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Adler's Appetite, Adam Bomb, Shylock, Liquid Horizon   22.01.2006   Ludwigsburg, Rockfabrik (Nebenraum)
von gl

Der Flyer zur Veranstaltung
Die kaum bemerkte Nachricht, dass der ehemalige GUNS N' ROSES-Drummer Steven Adler einige Gigs in Deutschland spielen sollte, löste so gut wie keinerlei Interesse in der Rock-Welt aus. Hinzu kam eine grottenschlechte Promotion und auch noch das Durcheinander mit dem Line-Up, nachdem sich Herr Adler mit der kompletten vorherigen Band (Jizzy Pearl, Robbie Crane und Keri Kelli) Ende letzten Jahres zerstritten hatte. So musste schnell eine Gruppe zusammengestellt worden, und im Grunde wusste fast keiner, wer denn dann letztendlich auf der Bühne stehen würde - selbst bis zum Konzertabend nicht, an dem noch doch das Gerückt umherwaberte, Izzy Stradlin sei vor Ort. Und es mag sogar möglich sein, dass dies wieder besseren Wissens gestreut wurde, um noch 'n paar Nasen mehr anzulocken, doch Trugschluss: Als die Tür dann endlich 40 Minuten zu spät geöffnet wurde (bei -8° zu warten macht Laune), verliefen sich gerade mal 30 Leutchen in dem kleinen Raum, der bei dem United Forces Of Rock Festival noch für Listening Sessions genutzt wurde. Darunter 4 Personen, die für 99 Euro auf ebay "V.I.P."-Pässe beim Veranstalter selbst (!) ersteigert hatten und Versprechungen wie "eine Stunde mit der Band" erhalten hatten. Der gleiche Mann meinte zu Marco Magin, der für das BREAKOUT ein Konzertreview schreiben wollte: "Eine Nachberichterstattung bringt mir nichts." Hinzu wollte er die Einladung, die einer der Musiker mir gegenüber ausgesprochen hatte, nicht akzeptieren.
Auf der nur leicht erhöhten kleinen Bühne stand ein Schlagzeug mit einem Schriftzug von LIQUID HORIZON, die keiner auf dem Schirm hatte. Die Mannheimer Progressive Metal-Band war in einer Nacht-und-Nebel-Aktion keine 2 Tage zuvor (!) kontaktet worden, da man für den Abend kein Schlagzeug hatte. Die eigentlich geplante Band SLUTFREAKS aus Hamburg hätte wohl zahlen sollen und auch noch das Schlagzeug stellen und war dann abgesprungen. LIQUID HORIZON eröffneten also unter wenig Anteilnahme den Abend und überraschten aber am Ende mit einem doppelstimmigen Vocal-Arrangement positiv. Dann spielten die Franken SHYLOCK einen überzeugenden Set, der mich sehr an meine alten Faves LETTER X erinnerte. (Die beiden anderen auf dem Flyer angekündigten Bands BAI BANG und DONNERKOPF, auf die ich mich gefreut hatte, spielten nicht. Okay: Wenn man die Lupe zur Hilfe nimmt, sah man noch ein kleines Sternchen, dass jene nur in Hamburg spielen sollten.)
Während SHYLOCK tappte ein kleines Männchen unbeholfen herein und hängte einige T-Shirts auf, die mit "Adam Bomb" beschriftet waren. "You're lucky, you get two for the price of one", nuschelte er. Mr. Bomb ist mit seinen beiden Mitstreitern z.Zt. in Deutschland on tour - ähnlich "erfolgreich": in Karlsruhe in den Katakomben kamen laut Marcus Jürgens von PUMP "vielleicht ZEHN Leute!". Er hatte in der RoFa angerufen, ob er noch spielen könne, ohne Gage, und dies wurde angenommen. Mit einem Glimmerdraht umwickelten Mikroständer und einer Gitarre, aus der er Pyros abschoss, begab er sich dann auf die Bühne und brachte ehrlicherweise tatsächlich so was wie eine kleine Show rüber. Der Gitarrist und Sänger spielte einige Songs seines neuen Albums "Rock Like Fuck", leider aber nicht den Song "I Want My Heavy Metal" von seinem Debut von 1985. Dafür aber "Eruption" - das Eddie Van Halen-Instrumental von der 1. Platte und einen Track, den er zusammen mit John Paul Jones komponiert hatte, worauf er natürlich hinwies.

