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Lord'sParty-Christmas Gig mit Seventh Avenue, Arson, Mikromat, Evotation   14.12.2002   Oelsnitz/Vogtland, Magic
von rls und mst

Anno 2002 waren die Lord'sParty-Veranstaltungen aus persönlichen Gründen der Organisatoren etwas rarer gesät als in den Jahren zuvor, aber den traditionellen Christmas Gig vorm 3. Advent ließen sich die Leute um Chefdenker André nicht vom Brot nehmen. Man zog diesmal allerdings vom Gasthof Gunzen in die Disco Magic in Oelsnitz um, was allen von Norden her Einfliegenden eine deutlich vereinfachte Anfahrt bescherte, parkplatztechnisch auch nicht gerade ungünstig war und zudem von den Konzertbedingungen selbst einen Schritt nach vorn darstellte: Die höhentechnisch abgestufte Besucherfläche ermöglichte auch den weiter hinten Stehenden exzellente Sichtverhältnisse auf die sehr geräumige Bühne, die Lord'sParty-Techniker durften die vorhandene Lichtanlage und Teile des Soundsystems mit benutzen, und das große Volumen des Raumes (vermutlich hing auch irgendwo noch 'ne Klimaanlage) sorgte trotz tobender Publikumsmassen für vergleichsweise saubere Luft.
Da ich aus hier nicht näher zu erörternden Gründen mit mehreren Stunden Verspätung in Oelsnitz eintraf, übergebe ich für die Berichterstattung von den ersten Acts nun an Mario (rls):

Evotation
Da bedanke ich mich doch lieb und versuche die ersten beiden Bands mal ganz objektiv zu beleuchten (was gar nicht so einfach ist, wenn man sie selbst eingeladen hat ...). Evotation hatten an diesem Abend ihren ersten Auftritt und zwar freute ich mich auf die Band, muß aber gestehen, dass sie meine Erwartungen um ein Vielfaches übertrafen. Was die vier Jungs + ein Mädel dann auf der Bühne abzogen, ließ meinen Unterkiefer so weit nach unten sinken, dass eine komplette Zahnsteinentfernung für meine amtierende Zahnärztin kein Problem gewesen wäre. Evotation standen jedenfalls keinen Millimeter hinter der hohen Leistung aller Bands zurück (Seventh Avenue waren für mich natürlich das Highlight, aber das hat wohl was mit meinem persönlichen Musikgeschmack zu tun). Nach einem kurzen Intro und einer Begrüßung von LordsParty-Häuptling André rauschte ein kleiner Orkan namens "Paradise" von Stratovarius über uns hinweg. Die Band bot ein professionelles Auftreten und hatte mit Sängerin Maria eine absolute Geheimwaffe im Gepäck. Beim nächsten Stück, "Hammer Of God" von Mortification übernahm Keyboarder Johannes das Mikro und auch das funktionierte tadellos. Vor der Bühne wurde es auch immer voller und die Leute gingen ordentlich mit. Nach dem härtetechnisch aufpolierten Chartbreaker "The Ketchup Song" (gute Choreographie, Maria!) kam ein Weihnachtslieder-Medley, das sich gewaschen hatte. Aus "Ihr Kinderlein Kommet" wurde ´ne Speed-Version, der Anfang von "Stille Nacht" kam gar als Bluesintonation, aber der absolute Oberkracher war "Maria durch ein Dornwald ging". Besinnlicher Einstieg, später immer mehr durch eine "doomige" Härte angereichert und getragen von einer phantastischen Stimme sorgte dieses Lied für Gänsehaut und außerdem dafür dass meine aufgestellte Unterarmbehaarung mit jedem Killernietenarmband mithalten konnte! Evotation hatten noch mehr zu bieten (u.a. den Lobpreissong "Awesome God" mit Grindeinlagen von Drummer Ulf und Bloodgoods "Messiah") und wurden verdientermaßen abgefeiert. Gute Band, guter Auftritt, danke schön und demnächst bitte mehr davon!

