem OHRgasmus klar sein - sofern man sich bei der Schönheit einer Melodie wie der in der sechsten Minute überhaupt Gedanken über den Komponisten machen kann/darf/will. "Closing The Circle" ist ein nur auf den Keyboards aufgebautes, sentimentales Instrumental und viel zu wunderbar, um es hier zu beschreiben. Den Abschluss des Albums bildet "Perfect Dark", ein dunkles Monumentalwerk, qualitativ durchaus hochwertig, aber nicht vom Hocker reißend. Ein wirklicher Durchhänger ist jedoch, trotz der erwähnten Schwach- bzw. Schwächelstellen, die ganze Dreiviertelstunde hindurch nicht auszumachen. Da bilden die gelungene Produktion (Tommy Hansen, u.a. Helloween, Pretty Maids) und die Tatsache, dass Sänger Jörn Lande wirklich ein Meister seines Fachs ist, der sich trotz beeindruckender Höhenleistung immer noch klar als METALsänger identifizieren lässt, nur die Spitze des Eisbergs. Fazit: Im Gesamtüberblick ein wirklich grandioses Hörerlebnis. Mein Glückwunsch geht nach Skandinavien.
 




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