Chip, Sheldon und Michael mit Platzproblemen auf der Mini-Bühne   Wenn der Sänger mal ne Pause hat, kann auch der Basser mal nach vorne
Nach viel zu langer Umbaupause vor inzwischen immerhin ca. 90 Leuten kamen dann die 5 Musiker auf die Bühne, die diesen Abend wohl nicht vergessen werden: Sänger Sheldon Tarsha, Lead-Gitarrist Michael Thomas (ex-BEAUTIFUL CREATURES, ex-BANG TANGO und FASTBACK), Rhythmus-Gitarrist JT Longoria (er spielt kurioserweise mit IZZY STRADLIN zusammen und hat z.B. die letzte KING DIAMOND produziert) und Bassist Chip Z'Nuff (von ... ja ... ENUFF Z'NUFF) und natürlich Steven Adler, der auch noch Geburtstag hatte und uns 4 Stunden zuvor schon mit einer Jägermeisterflasche entgegengetaumelt kam ... Die Befürchtung, dass das heute abend nichts gibt, zerstob jedoch, denn dafür trommelte er einigermaßen akkurat, nicht meisterlich, aber im Takt und nicht komplett neben der Spur, wie Dizzy Reed kürzlich verkündete. Gut, er verpasste ab und an mal einen Einsatz, weil es wichtiger war, die Zigarette anzuzünden oder auszudrücken, aber wir sind ja hier nicht auf 'nem Dream Theater-Konzert. Mit "It's So Easy" stieg die Truppe ein, gefolgt von "Nightrain" und "My Michelle". Und die Band war tight, gut aufeinander abgestimmt und wirkte sehr professionell. "Der Sänger sang die Songs 20x geiler als sie Axl W. Rose jemals gesungen hat", meinte ein Besucher und dem ist absolut zuzustimmen, welch ein Mega-Talent. Dabei machte Sheldon nicht den Fehler, Axl zu imitieren, was eh ein Witz wäre. Denn Axl selbst hat ja seinerseits versucht nach Video-Cassetten-Auswendiglernen eine Kopie von Richard Black von SHARK ISLAND und dessen Bühnenbewegungen zu sein, wie kürzlich noch einmal schön in einem Interview zu lesen war.

Sheldon und Michael in ihrem Element   'Light it up - hit the switch, grind all the gears & kick the bitch': Michael Thomas
Die beiden tollen Gitarristen Michael (das Publikum aufpeitschend rechts) und J.T. (cool und abgeklärt links) wurden ergänzt von einem ruhenden Pol namens Chip Z'Nuff, der hinten neben dem Drumkit stand und dort die Basslinien zupfte, weil vorne kein Platz mehr war, nur gelegentlich machte er einen Ausflug an die Front. "Out To Get Me", "Knocking On Heaven's Door" und "Sweet Child O'Mine" wurden der kleinen Meute geboten und vorne gröhlten wenige Ausrastende mit. Nervig nur, dass Steven nach jedem zweiten Song aufstand und nach Hasch-Zigaretten gefragt hat. Das machte der geborene Rockstar Michael Thomas, natürlich über und über tätowiert, wett durch sein Charisma. "Mr. Brownstone" und überraschenderweise auch "Civil War" (klasse!) folgten, bevor mit "Mama Kin" AEROSMITH gehuldigt wurde. Doch das Debut der Gunners "Appetite For Destruction" hatte ja noch 'n paar Songs, also auch "Rocket Queen" noch, um dann "Highway To Hell" runterzuzocken (das war jetzt weniger gut). Nun musste Steven erstmal aufs Klo! Und klar, dass nach längerer Pause noch die beiden größten Hits des wohl erfolgreichsten Debuts aller Zeiten "Appetite For Destruction" noch kommen sollten, logo: "Welcome To The Jungle" und "Paradise City". Das Konzert und die Performance bewerte ich nicht als sensationell, aber als sehr stark, was den vier Mitmusikern zu verdanken ist, tatsächlich ist Steven der Schwachpunkt in seiner eigenen (Cover-) Band, welch Ironie. Wer's nicht glaubt, kann hier das KOMPLETTE Konzert nachhören:
http://rapidshare.de/files/11737554/Adlers_Appetite_22.01.06_Ludwigsburg.WMA.html