Mikromat
Bei Mikromat kann ich leider nicht so detailgetreu berichten, da mich andere Verpflichtungen von einer intensiven Beobachtung abhielten. Interessant war schon mal, dass in der Umbaupause Mikroständer, Gitarren und diverse andere Geräte ausgiebig mit Lametta behängt wurden. Spätestens hier dürfte wohl auch dem Letzten und auch bei miserabelsten Englischkenntnissen aufgefallen sein, dass Christmasparty Weihnachtsfest bedeutet und der ganze Abend ein Fest zur Feier von Jesu Geburt war. Irgendwie schienen Mikromat auch ihren Drummer verloren zu haben, denn sie schnappten sich einen "zufällig" vor der Bühne wandelnden Weihnachtsmann und trugen!! ihn zum Schlagzeug und setzten ihn einfach dahinter. Aber sie hatten Glück, sie erwischten einen Weihnachtsmann, welcher der hohen Kunst des Schlagzeugspiels mächtig war ... Dann war jedoch erst mal Schluß mit lustig. Mikromat bezeichnen ihren Stil als Crosscore, was ich zwar für eine originelle Idee halte, sich aber oft als richtig wütender Hardcore erwies. Im Moshpit vor der Bühne flogen die Leute nur so durch die Gegend und die Stimmung blieb auf einem durchgehend hohen Niveau. Was Sänger Timotheus so aus seinen Stimmbändern holt war wirklich beeindruckend und ließ keinen Zweifel daran, welche Band an diesem Abend die härtesten Musikfreaks zufrieden stellte. Auch Mikromat kamen um eine Zugabe nicht herum und hatten wie jede Band heute Abend ein fantastisches Publikum, das sie den ganzen Auftritt über abfeierte. Und an dieser Stelle gebe ich zurück an Roland und das CrossOver-Hauptquartier (mst):

Arson
Als ich das Magic betrat, waren Arson schon im vollen Gange und bemühten sich, den Eindruck zu erwecken, eine leicht gehärtete deutsche Antwort auf P.O.D. zu sein. Und das gelang dem Vierer gar nicht mal so schlecht, so daß vor der Bühne ein wilder Moshpit tobte und vereinzelte Diveaktionen festzustellen waren. Der Sänger, der wie eine zivilisierte Version von Michael Mittermeier aussieht, bestritt den Löwenanteil seiner Parts mit Rapvocals, brüllte bisweilen aber auch wie am Spieß und setzte damit einige Kontrapunkte zum zumindest in dem von mir erlebten Teil des regulären Sets vorherrschenden recht konventionellen New Metal, der ähnlich wie besagte P.O.D. eher am unteren Härteskalenende dieses Genres anzusiedeln wäre. Die Gitarre produzierte etliche fette Riffs aus der Black Sabbath-Schule, die man auch zu feisten Doomkrachern hätte ausbauen können, wenn man denn gewollt hätte (mit der Folgegefahr, daß vor der Bühne kein wilder Moshpit mehr getobt hätte, sondern nur eine Handvoll ewiggestriger Altmetaller, unter ihnen die Rezensenten, in gesetztem Tempo ihre mehr oder weniger spärliche Haarpracht geschüttelt hätten), aber da war vor allem der halftimeverliebte Schlagzeuger dagegen. Komischerweise äußerte der Sänger vor "No Possibilities", er habe etwas gegen ellenlange Predigten, die christliche Bands von der Bühne aus halten, sondern wolle lieber mit den Anwesenden party for the Lord machen - aber er dehnte diese Ansage so aus, daß unterm Strich genau so eine ellenlange Predigt herauskam (was aber aufgrund der christlichen Sozialisation der meisten Anwesenden niemanden gestört zu haben schien). Vehemente Zugabeforderungen begleiteten Arson auf dem Weg in die Kabinen, die dann auch erfüllt wurden und dem Rezensenten die Überraschung bescherten, daß auch in den vier Deutschen altschulige Herzen schlagen, denn in den drei Überhangtracks (der erste wurde gar auf Zuruf gespielt, obwohl er gar nicht geplant gewesen und wohl seit zwei Jahren nicht mehr live gespielt worden war) verfiel man bisweilen in begeisterndes Stakkato-Hardcoregeknüppel, auch wenn man nicht ganz die Massivität von Point Of Recognition (R.I.P.) erreichte. Aber das wollten Arson wohl auch nicht, und die Fans waren trotzdem zufrieden.

