www.Crossover-agm.de A.C.T.: Silence
von ta

A.C.T.: Silence   (Inside Out)

Die Schweden A.C.T. waren zwar schon live im Vorprogramm von Saga und Fish zu hören und zu sehen, trotzdem kennt sie kein Schwein und kein Rezensent (wobei sich beides bekanntermaßen nicht ausschließt). Das könnte daran liegen, dass die Truppe einfach zu nett ist. A.C.T. spielen auf zwei Dritteln ihrer neuen Platte kuscheligen, konventionell strukturierten Art Rock, der Pomp und Kitsch vereint, extrem melodie- bzw. gesangsbetont ausfällt und sogar ohne mit der Wimper zu zucken einen massiven Pop-Appeal zu versprühen wagt. Und was soll ich sagen? Schön, das gefällt mir. Herman Saming, der übrigens permanent von seinen Mitstreitern mit perfekt sitzendem Harmoniegesang unterstützt wird, klingt mit seinem hohen Gesang exakt wie eine Mischung aus Gildenlöw von P.O.S. und Sammet von Edguy, beide in ihren weichsten Momenten, passt damit aber perfekt zu den augenzwinkernd schmusigen und durch die Band hochklassigen Refrains vom Opening-Quartett "Truth Is Pain", "Puppeteers" (ein echtes Highlight!), "This Wonderful World" und "Out Of Ideas". Das klingt alles so locker und beschwingt, so spielfreudig, dass man selbst bei manchen Stellen, welche die Grenze zum Kitschigen dann doch überschreiten (Refrain von "Hope"), ein Auge zudrückt. Überhaupt fordert einen dieses Album in seinem Witz und seiner Leichtigkeit gerade dazu auf, seinen Musikkonsum einfach mal für eine Stunde nicht so furchtbar ernst zu nehmen - und versprüht dabei ein ähnliches Feeling wie Queen in ihren bombastischen Momenten oder der Urzeitprog der Siebziger, besonders wenn dann auch mal Original-70s-Instrumente wie ein niedliches Mellotron zu hören sind ("The Voice Within"). Schade nur, dass gleich zu Beginn des Albums einiges an Ohrwurmpulver verschossen wird, so dass zwischen "Out Of Ideas" und dem mit ein paar schönen Rhythmuswechseln und Queen-Reminiszenzen im Harmoniegesang ausgestatteten "Call In Dead" etwas Langeweile bzw. Genervtheit auftreten kann. Gottlob kommen A.C.T. so schnell auf den Punkt, dass diese Genervtheit keine Chance hat, sich langfristig auszubreiten.
Das alles gilt, wie gesagt, nur für zwei Drittel des Albums. Die Tracks 11 bis 19 stellen nämlich einen separaten Konzeptblock dar, in dem es um die Geschichte eine junge Frau geht, die einen Verkehrsunfall erleidet. Passenderweise wird der Gute-Laune-Art-Pop von A.C.T. hier durch Prog Rock ersetzt, der sogar eine kräftige Metal-Schlagseite aufweist. Das letzte Drittel dieses Albums besteht eigentlich aus einem einzigen, neunfach unterteilten Song, der härter, düsterer, vertrackter und sperriger ausfällt als die zwei Albumdrittel davor - und damit so etwas wie einen albumimmanenten Gegenpol stellt. Die einzelnen Teile sind kürzer als konventionelle Songs, strukturell sehr frei gehalten und hervorragend instrumentiert. Besonders die Keyboardsounds sind wirklich betörend ("A Father's Love", "The Final Silence"). An mutige Stimmungsumschwünge wie den recht abrupten Wechsel von Melancholie in geradeausrockenden Optimismus in "The Diary" muss man sich erst herantasten, ein Phänomen, das den ersten zehn Songs des Albums völlig abgeht. Damit wird "Silence" letztlich zu einer Angelegenheit, die sich sowohl im Hintergrund als auch unter dem Kopfhörer lohnt, sowohl für Fans von Gruppen wie Saga und Asia als auch für den gemeinen Prog Rocker aus der Ecke Yes/Genesis. Schöne, gefällige Scheibe.
Kontakt: www.insideout.de

Tracklist:
1. Truth Is Pain
2. Puppeteers
3. This Wonderful World
4. Out Of Ideas
5. Hope
6. Into The Unknown
7. No Longer Touching Ground
8. Useless Argument
9. The Voice Within
10. Call In Dead
11. Silent Screams
12. Introduction
13. The Millionaire
14. Joanna
15. A Father's Love
16. Memory Of Fight
17. The Diary
18. A Wound That Won't Heal
19. The Final Silence



www.Crossover-agm.de
© by CrossOver