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Münchener Freiheit   20.09.2008   Leipzig, Busdepot Lindenau
von rls

"Herbstauftakt bei den Leipziger Verkehrsbetrieben" nannte sich dieses Event in seinem strukturellen Rahmen, seit einigen Jahren fest im Leipziger Veranstaltungsplan verankert und zudem jeweils ein "Gastland" in den Mittelpunkt stellend. Anno 2008 war das Mexiko, und man holte sich dementsprechend auch einige mexikanische oder zumindest mexikanisch inspirierte Bands auf die drei Bühnen (nein, Lament waren nicht dabei, und auch ansonsten stand nichts Metallisches auf dem Programm), ergänzte diese allerdings um eine Handvoll Formationen, denen man auch beim besten Willen keinen engeren Bezug zu Mexiko andichten kann, so etwa eine Bee Gees-Coverband oder eben die Münchener Freiheit als Headliner auf der Hauptbühne (dürfte sicher das erste Mal gewesen sein, daß sie unter einem riesigen "Viva Mexico"-Backdrop gespielt haben :-)). Nun handhabt letztgenannte es im Regelfall so, daß das Einzelgigprogramm im Laufe eines Jahres meist strukturell auf dem Haupttourprogramm des jeweiligen Jahres aufbaut und nur geringfügige Änderungen vorgenommen werden - die Frage, ob dem auch diesmal wieder so war, kann mit Ja beantwortet werden. Zunächst galt es einen fast überpünktlichen Beginn zu konstatieren (das strenge Zeitmanagement war vermutlich durch anwohnerbedingte Auflagen determiniert), so daß der Rezensent, der exakt 20.00 Uhr auf dem Gelände eintraf, sich bereits mitten in "Tausendmal Du" wiederfand, dessen Introstruktur er allerdings beim Nahen zumindest akustisch wahrgenommen hatte - sie entsprach der seit 2007 üblichen. Für das Grundgerüst des Sets lese man die Rezension zum 2008er Tourauftakt in Chemnitz nach, hier seien lediglich die wesentlichen Veränderungen benannt: "Land der Fantasie" und "Aus und vorbei" fielen von den alten Songs heraus, auch "Sorry" wurde geopfert (womit ein hübscher Bluesfarbtupfer verlorenging und das aktuelle Album "XVII" somit gar nicht mehr im Set präsent war - das ist schade, zumal man nach wie vor am nur bedingt überzeugenden "Kleine Wunder" festhielt, das von mehreren "XVII"-Songs locker aus dem Feld geschlagen würde). Dagegen spielt das Gedächtnis dem Rezensenten einen Streich, was die Beantwortung der Frage betrifft, ob "Tausend Augen" schon damals in Chemnitz gespielt worden war oder nicht; im letzteren Fall bildete es den einzigen Neuzugang in der Setlist. "Verlieben Verlieren" hatte sich im Verlaufe der Tour offenbar gut bei der Band eingespielt - jedenfalls stimmte der vor einem halben Jahr in Chemnitz anfangs noch etwas durch die Botanik holpernde Groove diesmal von Beginn an (wohingegen die Reduzierung der Backingvocals im Refrain immer noch etwas komisch anmutet). Auch das noch nicht offiziell konservierte "Nur die Liebe zählt", das damals in Chemnitz seine Livepremiere erlebt hatte und seit dieser Tour natürlich prompt schon als Bootleg durchs Netz geistert, befand sich wieder im Set und konnte diesmal den kleinen Problempunkt von damals, daß Rennies beckendominierter Lauf den Übergang in den Refrain zu sehr zudeckt, ausmerzen - selbst in den eigenartigen Akkord beim dritten "zählt" im Refrain beginnt man sich langsam hineinzuhören. Ansonsten herrschte business as usual auf hohem poprockendem Niveau, wenngleich man konstatieren muß, daß Stefan nicht seinen besten Tag erwischt hatte und mit einigen größeren Höhen stark kämpfte (sehr gequält klang beispielsweise "Worte" im Refrain von "Ihr kommt zu spät", und in "Tausendmal Du" legte er einige Passagen von vornherein tiefer), wenngleich andere, nicht weniger hohe Passagen anstandslos perfekt saßen. Dafür leistete sich der Rest der Band keinerlei spielerische Blößen, und so blieb es der Technik vorbehalten, für die Aussetzer des Abends zu sorgen - da knisterte es mitunter verdächtig in den Boxen, und etliche Passagen gerieten deutlich zu baßlastig (wenngleich es alles andere als uninteressant ist, Michas alles andere als auf reines Rhythmushalten beschränkte Baßarbeit mal etwas genauer zu verfolgen), worunter meist die Durchhörbarkeit von Arons Gitarre zu leiden hatte (so auch in der sonst alle sprachlos machenden Kriterien wieder erfüllenden Fassung von "Sommernachtstraum"). Der "rächte" sich dafür spätestens in der ersten Zugabe mit einem hervorragenden Solo in "Oh Baby", wobei das letzte Songquartett in Hauptset und Zugabe der mittlerweile standardisierten Folge "Ohne dich (schlaf' ich heut' nacht nicht ein)", "Ich steh' auf Licht", "Oh Baby" und "Bis wieder uns wiedersehen" entsprach. Das Abschlußcover unter Instrumententausch gehörte diesmal, da man offensichtlich noch genug Spielzeit hatte, auch wieder zum Set (anno 2007 beim Stadtfest Leipzig war es gestrichen worden), aber anstatt die Tourzugabe ("Lola" von den Kinks) zu spielen, grub man wie schon vor einigen Jahren wieder "I Love Rock'n'Roll" aus, diesmal sogar in einer fetteren und überzeugenderen Version als etwa 2005 in Radeberg. Damit waren 110 Minuten gefüllt, das Publikum war zufrieden, und das Feuerwerk als Abschluß des gesamten LVB-Festes konnte beginnen.



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