Seventh Avenue
Nach einer Umbaupause in verträglicher Länge erklang ein ausgedehntes orchestrales Intro, bevor SIE die Bühne betraten: Seventh Avenue, die Großmeister der christlich orientierten Abteilung des melodischen Speed Metals. Thorsten und Dirk hatten mich angesichts des Konzerterlebnisses von Niederjossa vorgewarnt, es würde Speed pur geben - und es gab Speed pur! Sehr zur Freude der ersten Reihen (die anderen hatten sich uhrzeitbedingt etwas gelichtet, und die pogenden Kids waren mittlerweile relativ ausgepowert, so daß man nicht andauernd mit solchen kollidierte) brannten Seventh Avenue ein spieltechnisches Feuerwerk nach dem anderen ab, auch wenn durch leichte Schwankungen im etwas zu lauten Sound bedingt nicht jedes Leadriff Herbies nachvollzogen werden konnte und auch Mikes Snare komischerweise manchmal verschwand. Anlaß zum freudigen Haupthaarschütteln gab's dennoch mehr als genug (an dieser Stelle ein enthusiastischer Gruß an das hübsche dunkelhaarige weibliche Wesen links neben mir - IN GOD WE TRUST), und wenn man andere Beschäftigungen suchte, war lautes Mitformulieren der Lyrics ebenfalls äußerst angesagt. Stilistisch unterschieden sich die Stücke von der neuen CD "Between The Worlds" (zum Zeitpunkt des Gigs nur als Brasilien-Import erhältlich, aber trotzdem schon weitreichend bekannt) nur unwesentlich vom altbekannten Material: sehr abwechslungsreicher, komplexer, aber nicht unbedingt progressiv zu nennender Speed Metal mit einem großen Fundus an unkitschigen Melodien. "Levy Your Soul From Hate" erntete die besten Reaktionen auf das neue Material, auch wenn die bekannteren Werke selbstredend etwas frenetischer abgefeiert wurden. Die monströse "Goodbye"-Mini-CD steuerte "Where You Belong" bei, "May The Best One Win", "Big City Sharks" und den Titeltrack in der "nur" zehnminütigen Fassung hatte man von "Southgate" ausgewählt, auch von "Tales Of Tales" gab's den Titeltrack und zudem noch die Ballade "Where Are You", die den einzigen richtigen Ruhepunkt des Sets bilden sollte, da auch das uralte und eher im Midtempo angesiedelte "Love Goes" zwischenzeitlich in melodische Hochgeschwindigkeit umschlug. Spaß am Covern haben Seventh Avenue schon lange, und so gab's auch diesmal Exempel dieser Sorte: Beethovens "Für Elise", zunächst mit einer leisen, emotionalen Gitarre angespielt, schlug urplötzlich in ein präzise ausziseliertes Stück Hyperspeed um, Strypers "In God We Trust" war einer der langsamsten Tracks des Sets und trieb den Altmetallern die Tränen der Rührung in die Augen (es sei an dieser Stelle angemerkt, daß sich in den ersten Reihen auch viel Jungvolk begeistert tummelte, das, als Stryper besagten Track eingespielt hatten, gerade mal geboren war), und nach dem hymnischen "Goodbye" als Ausklang des regulären Sets gruben Seventh Avenue noch tiefer in der Metalgeschichte und förderten Maidens "Run To The Hills" zutage, das einen bis auf Kleinigkeiten perfekten Auftritt abrundete. Solche Gigs wünsche ich mir auch 2003 wieder, und wie ich André & Co. kenne, werden sie mir diesen Wunsch auch erfüllen.



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