Katana, Blackslash 20.05.2016 Leipzig, Bandhaus von rls
Der sowieso schon nicht sehr voluminöse Leipziger Traditionsmetaluntergrund geht offenbar an diesem angenehmen Frühlingsabend lieber grillen, und so ist die Besucherzahl, als Blackslash pünktlich um 21 Uhr loslegen, noch einstellig und verbleibt auch den restlichen Abend in Bereichen, die man als Skatreizwert per Farbspiel mit Einem ohne Sonderstufen erreichen kann. Trotzdem geben die Schwarzwälder alles - und das ist durchaus nicht wenig: Sie spielen konsequenten Traditionsmetal, der am ehesten in der Spät-NWoBHM anzusiedeln wäre, also beispielsweise bei Bands wie Tokyo Blade - daß der Rhythmusgitarrist ein Shirt mit der englischen Flagge trägt, ist also sicherlich nicht als Zufall einzustufen. Dazu kommt noch etwas Proto-US-Metal (Riot!) - daß der Leadgitarrist ein wenig aussieht wie James Hetfield in Garagenzeiten, dürfte zwar Zufall sein, paßt aber in diesem Kontext prima ins Bild, zumal auch Metallica weiland stark NWoBHM-inspiriert agierten. Die zweistimmigen Gitarrenpassagen, von denen das Blackslash-Material nur so wimmelt, rufen häufig den Bandnamen Iron Maiden ins Gedächtnis (daß der Bassist statt dessen ein Shirt der Undergroundband Iron Kobra trägt, muß nicht zwingend eine bewußte Ironisierung sein), wenngleich hier durchaus noch ein wenig mehr Vielfalt in den Harmonisierungen einziehen könnte. Der kleine Sänger, übrigens der Bruder vom Leadgitarristen, was man spontan optisch nicht vermutet hätte, verkörpert mit seinen diversen bunten Tüchern eigentlich eine spätere metallische Periode, liefert aber im Rahmen seiner Möglichkeiten - er besitzt eine mehr oder weniger ganz normale Stimme - eine gute Performance ab, und ergänzt wird das Quintett durch einen neutral nach Student aussehenden und technisch sehr fitten Drummer, der mit den winzigen Verschleppungen in "At The Edge Of Time" (kein Blind-Guardian-Cover) auch die einzigen moderneren Elemente in den Sound von Blackslash einbringt. Alle Bandmitglieder überzeugen durch Enthusiasmus und Spielfreude, was über einige Merkwürdigkeiten des Songwritings (etwa dramatische und Spannung aufbauende Soli, nach denen der Song dann aber plötzlich zu Ende ist) hinwegsehen hilft: Nummern wie "All These Nights", "Stellar Master" oder der Videosong "Rock'n'Roll" (der allerdings so gut wie keine titelrelevanten Elemente enthält) machen durchaus Hörspaß. Daß die Band auch Humor hat, zeigt der Fakt, daß sie sich mit einem bunten Riffmix zwischen Black Sabbath und "Alle meine Entchen" warmspielt und in den Setcloser mal eben "We're Not Gonna Take It" einflicht. Das wenigköpfige Publikum zeigt sich angetan, der Sound ist auch recht gut (nur einen Deut zu laut), aber eine Zugabe fordert trotzdem niemand ein.
|