Da war die Welt noch in Ordnung: Steven Adler direkt nach der Show   Voller Einsatz im Namen des Rock'n Roll: Michael Thomas   Sensationeller Sänger: Sheldon Tarsha - besser als Axl Rose oder Scott Weiland!
Dankbar ließ sich Steven noch feiern mit "Happy Birthday To You" und "Dem Steven sei ein Trulala ..." (wen der wüsste, wie das Lied weitergeht ...) und gab Autogramme, bevor die Hälfte der Anwesenden backstage ging, um mit den Musikern zu quatschen, dies zur Nötigkeit eine VIP-Passes.
Soweit zum Konzert - hier hätte eigentlich Schluss sein können, es sollte ja nur eine Konzert-Besprechung sein, leider begab sich in der darauffolgenden Nacht aber ein Drogen-Exzess im Stuttgarter Novotel, der schwere Folgen hatte. Nach einem kleinen Interview mit Chip sollte noch eines mit Michael folgen, doch Steven wollte plötzlich ins Hotel, also verließ die kleine Gruppe (= die fünf Musiker, ihr Tourmanager und ein Roadie, sowie der Veranstalter) den Ort, und wir sollten hinterherfahren. Zuvor musste erstmal in einer Tankstelle "eingekehrt" werden, da auch für Catering nicht gesorgt war. Den Anblick eines grinsenden Steven Adler mit seiner Ravioli-Dose, die er nachts um 2 durch die Regale balanciert, vergesse ich jedenfalls nicht. Im Hotel angekommen gab es dann noch ein kleines Interview mit Michael Thomas, während der Veranstalter, noch mal von den Fans auf die 99-Euro-Geschichte (s.o.) angesprochen, den beiden Fans eine Flasche Bier gab! Sie waren jedoch, da sich darunter ein hübsches Mädchen befand (zum Glück deren Freund auch ...), sowohl von Steven als auch von Mr. Nuschelkönig Adam Bomb eingeladen worden, noch Party zu machen im Hotel und begaben sich dann auf das entsprechende Zimmer. Da der Abend verstrich, ohne dass ich meine "Appetite For Destruction"-Vinyl-Platte von Adler signiert hatte, ging ich zum Abschluss noch mit und es bot sich ein erbärmliches Bild: Die beiden waren schon so dermaßen zugedröhnt, dass sie sich halb auf der Couch, halb auf den Betten liegend anschrieen und Steven irgendwelche Kokain-Stories von sich gab. Adam Bomb, mit dem ich noch 3 Stunden zuvor einige Minuten geredet hatte, erkannte mich nicht wieder! Der Raum war komplett zugenebelt mit Kiffer-Gestank, so dass ich rasch ging. Seltsam, Stunden zuvor hieß es noch: "Wir haben seit über 40 Stunden nicht geschlafen ...". Lustig, dann in einem Forum von einer "Big Party" zu lesen ... Im Laufe der Nacht müssen die sich auch noch stärkere Drogen reingeballert haben, denn am Montagmittag war Steven wie ausgewechselt, beschuldigte seine Bandmitglieder, dass sie nicht die Stars seien, sondern er, und er sie nur noch minimal bezahlen wollte. Die Show in Aschaffenburg fiel dann auch aus, obwohl LIQUID HORIZON bereits aufgebaut hatten, und auch schon Soundcheck hatten ... Als Dank dafür, dass deren Drummer das Schlagzeug für alle vier Bands stellte, musste er sich von Adam Bomb dann im Internet anhören, sein "Piece of Shit Drumkit" sei verantwortlich für eine Handverletzung von Steven. Plötzlich hatte Steven dann auch eine Bandage an der Hand (?). Die Show in Bochum, i.ü. ebenerdig auf der Tanzfläche, auch in einem Nebenraum der Matrix, während Ill Nino im Hauptsaal spielten, wurde dann auch nur noch gespielt, um die beiden mitgereisten Amerikaner zu bezahlen. Die 4. geplante Show in Hamburg fiel natürlich ebenfalls aus! In der Nacht darauf verschwand Steven mit dem Geld und unbekanntem Ziel und ließ die sechs anderen ohne Geld für Rückflugtickets quasi stranden! Er tingelt nun - auf Anraten seines neuen "Managers" Adam Bomb - durch die Lande und greift auf eine Guns'n'Roses-Coverband des jeweiligen Landes zurück! (Verlangt aber genau soviel Geld wie für o.a. Profis!)
Zusammenfassung: Steven Adler hat sich nun dreimal mit einer kompletten Band überworfen und geht immer noch davon aus, er sei ein Star. Klar, genau so wie Junkie Pete Doherty ein Star ist, nur verkauft der mit seinen beschissenen Babyshambles noch Platten. Von Adler's Appetite gibt's ja gar keine zu kaufen, zwar existiert eine EP, jene wollte man nicht anbieten, da ja dort noch Jizzy Pearl singt. über den sich Steven auch ausgekotzt hat. Es wurde eine DVD angeboten, die laut einem Käufer "lausige Bootlegqualität" offeriert. Steven hat auch die letzte Möglichkeit, mit diesen tollen Musikern endlich einen Schritt in die richtige Richtung zu unternehmen, unterbunden und hat so ziemlich den schlechtmöglichsten Berater an seiner Seite, den ein Mensch nach Jahren des hochgradigen Missbrauchs haben sollte - wiederum einen Drogisten! Wo ist seine Mutter in all dem Chaos, die ja seine Tantiemen einstreicht, da er selbst für geschäftsunfähig erklärt wurde? (Da sich selbst die Best Of mit altem Zeug noch wie geschnitten Brot verkauft, sind das Hunderttausende von Dollar pro Jahr ...!) Der Mann ist sehr leicht zu beeinflussen und hat sicher einen weichen netten Kern, er gehört da rausgerissen. Mit ernsthaften Musikern wird Adler nach dieser Bankrott-Erklärung nie mehr zusammenarbeiten werden. Auch wenn dies nur eine kleine Randnotiz (oder sollte man Abgesang sagen?) im Rock-Business ist, da wie erwähnt, das Interesse minimal war, steht leider zu befürchten, dass das alles ein trauriges Ende findet.
Jizzy Pearl hatte leider Recht: "Old habits never die ...!"

Fotos: Andreas Haag






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